Von Ost-Berlin ins Rheinland. Interkulturelle Erfahrungen im vereinten Land | Staffel 3 Folge 3
Shownotes
🎙 Die DDR und wir im DAAD – Folge 3
Staffel 3: Da wächst zusammen
Insgesamt 31 ehemalige Mitarbeitende des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft der DDR waren ab 1990 in der neuen Arbeitsstelle des DAAD in Berlin-Mitte tätig. Dort führten sie die Stipendienprogramme der DDR zu Ende. In den Folgejahren wechselten einige von ihnen in die DAAD-Zentrale nach Bonn. Wie erging es ihnen dort? Konnten sie ihre Expertise einbringen? Wie wurden sie im Rheinland aufgenommen? Darüber berichten sie in dieser Podcast-Folge – moderiert von Alexander Haridi und Marie Buchta vom DAAD.
📑 Hintergrund
Nach der Wiedervereinigung arbeiteten zunächst 31 ehemalige Beschäftigte des DDR-Ministeriums für Bildung und Wissenschaft in der neu gegründeten Arbeitsstelle Berlin-Mitte. In den Folgejahren wechselten einige von ihnen in die DAAD-Zentrale nach Bonn im Rheinland. Dort trafen sie auf ein neues Umfeld – und machten ganz unterschiedliche Erfahrungen: Während manche ihre Expertise einbringen und sich schnell zu Hause fühlen konnten, fühlten sich andere fremd und hielten engen Kontakt zur alten Heimat.
💬 Zeitzeugenbericht
„Da habe ich nie gemerkt, dass ich Ostdeutscher bin“, erinnert sich Dr. Rüdiger Stahl an seine ersten Jahre in Bonn. Andere betonen dagegen, dass sie nie ganz angekommen seien – fast alle fuhren jedes Wochenende in Fahrgemeinschaften zurück in den Osten.
📌 Themen dieser Episode
• Übergang von der Arbeitsstelle Berlin-Mitte in die Bonner DAAD-Zentrale • Integration, Anerkennung und neue Aufgaben im DAAD • Zwischen Ankommen im Westen und Festhalten an der alten Heimat
🎧 Über das Projekt
Das Zeitzeugenprojekt „Die DDR und wir im DAAD“ dokumentiert über 90 Stunden Interviews mit ehemaligen und aktuellen Mitarbeitenden, DAAD-Alumnae/-Alumni und politischen Wegbegleitenden – emotional, kontrovers und informativ.
🖥️ Formate
Podcast 🎙 | Video-Serie 🎥 | Online-Archiv mit Zeitzeugeninterviews 📖
DAAD-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter haben das Projekt anlässlich des 100-jährigen DAAD-Jubiläums entwickelt und umgesetzt, unterstützt durch Studierende und Kommunikationsprofis aus Ost- und Westdeutschland.
🔗 Weitere Informationen:
🌐 Webseite: https://pageflow.daad.de/ddrundwir
🎥 YouTube: https://www.youtube.com/channel/UC-wnTIo38qxMCUa1VOR6Q
📧 Kontakt: ddrundwir@daad.de
Transkript anzeigen
00:00:00: Und das wollte nicht unbedingt jeder nach Bonn gehen.
00:00:04: Ich habe Oje gesagt, hier hast du keine Chance, dass du weiterarbeiten kannst.
00:00:10: Ich muss sagen, das war auch mein Glück.
00:00:11: Die Fragen an diesem Tag vor Ostern, die ich da bekam, die gingen nicht mehr um die Arbeitsaufgaben.
00:00:24: Die gingen um mich, um die Person, um die Biografie.
00:00:29: Die ging auch ordentlich zur Sache tief in die Politik hinein.
00:00:34: Man wollte wissen, mit wem hat man es zu tun für den Fall, dass der ab morgen in Bonn sitzt.
00:00:42: Haben die Kollegen in Bonn sich interessiert
00:00:45: für die WDR
00:00:46: oder für ihre Arbeit?
00:00:48: Nein,
00:00:48: in keinster Weise.
00:00:51: Das war auch ein Phänomen.
00:00:52: Niemand hat mal gefragt, wie hattet ihr denn so?
00:00:57: Aber ... Meine Kollegen im Personalreforat und auch sonst meine Kollegen aus dem DAD, da habe ich nie gemerkt, dass ich Ostdeutscher bin.
00:01:18: Die DDR und wir im DAAD.
00:01:22: Eine Zeitzeugenbefragung.
00:01:25: Folge drei von Ostberlin ins Rheinland.
00:01:29: Und heute im Stuhl sind auch zwei, die noch in der DDR geboren wurden.
00:01:34: Ich bin Alexander Haridi und mit mir im Studio sitzt meine DRD-Kollegin.
00:01:39: Marie Buchter.
00:01:40: Hallo Marie.
00:01:42: Du hast dich mit der Integration der ehemaligen Mitarbeitenden, sagen wir gegendert, oder Mitarbeiter hätte man in der DDR gesagt, Frauen und Männer gemeint, aus der ehemaligen DDR beschäftigt und das Skript für diese Folge verfasst.
00:01:59: Wir erinnern uns, der DRD hat in der Mitte des Jahrhunderts neunzehntundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundundund.
00:02:21: Bis heute, dass ich das anschaue, haben wir natürlich noch viel mehr Kolleginnen und Kollegen, die aus der ehemaligen DDR kommen.
00:02:27: Und du hast für dieses Projekt, Alex, auch eine ganze Reihe Interviews.
00:02:31: Aber wir wollen uns jetzt heute in dieser Folge doch diese Gruppe anschauen, die eine ganz besondere Geschichte hat.
00:02:36: Nämlich, du hast es schon gesagt, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in diesem neuen Ostberliner Büro des DRD in der sogenannten Arbeitsstelle Berlin Mitte gearbeitet haben, die wurden dort ausgewählt.
00:02:49: um die DDR-Stipendium-Programme im Prinzip zu Ende zu verwalten.
00:02:54: Bis nineteenundzeixundneunzig bestand dieses Büro und einige von diesen Mitarbeitern aus der Arbeitsstelle sind dann nach Bonn gewechselt.
00:03:03: Und die wollen wir uns heute mal anschauen.
00:03:06: Genau, Mario.
00:03:07: Und wer etwas mehr wissen möchte über diese ASBM, hatten wir auch schon gesagt.
00:03:12: Es lohnt sich, das Akronym sich zu merken.
00:03:16: Wer mehr dazu wissen möchte, kann sich zwei Episoden anhören und anschauen, die wir zu dem Thema schon aufgenommen haben.
00:03:24: Genau.
00:03:24: An dieser Stelle vielleicht nur noch mal so viel.
00:03:26: Diese Arbeitsstelle hat am vierten Oktober, die Arbeit.
00:03:31: aufgenommen.
00:03:32: Und ja, zu dem Zeitpunkt war für diese ausgewählten Mitarbeiter, das waren ehemalige Mitarbeiter des DDR-Bildungsministeriums, für die war eigentlich überhaupt nicht klar, ob sich daraus vielleicht auch eine längerfristige Berufsperspektive für sie noch ergibt.
00:03:49: Wir steigen mal ein mit Gottfried Gügold, der war Mitarbeiter dort in der Arbeitsstelle und hören, was er zu dieser vielen Perspektive sagt und danach kommt der aus Bonn, Entsante Leiter dieser Arbeitsstelle Heinz Weegner.
00:04:06: Darüber wurde interessanterweise im Übrigen nie gesprochen.
00:04:11: Darauf gebe ich zu, haben wir gewartet.
00:04:15: Wann kommt denn mal eine Brotkrume, damit wir erfahren, die uns im schlimmsten Fall selber entabwickeln, weil alles nach Bonn geht oder nach München.
00:04:27: Und wir, dazu passierte nichts.
00:04:33: Das hat sicherlich Rätsel ausgelöst.
00:04:38: Das muss man aber, denke ich, verstehen, solange man auf Bonner Seite nicht wusste, bezogen auf die Personen, ganz genau, woran man ist.
00:04:49: Und niemand wollte auch in Bonn nicht die Katze im Sack
00:04:52: kaufen.
00:04:52: Das war ja der Spannungsverhältnis, in dem ich stand.
00:04:56: Auf der anderen Seite arbeiteten wir die Programme ab.
00:05:01: Aber die Stellen schmolzen ab.
00:05:03: Die hatten ja nur Jahresverträge.
00:05:04: Ich musste nur versuchen, meine neuen DRD-Kollegen anführungszeichen auch wieder in neue Positionen zu bringen.
00:05:12: Das ist mir in den meisten Fähigen gelungen, das kann also arbeitslos wurde.
00:05:16: Das war die Stimme von Heinz Wegener, der hat die Arbeitsstelle Berlin Mitte nach einem kurzen Interim von Christian Reiser dann die ganze Zeit geleitet.
00:05:29: Und Heinz Wegener war im West-Berliner Büro des DRDs beschäftigt zuvor.
00:05:35: Also die Mitarbeiter dieser Arbeitsstelle hatten immer nur befristete Verträge, richtig?
00:05:40: Ja, genau.
00:05:41: Und zu Beginn war auch gar nicht klar, wie lange diese Arbeitsstelle überhaupt bestehen soll.
00:05:45: Ganz zu Beginn, glaube ich, kam aus den Interviews raus, dass die vielleicht ja selbst nur ein Jahr so laufen würde.
00:05:52: Und dann ging das aber weiter.
00:05:54: Aber genau, es waren immer nur befristete ...
00:05:58: Was nicht?
00:05:58: so, dass sogar im ersten Jahr, also du sagst es ja am vierten Oktober, haben die in die Arbeit begonnen, die ersten Verträge waren tatsächlich nur bis Ende Dezember.
00:06:08: Ja,
00:06:08: ich glaube, das kommt in einem der Interviews.
00:06:11: Es ist schon ziemlich kurze Zeiträume sind das.
00:06:14: Ja, ohnehin in dieser sehr großen Umbruchszeit dann auch beruflich immer nur so ein paar Monate vorausschauen zu können.
00:06:22: Ja, kann man sich vorstellen, dass das vielleicht auch angespannt war, die Stimmung.
00:06:27: Genau.
00:06:27: Aber es hat sich dann doch, zumindest für zwei dieser Mitarbeiter, ziemlich schnell auch die Möglichkeit ergeben, nach Bonn zu gehen.
00:06:36: Das war Anfang nineteenundneunzig Wolfgang Trenn, der also in verschiedenen Bereichen schon Berührung hatte, auch mit den Bonner Kollegen schon zusammengearbeitet hat.
00:06:47: Dem wurde dann eine halbjährige Abordnung zunächst angeboten nach Bonn.
00:06:51: Und kurz später ist Gottfried Gügold, den wir gerade schon gehört haben, auch nach
00:06:55: Bonn gekommen.
00:06:57: Es ist sehr gut gelaufen
00:06:58: und
00:06:59: als dann
00:07:01: der Rotus,
00:07:04: der ja damals
00:07:06: der Assistenz der Geschäftsleitung
00:07:07: war,
00:07:09: mir
00:07:09: das Büchlein gab,
00:07:12: die hatte ich die Bändchenprogramme
00:07:14: und sagte, die können Sie das innerhalb von vierzehn Tagen
00:07:17: mal DDR-Kompatiente durchlesen.
00:07:20: Dann habe ich meine Anmerkung
00:07:22: gemacht, es
00:07:23: waren ja Ansprüche.
00:07:24: die man gerne
00:07:25: erfüllt hat.
00:07:26: Die
00:07:26: waren schon
00:07:27: wichtig und man wollte sich ja auch empfehlen.
00:07:29: Das verschweige ich nicht.
00:07:32: Und so sind wir mit Kotos
00:07:34: so zusammengekommen,
00:07:36: dass er mich dann, aber das ist erst später gewesen, als Erster aus der DRD-Kurve
00:07:44: in Berlin nach Bonn geholt
00:07:49: hat.
00:07:55: Mein erster Gespräch in Bonn zur Frage eines eventuellen Wechsels aus der Arbeitsstelle Berlin-Mitte in den DRD Bonn.
00:08:10: Dieses Gespräch dauerte von morgens neun Uhr bis abends achtzehn Uhr.
00:08:19: Tag vor Ostern, die ich da bekam, die gingen nicht mehr um die Arbeitsaufgaben.
00:08:27: Die ging um mich, um die Person, um die Biografie.
00:08:32: Die ging auch ordentlich zur Sache tief in die Politik hinein.
00:08:37: Man wollte wissen, mit wem hat man es zu tun für den Fall, dass der ab morgen in Bonn sitzt.
00:08:48: Diese Fragen haben mich nicht umgeworfen.
00:08:51: Aber Sie waren interessant und ich habe Sie mir bis heute gemerkt.
00:08:57: Erste Frage.
00:08:59: Falls Sie nach Bonn kommen, können Sie sich vorstellen, dass Sie mit dieser ganz anderen bundesrepublikanischen Atmosphäre, die Sie noch gar nicht gut kennen, zurechtkommen?
00:09:14: Oder würden Sie sich schlimmstenfalls fühlen durch die damalige Brille des Ostens geschaut?
00:09:22: Würden Sie sich fühlen wie in Feindesland?
00:09:26: Das ist keine einfache Frage.
00:09:29: Warum nicht?
00:09:30: Weil Sie darauf nicht antworten können?
00:09:32: Nein,
00:09:33: ich würde mich nicht wie ein Feindeslaub fühlen.
00:09:36: Ich würde mich fühlen wie unter Brüdern und Schwestern.
00:09:38: Sind Sie zufrieden mit der Antwort?
00:09:39: Das können Sie ja nicht sagen.
00:09:41: Das heißt, Sie müssen gut überlegen, wie antworten Sie.
00:09:44: Also, man muss ja ehrlich einerseits überlegen.
00:09:47: Und ich wäre nie auf die Idee freiwillig und von mir ausgekommen.
00:09:50: Oh Gott, falls das klappt mit Bonn.
00:09:53: Da ist ja noch ein ganz schlimmer Pferdefuß.
00:09:56: Eigentlich.
00:09:57: fühle ich mich dann versetzt in Feindesland.
00:10:00: Mit dieser Situation würde ich doch nie zurecht.
00:10:03: Das spielte keine Rolle.
00:10:04: Die zweite Frage war einfacher und sind sie ein Anhänger des dritten Weges.
00:10:09: Das verstehe ich, dass man wissen wollte, aus welcher Ecke kommt der.
00:10:14: Also der kann ja nicht aus der SPD oder FDP oder CDU Ecke kommen, weil es die da dort gar nie gab.
00:10:21: Aber man muss ja erkennen können, wie er ungefähr politisch tickt.
00:10:26: Das wollte man hören und das habe ich auch als eine nachvollziehbare Frage empfunden.
00:10:35: Und die dritte Frage war und das einleitend mit den Satzvenzen die beantworten.
00:10:41: Und für den Fall, dass wir sie nach Bonn herüberholen, dann werden wir sie nie wieder politisch etwas fragen.
00:10:49: Das war die Frage.
00:10:51: Haben Sie in der Zeit Ihrer Tätigkeit in Berlin?
00:10:56: Irgendjemandem geschadet.
00:10:58: Wenn das so ist, kommt das irgendwann heraus.
00:11:01: Und dann fällt das nicht nur Ihnen hier in Bonn auf die Füße, sondern auch uns.
00:11:05: Und das möchten wir nicht.
00:11:07: So war das auch formuliert,
00:11:09: oder?
00:11:10: Proaktiert so.
00:11:11: Ja.
00:11:11: Vielleicht behutsamer, aber das war die Intention.
00:11:15: Ja,
00:11:15: okay.
00:11:15: War klar, was gemacht war.
00:11:16: Der Beispiel war, waren Sie IM
00:11:18: oder so was?
00:11:18: Nein, das wurde sowieso überprüft.
00:11:21: Das wurde automatisch... über Müllemann-Ministerium oder weiß ich nicht, das wurde ja automatisch gemacht.
00:11:28: Aber gut, was da irgendwie in Akten steht, ist das eine.
00:11:31: Es kann ja einer kommen und sagen, dieser Sauhund hat mit mir das und das gemacht.
00:11:36: Und dann stehe ich da unter DRD gleich mit.
00:11:39: Diese Frage habe ich verstanden.
00:11:42: Und da konnte ich sagen, nein, ich habe niemanden geschadet.
00:11:46: Punkt.
00:11:50: Übrigens bin ich nicht sicher, dass es so überprüft worden ist.
00:11:55: Jedenfalls Herr Bode.
00:11:58: hat sich dazu geäußert,
00:12:00: ungefragt
00:12:02: und er sagt, er habe jeden Mitarbeiter.
00:12:08: Die haben mit der Warte darüber gesprochen.
00:12:10: Genau so, wie Sie das gerade dargestellt
00:12:11: haben.
00:12:11: Ich kann mich an dieses Gespräch erinnern.
00:12:13: Das war nicht an diesem Tag von neun bis acht Uhr.
00:12:16: Das war später, als ich schon in Bonn
00:12:17: war.
00:12:18: Die haben wahrscheinlich erst mal das OK geben und dann kam noch das Gespräch bei Bode.
00:12:21: Ja, Alex, wir haben das gerade in der Passage schon gehört.
00:12:24: Du hast den damaligen Generalsekretär des DRDs, Dr.
00:12:28: Christian Bode, auch interviewt.
00:12:31: Und er hat Folgendes zu dieser Thematik gesagt.
00:12:35: Ich habe übrigens weder damals noch später je irgendeine Gaukanfrage gestellt, obwohl hier und da Leute sagten, wie kannst du denn Leute übernehmen und so.
00:12:47: Ich habe aber mit allen gesprochen und gesagt, ich vertraue darauf, dass sie sauberer Hände haben.
00:12:55: Reine Mitläuferschaft war für mich nie ein Grund, jemandes Biografie zu versammeln.
00:13:02: Ich habe mir ja immer als Cottbus geboren und gesagt, was wäre mit dir gewesen, wenn du in diesem Land ... Geblieben wäre es, wenn dein Vater nicht zurückgekommen wäre aus Gefangenschaft.
00:13:14: Was hättest du gemacht?
00:13:17: Also war ich vorsichtig gegenüber diesen Besserwissern, die alle ja sowieso rückwärts großer Wiederständskämpfer in der braunen Nazizeit gewesen sind.
00:13:28: Da waren wir ja immer nachträglich groß.
00:13:32: Also habe ich gesagt, bloß im Mitleuferschaft ist für mich kein Grund, hier weiterzuarbeiten, wenn man das denn will.
00:13:40: Allerdings, wenn jemand in anderer Weise engagiert war und anderen Leuten geschadet hat, dann ist das was anderes.
00:13:50: Ich habe quasi jedem, den wir auch später nach Bonn übernommen haben, persönlich die Zusicherung abgenommen, dass er seine Biografie sauber war, ohne es je zu überprüfen.
00:14:07: Und ich bin auch nicht enttäuscht worden.
00:14:09: Das war die Stimme von Christian Bode.
00:14:12: Gottfried Gügold erinnert sich in seinem Interview dann auch noch daran, dass Christian Bode ihm damals gesagt habe, er würde keine Anfrage bei der Stasi-Unterlagenbehörde stellen.
00:14:24: Später ist er dann aber doch einmal überprüft worden, nämlich als er es an die FU Berlin wechselte und dort gehörte das zum Standardprozedere bei Neueranstellung von ehemaligen DDR-Bürgern.
00:14:41: Wir haben es gehört, Wolfgang Trenn und Gottfried Gügerl, die sind also in nineteenhunderteinundneunzig schon nach Bonn gekommen und sind dann auch dauerhaft dort geblieben.
00:14:49: In nineteenhundertzweinneunzig wird auch Helga Katschmann in der Arbeitsstelle gefragt, ob sie die Bonner Zentrale für ein paar Monate unterstützen könnte, und zwar bei der Erfassung der internationalen Kooperationen der DDR Hochschulen.
00:15:02: Und sie macht auch nochmal ganz gut deutlich, dass jetzt so eine Abordnung nach Bonn oder auch Gar ein ganzer Umzug natürlich auch nicht für jeden dieser Berliner Mitarbeiter in Frage kam.
00:15:12: Das fing ja an in der Arbeitsstelle.
00:15:14: Wir kriegten dann die Anforderungen, wir müssen aus Bonn, wir müssen die Hochschulbeziehung der DDR übernehmen.
00:15:22: Schickt mal jemanden hin.
00:15:23: Und da das so mein Metier von der Arbeit hatte, hab ich das gemacht, wollte auch nicht jeder nach Bonn gehen.
00:15:28: Ich hab besorgt, warum nicht.
00:15:30: Und ich war dann von zwei und neunzig, drei Monate da, vier und neunzig.
00:15:38: dann schon die ganze Zeit, und in der Zeit habe ich einen festen Platz gehabt.
00:15:42: Wer aus der Arbeitsstelle nicht nach Born gegangen ist, der wollte nicht?
00:15:48: Zum viele wollten auch nicht.
00:15:50: Viele konnten auch nicht.
00:15:54: Aus Familiengründen, wegen Kindern und vielen anderen Dingen.
00:16:00: Es waren ja auch Jüngere da.
00:16:01: Nicht bloß wir Eiken, die also die Kinder groß waren.
00:16:05: Und das wollte nicht unbedingt jeder nach Bonn gehen.
00:16:09: Ich habe Oje gesagt von der Vatastin, hier hast du überhaupt keine Chance, das ist deine einzige Chance, dass du weiter arbeiten kannst.
00:16:15: Und ich muss sagen, das war auch mein Glück, also nicht arbeitslos zu werden.
00:16:19: Das ist natürlich auch wichtig gewesen.
00:16:22: Man kann sich das ganz gut vorstellen, wie schwierig die Situation dann doch für manche gewesen sein muss in dieser Berliner Arbeitsstelle.
00:16:31: Dorothea Fitterling, eine Bonner-Kollegen, die eben von Bonnaus auch mit dem Berliner Büro zu tun hatte, die erinnert sich zum Beispiel auch an die Stimmung dort.
00:16:40: Die
00:16:41: Mitarbeiter
00:16:43: wussten damals
00:16:45: schon und
00:16:46: als ich dann von Bonnaus dort war erst recht.
00:16:51: welche werden übernommen
00:16:54: oder jedenfalls wird ihnen
00:16:55: Aussicht gestellt übernommen zu werden und welche müssen bleiben und sind dann irgendwann also ja arbeitslos.
00:17:04: Das war schon eine sehr traurige und schwierige Atmosphäre.
00:17:08: Deswegen habe ich auch Christian Reiser sehr bewundert, dass er dann da war und sich also um diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gekümmert hat.
00:17:19: Den Helmann hat
00:17:20: ja oft,
00:17:22: ich weiß sozusagen,
00:17:23: Helmanns Vertreterin,
00:17:24: wenn er
00:17:25: in Berlin
00:17:25: war, hat
00:17:25: er oft berichtet und hat auch gesagt, es ist schon extrem schwierig, so mit Menschen umzugehen, von dem man weiß, ja, übermorgen müssen die nicht so ganz womit sie sich
00:17:34: ernähren können.
00:17:36: An dieser Stelle ist auch wichtig zu sagen, dass wir in diesem Zeitzeugenprojekt nur ehemalige Mitarbeiter der Arbeitsstelle interviewt haben, die sich letztlich für Bonn entschieden haben.
00:17:50: Ich hätte gerne auch andere Sichtweisen eingeholt von Personen, die sich gegen Bonn entschieden haben oder auch unzufrieden gewesen sind in der Arbeitsstelle Berlin-Mitte.
00:18:03: Aber es ist mir nicht gelungen, zu allen Kontakt herzustellen und nicht alle, zu denen ich Kontakt herstellen konnte, wollten sich auch äußern.
00:18:12: Insofern haben wir hier einen bestimmten Ausschnitt von Leuten, die nach Bonn gekommen sind und das insgesamt glaube ich auch.
00:18:17: als Chance und Empfunden haben und im Nachhinein positiv bewerten.
00:18:22: Ja.
00:18:24: Dr.
00:18:24: Rüdiger Stahl, Betriebsrat in der Arbeitsstelle Berlin Mitte, geht auch noch mal auf diese befristeten Verträge ein.
00:18:32: Meine Aufgabe als Betriebsratvorsitzender oder als Betriebsrat in der Arbeitsstelle war, genau das zu verfolgen.
00:18:45: Das heißt, Der einunddreißigste zwölfte jedes Jahr war für uns ein nächster Schritt entweder in die Arbeitslosigkeit oder weiterführen.
00:18:59: Das heißt, wir waren in der Arbeitsstelle und haben darauf gewartet, dass der neue Vertrag
00:19:08: kommt.
00:19:09: Das heißt also, diese Unsicherheit bestand, aber ich habe dafür ein bestimmtes Verständnis gehabt.
00:19:19: Erstens war das eine Arbeitsstelle zu besonderen Bedingungen, nämlich abarbeiten eines Arbeitsgegenstandes.
00:19:33: Das ist die normale Folge, wenn Studenten aufhören, dass es dann auch weniger Mitarbeiter gab.
00:19:41: Das Zweite ist der Hashtag der Herr Scheidich, der Herr Stahl, der ist alles Mitarbeiter im DRD in Bonn gewonnen, weil sich dort, der Herr Schneider, weil sich dort auch beworben haben oder abgeordnet worden, abgeordnet und dann da geblieben sind, weil sie ihre Arbeit vernünftig gemacht haben oder... weil sie sich da gut eingelebt haben oder weil sie einfach nützlich waren für den DRD.
00:20:25: Und
00:20:27: insofern hat meine Entwicklung nach der Wende einen kontinuierlichen Aufstieg bedeutet und Verbesserung.
00:20:44: Ab ersten, ersten, sechsundneunzig bekam ich Eine, ich sag's erst mal, so Westvertrag mit einem ganz anderen Gehalt, als ich das in der Arbeitsstelle bekommen habe.
00:21:02: Mich interessierte aber das Gehalt nicht, sondern dass ich weiterarbeiten konnte.
00:21:08: Das war Rüdiger Stahl und dann habe ich Helga Katschmann gefragt, ob diese Ungewissheit nicht auch Ängste ausgelöst hatte.
00:21:17: Hatten Sie zwischendurch auch mal Existenzangst?
00:21:20: Das war ja nicht immer klar, wie es weitergehen
00:21:22: würde.
00:21:22: Ja, natürlich war das, weil es für uns ja ungewohnt war.
00:21:28: Wenn ich einen Arbeitsvertrag hatte, hatte ich fest.
00:21:30: Und bis hier, das waren ja immer so ein, das eine Jahr zum Beispiel.
00:21:36: Also ich wollte Freitagheiligabend nach Hause fahren über Weihnachten.
00:21:40: Ich wusste nicht, ob ich am ersten Januar wiederkommen kann.
00:21:43: Also das waren natürlich Dinge, die Sorgen gemacht haben.
00:21:50: Ich weiß noch, da ist dann die Frau Gude, da ist die zu Helmann gerannt und hat gesagt, sag mal, du kannst, die muss da ihr Zimmer hier und alles aufgeben, damit die muss da wissen, ob sie wiederkommen kann.
00:21:59: Dann kam dann da Henry, kurz vor zwei, in eine Kantine und sagte, ja, also, Januar geht weiter.
00:22:07: Das waren so Episoden.
00:22:08: Warum waren die Arbeitsverträge?
00:22:10: Weil wir ja immer nur befristet waren.
00:22:12: Warum?
00:22:13: Warum weiß ich doch nicht.
00:22:16: Peter waren das Projektstellen oder das Programm lief aus oder was da, wir wissen ja, wie das im DRD ist.
00:22:22: Wenn ein Projektsteller vom Programm ist und vom DRD nicht bestätigt ist, geht weiter, dann sitzt der auf dem heißen Stuhl.
00:22:30: Das waren wir natürlich nicht gewöhnt.
00:22:32: Natürlich hat das Sorgen gemacht, zeitweise.
00:22:36: Aber mit der Zeit hat man sich daran gewöhnt und ab sixundneunzig hatte ich dann eine feste Stelle.
00:22:44: Ja, bei Rüdiger Stahl haben wir das gerade schon kurz gehört.
00:22:46: Nicht nur diese befristeten Verträge waren ein Thema, sondern auch das Gehalt.
00:22:51: Die Einstellung, in der er erfolgte damals nach dem bundesangestellten Tarif, kurz BAT, die niedrigste Vergütungsgruppe war die Zehn und die höchste die Eins.
00:23:02: Dazu hat Helga Katschmann auch noch mal was gesagt und danach hören wir Waldhaut Klim, die bis zur Schließung der Arbeitstelle in九zehneinzig dort gearbeitet hat und dann Anfang siebenundneunzig nach Brunnen kam.
00:23:13: Das war die, die in der ASBM-Episode berichtet hat, wie sie das Licht ausgemacht hatte.
00:23:20: Wie war denn Ihre Eingruppierung in der Arbeitsstelle Berlin-Mitte, also tariflich?
00:23:26: Wir haben uns natürlich erst mal alle ziemlich runtergestuft.
00:23:29: Wir waren alles auf sechser Stellen runter, obwohl wir Hochschulabschlüsse und Riesen-Erfahrungen hatten.
00:23:33: Das war schon eine Diskriminierung.
00:23:35: Als ich in den Jahr zwei ausgeschieden bin, hatte ich wieder eine Viererstelle im DRD.
00:23:40: Man hatte mir vorher angeboten, also ja überhaupt muss man schon sagen, die anderen Kollegen auch, aber wer nur eine niedrige Lohngruppe hatte und in Bonn für sich aufkommen sollte mit allem Möglichen, das ging einfach nicht.
00:23:54: Wir haben ja viele Sachbearbeiter gehabt, die ja doch Lohngruppe sechs und mit der dann nach Bonn zu kommen und sich noch eine Wohnung zu leisten, eine Doppelwohnung oder so, das geht dann gar nicht.
00:24:06: Wie waren Sie denn eingestuft worden?
00:24:10: Ich war auch angefangen, hatte ich mit einer Fünf.
00:24:14: Und dann kam ja Begutachtung, musste man sich ja präsentieren, kannte ich ja so.
00:24:21: Und dann wurde eben auch gefragt, was machen Sie denn zur Zeit?
00:24:25: Und ja, da war das Interessante.
00:24:28: Eine Kollegin sagte, ich mache Buchhaltung.
00:24:30: Und was mache sie, sie machen Laubbuchhaltung?
00:24:32: Ich sagte gerne, schreib die Programme und hatte eine Lodengruppe höher.
00:24:35: Aber die war damals auch mit die Vier.
00:24:58: Wir haben nun also einige der Kolleginnen und Kollegen kennengelernt, die ihren Berufsweg im DR de Bonn fortgesetzt haben.
00:25:05: Aber Waldhaut Klim hat es eben schon angedeutet, die meisten von ihnen sind auch aufgrund der Befristung nicht gleich dauerhaft nach Born gezogen, sondern am Wochenende zurück nach Berlin gefahren, ein heiteres Hin und Her Pendeln.
00:25:21: Da gehörten Sie zu der Pendelungruppe?
00:25:24: Ja.
00:25:24: Berlin, die dann am Freitag nachmittag?
00:25:27: Ja, zwölf und dreißig, nach dem Motto, das Sie ja kennen, Freitag halb eins.
00:25:41: Schnell auf die Autobahn, bevor der Könner Ring zu war, um in hoffentlich, im Idealfall, sieben, acht Stunden, schlimmstenfalls zehn, elf, zwölf Stunden, wenn es wurde gebaut, was das Zeug hielt, die Autobahn, die A-Zwei nach Berlin.
00:25:57: Und Unfälle und unbeschreiblich, was man da alles erlebt hat.
00:26:02: Und wir haben dann wie eine Art Fahrgemeinschaft gebildet.
00:26:04: Der Herr Trenn, der Herr Stahl und ich, jeder, der ein Auto hatte, lud die anderen ein.
00:26:08: Und dann sind wir Freitag nachmittag eben losgefahren und Sonntag nachmittag wieder zurück.
00:26:15: Das Schlauch.
00:26:16: Es sei denn, Herr Ebeln hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht.
00:26:21: Der war ein sehr, sehr korrekt, hat ihn kennengelernt, ein sehr, sehr korrekter Gruppenleiter.
00:26:30: damit vorgesetzt er für uns in der Stipendienabteilung noch.
00:26:34: Und wenn ihm Freitag einen Nachmittag um achtzehn Uhr einfiel, dass ich einen Termin habe, dann konnte ich nicht nach Berlin fahren, sondern warten, bis er Zeit hatte und wir das erledigen konnte.
00:26:50: Wir haben uns später sogar angefrundet und hatten also ein richtig gutes kollegiales Verhältnis, aber das habe ich ihm nicht verziehen.
00:26:59: dass er also Freitag, Nachmittag uns nicht reisen ließ.
00:27:05: Andere in Bonn sind auch nach Hause gekommen.
00:27:08: Es gab auch welche, die bis um achtzehn Uhr in Bonn eher zum Beispiel gearbeitet haben.
00:27:13: Ja, Freitag Nachmittag würde ich sagen, das ist bis heute immer mal Thema, ob man da Termine hinlegen darf oder nicht im DER-Debon.
00:27:22: Lustigerweise hast du Alex aber auch einen Mitarbeiter des Westdeutschen Bildungsministeriums interviewt, der dann an das Brandenburgische Wissenschaftsministerium für diesen sogenannten Aufbau Ost delegiert wurde und der hat da folgende Beobachtung gemacht.
00:27:36: Also am Anfang wurde man dementsprechend sehr kritisch beobachtet.
00:27:43: Andererseits muss ich sagen, es gab auch eine andere Art der Arbeit.
00:27:48: Ich
00:27:49: glaube, wenn
00:27:49: man diesen Spruch
00:27:51: auf eins macht, jeder ist eins, beispielsweise.
00:27:54: Ich habe immer gedacht, das wäre eine Perseflage oder das wäre Ultrim.
00:27:58: Nein, das ist genauso.
00:28:01: Vielleicht waren die Arbeitskulturen ja dann doch gar nicht so unterschiedlich.
00:28:06: Sie waren Teil der legendären... Fahrgemeinschaft, die sich da gebildet
00:28:10: hatte?
00:28:11: Ja, zuerst nicht.
00:28:12: Die waren bereits voll.
00:28:14: Ich blieb also erst mal hängen und musste zusehen, wie ich mit dem Zuch wegkomme.
00:28:19: Das war kostenintensiv.
00:28:21: Aber ich hatte auch alte Eltern zu Hause.
00:28:23: Und mein Mann, da war schon ein Vorholstand.
00:28:26: Und Sonntag eben zurück, Sonntag, Nachmittag, manchmal bin ich nach zum Zwölf auf dem Bahnhof in Bonn angekommen, musste noch sehen, dass ich den irgendeinen Bus kriege, der bis vor der Haustür fährt.
00:28:38: Naja,
00:28:39: musste man durch.
00:28:40: War an der Mühe finsregestalten da, aber es war ihm so.
00:28:45: Denn manchmal bin ich auch Montagmorgen gefahren, aber um vier schon.
00:28:49: Aber um zehn war ich dann auf Arbeiter.
00:28:51: Wenn ich zur Verspätung hatte, war ihm auch schön schlauchig.
00:28:55: Aber wenn man etwas will, ist meiner Ansicht schafft man es auch irgendwie.
00:29:01: Aber der Tag über, klar, musste es ja auch volle Leistung bringen.
00:29:05: Erstehen Sie doch mal von der Fahrgemeinschaft mit.
00:29:07: Also erst waren Sie im Zug unterwegs, aber später haben Sie einen der raren Plätze im Auto.
00:29:11: Ja, da
00:29:11: wird es auf Wiedländer, da hörte er auf.
00:29:14: Und dann konnte ich dann mitfahren.
00:29:16: Mal mit Herrn Trinn, mal mit Herrn Stahl.
00:29:20: Ja, wer nun gerade so im Auto saß.
00:29:23: Und interessant war für mich ja immer, je nachdem, mit wem man hier fahren ist.
00:29:27: Herr Trinn war der Gleichmäßier.
00:29:29: Tempomatfahrer.
00:29:31: Und ja, die ist da.
00:29:33: Die ist da auch mal los, wenn freies Feld
00:29:37: war.
00:29:37: Mit dem war man schneller in Berlin, ja?
00:29:38: Mit dem war man schneller, genau.
00:29:40: War eine Stunde gespart.
00:29:42: Es
00:29:42: gab auch das eine oder andere Knöllchen, hat der mir verraten.
00:29:45: Ja, das ist ja klar, ja.
00:29:47: Aber interessanterweise immer nur in einer Richtung.
00:29:50: Ja, ja.
00:29:50: In Richtung Bonn-Berlin, ja?
00:29:52: Genau, genau.
00:29:53: Ja, dann war es schon Heimatluft zu spüren.
00:29:56: Mit Waldron Clemen bin ich ... Immerhin und her zwischen Berlin und Bonn gefahren.
00:30:04: Ach, sie waren die berühmte Fahrgemeinschaft
00:30:06: Freitag, Knappetag.
00:30:08: Ja, Wolfgang, Wolfgang Trenn und ich als Fahrer.
00:30:16: Und, äh, Freitag, dreizehn
00:30:20: Uhr
00:30:21: starteten wir aus der Tiefgarage in der Kennedy
00:30:25: Allee.
00:30:26: waren meistens gegen zehn Uhr, manchmal auch nachts um vier zu Hause.
00:30:33: Und am Sonntag um drei, zehn Uhr sammelten wir uns wieder irgendwo ein und fuhren immer mit zwei Mitfahren, die sich übrigens finanziell auch am Benzingeld beteiligt haben.
00:30:50: Mäßig.
00:30:52: Fuhren wir immer hin und her.
00:30:55: Sechsundzwanzig Kilometer.
00:30:59: Und ich weiß nicht, ob ich das jetzt so sagen soll.
00:31:03: Aber ich habe mit jedem Polizeipräsidenten auf der ganzen Strecke von Berlin über Liverpool und Köln Kontakt gehabt.
00:31:20: Das heißt, die haben ihren... in Kontakt zu mir gesucht und Formen von Betrachtung.
00:31:27: Ja, da wäre ich ja zu gern mal mitgefahren mit Herrn Stahl, um noch mehr Geschichten zu hören von diesen Kollegen und wie es ihnen so ergangen ist im Rheinland.
00:31:37: Einige von ihnen haben auf jeden Fall Unterstützung bekommen in Bonn.
00:31:41: Das haben sie berichtet in ihren Interviews.
00:31:44: Zum Beispiel Gottfried Gügold, der ja schon nineteenhundertneunzig in die Zentrale wechselte.
00:31:50: Aber auch Wald traut Klim die,
00:31:56: die in dem Jahr
00:32:05: aber
00:32:07: in dem Jahr und neunzehnte sieben neunzehnten kamen.
00:32:21: Wie soll ich das?
00:32:24: Ich brauch doch eine Wohnung.
00:32:25: Das kann ich doch nicht innerhalb und über Pfingsten.
00:32:27: Man muss überhaupt nicht keinen Kopf machen, weil sie schlafen bei mir an.
00:32:33: Solange bis sie eine Wohnung haben.
00:32:34: Und bei der Wohnung helfen wir ihnen.
00:32:35: Da machen wir eine Zeitungsanwaltung, ein Bonner und einen Generalanzeiger.
00:32:38: Und dann finden sie eine Wohnung und dann ist alles gut.
00:32:41: Wollen wir das so machen?
00:32:42: Na, koffer gepackt, Dienstag nach Pfingsten, fing ich an.
00:32:46: Das ist ein Geschehen nach Wohnung
00:32:48: da, oder?
00:32:49: Ja, das war ein schönes Wohnen da.
00:32:51: Und tatsächlich lebte ich dann zusammen mit Herrn Trenn, bei dem ging das eben so schnell.
00:32:55: Er hat ein Haus in Sankt Augustin, der Herr Reiser, und dort haben wir bei ihm
00:33:00: gewohnt.
00:33:01: Bis wir über eine Zeitungsordnung sind, weil
00:33:04: dann
00:33:05: auch jeder für sich eine Wohnung fand.
00:33:08: Ich bin ja am ersten Januar angekommen.
00:33:10: Ich musste ja am zweiten Januar dann arbeiten.
00:33:13: Also, am ersten Januar gelandet.
00:33:15: Das
00:33:15: hat siebenneunzig.
00:33:16: Das hat siebenneunzig, ja.
00:33:19: und erst im Hotel geschlafen.
00:33:22: Und dann hat mir Herr Scheidich geholfen, eine
00:33:24: Wohnung zu finden,
00:33:25: also ein Apartment.
00:33:26: Das sind wir auch abends, und ich wusste überhaupt nicht, wo ich bin.
00:33:30: Es war ja immer schon dunkel, wenn ich von Arbeit kam.
00:33:33: Also ich hab ja den Ort überhaupt nicht bei Tars nicht gesehen, die ganze erste Woche nicht.
00:33:38: Du bist ja im Dunkeln gegangen und im Dunkeln gekommen.
00:33:42: Bis ich dann auf einmal festgestellt habe, dass ich am Rhein, dichter am Rhein, in der Simurg erleg, ich habe ja fast einen Rheinblick gehabt.
00:33:49: Das habe ich gar nicht gewusst.
00:33:51: War dann natürlich schon ganz schön.
00:33:54: Ja, dieser Anblick am Rhein, herrlich.
00:33:57: Na ja, war auch schon eine andere Welt, das stimmt völlig anders.
00:34:00: Die war man ja auf sich mehr oder weniger alleine gestellt.
00:34:05: Aber das Gute war, dass ja schon Kollegen wie Rüdia Stahl
00:34:09: und
00:34:10: Jürgen Scheidich an Jürgen Scheidich erinnern mich, die haben mehr Suzerseite gestanden.
00:34:14: Die kloppt ja
00:34:15: keiner.
00:34:15: Wie viele Wärme, die ausgestrahlt haben.
00:34:18: Besonders Jürgen Scheidich.
00:34:20: Jeden Tag den Kopf rein gesteckt.
00:34:22: Wie geht's dir, Mädel und so?
00:34:23: Also fand ich schon.
00:34:25: War schon gut.
00:34:25: War sehr hilfreich, ja, muss ich sagen.
00:34:28: Das muss ich natürlich auch meinen Chef erwähnen.
00:34:31: Herrn Boden, ein toller Chef.
00:34:35: Ja, auch so rücksichtsvoll, eben auch mich auch eingegangen ist, wenn mit meinen Eltern was war, sich die kümmert hat, trotz aller Arbeit also.
00:34:44: Insofern habe ich eben so ein warmes Gefühl gehabt, auch die Frau Niederquel, mit der ich in einem Zimmer saß, ja.
00:34:51: So ein, kann man ja nicht beschreiben.
00:34:54: Die fahren von Anfang an so nett, ja, so vor einem Zuge gegangen.
00:35:00: Das war Waldrauz-Klim und ... Sie erinnert sich hier besonders an Jürgen Scheidich.
00:35:06: Jürgen Scheidich ist leider im Jahr zwanzundzwanzig verstorben.
00:35:10: Rüdiger Stahl, der in Bonn, zuletzt sogar Leiter des Personalreferats geworden ist, hat sich auch sehr gut integriert gefühlt.
00:35:18: Aber meine Kollegen im Personalreferat und auch sonst meine Kollegen aus dem DRD, da habe ich nie gemerkt.
00:35:32: dass ich Ostdeutscher bin.
00:35:34: Es gibt zwei Dinge, die ich beim DRD wertgeschätzt habe.
00:35:43: Die Mitarbeiter, die größte Teilzahl der Mitarbeiter, passte in meine Denkstruktur, nämlich die eigentlich sehr sozial ist.
00:35:59: Das ist das eine.
00:36:03: Und das zweite war oder ist, ich habe es in der Arbeit, im DRD nie gespürt, dass ich kein gleichwertiger Mitarbeiter bin, sondern oder Referatsleiter, sondern ich wurde dort in jeder Weise oder ich habe mich in jeder Weise akzeptiert gefühlt.
00:36:36: Das muss ich sagen,
00:36:41: ist
00:36:42: im Nachrhein für mich eine der größten Erscheinungen, die ich im DRD meiner Person gegenüber gemerkt habe.
00:37:00: Und wenn meine Kollegen aus einem Personalreferat, ich habe ja jedes Jahr mit meinen Kollegen ein offenes Gespräch geführt, ohne auch nur den Bleistift anzusetzen, um mir was zu notieren, es sei dann, sie haben darum gebeten.
00:37:21: Wenn die zu mir gesagt haben, ist da die meisten Leute, die aus der DDR zu uns gekommen sind, die haben ein anderes soziales Verhalten.
00:37:39: Und sie auch.
00:37:42: Also sagen wir mal mehr mit.
00:37:47: Und jetzt arbeiten also mehr auf dieses mit.
00:37:53: Waren wir orientiert.
00:37:56: Oder ich.
00:37:58: Mehr als gegen.
00:38:01: Helga Katschmann hingegen hat nicht nur positive Erfahrungen gemacht.
00:38:06: Die Kolleginnen und Kollegen haben sie freundlich aufgenommen oder unfreundlich?
00:38:13: Das war sehr unterschiedlich.
00:38:15: Ich habe Kollegen gefunden, die sich sehr für uns eingesetzt haben, die uns auch voll akzeptiert haben.
00:38:23: Und es gab welche, die sich abgeschottet haben.
00:38:28: und uns ausgeschlossen haben.
00:38:30: Aber das ist, glaube ich, normal, das gibt es überall.
00:38:32: Die Leute in dem Bereich Osteuropa, muss ich sagen, die waren da aufgeschlossen.
00:38:38: Und ich muss sagen, also, Herr Barker war ja dann zuletzt mein Chef, der hat dann also auch gewusst, der hat also auch uns arbeiten lassen.
00:38:48: Er wusste, dass wir also unsere Arbeit machen, dass wir kompetent sind auf dem Gebiet und war da.
00:38:54: also, das waren sehr angenehmes Arbeiten.
00:38:57: Er hatte Osterfahrung, sagen wir, Osteuropa-Erfahrung.
00:39:00: weil er auch Slavist war.
00:39:01: Es war eine andere Mentalität.
00:39:04: Bei uns ist auch nicht diese Differenz so gewesen zwischen Mitarbeiter und Chef.
00:39:12: Das war ein anderes Verhältnis.
00:39:14: Es war mehr ein kollegiales ... Ja, er war weisungsberechtigt, aber er wusste genau, dass die im Detail fragen, wir als Länder verantwortliche.
00:39:25: Natürlich viel genauer Bescheid wussten als er und hat oft unseren Rat gehoben, hat gesagt, hat er natürlich entschieden, aber es war, man hatte das Gefühl, ja du wirst gehört und du kannst deine Argumente vorbringen.
00:39:36: Das war also ein sehr angenehmes Arbeiten und das ist im DRD anders.
00:39:43: Da ist doch eine sehr starke Hierarchie und ich sage mal in gewisser Hinsicht kann ich sie verstehen, denn also die Mehrheit der Leute, die dort Studenten betreuen, die haben nie eine Hochschule von innen gesehen.
00:39:55: Gab es welche, die sich für Sie interessiert haben, für Ihre Erfahrung, Ihre Berufsbefahrung?
00:39:59: Ja, ja, ja, gab es.
00:40:03: Ich glaube, sonst hätte ich dieses MOE-Programm also gar nicht in die Hände gekriegt.
00:40:10: Denn das war ja doch ein Riesenprogramm mit immerhin fünf Millionen, die ich da bewirtschaftet habe, zu letzter Mittel bewirtschaftet.
00:40:17: Sie haben Ihre Vorgesetzten schon erkannt, welche Expertise Sie mitgebracht
00:40:21: haben und wertgeschätzt
00:40:22: auch.
00:40:22: Jetzt hätten Sie die Verantwortung
00:40:24: nicht bekommen.
00:40:25: Sie haben ja, ich habe ja auch nie einen Held rausgemacht, wenn ich gesagt habe, das ist nicht in Ordnung, was ihr hier so macht.
00:40:31: Also ich glaube, da hat auch gezeigt, dass wir einen Mund aufmachen.
00:40:35: Ja, man kann sich schon vorstellen, dass Frau Katschmann die Teile ihrer Studiums in Tschechien absolviert hatte und dann quasi Referentin war im Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen, also sich eine große Expertise erarbeitet hat durch Studium und Berufserfahrung.
00:40:53: dass sie erst mal irritiert war von ihrer Sachbearbeiter-Tätigkeit in Bonn.
00:40:58: Denn dort hatte sie zwar wieder mit der Region Mittel- und Osteuropa zu tun, aber für ihre Kolleginnen und Kollegen in Bonn hatte diese Region noch bis vor Kurzem hinter dem eisernen Vorhang gelegen.
00:41:12: Sie sagten auf der menschlichen Ebene, Haben Sie sich gefunden, sind warm, offenherzig und offen aufgenommen worden?
00:41:19: Ja, kann ich nicht anders sagen.
00:41:21: Steckte öfter mal jemand den Kopf rein.
00:41:23: Gleichzeitig gab es aber auch eine bestimmte Meinung über den Osten.
00:41:28: Ja, das auf alle Fälle.
00:41:29: Wie war das
00:41:30: denn?
00:41:30: Ja, ja.
00:41:32: Wie gesagt, Marode, da muss man nicht hinfahren.
00:41:36: Meine Klarheit ist, viele den Bach runterjagen.
00:41:38: Das habe ich ja auch selbst beobachtet auf meinen Dienstreisen.
00:41:42: Die Innenstädte so verfallen waren, da konntest du nicht gut heißen.
00:41:46: Das war erschreckend, auch wenn du nach Weimar oder sonst wo gefahren bist, nach Halle.
00:41:51: Nee, das war für mich schon schockierend.
00:41:53: Die konnte so nicht weitergehen.
00:41:56: Haben die Kollegen in Bonn, haben die sich interessiert
00:41:59: für die DDR
00:42:00: oder für ihre Arbeit?
00:42:02: Nein,
00:42:02: in keinster Weise.
00:42:04: Das war auch ein Phänomen.
00:42:05: Niemand hat mal gefragt, wie hattet ihr denn so oder was?
00:42:09: Nee.
00:42:11: Ne, im Gegenteil, also gut, ich kann verstehen, dass ja auch die westdeutschen Einschnitte gehabt haben durch uns ostdeutsche,
00:42:20: nicht?
00:42:21: Also insofern wurden ja auch Leistungen im betrieblichen Bereich und so abgebaut, die Arbeitsstunden sind mehr geworden.
00:42:27: Also da muss man rein menschlich auch irgendwo verstehen.
00:42:30: Sie hatten nichts davon, die Osten war weit und sollten praktisch jetzt den Solidaritätszuschlag bezahlen, wobei ja immer gedacht wurde, sie zahlen den erledigt, wir haben die natürlich auch bezahlt.
00:42:40: Und da kann man irgendwo aus der Sicht natürlich auch verstehen.
00:42:46: Wenn man da gar nicht am Hut hat oder keine verwandten, konnte man ja auch nicht mithalten.
00:42:51: Denn ich meine, sechshundert Kilometer ist eine ganz schöne Ecke.
00:42:55: Die dazwischen lagen ja.
00:42:56: Wer war schon mal bis nach Berlin?
00:42:58: Ja, wer war schon mal bis nach Berlin und wer aus Ostberlin war vorher schon mal bis nach Bonn gekommen.
00:43:04: Das war für die Kolleginnen natürlich auch eine Umstellung.
00:43:07: Wie haben Sie sich denn in Bonn zurechtgefunden?
00:43:11: Wie zurechtgefunden?
00:43:13: Wie haben Sie sich gefühlt?
00:43:14: Haben Sie sich aufgenommen, gefühlt?
00:43:15: Wie fanden Sie Bonn so zum Leben?
00:43:17: Ja, Bonn ist eine schöne Stadt, aber nicht meine.
00:43:20: Ich finde es ein bisschen beschränkt.
00:43:23: In welcher Hinsicht?
00:43:24: Ja, weil dort, wir haben also dort kaum Zugang gefunden, weil dort, es gab dort die Karnevalsvereine.
00:43:33: Da kommt man als Auster, das war noch nicht reingekommen.
00:43:35: Ich hatte keinen Interesse dran.
00:43:37: Das bestimmt das Leben dort.
00:43:39: Und viele andere Vereine werden also über die Kirchen organisiert.
00:43:43: Köhre und vieles andere.
00:43:44: War auch nicht meine Welt.
00:43:46: Ich bin Atheist.
00:43:48: Also der Hinsicht war schon vieles verschlossen.
00:43:52: Ja.
00:43:53: Und das fand ich, fandet also... Also wenn da schon Dreijährige mit den Karnevalsuniformen rumliefen im Zuch, also das war für mich, also war nicht meine Welt.
00:44:04: In der Hinsicht bin ich also, ja, ich bin dort im Sportverein in Godesberg gewesen.
00:44:12: Ich habe auch Leute kennengelernt, aber es war eben so ein relativ lockeres Verhältnis, richtig angekommen.
00:44:20: Ein Eingang finden, Also meine Kollegen, die hatten mich auch zum Weiberfass nach in den Tennisclub mitgekommen.
00:44:28: Das war nicht meine Welt.
00:44:31: Ich glaube, da bin Berlin geliebt.
00:44:33: Und mir war klar, es war auch.
00:44:35: jedes Mal, wenn ich nach Hause gekommen bin, ich sage, ach, hinter Braunschweig, ich komme am Brandenburg, die Berliner Seen ist meine Welt.
00:44:43: Also, Bonn ist eine sehr schöne Stadt.
00:44:46: Aber für mich zum Leben nichts.
00:44:51: Glaubst du, dass die Berliner und die Rheinische Mentalität etwas Gemeinsames haben?
00:44:58: Wie ist es anders?
00:45:01: Nämlich hat er schon fasziniert, wenn dann eben so diese Veranstaltung waren, wenn einer verabschiedet wurde, weil die alle für ein tolles, karnevalistische Talent haben.
00:45:12: Ja, und im Privatbereich auch, wenn die, wenn irgendwelche Veranstaltungen waren, und dann hat ja ihnen gefiel, dass sofort kannten wir alles nicht so als Hobby, wo ihr töpfert.
00:45:22: oder auch fand ich schon faul, dass jeder auch so Referatsleiter denn so eine tollen Hobbys noch hatte.
00:45:29: Ja, in Frau Klimserinnerung haben sich die Kollegen in Bonn also durchaus auch von ihrer privaten Seite gezeigt bei Veranstaltungen.
00:45:37: Und später in eurem Gespräch macht sie aber auch noch mal eine andere Beobachtung.
00:45:41: heutzutage habe ich immer der Eindruck, keiner lässt den anderen mehr so in die Karten gucken.
00:45:45: Das war bei uns anders.
00:45:47: Da konntest du rüber gehen zum Nachbarn, die Tür war offen und du konntest rein und hallo, hast du nicht mal und so.
00:45:52: Das
00:45:52: geht, da ist mir offenfallen.
00:45:54: Also man wurde auch in Bonn nicht privat, mehr oder weniger nicht eingeladen.
00:45:58: Bis zur Grenze, man erzählte überall.
00:46:01: Aber zu sagen, komm da mal, da war Schluss.
00:46:04: Das war zu DDR-Zeiten völlig anders.
00:46:07: Da wohnen dann doch die Feste so spontan, die feiert, wie sie denn so kamen.
00:46:11: Ohne da eben Skrupe zu haben.
00:46:13: Das war dann so ganz, das war auf kameradschaftlicher Ebene.
00:46:17: Das fand ich immer schön, wenn hier dann rausgekommen bist und da ist ein bisschen Hollywood-Schaukel und haben da was gebraten, kommen wir drüber, das blieb dann immer alles so.
00:46:26: Ganz
00:46:26: unkomplexiert.
00:46:26: So problemlos,
00:46:27: ja.
00:46:28: Die Kolleginnen mussten sich natürlich nicht nur in Bonn einleben, sondern auch in ihren neuen Arbeitsaufgaben zurechtfinden.
00:46:36: Von Helga Kuttmann wissen wir ja schon, dass sie in ihrem Osteuropareferat die internationalen Beziehung der DDR Hochschulen erfassen und prüfen sollte, welche davon für eine DRD-Förderung in Frage kommen.
00:46:51: Und dann haben wir angefangen.
00:46:52: und dann kamen so die Sache, ja also wir machen ja nur Ausbildung, nicht Forschung.
00:46:59: Und dann haben wir schon riesen Diskussionen geführt, Akademien werden nicht von uns gefördert.
00:47:05: Es wusste z.B.
00:47:06: in der Idee niemand, zumindest nicht in dem Bereich und der zuständig dafür, dass in allen sozialistischen Ländern die medizinischen Hochschulenakademie hießen.
00:47:16: Medizinische Akademie hatten wir ja auch Magdeburg und Erfurt und Dresden.
00:47:21: Die hießen, das waren ganz normale Hochschulen, die hießen aber medizinische Akademie.
00:47:26: Aber sofort erst mal, nein, Akademie wird nicht gefordert raus.
00:47:31: Das war ein Missverständnis eigentlich.
00:47:33: Es war Unkenntnis.
00:47:34: Ein simple Unkenntnis.
00:47:37: Ganz simple Unkenntnis.
00:47:38: Dann gab es eine zweite Regelung.
00:47:40: Ja, es werden nur Partnerschaften gefördert, wo mindestens zwei oder drei Fakultäten beteiligt sind.
00:47:52: Das konnte ich dann nur zuhören.
00:47:53: Das war dann ebelt schon.
00:47:55: Das konnte ich ihm nur sagen, nehmen Sie das Beispiel, nehmen Sie die Uni Magdeburg.
00:48:00: ist zusammengesetzt aus der pädagogischen Hochschule, aus der medizinischen Akademie und die Universität.
00:48:08: Technische Hochschule ist die Universität geworden.
00:48:11: So, sie sind dort Rektor.
00:48:13: Jetzt bringt die medizinische Akademie viele Beziehungen mit ein.
00:48:18: Das ist aber jetzt nur noch eine Fakultät der Universität.
00:48:23: Möchten Sie, als wenn Sie dort entscheiden, Sie, dass alle die Beziehungen, die die hatten, nicht mehr gefördert werden, weil nur eine Fakultät dabei ist?
00:48:31: Es hat Überzeugungskraft geduldet, das also den Leuten klar zu machen.
00:48:36: Aber wir haben es geschafft.
00:48:38: Wir hatten ja die Sachkenntnis und drum und dran, das hat man schon anerkannt.
00:48:43: Und ihr Rat ist auch angenommen worden?
00:48:46: Ja, wir haben uns in vielen Fällen durchgesetzt, weil der Verstand gesiegt hat.
00:48:52: Sie wissen doch, welche Position ein Rektor hat.
00:48:55: Und wenn der vom DAD die Befehl kriegen wird, du darfst seine Beziehung nicht mehr machen, weil er nur eine Fakultät bei ist, der würde darauf die Barrikaden gehen.
00:49:06: Und das musste man den Leuten einfach mal zeigen.
00:49:09: Sie haben dann nur die Universität.
00:49:12: Ihr könnt doch nicht das, was dort historisch unterschiedlich gewachsen ist.
00:49:16: Ihr würdet doch auch nie solche Universitäten in eine Universität zusammenschmeißen.
00:49:21: Das sind einfach die Strukturwandel gewesen, die sagt, das kann man nicht so machen.
00:49:25: Da muss man schon ein bisschen genauer hingucken.
00:49:29: Das ist dann auch gemacht worden.
00:49:31: Das war eine spannende Zeit.
00:49:34: Walter Raut Klim war in der Arbeitsstelle Berlin-Mitte für die Finanzen zuständig und hatte auch zur DDR-Zeiten schon an der Humboldt-Uni lange als Buchhalterin gearbeitet.
00:49:43: Die brachte also auch schon sehr viel Fachkenntnisse mit, als sie dann in die Zentralverwaltung in Bonn angefangen hat.
00:49:50: Die Wirtschaftsplan ist ja was völlig anderes gewesen.
00:49:53: Ich habe ja so die EDV-Seite vorher gemacht.
00:49:55: unbedingt Wirtschaftspläne, aber ich war nicht meine Schiene, muss ich sagen.
00:50:00: Also musste ich mich durchfummeln und erst mal Zusammenhänge ergründen und die habe ich durchaus ergründet, wenn alle weg waren, bis abends um halb acht oder manchmal was noch später.
00:50:10: Aber ein Aufgeben gab es nicht.
00:50:12: Ich kann dann auch mich stundenlang auf eine Sache festbeißen und dann habe ich auch Spaß dran und dann will ich das auch haben und dann habe ich meine Ruhe.
00:50:19: und dann musste ich Wenn ich dann in die Finanzhausschuss gegangen bin, und die Zahlen haben mir stimmt, und die waren dann, und ich hab endlich mal, dass die Zahlen stimmen, oder, oder ja, nach mir das auch mal,
00:50:30: Tiere
00:50:31: bei mir den Kopf reinsteckte, ist alles gut, war ich zu streng.
00:50:36: Gab's denn fachlich jetzt einen großen Unterschied zwischen Haushaltsführung in der DDR und...
00:50:44: Ja, das war ja immer... ...interessanter, wenn du Grundkenntnisse hast.
00:50:52: Hast du festgestellt, so anders ist es alles gar nicht.
00:50:55: Ich meine, gut, wir hatten denn meinetwegen an der Humboldt Uni bei Offwirtschaftspläne.
00:51:00: Ich hab den an EDV umgesetzt.
00:51:02: Aber hast nur einen Geldgeber gehabt.
00:51:04: Das war ja als Staat finanziert, während ich jetzt beim Diade im Meinetwegen, ich glaub, wir waren nachher bei hundert verschiedene Geldgeber, das musste ich mal zusammenpusseln.
00:51:13: Aber sonst, der System war schon irgendwo, kannst du aufbauen.
00:51:19: Und ... musste mich natürlich durch die Akten durchwälzen.
00:51:23: Aber das war ja hier im Prinzip auch nicht anders.
00:51:25: Dass alle immer mehr Geld haben wollen, als sie kriegen können.
00:51:29: Das ist auch überall so.
00:51:32: Das muss man auch sagen.
00:51:34: Da hat sich also so viel nicht ändert.
00:51:36: Da konnte ich natürlich auf ein Fundus zurückgreifen.
00:51:40: Aber wie zum Riebenwirtschaftsplan hatte ich natürlich
00:51:43: nicht.
00:51:44: Da musste ich mich durchkämpfen
00:51:46: und mir den an reinziehen.
00:51:49: Manches scheinbar verschieden, das war dann doch ganz ähnlich, aber um das zu erkennen, war erst mal eine ganze Menge Arbeit und Aufwand nötig.
00:52:00: und die hohe Motivation zur Arbeit, die war vorhanden, haben wir gehört bei Frau Klim, und ebenso war es bei Hans Stahl.
00:52:09: Den werden der Referatsbleiter werden wollte.
00:52:15: Der musste nicht sagen, aber ich arbeite nur achtunddreißig Stunden in der Woche.
00:52:20: Das geht nicht.
00:52:26: Das machte mir ja nichts aus.
00:52:30: Und bei allen Nachteilen, die das familiär bedingt hat in meinem Büro.
00:52:37: Ich habe ihn schonmal gesagt, wenn wir vor einem Problem standen, haben wir es gemeinsam gelöst.
00:52:44: Es hatte auch einen Vorteil.
00:52:47: Mich rief niemand an.
00:52:49: Heute ist neunzehn Uhr, kommst du nicht bald nach Hause.
00:52:53: Ich konnte meine Freie um meine Zeit selbst gestalten.
00:53:00: Und dann später, als ich nicht jede Woche nach Hause fuhr, sondern nur alle vierzehn Tage, hatte ich viel Freie Zeit.
00:53:14: Übrigens als Personal leider.
00:53:18: Siebzig Bewerbungen für eine Stelle am Wochenende durchzugucken.
00:53:24: Da ist keiner gekommen und hat gesagt, willst du nicht mal endlich aufhören zu arbeiten?
00:53:31: Das heißt, es gab Nachteile und es gab Vorteile.
00:53:37: Und wenn ich das mal so sagen darf, wenn ich dann am Freitag nach Hause komme, dann hat meine Frau gefragt, wie war's?
00:53:49: Und dann habe ich mich immer ein bisschen positiver dargestellt, als ich war.
00:53:58: Das heißt, wir kamen gut damit zu Recht.
00:54:03: Ja, in meinen Interviews ist deutlich geworden, dass die neuen Mitarbeiter aus dem Osten nicht nur unendlich hohe Motivationen mitbrachten, sondern auch sehr viel Fachkenntnis und Expertise mit nach Bonn brachten.
00:54:19: Hören wir hier zu.
00:54:20: jetzt noch mal Helga Katschmann und abschließend Marina Steinmann.
00:54:24: Marina Steinmann ist heute noch aktive Kollegin in Bonn.
00:54:28: Sie kommt aus dem Westen, aus der Region Bonn und hat ganz zu Beginn ihrer DRD-Karriere mit Wolfgang Trenn zusammen gearbeitet, der ja, wie wir jetzt wissen, als Erster aus der Arbeitsstelle Berlin Mitte übernommen worden
00:54:42: war.
00:54:43: Wissen Sie, wie oft mir es passiert ist, wenn Prof.
00:54:46: hat angerufen, zusammenarbeitet.
00:54:48: Gamanistik mit Bulgarien, ja, Prof.
00:54:50: Petkov, ich sage ja, den kenn ich, wieso kennen Sie den?
00:54:53: Ich sage, weil ich in der DDR verantwortlich war für die Gamanistik in den Ländern.
00:54:58: Da kannte ich die Leute.
00:54:59: Da waren schon viele Professoren dankbar, dass sie sagten, also Mensch, da sitzt eine, die hat eine Vorstellung von den Ländern.
00:55:06: Das hat, damit war das auch sehr spannend für mich auch, um DRD zu arbeiten.
00:55:11: Mit neuen Methoden, neuen Dingen.
00:55:13: Aber man konnte erfinderisch sein.
00:55:16: Wolfgang Trenn war ein Kollege, damals Hauptsachbearbeiter.
00:55:19: Und ich war eine Kollegin, die dann in einem recht kleinen Referat unter Herrn Dr.
00:55:25: Wuttich dann anfing zu arbeiten.
00:55:29: Etliche Jahre später wurde dieses Referat, was dann sehr viel größer geworden war, in drei Referate geteilt.
00:55:35: Und da war er dann eine Zeitlang mein Chef mal.
00:55:38: Also, okay, das war's.
00:55:40: Und er kam aber von der DAD-Arbeitstelle Berlin Mitte, also in Ostberlin, die der DAD ja, ähm, neunzig neunzig eingerichtet hatte, um die DDR-Stübbenjagden zur Ende zu
00:55:53: fördern.
00:55:54: Genau.
00:55:55: Und vorher war er ja im Hochschulministerium der DDR.
00:55:58: Richtig, genau.
00:55:59: So hoch- und Fachschulwesen.
00:56:00: Ich hab ihn ja auch interviewt in dieser Reihe.
00:56:03: Insofern schließt das an und es ist schön, ähm... dass dann auch Kolleginnen und Kollegen da sind, die auch mal zusammengearbeitet haben.
00:56:09: Hat Herr Trenn erzählt von der DDR?
00:56:13: Sehr,
00:56:13: sehr, sehr viel.
00:56:14: Ich war auch sehr neugierig, das hat mich sehr interessiert und er ist wohl gekommen, als das Tempusprogramm von der europäischen Gemeinschaft aufgelegt wurde.
00:56:24: Und er ist dafür gekommen und hat natürlich ganz viel Insider-Wissen mitgebracht, was, was wie geht oder auch nicht geht.
00:56:34: Beziehungsweise er wusste auch sehr viel über die Partnerländer, mit denen wir es dann in Tempus zu tun hatte, wo es ja auch andere Gepflogenheiten gab, als die deutschen Hochschulen so kannten.
00:56:46: Also hat der DRD da auch stark profitiert, auch von dem Regionalwissen und dem institutionellen Wissen.
00:56:52: Sehr,
00:56:53: ja, würde ich so sagen.
00:56:56: Ertrenn war ja für die für Osteuropäische Staaten und auch die Wettunion insbesondere, glaube ich, als Sektorleiter zuständig im Ministerium.
00:57:05: Man hatte ja selbst in Moskau auch studiert.
00:57:12: Ja.
00:57:13: Ich konnte ihn immer fragen, wenn irgendetwas war zu den Osteuropäischen Hochschulen oder auch zu irgendeinem Osteuropäischen Land.
00:57:20: Er wusste eigentlich immer eine Antwort, wenn ich was suchte.
00:57:23: Ja, Alex, du hast es in dieser letzten Passage auch selbst gesagt.
00:57:28: Und das ist, glaube ich, jetzt insgesamt in dieser Folge ganz gut deutlich geworden.
00:57:31: Die neuen Kolleginnen und Kollegen aus der ehemaligen DDR, die diesen großen Schritt von Berlin nach Bonn gemacht haben, müssen wirklich in vielerlei Hinsicht eine sehr große Bereicherung gewesen sein für den DRD.
00:57:43: Und du hast sie am Schluss der Interviews jeweils gefragt, was denn der DRD für sie war.
00:57:49: Ja, das habe ich.
00:57:51: Und damit wollen wir auch die heutige Episode beenden mit unseren Otönen und den Antworten auf die Frage, der DRD war für mich?
00:58:00: Für mich war
00:58:00: es ein Glücksfall
00:58:03: nach Gewende.
00:58:05: Für mich war es die erfolgreichste Berufsarbeitszeit,
00:58:14: da
00:58:15: ich hier Dinge tun konnte, die
00:58:22: gemeinsam
00:58:22: mit der...
00:58:23: Leitung des THD, das ist nicht nur dahergesagt, sondern
00:58:26: ich bin nun
00:58:27: einmal ein großer Fan von
00:58:28: Herrn Wohle.
00:58:32: Dinge machen konnte
00:58:33: in dem Bereich
00:58:35: und allen Kollegen, die man jetzt gar nicht
00:58:38: an aufsehen kann,
00:58:41: die
00:58:41: mir noch bis heute so positive
00:58:44: Erinnerungen bleiben,
00:58:46: dass ich natürlich auch zu vielen noch Beziehungen
00:58:49: habe, wird weniger
00:58:54: leider auch durch Zeitablauf.
00:58:57: Meine beste Arbeitsstelle, Punkt.
00:59:01: Ich habe
00:59:01: alle
00:59:02: rund alle fünf, sechs, sieben Jahre woanders gearbeitet.
00:59:07: Die angenehmste Arbeit für mich war der DAD in Verbindung mit der Tätigkeit in der Außenstelle in New York.
00:59:14: Die richtige Arbeitsstelle in meinem Leben, zu der ich auch heute immer wieder greifen würde.
00:59:25: Eine interessante... Arbeit, die ich dort hatte und war also im Blick auf Bildungs- und Dinge, der neu war, weil er anders war.
00:59:38: Und ich finde den DRD gut.
00:59:41: Ich habe im DRD nicht, das muss ich ganz bewusst sagen, nicht diese Arroganz erfahren, wie sie vielfach von Ministerien ausgegangen ist.
00:59:50: Das schätzt sich am DRD sehr.
00:59:52: Er hat doch also, er hat sehr, sehr anerkannt, was wir im Hochschulwesen gemacht haben.
01:00:00: Das muss ich eindeutig sagen.
01:00:03: Eine gute
01:00:17: Erfahrung.
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