Neue Russland-Connection. Auf Posten in Moskau | Staffel 2 Folge 6
Shownotes
🎙 Die DDR und wir im DAAD – Folge 6
Staffel 2: Austausch im Wandel
Wie erlebten DDR-Botschaftsangehörige in Moskau und DDR-Studierende in der Sowjetunion den abrupten Übergang von der DDR zur Bundesrepublik? Elke Hanusch und Alexander Haridi (DAAD) sprechen über Brüche und Neuanfänge im internationalen Austausch – und über Menschen, die in dieser Umbruchzeit Verantwortung übernahmen.
📑 Hintergrund
Mit dem Ende der DDR verloren ihre diplomatischen Vertretungen ihre Funktion. Doch 1990 studierten noch rund 2.000 junge Menschen aus der DDR an Hochschulen in der Sowjetunion. In Moskau hielt der Leiter der „Studentenabteilung“ der DDR-Botschaft, ein entsandter Wissenschaftler, die Stellung und erlebte die Wiedervereinigung unmittelbar vor Ort.
💬 Zeitzeugenbericht
„Du gehst als DDR-Bürger schlafen und wachst als Bundesbürger wieder auf“, erinnert sich Dr. Thomas Prahl an den rasanten Wandel. Nun kam die Koordination aus Bonn – in Person von DAAD-Mitarbeiter Dr. Gregor Berghorn. Gemeinsam ebneten beide den Weg für eine neue Epoche der wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Russland und dem vereinten Deutschland.
📌 Themen dieser Episode
• Betreuung von Studierenden aus der ehemaligen DDR in der Sowjetunion ab 1989/90 • Neuordnung des internationalen Austauschs zwischen Ost und West • Gründung einer DAAD-Außenstelle in Moskau (1993)
🎧 Über das Projekt
Das Zeitzeugenprojekt „Die DDR und wir im DAAD“ dokumentiert über 90 Stunden Interviews mit ehemaligen und aktuellen Mitarbeitenden, DAAD-Alumnae/-Alumni und politischen Wegbegleitenden – emotional, kontrovers und informativ.
🖥️ Formate
Podcast 🎙 | Video-Serie 🎥 | Online-Archiv mit Zeitzeugeninterviews 📖
DAAD-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter haben das Projekt anlässlich des 100-jährigen DAAD-Jubiläums entwickelt und umgesetzt, unterstützt durch Studierende und Kommunikationsprofis aus Ost- und Westdeutschland.
🔗 Weitere Informationen:
🌐 Webseite: http://www.daad.de/ddrundwir
🎥 YouTube: https://www.youtube.com/channel/UC-wnTIo38qxMCUa1VOR6Q
📧 Kontakt: ddrundwir@daad.de
Transkript anzeigen
00:00:00: Wir sind mit dem Wissen abgereist, dass wir in einer anderen Zeit zurückkommen, ein anderes Land zurückkommen werden in ein gemeinsames oder einheitliches Deutschland.
00:00:14: Man hat sich darunter nichts vorstellen können.
00:00:19: Also wir sind abgereist, wir haben studiert, wir waren jung, wir waren abenteuerlustig, was erwartet uns da.
00:00:26: Aber wir haben gar nicht groß darüber nachgedacht, was wird sein, wenn wir mal zurückkommen.
00:00:32: Und das hat sich dann vor Ort ja ganz schnell alles geändert.
00:00:37: Also ich stelle mich vor, mein Name ist Braal, Leiter der Ostenstelle, ich habe in Moskau studiert.
00:00:44: Ich habe in der Sowjetunion studiert.
00:00:46: Na junger Mann, wo haben Sie denn studiert?
00:00:48: Und das hat sich an der MGU still im Saal.
00:00:52: Die Professoren legten ihre Arme, aha, und dann kam das alte Phänomen, Nash Nemitz, das ist unser Deutscher.
00:01:01: Also einer, der uns von innen heraus kennt.
00:01:20: Hallo, ich bin Alexander Riedi und sage guten Tag zu dieser neuen Episode im Podcast "Die DDR und wir im DRD" und "Mir gegenüber sitzt".
00:01:32: Elke Hanosch.
00:01:34: Elke, auch heute sprechen wir nochmal über die Sowjetunion in einem Podcast, der sich eigentlich ja mit den deutsch-deutschen Beziehungen beschäftigt.
00:01:44: Aber wir kommen nicht umhin, die Sowjetunion zu thematisieren, sie steht quasi wie ein Elefant im Raum.
00:01:55: In der vorherigen Episode haben wir gesprochen über Studienerfahrungen von DDR-Bürgern in der Sowjetunion.
00:02:06: Wie prägend das war, auch intensiv, wie gut die Vorbereitung, die Strukturen in der DDR waren, die auf so ein Studium in der Sowjetunion vorbereiteten.
00:02:18: Wir haben auch von unserem Kollegen Wladimir Litke gehört, der aus der Sowjetunion nach Deutschland gekommen ist.
00:02:27: In der heutigen Episode möchten wir über strukturelle Dinge sprechen, über die institutionelle Dimension der wissenschaftlichen Beziehung zwischen den verschiedenen Deutschlands und diesem großen Land im Osten.
00:02:47: Die Geschichte, die wir hören, ist geradezu abenteuerlich, denn wir gehen in eine Zeit von krassen Umbrüchen, krassen Systemen, gesellschaftlichen Umbrüchen.
00:03:00: Und gleichzeitig können wir eine Linie der Kontinuität herausarbeiten, die ja wieder alle Wahrscheinlichkeit ist, aber doch so stattgefunden hat in diesem Bereich der wissenschaftlichen Beziehung des Austausches, für den wir als DRD stehen.
00:03:19: Und ja, wir steigen gleich mal ein mit Wolfgang Trenn, dem sind wir schon als Studenten begegnet.
00:03:29: In der vorherigen Episode, jetzt ist er aber ja viele Jahre später Experte in Moskau beim RGW, beim Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe, also einer Wirtschaftsverband der sozialistischen Staaten.
00:03:46: Und der beschreibt uns die Entwicklung von Russland in den frühen 80er Jahren.
00:03:53: Aber das waren vier Jahre dort, die nun interessanterweise vier Umbruchjahre waren, nämlich ich hatte schon einen abhörigen Magen auf die Beerdigungen der Generalsekretärin.
00:04:08: Ich habe es dann sofort in Kuhl erlebt, ich bin mit dem Autorachter hingefahren, mit meinem Traband, musste durch das Landdurchfahren und wo krieg ich mein Medizin her, aber das war 81.
00:04:27: 83 ist Brechnev gespürt, 84 Antropov, 85 Celenko, bis dann in April Gorbatschow, derjenige war, der die rechte Ecke des Sorgges getragen hat und da war diese Vereinbarung, das ist der Neue.
00:04:49: Also ich war nun seit dem Studium bis dann auch weiterhin sehr Russophil, was ich glaube, habe ich sehr tief in die Russische Gesellschaft eingebracht.
00:05:04: Und ohne dabei aber die Bindung zu Deutschland, zur DDR, zu verlieren, so dass ich auch sehr gut angenommen wurde von den Studienkollegen und späteren Arbeitskollegen dort.
00:05:24: Ich dachte mir, du bist einer von uns, gibt es da eine russisches Sprechwort? Ich dachte, das bin ich natürlich nicht.
00:05:32: Das kommt aus der Zeit, dass es beim Weltkrieg ist, wo man beim Dunkelheit wissen musste, ist es einer von uns oder eben nicht.
00:05:41: Und da gab es diese Zuruferwärme, etanage.
00:05:47: Und dieser Grund ist das in Suche, Astra, einem russischen Parierer, dass man dachte.
00:05:52: Also ich war dann nach den zehn Jahren doch, glaube ich, ganz gut, aber das verlerne man immer wieder und vergisst wieder und zumal wir darauf geachtet haben, dass unser Sohn Deutschsprache wieder erzogen wird und meine Frau dabei auch natürlich gut in die deutsche Sprache reinkommt.
00:06:07: Also das waren dann die vier Jahre, die ich noch zugewacht habe.
00:06:10: Das war Wolfgang Trenn, ehemaliger DRD-Kollege. Kollegin Jana Merzuck, ich springe jetzt mal in das Jahr 1990.
00:06:20: Kollegin Jana Merzuck reist aus von der Universität Halle, wo sie studiert, nach Moskau, um ihr Austauschjahr zu beginnen, September 1990.
00:06:34: Genau, Jana Merzuck reist de facto einen Monat vor dem Tag der Deutschen Einheit oder der Wiedervereinigung aus.
00:06:45: Sie reist auch aus mit dem Wissen, es wird sich in meiner Heimat sehr, sehr viel verändern, während ich in Russland studiere.
00:06:55: Das beschreibt sie in einem Zitat, was wir gleich hören werden und beschreibt dann gleichzeitig auch die Schwierigkeiten, sich über die Geschehnisse in der Heimat auf dem Laufenden zu halten.
00:07:11: Medial war das alles nicht ganz so einfach, wie es heute ist. Hören wir mal rein, was Jana zu sagen hat.
00:07:21: Wir sind mit dem Wissen abgereist, dass wir in einer anderen Zeit zurückkommen, in ein anderes Land zurückkommen werden, in ein gemeinsames oder einheitliches Deutschland.
00:07:35: Man hat sich darunter nichts vorstellen können.
00:07:40: Also wir sind abgereist, wir haben studiert, wir waren jung, wir waren abenteuerlustig, was erwartet uns da, aber wir haben gar nicht groß darüber nachgedacht, was wird sein, wenn wir mal zurückkommen.
00:07:52: Und das hat sich dann vor Ort ja ganz schnell alles geändert.
00:07:58: Ja, das war teilweise sehr schwer, also ich kann mich daran erinnern, ich habe einmal oder zweimal pro Monat angerufen bei meinen Eltern, das ging dann aber nur über die Hauptpost.
00:08:14: Da musste man das Gespräch ein, drei Tage vorher anmelden, dann musste man zu einer bestimmten Zeit in die Hauptpost kommen und durfte dann, man musste auch sagen, wie viel, zehn Minuten zum Beispiel, musste man bestellen.
00:08:27: Und diese zehn Minuten durfte man dann anrufen, wenn die Verbindung geklappt hat, aber die hat auch nicht immer geklappt.
00:08:34: Also es war im Endeffekt eine überwachte Telekommunikation, ja über Briefe, über Paketepäckchen, die hier noch nicht hergeschickt worden sind, oder von meinen Eltern, hauptsächlich ich geschickt worden sind, wo dann mal eine Zeitung mit drin lag oder so was.
00:08:52: Sonst hat man nicht viel mitbekommen.
00:08:55: Also die Nachrichten kamen sporadisch, ja, mit Verzögerung und dann auch nur bruchstückhaft.
00:09:00: Nur bruchstückhaft.
00:09:01: Sie hatten nicht so ein 1 zu 1 Bild, was gerade los war.
00:09:03: Nein, es gab ja, in dem Sinne, kein Internet, wir konnten nämlich nicht im Internet nach Nachrichten suchen oder so was.
00:09:09: Im Fernsehen, im russischen Fernsehen wurde da berichtet.
00:09:13: Im russischen Fernsehen wurde dann von der Wiedervereinigung berichtet, aber ja, kurz und knapp.
00:09:20: Also man hat es nicht in dem besten Licht dastehen lassen und hat es auch kaum, man hat es kaum bewertet, muss ich sagen.
00:09:29: Also man hat aber auch eben nichts Positives darüber gesagt.
00:09:33: Es war, es war, wie eine Schockstarre erstmal, ja.
00:09:38: Ich glaube, die Sowjetunion hatte ja zu der Zeit schon ziemlich mit sich selber und der Unzufriedenheit der Bürger zu tun.
00:09:45: Das war die Stimme von Jana Merzuck als Studentin 1990 in Moskau, auch in Moskau.
00:09:52: Ein Koffer dort nochabend ist Thomas Braal, den haben wir kennengelernt als Studenten.
00:10:00: In Moskau nun ist er aber Amtsträger in Moskau 1990. In welcher Funktion?
00:10:09: Er ist an der noch bestehenden DDR-Botschaft, seit circa einem Jahr stellvertretender Leiter der Studentenabteilung.
00:10:20: Er ist aber kein Karrierediplomat, wie das viele andere waren an DDR-Botschaften.
00:10:28: Thomas Braal ist nach seinem Studium in der Sowjetunion an die Hochschule Greifswald gekommen und kommt aus dem Hochschulkontext
00:10:39: von der Universität Greifswald zurück nach Moskau als stellvertretender Leiter der Studentenabteilung an der DDR-Botschaft.
00:10:50: Und im Jahr 1990, wir sind in der Episode Umbrüche in Moskau, verschwindet auf einmal der Leiter dieser Studentenabteilung.
00:11:02: Und hier haben wir auch so ein interessantes Beispiel wie Thomas Braal schildert, wie kann man auf einmal Chef werden?
00:11:14: Das Telefon klingelt und egal zu welcher Uhrzeit, wir lernen aus diesem Zitat, man sollte ran gehen.
00:11:23: Der ist dann aber am 89, als die Unruhen dann deutliche Formen annehmen, ist der in Moskau dann auch nicht mehr gesehen worden, verschwunden.
00:11:34: Was zur Folge hatte, dass ich irgendwann nachts um drei mal aus dem Bett geklingelt wurde, wütend ans Telefon denke, welcher Idiot klingelt mich um drei Uhr nachts aus dem Bett.
00:11:44: Und dann war es eine ältere Stimme an so einer, hier ist Meyer, ich sag wer ist Meyer, ich bin ihr Minister, das war der letzte frei gewählte Professor Meyer.
00:11:58: Achim Meyer.
00:11:59: Ja, der sozusagen, ich wollte sie nicht lange aufhalten, ich sage, er ist auch erst um drei Uhr.
00:12:05: Ach so, ich dachte, da habe ich ja völlig vergessen.
00:12:07: Hat er sich entschuldigt sogar, der hat eben 24 Stunden die wirkliche Arbeit, das war ein Arbeitstil, haben wir hinterher erst gekauft.
00:12:15: Ich wollte sie nur fragen, ob sie bereit sind, die Abteilung zu übernehmen.
00:12:19: Ich sage, welche Abteilung?
00:12:21: Na ja, die Studentenabteilung, ihr Chef ist ja abhandengekommen.
00:12:24: Ich sage, na ja, ist ja keiner da, klar, Mike.
00:12:27: Gut, dann sage ich den Botschafter Bescheid, schlafen sie weiter gut.
00:12:30: Das war mein letzter Kontakt und mein erster Kontakt mit meinem Minister.
00:12:33: Und dann bin ich dann eben sozusagen wissenschaftsattasché geworden.
00:12:37: Wir springen zum Tag der Wiedervereinigung, wir sind jetzt am 3. Oktober 1990.
00:12:47: Die DDR-Botschaft befindet sich in Auflösung und im Grunde werden alle zurückbeordert, außer Thomas Prahl, Thomas Prahl bleibt.
00:13:00: Und er schildert ein sehr interessantes Gespräch mit dem letzten DDR-Botschafter, der ihm, bevor er abreißt…
00:13:13: Nicht spoilern.
00:13:14: … etwas hinterlässt.
00:13:16: Was denn erfahren wir jetzt?
00:13:18: Alle weg, alle weg.
00:13:20: Der Botschafter hat mich dann zwei Tage bevor er gefahren ist, noch mal in seinem Zimmer.
00:13:25: Er hat gesagt, du bist ja hier der Stadthalter jetzt, du bist der einzige, der noch bleibt von der oberen Schichte.
00:13:31: Du kriegst erstmal meinen Alkoholvorrat.
00:13:35: Na ja, aber zum Botschafter hat, ne?
00:13:37: So wenn er einen großen Empfang gibt, dann habe ich ein Luftgewehr geerbt.
00:13:41: Eine Waffe sozusagen, die ist heute noch in der Außenstelle,
00:13:45: weil keiner weiß, wie wir die entsorgen sollen.
00:13:47: Du kannst ja nicht einfach eine Waffe entsorgen.
00:13:49: Die steht noch in der Außenstelle.
00:13:52: Waffe und Alkohol, mobile Ressourcen im diplomatischen Dienst.
00:13:59: Es gibt aber auch eine immobile Dimension, Architektur, Zäune, Begrenzung.
00:14:09: Und auch da drücken sich Haltungen und Beziehungen aus und darüber erfahren wir was im folgenden Zitat.
00:14:17: Auch von Thomas Braal, der schildert, wie die West-Jetzt-Gesamt-Deutsche-Botschaft in Moskau sich aufstellt.
00:14:32: Dann kam die deutsche Einheit. Viele Westdeutsche sind nicht freiwillig in dieses DDR gezogen, zu Anfang.
00:14:41: Aber zum Schluss waren sie alle fast da. Allerdings war dann der Zaun auch inzwischen 3,50 m hoch geworden.
00:14:49: Die Angst bei den Westdeutschen war deutlich größer vor den Feinden aus Russland als zu unserer Zeit.
00:14:56: Es war ungewohnt, dass du plötzlich in einem ganz normalen russischen Wohngebiet mit wie in einem Käfig sitzt, mit einem 3 m hohen Sound.
00:15:06: Aber das war ihm so. Das sind so diese Kleinigkeiten, wo ich sagte, du gehst als DDR-Böger schlafen und als Westdeutscher oder als Bundesdeutscher wachst du auf.
00:15:16: Das sind ja alles Sachen, die dann plötzlich kamen und nicht einfach zu bewältigen waren, vor allen Dingen im Kopf.
00:15:25: Für mich hat uns das nicht viel ausgemacht. Wir waren ja in der DDR-Botschaft, sprachen fast alle russisch.
00:15:32: Also wir haben auch keine Probleme gehabt. In der Westdeutschen Botschaft brach eigentlich keiner russisch, außer der Sprachendienst.
00:15:39: Und der war aus unserer Sicht eine Katastrophe.
00:15:44: Das war eben einer, der auch studiert hatte, russistik und in der Uni russisch gelernt hatte und eigentlich nie ein Leben in Russen irgendwo gesehen hatte.
00:15:54: Wir kamen so öfter zu uns, kannst du mal helfen dir und so? Das ist natürlich dann auch klar, macht man ja auch.
00:16:00: Aber von der Seite haben wir uns nichts ausgestandert. Wir wurden auch akzeptiert, muss ich sagen.
00:16:06: Also ich weiß nicht, wie es in anderen Botschaften war weltweit, aber das Verhältnis der meisten Mitarbeiter der bundesdeutschen Botschaft war extrem angenehm für uns.
00:16:19: Also man merkte nicht, dass wir da irgendwo Ossis oder so waren. Der Begriff hat auch bei uns nie eine Rolle gespielt.
00:16:26: Also den kannten wir aus Moskau eigentlich gar nicht. Den haben wir aus dem Fernsehen oder aus der Zeitung.
00:16:31: Aber das bei uns in der Ossi-Westdeutsche sagte, gab es eigentlich nicht.
00:16:34: Also von der Seite sind wir dem Botschafter Blech, der damals der Gesamtdeutsche Botschafter dann war, sehr dankbar gewesen, dass er da darauf geachtet hat, dass das wirklich...
00:16:44: Und das hat sich, um vielleicht mal vorauszunehmen, auch mit den Kollegen vom DAD genau so abgespielt.
00:16:51: Bergkorn wurde ja der erste Leiter der Außenstelle. Wir beide kannten uns nicht und wir haben uns vom ersten Tag an.
00:16:57: Er wird es vielleicht nachher auch nochmal bestätigen können. Gut verstanden. Also es hat dann nie irgendwo Ost-West-Probleme gegeben.
00:17:05: Ja, wir schauen jetzt mal auf den 3. Oktober 1990, also den Tag der Wiedervereinigung und der wird, ja auch heute noch ist ja unser Nationalfeiertag, unser Gemeinsamer geworden, wird ja an allen deutschen Auslandsvertretungen auch gefeiert.
00:17:25: Und das Großereignis 1990 natürlich auch und wir hören mal rein, wie dieses jetzt vereinte Fest der Deutschen oder das Fest der Vereinten Deutschen in Moskau abgelaufen ist.
00:17:41: Weil am Tag der Deutschen Einheit hat der Botschafter mich dann gebeten zu ihm zu kommen, er sagt, es ist in einer Demokratie üblich zu einem großen Staatsfeier, wie der Deutschen Einheit, alle Deutschen aus Moskau einzuladen.
00:17:57: Dann habe ich ihn erstaunt angeguckt und habe gefragt, wie er sich das denkt, welchen großen Saal er dann so gemietet hätte. Nein, nein, in seiner Residenz.
00:18:07: Ich saß, soll ich dann, ja, ihre Studenten müssen alle kommen. Ich saß, sie sind im Augenblick 1500. Wie viele Zimmer haben Sie in Ihrer Residenz?
00:18:17: Ich habe noch nie einen Botschafter so schnell erblassen gesehen, 1000, dann dachte er, wenn Sie eine Feier haben, wir haben Sie es gemacht.
00:18:27: Ich sage ganz einfach, wir haben die Studenten von jeder Hochschule gesagt, sie möchten bitte selber drei Leute ausfehlen, die sie delegieren.
00:18:35: Und damit waren wir das Problem, wir mussten nicht bestimmt wer kommt, was kommt. Junge, Mädchen, Biologen, Chemiker, Physiker, dann haben die Studenten dann gesagt, oh, es hört sich nicht weg, dann ist es mal nicht ganz demokratisch.
00:18:47: Aber es gefällt mir, mein Lern, dann haben wir das so gemacht. Und dann kamen wir und dann wurden wir empfangen und dann dachte er, haben Sie Ihre Studenten dann da?
00:18:55: Ich sage, ja, wie erkennt man die Länder? Ich sage, wir haben drei Kategorien. Sie haben ein parussisches Studenten eingeladen, das sind die, wo die Mädchen noch eine Schleife im Haar haben und ein weißes.
00:19:07: Die Herren und Damen im dunklen Anzug, das sind meine Studenten. Und die drei, die da hinten in der Ecke sitzen, mit dem Kasten Bier und den zerrissen Hosen, das sind DRD Stipendiaten.
00:19:17: Ja, die mit den zerrissenen Hosen, das sind die DRD Stipendiaten, aber die haben ja offensichtlich eine Förderung bekommen durch den DRD.
00:19:29: Die Studenten, die eingeladen waren in die deutschen Botschaft zu der Feier, haben das sicherlich geschätzt, aber die Frage, die sie am meisten beschäftigt haben wird, ist natürlich, wie finanzieren wir unser Studium weiter?
00:19:46: Da die DDR ja nicht mehr existiert. Diese Frage stand sicherlich im Raum und Thomas Prahl, nach wie vor Leiter der Studentenabteilung an der deutschen Botschaft, in Moskau, griff mal wieder zum Telefon.
00:20:09: Ja, und vielleicht muss ich noch erklären hinzufügen, dass die Frage, was passiert mit den DDR Stipendiaten im Ausland, natürlich auch zu Hause in Bonn und Berlin diskutiert worden war.
00:20:25: Die Zahl, die ich aus den Akten kenne, ist 2589, also eine wirklich schiere, große Menge von Menschen in der gesamten UDSSR, also nicht nur in Russland, verteilt.
00:20:46: Das sind jetzt schon einige, die haben sich schon dezimiert, die Zahl wahrscheinlich aufgrund der Umbrüche und Unsicherheiten, aber Thomas Prahl sagt, 1200 sind immer noch da.
00:20:56: Und dann gab es Überlegung, ob sie zu DRD Stipendiaten kollektiv gemacht werden können. Es gab mehr Gründe, die dagegen als dafür sprachen.
00:21:10: Und schließlich hat das damalige BMBW-Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft beschlossen, dass sie sich aufs BAföG genau gesagt auf das AuslandsBAföG bewerben können.
00:21:26: Und in diesem Zusammenhang gehört das nun folgende Zitat von Thomas Prahl.
00:21:33: Ja, wir haben natürlich mit allen Kontakt gehabt unter den Bedingungen 1990, also keine Mail oder keinen Dings, anschreiben, meistens anrufen.
00:21:45: Aber im Sozialismus hatte nur jeder 25. Telefon, war auch nicht so einfach.
00:21:50: Dann hast du meistens so zwei, drei Vertreter von den Hochschulen angerufen und du antwortest mit deinem Leben dafür, dass alle unsere Studenten darüber informiert werden.
00:22:02: Wir konnten ja auch keine Versammlung machen oder sowas. Das waren ja auch in anderen Städten, Leute.
00:22:08: Und da haben wir eben überlegt, was müssen die wissen. Wo kommt das Geld her? Stipendium.
00:22:14: Da haben wir über die Botschaft geklärt, dann hieß es ja, Mainz-Bingen ist der Ort, wo euer Geld.
00:22:26: Da haben wir in Mainz-Bingen angerufen, die hatten keine Ahnung.
00:22:30: Mainz-Bingen hieß BAföG-Arme, am schlierenden Werk Mainz-Bingen.
00:22:34: Richtig. Dann habe ich mir diesen Leiter geben lassen.
00:22:38: "Wer sind Sie denn?" "Wer bin ich denn?" "Ja, ich bin hier in Moskau, in der Botschaft verantwortlich für 1200 noch Studenten."
00:22:49: Das Auswärtige Amt hat mir eben mitgeteilt, dass Sie diejenigen gestellt sind, die die Finanzierung abwickeln.
00:22:55: Haben wir noch nie gehört, da kann ja jeder kommen.
00:22:58: Ich klar, ich verbinde Sie mit dem Botschaftern, dem können Sie erklären, dass er jeder kommen kann.
00:23:03: Da habe ich den Botschafter aufgelegt, dann mache ich sofort den Riff, 10 Minuten wieder, dann ist alles geklärt.
00:23:09: Die kriegen wahrscheinlich einen neuen Leiter und der weiße Bescheid.
00:23:13: Ein anderes Beispiel, das zeigt, was in dieser Umbruchszeit möglich war.
00:23:19: Wenn pragmatisch denkende und geistesgegenwärtig handelnde Personen am Ruder sitzen, hören wir gleich.
00:23:28: Thomas Prahl berichtet da unter anderem über den Einsatz des deutschen Botschafters in Moskau für Studenten der DDR,
00:23:38: die eine Diplomatenlaufbahn einschlagen wollten, eine DDR Diplomatenlaufbahn
00:23:46: und deren Karriereweg im neuen System in der Bundesrepublik vorerst abgeschnitten schien.
00:23:56: Wir haben viele Studenten am Demo gehabt, die DDR Diplomaten aus Bildung gemacht haben.
00:24:04: Die alle per UCAS von Genscher gechast wurden.
00:24:08: Da hat der mich dann der Rector angerufen und gesagt, Mensch, was machen wir denn jetzt sind doch alles gute junge Leute.
00:24:13: Die haben doch alle drauf, die können alle vier, fünf Sprachen.
00:24:17: Dann haben wir zusammen mit dem Rector und dem Botschafter überlegt, wie wir Herrn Genscher dazu kriegen,
00:24:25: nochmal darüber nachzudenken und dann haben wir eine Ehrendoktorantur für Herrn Genscher ausgelobt, also die Russen.
00:24:35: Und dann hat der Botschafter den Kohl angerufen und hat, aber das ist jetzt nur für uns,
00:24:41: und hat dann gesagt, es gibt ein Dreiervorschlag für die erste für Westeuropa ausgelobte Ehrenbundentur.
00:24:50: Regen, Tetscher, Genscher.
00:24:55: Und Genscher will nicht.
00:25:00: Er hat drei Tage mit Genscher wohl in Klausur geredet, denn Genscher war einverstanden.
00:25:04: Und dann ist er eher ein Doktor geworden, sein Bild hängt heute noch in diesem Institut.
00:25:08: Also als ich noch da war hing es noch.
00:25:11: Und als Geschenk hat er gesagt, die Absolventen der DDR, dieser Hochschule,
00:25:18: also die noch präsent waren, die ihr Studium noch zu Ende machten, haben die Möglichkeit,
00:25:22: wie alle anderen deutschen Studenten sich um den diplomatischen Dienst zu bewerben,
00:25:29: in diesem Wettbewerb, den es da gibt.
00:25:32: Und das haben viele gemacht.
00:25:36: Und noch als ich 2009 bin ich gegangen aus Moskau, endgültig aus der Ausstelle,
00:25:41: da waren schon, der Leiter des Sprachendienstes war einer meiner Studenten.
00:25:46: Der hatte diese Attaché-Ausbildung hinter sich, mit bravuren Sprachen,
00:25:50: natürlich fünf Sprachen, und unter anderem eben russisch.
00:25:53: Und das war ein richtig guter Mann.
00:25:55: Da haben wir die Früchte unserer eigenen Arbeit noch mal gesehen,
00:25:59: was aus den vielen anderen geworden ist, weiß ich nicht.
00:26:02: Ja, wir sind in einer Zeit, wo die DDR aufgehört hat zu existieren,
00:26:07: aber ihre ehemaligen Studenten noch vor Ort sind.
00:26:10: Und in dieser Umbruchzeit, die noch keine Form hat und keinen institutionellen Rahmen,
00:26:16: durch den navigieren hier unsere Kollegen vor Ort, glaube ich,
00:26:24: sehr zielsicher und mutig und mit Weitblick.
00:26:29: Und dann kommt der Moment, wo neue institutionelle Strukturen geschaffen werden,
00:26:38: der DRD hat beschlossen, eine Außenstelle,
00:26:41: das ist das übliche Format im DRD, eine Außenstelle zu gründen.
00:26:47: Und dazu bedarf es natürlich erstmal eine Status,
00:26:51: es müssen die rechtlichen Fragen geklärt werden.
00:26:53: Es muss auch die physische Infrastruktur und das Personal und so weiter aufgestellt werden.
00:26:58: Und wir kommen jetzt in diese Zeit zur Vorbereitung dieser ersten DRD-Außenstelle in Moskau,
00:27:05: die dann schließlich 1993 offiziell eröffnet wurde.
00:27:11: Räume mussten gefunden werden und dafür kommt ein Vertreter des DRD aus Bonn,
00:27:20: Herr Stuckenschmitt, dessen Namen wir noch sehr häufig hören werden.
00:27:26: Alex, kannst du noch mal ganz kurz sagen, wer Herr Stuckenschmitt war?
00:27:32: Ja, so richtig. Den ganzen Lebenslauf bekomme ich hier nicht hin.
00:27:40: Er ist mir bei den Recherchen dieses Projektes begegnet als Referatsleiter
00:27:49: und als Treiber des innerdeutschen Austausches in einer anderen Episode.
00:27:54: Hören wir wie '88, '89, als die beiden deutschen Staaten noch existierten.
00:28:02: Stipendiumprogramme aufgelegt worden sind für DDR-Bürger, Wissenschaftler,
00:28:10: nach Westdeutschland und westdeutsche Akademiker konnten in den Osten. Also da hat dir Stuckenspiet
00:28:16: eine große Rolle gespielt. Ich glaube eigentlich ist er Japanologe, auch als Leiter der Außenstelle
00:28:22: Tokio, einschlägig bekannt. Und ich weiß gar nicht in welcher Funktion er jetzt von Bonn aus
00:28:31: nach Moskau geschickt worden ist. Jedenfalls ist er in leitender Funktion und offensichtlich jemand
00:28:38: der gestaltet und neues schaffen kann und dafür geeignet ist für diese Aufgabe. Auf jeden Fall.
00:28:44: Und er kommt nach Moskau und er sondiert die Räumlichkeiten, die eine zukünftige Außenstelle
00:28:54: Moskau haben sollte. Ja und da schaut man sich natürlich erst mal die Liegenschaften der DDR an,
00:29:01: die ja jetzt ja auch zur neuen Bundesrepublik, zum Aussteuer sozusagen, die als Aussteuer mit
00:29:08: eingebracht worden sind und zum Vermögen des wiederverhaltenen Deutschlands gehören.
00:29:13: Das war unsere tägliche Arbeit. Bis dann der DRD kam, dann kam Herr Stuckenschmidt zur
00:29:21: Besichtigung der zukünftigen Außenstelle und dachte, die drei Zimmer können die ganze Etage nehmen.
00:29:27: Dann brauchten wir nicht. Dann hab ich Bode an, wo der Herr Stuckenschmidt sich nur drei Zimmer nehmen.
00:29:31: Wieso auch Bode? Wie viele können wir denn kriegen? Ich sag, naja, zehn stehen hier zu. Dann haben wir alle zehn
00:29:37: natürlich. In der Botschaft. Ja, in der alten DDR-Botschaft. Da kam Goethe rein und wir. Wir waren
00:29:49: ja schon drin. Goethe war Hausherr sozusagen, die haben ja 50, 60, 70 Zimmer gehabt und wir haben
00:29:55: diese einen Korridor gehabt. Die waren hinterher alle froh. Da hatten wir ein Besucherzimmer,
00:30:03: da hatten wir einen Raum für Technik, damals waren ja noch die Kopierer. Zwei Kopierer,
00:30:09: da war der Raum ja voll. Und wir hatten genug Beratungsräume für Auswahlkommissionssitzungen.
00:30:16: Wir haben viele Auswahl in Russland gemacht. Also das hat sich schon bewährt.
00:30:22: Ja, diese Anekdote, finde ich, zeig noch mal, dass die schiere Größe des DDR-Austausches in
00:30:34: West-Satzland nicht wirklich verstanden worden war. Wir haben ja die 7000 ausländischen Stipendiaten in
00:30:42: der DDR 1990 und der beschäftigen uns sehr viel in diesem Podcast, damit, wie wir damit umgegangen
00:30:48: sind und auch da merken wir immer wieder, es hat gedauert, bis der Groschen gefallen ist. Das waren
00:30:53: Dimensionen, die hatten wir so nicht im DRD und das war einfach schwierig sich vorzustellen und auch
00:31:00: hier offensichtlich hat man erst mal kleiner gedacht, bis klar wurde, das reicht nicht und viel
00:31:07: mehr ist ja auch möglich in dieser Situation. Und glaube am Ende hat der DRD beherzt zugegriffen,
00:31:13: nicht nur an diesem Standort Moskau. Ja, vielleicht wurde diese Dimension der DDR auch
00:31:21: gar nicht zugetraut von herein. Die Räumlichkeiten waren dann also sozusagen geklärt, es wurden
00:31:31: nicht nur drei Zimmer genommen, sondern gleich alle zehn, die ganze Etage wurde bezogen und dann
00:31:40: war die Frage ja, wer wird diese Außenstelle leiten und an der Stelle kommt unser ehemaliger
00:31:49: Kollege Gregor Berghorn nach Moskau. Offizielle Entsendung war ab 1. August 1992. Aber auch das
00:32:03: war hier dem DRD auslandsjuristisch nicht klar. Die Außenstelle war zwar als geografischer Punkt,
00:32:15: ehemalige DDR-Botschaft, am Liedenski Prospekt klar, aber sie hatte keinen Status. Also die Person
00:32:25: war okay, konnte kommen, aber die Einrichtung als solche war noch ohne Status. Das heißt, die war
00:32:34: von der sowjetischen Seite. 1992 war ja noch letzte zehn Minuten Sowjetunion, noch nicht
00:32:42: anerkannt. Ich bekam also ein Visum für die übliche Zeit von vier Wochen. Vorhin trümmerte
00:32:50: mich um dieses und jenes. Wir besuchten auch die ein oder andere Hochschule. Für mich war das
00:32:55: totales Neuland. Da musste ich wieder zurück. Das nächste Visum war dann von September bis
00:33:04: 1. September bis Ende September oder Anfang Oktober. Da musste der Berghorn wieder zurück.
00:33:10: Nach Deutschland. Nach Deutschland. Dann das dritte Mal und das war dann schon Dezember und wir
00:33:20: hatten bis dato immer noch nichts gehört. Können Sie die Kamera mal ausmachen und den Ton? Ja,
00:33:29: nein, nein, das sage ich erst, wenn es aus ist. Dann sagen Sie es besser nicht. Dann geht ihnen was.
00:33:38: Okay. Ja, kann man auch sagen. Ich erzähle es erst so und dann entscheiden Sie, ob wir es dann
00:33:48: bringen. Dann lassen wir es, dann lassen wir es. Es ist spektakulär. Es ist spektakulär. Dann lassen
00:34:05: wir es draußen. Wir hätten bis heute noch nicht die Zulassung gekriegt. Wenn Sie sich da nicht was
00:34:13: hätten einfangen. Wenn wir uns nichts hätten einfangen. Dazu musste man etwas mehr von der
00:34:24: Seele oder wie auch immer kennen, um auf dieser Taste klar gespielt zu können. Jedenfalls am 15.
00:34:34: oder 16. Dezember hatten wir dann die Verbalnote. Was würden Sie sagen, wer verstand mehr von der
00:34:40: russischen Seele? Zu dem Zeitpunkt. Sie oder Herr Prahl? Thomas Prahl. Sie hatten das doch alle
00:34:46: studiert? Ja, das ist schon richtig. Die offizielle russische Seele haben wir vertraut. Aber es ging
00:34:56: hier um das so sein und da war sozusagen, das ist ein Glückfall, dass wir mit Thomas Prahl hier
00:35:05: man hatten, der sich nicht nur gut auskannte, auch sprachlich gut war, sondern der auch loyal zu
00:35:12: dem ganzen gestanden hat. Das muss man einfach sagen. Alex, wir haben hier ja eine hochinteressante
00:35:17: Gesprächssituation. Einerseits wird geschildert, was nötig war. Es wird auch geschildert, was das
00:35:26: Ergebnis war. Aber der eigentlich hoch spannende Teil wird so ein bisschen innerhalb des Interviews
00:35:34: ausdiskutiert. Wollen wir es sagen? Wollen wir es nicht sagen? Wie war das für dich als Interviewer
00:35:42: mit dieser Situation umzugehen? War das ein Problem oder? Zunächst mal, es steigt die Spannung
00:35:50: und das haben ja die Zusonnen wahrscheinlich auch so empfunden. Es ist ja ja auch kein Cliffhanger,
00:35:59: den wir bewusst eingebaut haben, sondern wir lassen uns hier mal in die Karten schauen. Wir
00:36:04: haben das nicht herausgeschnitten. Natürlich schneiden wir ganz viel aus den 90 Stunden
00:36:09: Material schon alleine, um zu 60 Min. etwa Episoden kommen zu können, müssen wir schneiden. Aber
00:36:18: natürlich kommen auch solche Stellen, wo man auf Mauern stößt oder wo grenzende Sackbahnen
00:36:24: erreicht sind, wo die intervierten Personen darüber nachdenken, welche Wirkung das haben könnte,
00:36:31: was sie sagen, wenn es öffentlich wird, wobei zwischendrin die Kamera einfach vergessen wird und man
00:36:40: spürt, dass wir im Plaudaton sind. Ja, aber ich will es ja nicht erzwingen. Ich kann es nicht
00:36:49: erzwingen, aber ich will es auch gar nicht erzwingen. Das ist nicht der Ansatz in diesem Projekt gewesen,
00:36:54: sondern die Idee, an der ich mich ausrichte, ist ja die von Aural History und die Grundidee
00:37:02: lautet, lasst die Leute erzählen, was sie möchten. Das heißt, ich bereite mich natürlich vor,
00:37:08: im Vorgespräch und recherchiere, um gute Fragen stellen zu können. Ich gebe Impulse,
00:37:15: aber ich lasse dann frei sprechen und ich versuche nicht Druck auszuüben oder die Leute dazu bewegen,
00:37:23: Dinge so offenbaren, die sie für sich behalten möchten. Insofern war das jetzt keine schwierige
00:37:31: Situation. Für mich, es bleiben einfach Geheimnisse und die bleiben sowieso in sehr vielen
00:37:38: Beziehungen. Aber Absicht ist ja auch gar nicht alles offen zu legen, sondern in die Erinnerung zu
00:37:44: gehen und die Geschichte aus der persönlichen Erinnerung aufleben zu lassen und dadurch
00:37:49: nachvollziehbar zu werden. Und ich glaube, das ist, wie man an dieser Episode merkt, sehr gut
00:37:57: gelungen. Also ich fühle mich, ohne je in Moskau gewesen zu sein, sehr gut versetzt in diese
00:38:02: außergewöhnliche Zeit ihren Möglichkeiten und ihren Zwingen. Und was ich sehe, sind Personen,
00:38:09: die zupacken, die selber nachdenken und die versuchen, das Beste rauszuholen. Das sind ja im
00:38:15: besten Sinne verantwortliche und handelnde Personen. Und das ist ein bisschen, möchte ich sagen, auch
00:38:23: typisch für den DRD. Jedenfalls verstehen wir uns so, wenn wir eine Verwaltungsorganisation sind,
00:38:30: gewisserweise möchten wir alle gerne gestalten und das Beste aus den Möglichkeiten herausholen. Und
00:38:37: das ist ein schönes Beispiel, finde ich, wo das auch stattgefunden hat und wie man sieht, auch zu
00:38:42: einem guten Ergebnis geführt hat. Und was ich finde, ist auch anhand dieses Aushandlungsprozesses,
00:38:52: was sagen wir, was sagen wir nicht, hören wir bei den beiden eigentlich, dass sie das schon gleich
00:39:01: meinen. Also sie haben da ein Konsens innerhalb dieser Gesprächssituation. Und wenn wir uns den
00:39:11: nächsten O-Ton anhören, merken wir, wie gut diese beiden Männer zusammengearbeitet haben,
00:39:21: obwohl sie aus so unterschiedlichen Ecken kommen. Ja, man muss sich mal vorstellen. Wir haben hier
00:39:29: zwei Russland-Känner vor uns. Der eine ist Slavist. Der hat das studiert, hat promoviert. Wir haben uns
00:39:40: hier die akademischen Titel mal gespart in dieser Sendung. Aber hier sprechen wir über Dr. Berghorn
00:39:46: und über Dr. Pral. Herr Berghorn hat Slavistik studiert, aber eben in Westdeutschland und in der
00:39:55: Bibliothek und im Hörsaal hat er seine Kenntnisse erworben, aber hatte auch gar keine Möglichkeit.
00:40:02: War nie da. War nie da. Also eine typische kulturwissenschaftliche Herangehensweise, wie wir das
00:40:11: ja für viele Weltregionen haben. Ich selbst habe ja bin Islamwissenschaftler, Arabist und kenne
00:40:18: das Problem auch so. Man kann her perfekt hoch Arabisch sprechen und ist dann aufgeschmissen in
00:40:23: Cairo, wenn man einen Kaffee bestellen möchte. Das ist die eine Person. Die andere Person ist
00:40:29: Thomas Pral, der ist Biologe und hat in der Arbeiter- und Bauernfakultät schon sein Abitur
00:40:39: halb auf Russisch gemacht und dann ein Vollstudium an einer russischen Elite-Universität absolviert
00:40:44: und ist mit einer Russin verheiratet und ist einfach lebenspraktisch und in der Alltagskultur
00:40:51: tief verankert. Diese beiden Männer, der eine aus der Theorie kommend und aus dem kapitalistischen
00:40:57: Westen, der andere aus der gelebten Erfahrung und aus dem ehemaligen sozialistischen Teil
00:41:05: Deutschlands, die beide sitzen jetzt an einem Tisch und müssen an einem Strang ziehen. Keine
00:41:10: leichte Aufgabe, glaube ich, ideologisch und von den Persönlichkeiten her. Aber ich weiß nicht,
00:41:18: vielleicht mussten sie sich auch zusammenreißen an der einen oder anderen Stelle, aber entsteht der
00:41:23: Eindruck, sie ziehen nicht in verschiedene Richtungen. Nein. Herr Pral hatte das Studier, der hatte
00:41:30: einfach Landeskenntnisse und Sprachkenntnisse, die wir überhaupt gar nicht haben konnten. Ich konnte
00:41:35: Englisch, russisch damals war es um Füchten gewesen und man lernte in Deutschland zu den
00:41:41: damalsigen Zeitungen, er kann russisch lernen. Das war so eine Theorie. Ich war sozusagen in England
00:41:47: gewesen, er war in Russland gewesen, ich kannte den Westen, er kannte den Osten, ich kannte die
00:41:52: Westdurchschulen, er kannte die Ostdurchschulen. Jetzt kommen wir zu der Frage zu dem Verhältnis
00:41:57: von Außenstelle und Zentrale in Bonn. Das Mutterschiff, die Geschäftsstelle sitzt in Bonn, die
00:42:05: Außenstellen so ein bisschen im Kosmos, in Trabanten in diesem Kosmos. Wie ist das Verhältnis
00:42:16: zwischen den beiden? Die Zentrale hat natürlich auch Ideen wie der Kontakt zwischen russischen
00:42:25: Hochschulen oder sowjetischen Hochschulen und deutschen Hochschulen aufgebaut werden sollte,
00:42:32: der damalige Generalsekretär des DAD, Christian Bode, beauftragt Gregor Berghorn Hochschulen
00:42:44: auszuwählen, die mit denen der DAD zusammenarbeiten sollte und Gregor Berghorn schildert, wie er
00:42:55: vorgegangen ist. Da wollte da die Leute einladen und natürlich sind wir dann mit dem westdeutschen
00:43:02: Blick auf das Ganze losmarschiert und haben gesagt, wir laden die Lomonossoff-Universität ein und
00:43:07: Leningrad und also all die bekannten Verdächtigen, der vor Moskv hat natürlich nicht gekommen und
00:43:14: Leningrad Merkuriev ist gekommen, weil der schon in der CEU war, also der war wie mit Herrn Bärchen,
00:43:21: war der Präsident und Merkuriev, der Reformrektor vom Leningrad, war der stellvertretende. Wenn
00:43:29: wir uns die technischen Hochschulen gekrallt hätten, dann hätten wir ganz anders revisieren können und
00:43:40: das hat zu den Sachen gehört, die wir lernen mussten. Ich sage es jetzt mal sehr platt, es gibt
00:43:47: Universitäten, die haben einen großen Namen, die sind auch nicht schlecht und lassen wir mal die
00:43:56: beiden Moskau und Leningrad draußen vor wegen ihres Sonderstatus in jeder Beziehung, aber das
00:44:03: Sagen, das Sagen hatten die technischen Disziplin, die naturwissenschaftlichen Disziplin und nicht
00:44:11: die anderen. Das war etwas, das ist das sowjetische Erbe, was gegenwärtig verspielt wird in Russland.
00:44:23: Gregor Berghorn lässt in diesem Zitat also anklingen, was konzeptionell schon an Programmitdeen
00:44:34: entsteht. Im nächsten Zitat fasst er noch einmal zusammen, welche Rolle die Programme der DDR
00:44:44: bei diesen konzeptionellen Überlegungen gespielt haben. Es gab also zwei Schienen. Wir haben
00:44:53: etwas von der DDR übernommen, eine ganze Menge und zu Ende geführt oder weiter ausgebaut. Worauf
00:45:00: wir aufbauen konnten, war das Netzwerk. Das war wohl für allen das Wichtigste, das heißt das
00:45:06: Gesicht von dem Prahl war bekannt, meins lernten sie dann kennen, aber wir konnten die Verbindung
00:45:11: nehmen. Wir sind nicht sozusagen eine Terra in Kognita geraten. Gleichzeitig ging es aber auch
00:45:17: von West nach Ost und da waren das um den Zeitrum rum, also 89 bis folgende. Und zwar das erste
00:45:29: Projekt, das Professor Einmacher vom Lottmann-Institut Bochum als Beauftragter vom Nordrhein-Westfalen
00:45:36: für die russische Federation, das russisch-deutsche Kulturinstitut. Wir sind jetzt schon hier in den
00:45:44: Tiefen der Programmarbeit und der institutionellen Kooperationen angekommen und das ist eine gute
00:45:52: Gelegenheit, nochmal auf andere Bereiche der Tätigkeiten so einer Außenstelle zu schauen und
00:45:59: dazu gehören auch die Information über Studien und Forschungs- und Promotionsmöglichkeiten an
00:46:09: deutschen Hochschulen, Überförderung und schließlich dann die Stipendien, die eigenen
00:46:18: Förderangebote des DRDs, die Außenstellen koordinieren, gemeinsam mit der Zentrale in
00:46:24: Bonn und wichtiger Bestandteil in diesem Verfahren ist die Auswahl mit den Kommissionsmitgliedern
00:46:30: und wir hören jetzt mal ein bisschen, wie sich das so vor Ort in Moskau gestaltet hat.
00:46:34: Thomas Prahl beginnt mit der Schilderung, wie er sozusagen Tournee durchführt, Informationsveranstaltungen
00:46:47: an diversen Hochschulen. Und das Land ist groß, also Tournee finde ich einen guten Ausdruck,
00:46:55: denn es geht ja von Moskau nach Vladivostok zum Beispiel und Nuvuzibirsk.
00:47:01: Lange ist man unterwegs und durchquert viele Vegetations- und Klimazon.
00:47:07: Also macht er die Außenstelle, glaube ich habe 200 Vorträge in den vier Jahren gehalten an allen
00:47:13: wichtigen Hochschulen, das spielte sich mal so ab, du kamst in eine Riesensaal, der Rektor
00:47:18: begrüßte dich und freute sich und dachte endlich mal einer, der uns erklärt, was der Bologna-Prozess
00:47:22: ist. Die erste Reihe saßen 20, 30 Honorationen. Ja, guckten, die schon an, wusste schon, was kommt.
00:47:31: Dann hast du den Vortrag gehalten über die Vorzüge, intelligenterweise auch über die
00:47:36: Nachteile von Bologna, die ja auch nicht ganz ohne sind, was immer gut ankommt, wenn man nicht
00:47:40: nur das erklärt, was Gold ist, was glänzt. Und dann kamen die ersten Fragen, die Honoration.
00:47:48: Die stellten eine provokative Frage, dann war der ganze Saal kippte.
00:47:53: Dann haben wir, meine Frau mit Natascha war ja auch in der Außenstelle, haben wir gesagt,
00:47:58: wir machen irgendwas falsch. Und dann bin ich in die Art und hab einfach so gesagt, ich
00:48:02: stelle mich vor, mein Name ist Brahl, Leiter der Außenstelle, ich habe in Moskau studiert.
00:48:08: Ich habe in der Sowjetunion studiert. Na junger Mann, wo haben Sie denn studiert? Und
00:48:12: dann saß ich an der MGU. Stille im Saal. Die Professoren legten ihre Arme, aha, und dann
00:48:20: kam das alte Phänomien, Nash Nemitz. Das ist unser Deutscher. Also einer, der uns von
00:48:28: innen herauskennen. Keine blöden Fragen mehr von den Professoren. Selbst Studenten, die
00:48:34: ja normalerweise in Anwesenheit der Honoration nie eine Frage haben, meldeten sich hinten
00:48:39: und fragten, das und Volkanmann und Anna kennen und könnte ich dann vom Perm nach Paris und
00:48:46: so zum anderen. Ja und so. Aber die Blockade war weg.
00:48:49: Du bist einer, der sozusagen ihr System kennt. Du kannst sagen, ich kenne es, aber wenn
00:48:57: du fünf Jahre studiert hast, dann wissen die, die können dir keinen x5u vormachen. Und
00:49:01: das ist genau, dann ist der Widerstand weg, dieser formale Widerstand.
00:49:06: Jetzt hören wir was zum Thema Auswahlkommission, gemischte deutsch-russische DAD Auswahlkommission.
00:49:14: Der normale russische Professor zur ersten Auswahl kam natürlich im schwarzen Ansuch
00:49:19: und alles andere im Kopf. Die deutsche Professoren packten ihre Sachen und hatten zu jedem Antrag,
00:49:24: den sie vorher aber arbeiteten, ein Dossier gemacht. Alta, welche Wissenschaftli meriten
00:49:31: er schon gesammelt hat, wie Publikation, wie aktuell das Thema ist, wer der deutsche
00:49:35: Professor ist, der einladend ist, ist der in Deutschland renommiert oder ist das irgendein
00:49:40: Fachhochschul, man negativ will, Fachhochschul, den können wir nicht mit dem Lomonossof im
00:49:46: Mann zusammenbringen. Das hatten die alle fein und die Russen haben geguckt, die haben
00:49:50: geguckt. Beim zweiten Mal waren fast alle Russen genau so pingelig vorbereitet wie die
00:49:56: Deutschen. Es gab immer mal Nikitin oder so, die dann dachten, sie können das nur noch
00:50:00: mit der linken Hand machen, aber dann haben die Russen gesagt, lieber Kollege, du bist
00:50:04: schlecht vorbereitet. Oh, ich gelube Besserung. Und beim nächsten Mal war er dann plötzlich
00:50:11: mit dem Dossier da. Und das hat natürlich das Niveau gehoben, dieser ganzen Geschichte.
00:50:15: Und die haben natürlich in ihren ganzen Gremien, im Ministerium, in ihren Hochschulen überall
00:50:21: erzählt, wie die Deutschen auswählen. Völlig unbekannter Prozess.
00:50:26: Ich glaube, wir könnten noch stundenlang zuhören und wir hätten auch noch einiges Material
00:50:32: auf Band, aber das würde den Rahmen dieser Podcast-Episode sprengen und deshalb wollen
00:50:38: wir jetzt mal ein wenig den Blick weiten und auch ein Fazit ziehen und mal die Frage
00:50:45: stellen, was bleibt. Ja, von all diesen Bemühungen der DDR und dann des Vereinten Deutschlands,
00:50:54: was bleibt und was ist vielleicht für die Zukunft auch noch da, ein Potenzial für die
00:51:02: nicht immer einfachen Beziehungen zwischen den beiden Ländern.
00:51:07: Gregor Berkon beschreibt das Gute, aber auch das Dilemma, in dem wir heute sind, finde
00:51:19: ich sehr nachvollziehbar, sehr eindringlich. Ja, was haben wir erreicht? Davorhin hatten
00:51:27: Sie ja Wandel durch Austausch, was jetzt angesichts der bekannten Ereignisse in Frage gestellt
00:51:34: haben. Gucken wir in die Gesichter. Diejenigen, die das sagen haben, mit denen ist nichts
00:51:42: mehr zu machen. Wir sind zu alt. Wir haben, oder ich, über knapp 30 Jahre Anträge gelesen,
00:51:51: jedes Jahr. Und dabei war dann ein Punkt auffallend. Bis ungefähr 2000, kann man jetzt nicht auf
00:52:00: das Jahr festlegen, vielleicht auch ein bisschen später. Super Mathematiker, super Physiker,
00:52:07: etwas bescheidene Wirtschaftler. Und dann änderte sich das mit einem, nicht mit einem
00:52:14: Schlag, aber deutlich deutlich. Die Physiker und Mathematiker haben im Großen und Ganzen
00:52:20: ihre Qualität behalten, wurden aber weniger. Die Wirtschaftler streigerten sich in der
00:52:29: Zahl, sie steigerten sich auch in der Qualität. Und zwar signifikant. Und da ich auch oder
00:52:38: Thomas Prahl bei Auswahlgesprächen mit Studenten dabei war, unterscheidet sich das, was Studenten
00:52:44: heute in einem Interview zu Wirtschaftswissenschaften bieten, um Lichtjahre von dem Gemurmel in
00:52:53: den 90er Jahren. Das ist nicht allein darauf zurückzuführen, dass die Lehrbücher und
00:52:58: die Lehrkräfte besser geworden sind. Lehrbücher sind natürlich neue. Und das Fachwirtschaftswissenschaften
00:53:03: hat sich von allen Fächern am schnellsten verändert, am schnellsten verjüngt. Da gab es
00:53:07: nur noch viele große Hochschulen, die im Ausland studiert haben, wie High School of Economics.
00:53:11: Aber das ist nicht der einzige Grund. Der Grund ist eine soziologische Intelligenzverlagerung.
00:53:19: Diejenigen, die früher Mathematik und Physik, Chemie und so weiter studiert hatten, oder
00:53:26: Ingenieurwesen, die sind in einem mal mit ihrer Intelligenz in die Wirtschaftswissenschaften
00:53:31: gegangen. Und diese Leute sind über 20 Jahre, die ersten Jahre, lasst mal mal, durch auch
00:53:41: nicht nur durch den DRD gegangen. Und die haben etwas gelernt. Die haben vor allen Dingen
00:53:48: eine Frage gelernt, die die Physiker und Mathematiker niemals gestellt haben, die
00:53:53: auch die heutigen Machthaber nicht stellen, weil sie zu alt sind. Was kostet das? Diese
00:53:59: Frage ist eine Frage, die in Russland von jungen Leuten gestellt wird. Was kostet uns das,
00:54:05: das bekannte Ereignis? Da hat Wandel durch Austausch was hinterlassen. Das kann man
00:54:14: nicht jetzt so quantifizieren. Ich kann das jetzt nur solide extra polieren. Von den
00:54:22: mittlerweile 50.000 geförderten sind mindestens knapp 10.000 in den unterschiedlichsten Formen
00:54:28: im Wirtschaftsbereich. Und die sind auch nicht alle aus dem Land rausgegangen. Die sitzen
00:54:33: noch nicht an den ultimativen Schalthebeln der Macht, aber sitzen in deren Vorzimmern.
00:54:38: Wir sitzen in ihren Vorzimmern. Da sitzen jetzt die Generationen, die wir, der DRD,
00:54:44: wir beide waren ja nur die Hand, die der DRD gefördert hat. Und natürlich andere Institutionen
00:54:51: und andere Länder auch. Wir waren nicht die einzigen, auf gar keinen Fall. Das heißt,
00:54:55: es gibt eine ganz andere Generation von Leuten, die aber nicht unbedingt jetzt im Fernsehen
00:55:01: ist und die auch nicht gefragt wird und die sich zurückhält. Das ist etwas, was wir auf
00:55:12: alle Fälle erreicht haben durch die Sachen dieser Wand durch Austausch. Ich finde, der
00:55:16: Herr Berghorn hat da die Mission des DRDs und die tiefe Wirkung des akademischen Austauschs
00:55:24: über den Zeitraum von Generationen hier vortrefflich beschrieben und schlage vor, dass wir ihm dann
00:55:32: auch das letzte Wort dieser Episode lassen. Ich habe ihm in diesem Interview auch eine
00:55:39: Frage gestellt in Form eines Satzes. Mit der Bitte, diesen Satz, also ich habe ihn begonnen
00:55:46: und ihn gebeten, diesen Satz zu vollenden. Und die Frage lautete, die Vereinigung der
00:55:52: beiden deuten Staaten ist im Rückblick? Für die Wissenschaft und unsere Tätigkeit ein
00:55:59: großer Erfolg, weil es das Tor nach Osteuropa geöffnet hat, genauer gesagt, durch das wir
00:56:03: gehen konnten. Das Tor war ja offen, aber wir konnten da durchgehen.
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