Der doppelte DAAD. Warum es keinen Ost-DAAD gibt | Staffel 2 Folge 5
Shownotes
🎙 Die DDR und wir im DAAD – Folge 5
Staffel 2: Austausch im Wandel
Wie entstand der Plan für einen eigenen Austauschdienst in Ost-Berlin – und warum wurde er nie umgesetzt? Alexander Haridi (DAAD) und Geschichtsstudentin Laura Kuzaj sprechen über die Idee, ein eigenes Austauschbüro in Ost-Berlin zu etablieren, um die rund 7.500 ausländischen Stipendiatinnen und Stipendiaten der DDR zu betreuen. Zwischen Mauerfall und Volkskammerwahl 1990 wurde dieser Vorschlag im DDR-Ministerium Hoch- und Fachschulwesen entwickelt. Ein nicht unterzeichneter Brief mit dem Briefkopf des Ministeriums an Bonn sorgte für Verwunderung und Skepsis.
💬 Zeitzeugenbericht
„Solange es die DDR gab, war es die Intention des DAAD, die DDR in ihrem Reformprozess zu stärken und vor allem den Hochschulen Autonomie zu geben“, erinnert sich der damalige DAAD-Präsident Prof. Theodor Berchem. Mit der sich abzeichnenden deutschen Einheit wurde jedoch schnell klar, dass der DAAD den akademischen Austausch für ganz Deutschland übernehmen würde.
📌 Themen dieser Episode
• Idee eines eigenen Austauschdienstes in Ost-Berlin • Reaktionen in der Bundesrepublik auf Vorschläge der DDR • Herausforderungen für den DAAD in der Zeit zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung
🎧 Über das Projekt
Das Zeitzeugenprojekt „Die DDR und wir im DAAD“ dokumentiert über 90 Stunden Interviews mit ehemaligen und aktuellen Mitarbeitenden, DAAD-Alumnae/-Alumni und politischen Wegbegleitenden – emotional, kontrovers und informativ.
🖥️ Formate
Podcast 🎙 | Video-Serie 🎥 | Online-Archiv mit Zeitzeugeninterviews 📖
DAAD-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter haben das Projekt anlässlich des 100-jährigen DAAD-Jubiläums entwickelt und umgesetzt, unterstützt durch Studierende und Kommunikationsprofis aus Ost- und Westdeutschland.
🔗 Weitere Informationen:
🌐 Webseite: http://www.daad.de/ddrundwir
🎥 YouTube: https://www.youtube.com/channel/UC-wnTIo38qxMCUa1VOR6Q
📧 Kontakt: ddrundwir@daad.de
Transkript anzeigen
00:00:00: sondern kam kurzzeitig sogar die Idee auf, eine Art DAD, der DDR, zu gründen, um zu erhalten den akademischen Austausch?
00:00:12: Das es keinen DAD auf DDR-Seite gibt. Das war mir sehr wichtig.
00:00:19: Warum? Da gab es noch keine Wiedervereinigung.
00:00:25: Weil, wenn das Ding einmal bestanden hätte, kriegen sie das nicht mehr los. Die hätten da weitergemacht, auf ihre Art.
00:00:34: Die DDR und wir im DAD. Eine Zeitzeugenbefragung. Folge 5 der doppelte DAD.
00:00:48: Hallo und willkommen zu einer neuen Folge von "Die DDR und wir im DAD". Ich bin Alexander Riedi und habe ins Studio eingeladen.
00:00:58: Laura Kutzei.
00:01:00: Hallo, Laura. Schön, dass du dabei bist. Du hast das Skript auch für diese Episode. Er arbeitet dich intensiv mit dem Thema beschäftigt.
00:01:08: Und ich habe mir hier eben mal eine Tasse gegriffen für meinen Tee. Einer muss den Job ja machen.
00:01:16: Ja, Institutionen beschäftigen sich nur wiederwillig und selten mit ihrer eigenen Geschichte.
00:01:22: Man ist ja so in der Gegenwart beschäftigt und schaut vielleicht auf die Zukunft, schreibt an Strategiepapieren.
00:01:30: Aber selten schaut man zurück und überlegt und recherchiert, was haben wir eigentlich in der Vergangenheit so getan.
00:01:38: Aus Anlass des hundertjährigen Jubiläums des DADs war dieser Moment aber jetzt gekommen.
00:01:45: Ich habe den Job gerne gemacht und du bist dazu gekommen und hast uns geholfen.
00:01:50: Ja, und für dich ist es ja auch tatsächlich eine Art Job, denn du bist der Historikerin, du studierst deinem Masterstudiengang an der Universität Jena im Moment
00:02:01: und bist als Praktikantin in den DAD gekommen und hast dich hier auch mit der Geschichte des DADs beschäftigt.
00:02:09: Heute wollen wir schauen auf gescheiterte Alternativen.
00:02:15: Also wenn man sich schon wenig beschäftigt mit der eigenen Institution, dann noch weniger mit dem, was nicht geworden ist.
00:02:25: Und ich glaube, dass es in der Geschichte, in der Herrschaftsgeschichte, in der politischen Geschichte doch oft so, dass man sieht,
00:02:34: wer sich da durchgesetzt hat, aber auf dem Weg dahin gab es Nebenwege und andere Optionen, die seltener in den Blick kommen.
00:02:43: Wir wollen aber in dieser Episode darauf schauen, welche Ideen es gegeben hat,
00:02:49: vielleicht auch welche Versuche etwas anderes zu begründen, als den Weg zu gehen, dass man quasi im DAD aufgeht.
00:03:01: Wir befinden uns in einer Zeit quasi zwischen dem Mauerfall und der Wiedervereinigung, also in einer sehr kurzen Periode,
00:03:12: vielleicht eine Art Zwischenzeit, kann man das nennen, also die DDR existiert noch,
00:03:18: der Zusammenschluss der beiden deutschen Staaten ist noch nicht vollzogen, vielleicht auch noch gar nicht im Blick
00:03:25: und in diesen wenigen Monaten schien eine Zeit lang also alles möglich oder vieles möglich.
00:03:32: Was hat sich dann aber durchgesetzt und was hat sich nicht durchgesetzt, das schauen wir uns heute genauer an.
00:03:40: Laura, wie hast du dieses Skript komponiert, was ist unsere Vorgehensweise und was ist das Ziel dieser Folge, was wollen wir erreichen?
00:03:50: Diese Folge ist ja quasi die Gegenperspektive auf die Verhandlungsfolge, in der der DAD mit der DDR verhandelt
00:04:00: und die Übernahme der ausländischen Stipendiat*innen übernimmt und dann diese Stipendien auch bis zum Ende betreut.
00:04:09: Und in dieser Folge soll es darum gehen, dass wir so ein bisschen die Lehrstelle füllen wollen.
00:04:16: Ich glaube, wir können sie nicht komplett füllen, aber wir versuchen es auf jeden Fall.
00:04:21: Wir werden in dieser Episode über dem Arbeitsalltag der Leute reden, die damals in den DDR-Bildungsministerien gearbeitet haben
00:04:30: und wir werden aufzeigen, wie sie die Verhandlungen wahrgenommen haben.
00:04:34: Wir werden mit ihnen zusammen erzählen, wie sie sich gefühlt haben
00:04:39: und wir werden auch erzählen, was sie sich damals überlegt haben, um die Programme, die sie aufgebaut haben, über Jahre.
00:04:46: Wir werden erzählen, wie sie versucht haben, diese Programme zu retten
00:04:50: und wir müssen aber auch an der Stelle sagen, dass alle die Leute, die hier zu Wort kommen,
00:04:57: später auch in der Arbeitsstelle Berlin Mitte gearbeitet haben und dann auch hinterher im DAD gearbeitet haben.
00:05:04: Wir zeigen also eine ganz besondere Perspektive auf und können nicht die Bandbreite der Perspektiven zeigen,
00:05:10: die es gibt, wenn man an die Wände denkt.
00:05:14: Deswegen gibt es hier nur so einen ganz besonderen Blick
00:05:17: und wir können nicht das ganze Ausmaß zeigen von dem, was die Leute in der DDR damals gefühlt haben.
00:05:23: Genau, also es ist ein kleiner Ausschnitt aus einem sehr, sehr großen Feld.
00:05:29: Ich finde es wichtig, dass du die Einschränkungen machst und deutlich machst, welchen Ausschnitt wir hier betrachten
00:05:36: und es ist ja nicht so, dass wir uns nicht für andere Stimmen interessiert hätten,
00:05:42: auch für Menschen, die vielleicht nicht zum DAD in dieser Arbeitsstelle gekommen sind
00:05:49: oder die auch in der Arbeitsstelle Mitte selbst waren, aber vielleicht auch Vorbehalte hatten oder andere Ideen.
00:05:56: Die gab es auch, wir werden von Ihnen hören, aber es wird über Sie gesprochen
00:06:01: und obwohl ich es versucht habe, es ist mir nicht gelungen, bestimmte Personen zu kontaktieren
00:06:09: oder zum Interview zu bewegen.
00:06:12: Trotzdem werden wir das Versuchen auszuleuchten und so 360 Grad mäßig zu betrachten.
00:06:21: Zunächst einmal beginnen wir mit den Stipendiaten, um die es ja am Ende geht.
00:06:29: Wir haben die Zeit nach dem Mauerfall bis zur Wahl der Volkskammer erlebt.
00:06:36: Zwei Jahre lang war ich, oder drei Jahre, Vorsitzender des Internationalen Ständenkomitees der Universität.
00:06:42: Also ich wusste, ich musste dann Sachen organisieren für unsere Studenten und so weiter und so fort
00:06:48: und da habe ich dann natürlich viel mehr mitbekommen als manche eine.
00:06:51: Und dann hieß dann am Anfang immer, wir sind das Volk, wir sind das Volk
00:06:56: und das hat mir auf einmal eine Kombination auch Angst gehabt, weil die sagen, wir sind das Volk.
00:07:02: Ich sage, wenn ihr das Volk seid und was ist denn mit uns, die nicht DDR-Bürger sind, das war diese Angst.
00:07:09: Wenn ich Ständenwohnheim angekommen bin, dann haben die Studenten mich dann gefragt,
00:07:13: sag mal, du bist doch internationaler Student, so Vorsitzender, was passiert mit uns, wie geht es weiter?
00:07:19: An der Uni, die dozenten, die können auch nicht viel sagen.
00:07:22: Und dann waren wir alle sehr, sehr unsicher.
00:07:25: Bis dann die Sprache sich geändert hat bei den Demonstrationen,
00:07:30: hieß nicht mehr, wir sind das Volk, sondern wir sind ein Volk.
00:07:34: Da habe ich dann gesagt, okay, ein Volk heißt, alle gehören zusammen, wenn sie mal ein Volk meinen, die meinen auch die da drüben, also das Deutschen.
00:07:45: Da habe ich gesagt, bei denen sind so viele Ausländer, wenn sie das Volk sind,
00:07:49: die Ausländer sind auch das Volk, dann sind wir auch das Volk.
00:07:53: Da haben wir uns einfach befriedigt mit den Demonstrationen, wir sind ein Volk.
00:07:58: Das war die Stimme von Dr. Karamba Diabi, Mitglied des Deutschen Bundestages.
00:08:03: Wer schon ein paar Folgen gehört hat, kennt ihn schon, er ist uns in vielen Zusammenhängen begegnet und er bringt das hier sehr griffig und sehr schön auf den Punkt,
00:08:14: wie die ausländischen Studierenden in Ostdeutschland diese Wendezeit wahrgenommen haben.
00:08:22: Wir schwenken jetzt mal über zu den Mitarbeitern des Bildungsministeriums in Ostberlin, die zuständig waren für die Betreuung der Stipendiaten oder genauer für die Finanzierung dieser Stipendiaten.
00:08:39: Die Betreuung wurde ja vor Ort von den Hochschulen wahrgenommen. Wir haben Ministeriale dort in Ostberlin in der Wendezeit die Dinge erlebt.
00:08:55: Und das Geld reichte einfach nicht. Also das habe ich mit wachen Auge damals wahrgenommen, dass wir hochverschuldet waren und dass die Wünsche der ganzen Universitäten nicht mehr erfüllt werden konnten.
00:09:08: Ich bin auch an viele Universitäten gefahren als Dienstreisender und habe die Klagen der einzelnen Universitäten gehört und Dichte, Dächer, Geld war dafür nicht da, die Deutsche Bücherei in Leipzig, in Weimar.
00:09:21: Es hat mich alles sehr erschrocken gemacht. Die Universitäten haben die Wiesen erwirtschaftet und sie aber kaum was davon abbekommen.
00:09:32: Das war natürlich für die Universitäten auch sehr bedrückend, weil sie die gerne für sich eingesetzten für neue Räte oder eben auch wichtige Sachen.
00:09:41: Das ging so nicht. Also wie sagt der Kuchen ging nicht mehr auf. Es kamen von den Hochschulen zwar Berichte, was an die Universitäten los war, aber sie wurden natürlich geschönt.
00:09:52: Und die Höhe hatte ging und wenn dann vielleicht auch im Ministerium den damaligen Minister hoch- und Fachschulwesen dazu gebracht haben, mal aufzustehen und zu sagen, ein bisschen Opposition zu machen,
00:10:06: dann hatte er natürlich Mundverbot und sagte, das macht er nie wieder.
00:10:10: Aber das ist der Professor Böhme?
00:10:11: Ja, macht er nie wieder.
00:10:13: Was war denn das für ein Typ?
00:10:14: Das war ein großer Bulliamann und meine Kapionäre Berührung nicht gehabt, aber mit auf den Weg ist natürlich, wenn er rüber gegangen ist zum ZK, das war ja gleich um der Ecke zur ZK-Sitzung.
00:10:32: Aber er war natürlich versucht, die Probleme der Hochschulen, die ja schon sehr getönt dreifach gefiltert angekommen sind, trotzdem zu schildern.
00:10:41: Wir haben auch viel diskutiert, dadurch, dass wir ja nun alle, die in unserem Bereich gearbeitet hatten, waren mehr oder weniger Studenten, die mal im Ausland waren.
00:10:50: Also die Mitarbeiter, die kamen, waren alle im Ausland.
00:10:53: Wolf von Trenn hatte in Moskau studiert, ich kam aus Prag und also eigentlich waren alle, die dort gearbeitet haben, im Ausland studiert hatten.
00:11:05: Also haben natürlich auch was in den Ländern verfolgt und wir haben auch diskutiert.
00:11:12: Das ganze Ministerium hat sich aufgeregt, aber wir haben unseren Minister mal kurz vor dem letzten ZK Plenums gesagt, also jetzt komm mal her, erklär uns mal, was da los ist.
00:11:25: Da hat er auch gemacht.
00:11:27: Es war nicht diese Distanzminister zu uns.
00:11:31: Minister Böhme?
00:11:32: Böhme war das, ja.
00:11:33: Also das war, und ja, wir hatten gehofft, dass die Änderungen von innen kommen können in der DDR.
00:11:45: Ja, wir haben jetzt zwei unterschiedliche Perspektiven aus dem Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen gehört.
00:11:51: Frau Klim, die war für die EDV in der Finanzabteilung zuständig und hat natürlich diese wirtschaftliche Dimension wahrgenommen und gemerkt, okay, es kann so nicht genau weitergehen.
00:12:05: Und Frau Katschmann, die im internationalen Bereich gearbeitet hat und Referenz für die Länder Rumänien, Bulgarien, die Tschechos, Slowakel und auch für Nordkorea war, hat das auf einer anderen Ebene gesehen.
00:12:19: Und da sieht man auch nochmal, wie sie gesagt hat, auch die anderen Kollegen von ihr, die kamen ja auch alle aus dem Kontext, dass sie auch mal einen Auslandsemester gemacht haben, was ja auch nochmal aufzeigt, wie lang diese Tradition auch ist, die die DDR so im akademischen Austausch hatte.
00:12:36: Und relativ schnell war auch klar, dass es Probleme geben wird und dass man sich auch sehr sorgen gemacht hat, wie es jetzt weitergehen soll.
00:12:45: Und dass es da, Frau Katschmann, auch gerade wirklich um die Menschen gegen die hinter diesen Stipendien stehen, aber gleichzeitig wird auch deutlich, dass alle irgendwie in der Schwäbe standen oder wie siehst du das?
00:13:00: Ja, also man merkt die Unruhe, die auftaucht, weil der politische Rahmen wegbricht. Aber jetzt, wo du nochmal betont hast, welche internationalen Erfahrungen, also biografisch auch diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten, fällt mir auf, das ist im DAD ja genau so.
00:13:21: Und auch die Gesprächspartner auf der Westseite sind halt auch Leute mit internationaler Erfahrung und vielleicht erklärt sich da auch ein bisschen der gemeinsame Nenner oder der gemeinsame Boden, auf dem dann so ein Interessensausgleich oder eine Diskussion stattgefunden hat.
00:13:39: Und in der vorangegangenen Episode haben wir ja gehört, wie viel gegenseitige Wertschätzung trotz unterschiedlicher Position und Perspektiven da war.
00:13:48: Und vielleicht ist es ja so ein bisschen eine Allianz der Internationalisten, die wir hier sehen und die erklärt, warum wir so viel Kontinuität haben in einer Zeit, die im Umbruch ist.
00:14:01: Ja, jetzt gehen wir nochmal zurück in die Ende 89 und ich glaube, du hast noch andere Ohrtöne für uns mitgebracht.
00:14:12: Ja, genau. Also wie gesagt, es herrscht großer Umbruch, aber auch ein bisschen Chaos und deswegen wollten wir auch nochmal hören, wie andere Leute, die in den Ministerien gearbeitet haben, diesen Umbruch wahrgenommen haben.
00:14:27: Und dazu hören wir Herr Stahl, der damals im Ministerium für Volksbildung gearbeitet hat und der erzählt uns jetzt, wie die Zeit unmittelbar nach dem Mauerfall für ihn gewesen ist.
00:14:39: Die ersten zwei, die da eingesetzt haben, davon habe ich in meiner Arbeit eigentlich zunächst einmal nichts gemerkt, dass da jetzt ein anderer Minister da war.
00:15:01: Die hatten offensichtlich auch keine Zeit, sich um, sagen wir mal, solche Nebengeschichten zu kümmern.
00:15:10: Das war dann erst für mich relevant, ab 01.01.1990, als dieses Ministerium für Bildung und Wissenschaft der DDR gegründet wurde.
00:15:28: Und dabei Mitarbeiter aus dem Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen, Ministerium für Volksbildung und Staatssekretariat für Berufsbildung zusammengelegt wurden.
00:15:44: Gegenüber vom Schluss, auf der anderen Seite des Skalals, da stand das genau, da waren das Auswärtige Amt der DDR drinnen, eine hilft und das andere war das MHF, also Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen.
00:16:04: Also die Ministerien organisieren sich neu in Ostberlin und es ist vielleicht auch mal wichtig zu sagen, dass es natürlich auch Spannungen gab innerhalb der DDR und innerhalb dieser Ministerien.
00:16:19: Aus unserer Distanz sieht man vielleicht auch ja nicht die feinen Risse und die Widersprüche, die es natürlich im Regierungsapparat der DDR auch gab.
00:16:33: Das war sicherlich kein einheitlicher Block, sondern da gab es auch verschiedene Strömungen und Konkurrenzen und eine kleine Anekdote dazu erzählt uns der Kai Ezolt.
00:16:48: Es gab immer so eine gewisse Konkurrenz zwischen Volksbildung und Hochschulbildung.
00:16:56: Und wenn also Delegationen kamen, also bei der Vukaracic-Konferenz, wer empfängt zuerst die Margot Honika oder Böme, unser Minister.
00:17:09: Und wir waren daran interessiert, dass wir zuerst die wollten.
00:17:13: Wir wollten ja was von denen, also das war manchmal nicht so einfach.
00:17:18: Und die Berufsbildung, die war dann immer zwischen den beiden, entweder der Minister oder der Minister.
00:17:28: Also wir dürfen davon ausgehen, dass es auch innerhalb der DDR und der DDR-Ministerien verschiedene Strömungen und Kräfte gab und auch Konflikte.
00:17:39: Und in einem konkreten Fall schauen wir jetzt mal hinein.
00:17:45: Hier sind wir im Bereich der auswertigen Kultur- und Bildungspolitik, wie wir in Westdeutschland sagen würden.
00:17:53: Also es geht um das DDR-Elektorenprogramm.
00:17:57: Etwa 220 Positionen gab es im Ausland für Germanistinnen und Germanisten, die an Hochschulen oder auch an Schulen unterrichtet haben.
00:18:08: Also das war so das kulturelle Aushängeschild.
00:18:11: Der DDR verwaltet und gesteuert wurde dieses Elektorenprogramm vom MHF aus.
00:18:20: Und schon in den 80er Jahren gab es den Versuch, das DDR-Außenministerium zu Griff zu bekommen auf dieses Elektorenprogramm und auch die Zuständigkeit an sich zu ziehen.
00:18:33: Und ich glaube, das erklärt sich aus dem Kontext der politischen Verhältnisse in Polen, wo ja Anfang der 80er Jahre die solidarne Bewegung aufkam
00:18:45: und ein Reformprozess in Gang gebracht worden ist.
00:18:48: Das war prekär und gefährlich aus Sicht der DDR-Regierung.
00:18:54: Und jetzt hören wir Gottfried Gügel, der selbst Lektor in Warschau gewesen war, bevor er dann in das Ministerium nach Ostberlin berufen wurde
00:19:05: und da eben zuständig war für das Lektorenprogramm und diese inneren DDR-Widersprüche führte er uns jetzt ein.
00:19:14: Es gab einen Kulturzentrum der DDR, schon damals in Warschau.
00:19:18: Ja, das befand sich, das Kultur- und Informationszentrum der DDR befand sich in der Hand dienstrechtlich der Liga für Völkerfreundschaft in der DDR.
00:19:30: Nicht dem Ministerium für Wohnfachschulwesen.
00:19:33: Wir 6, 7, 8 Lektoren unter dem Dach dieses Kulturzentrums waren, aber dienstrechtlich unterstammt dem Ministerium für Wohnfachschulwesen.
00:19:42: Da gab es Räubereien zwischen beiden Institutionen, denn hausrechtlich waren wir natürlich dem Kulturzentrum unterstellt,
00:19:50: wenn ich eine Zigarette im Keller rauchen wollte, konnte der Direktor natürlich sagen, hier ist auch Verbot.
00:19:56: Wenn er mir vorschreiben wollte, in meiner Arbeit, was ich zu tun und was ich zu lassen hatte, konnte ich sagen, ich bin unterstellt dem Ministerium für Wohnfachschulwesen in Berlin.
00:20:07: Es gab zum Teil politisch schwierige Situationen.
00:20:11: Ich hatte selbst in meiner Lektorenzeit Dinge erlebt mit dem Ministerium oder mit anderen Stellen der DDR, vor allem der Botschaft und dem Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR Berlin.
00:20:25: Ja, und diese Situation aus den 80er Jahren ist wohl als Vorgeschichte zu verstehen, was dann im Jahr 1990 passierte.
00:20:38: Die Initiative gab einen Verein für den akademischen Austausch mit dem Ausland zu gründen, ein bisschen nach dem Modell von DRD und Goethe-Institut.
00:20:52: Der Impuls kam aus der Arbeitsgruppe Deutsch als Fremdsprache.
00:20:59: Und jetzt wird es ganz schön speziell, man braucht einiges Kontextwissen, um das einordnen zu können.
00:21:07: Und deshalb haben wir Herrn Gügolt nach dem Interview auch noch dazu befragt und er hat uns eine E-Mail dazu geschickt.
00:21:18: Ja, und ich zitiere jetzt mal aus dieser E-Mail Herr Gügolt schrieb, erklärend, die Initiative Anfang 1990 einen Verein für den akademischen Austausch mit dem Ausland in der DDR nach dem Vorbild des DRD zu gründen, ging vom MHF aus.
00:21:38: Und zwar seitens der Arbeitsgruppe Deutsch als Fremdsprache, die ich von 1985 bis 90 leitete und die für die Arbeit mit der deutschen Sprache, Literatur und Landeskunde der DDR im Ausland zuständig war.
00:21:56: Grund für die Initiative war den immer stärker werdenden Bestrebungen des Ministeriums für Außenangelegenheiten der DDR entgegenzuwirken.
00:22:06: Derartige Bestrebungen gab es bereits Anfang der 80er Jahre, konkret seitens der DDR Botschaft in Warschau, die Arbeit von 27 DDR-Lektoren an den polnischen Universitäten und am DDR-Deutsch-Lektorat, da gab es so ein Kulturzentrum der DDR in Warschau, dienstrechtlich der Botschaft zu unterstellen und damit stärker an das Ministerium zu binden.
00:22:33: Herr Gügold sagt, diese Bestrebungen waren politisch motiviert. Die Idee der Vereinsgründung Anfang 90 entstand in der Absicht, die Sprach- und Kulturarbeit der DDR im Ausland politisch unabhängig auszurichten und nach dem Vorbild von DRD und Goethe-Institut zu etablieren.
00:22:51: Wenn man das so betrachtet und bewertet, denke ich, haben wir es hier von einem Machtkampf oder einem Kompetenzgerange innerhalb der DDR zu tun.
00:23:07: Das richtet sich also noch nicht gegen die Bundesrepublik oder das ist kein Projekt, das jetzt für die Wiedervereinigung gedacht war.
00:23:17: Ich würde das so einschätzen, dass wir hier einen Kompetenzkonflikt oder einen kleineren Machtkampf innerhalb von DDR-Ministerien sehen und nicht eine Bewegung, die sich jetzt schon auf die Bundesrepublik oder auf die Wiedervereinigung richtet.
00:23:38: Würdest du das auch so bewerten?
00:23:40: Ja, das sehe ich auch so. Also, dass es wirklich um DDR interne Sachen geht und dass auch gar nicht an die BRD in dem Moment gedacht wird, während diese Sache läuft.
00:23:55: Es geht darum, die Programme im MHF zu erhalten und beziehungsweise im dann zusammengelegten Ministerium für Bildung und Wissenschaft.
00:24:09: Und vor allem ehemalige Mitarbeiter aus dem MHF haben sich mit diesem Thema vertraut gemacht, haben überlegt, was können wir dagegen tun, wir wollen nicht vom Amt für Auswärtige Angelegenheiten vereinnahmt werden.
00:24:25: Ja, und für diese Interpretation hast du auch noch eine weitere Quelle gefunden und das ist Trüdiger Stahl.
00:24:32: Also Ministerium für Hoch- und Fachschule Bild. Das heißt, in diesem Ministerium, was übrigens von der Aufgabestellung am besten zum DRD passte,
00:24:48: eigentlich gleiche Aufgaben hatte, Deutschlektoren, Austausch von Professoren und Dozenten,
00:25:03: sowohl in die osteuropäischen befreundeten Staaten als auch, was ich mit Erstaunen festgestellt habe, nachdem ich da so beteiligt war,
00:25:18: niederlande Projekte in anderen westlichen Universitäten.
00:25:27: Ja, wie Herr Stahl gesagt hat, am ersten lässt sich die Arbeit des MHFs, also das Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen, mit der Arbeit des DRDs spiegeln.
00:25:38: Und ja, wir wollen auch weiterhin erfahren, was genau dann unternommen wurde und welche Gedanken sich diese Personen gemacht haben.
00:25:49: Dafür verfolgen wir einfach den Faden mit Herrn Gügold weiter und Herr Gügold hat damals tatsächlich dann Kontakt mit dem Goethe-Institut in München aufgenommen,
00:25:59: weil er durch seine Arbeit als Leiter der Arbeitsgruppe für Deutsch als Fremdspaare schon eher Kontakt mit dem Goethe-Institut hatte.
00:26:09: Die sind sich schon häufiger begegnet, die Arbeit hat sich mehr überschnitten und deswegen hat er Kontakt mit dem Goethe-Institut aufgenommen.
00:26:19: Und ja, wir hören einfach mal rein, wie das gelaufen ist.
00:26:23: Das hat vielleicht damit zu tun, dass man mit dem Goethe-Institut auch draußen schon in den letzten Jahren eher in Kontakt, also in Berührung gekommen war.
00:26:34: Man kannte sich nicht, ich kannte Herrn Hamne-Spieger nicht.
00:26:37: Wir hatten uns angemeldet, weiß ich gar nicht mehr, wie, über Telex oder telefonisch und die haben natürlich gesagt, kommst du mal.
00:26:45: Und ja, und dann ist das einfach so zustande gekommen, wir haben uns als Fremde getroffen und gesehen.
00:26:53: Er hatte viele Fragen, die wir alle zu beantworten versucht haben, aber er hatte keine Vorstellungen, wie es weitergeht und wir auch nicht.
00:27:00: Wir hatten vielleicht nur den Anker auszuwerfen versucht, um zu hören, gibt es denn Ansatzpunkte für eine, die auch immer geartete Zusammenarbeit morgen über morgen.
00:27:11: Dazu war die Zeit nicht reif, weil es Januar war.
00:27:15: Das war ziemlich Anfang Januar 1990, als diese Begriffung in München stattfand.
00:27:20: Er hat sich angehört, wollte hören, was die DDR auf diesem Gebiet macht, also Gespiegel zum Goethe-Institut.
00:27:28: Teilweise war er ja darüber informiert, ob es Ansatzpunkte gibt, das war unsere Intention, an der einen oder anderen Flanke im Ausland etwas zusammen zu machen,
00:27:41: um nicht allein auf Weiterflug zu stehen.
00:27:44: Das sollte das Signal sein, aber dazu konnte er natürlich überhaupt nichts sagen.
00:27:50: So dass dann weitere zwei Monate ins Land ging, Februar-März bis zur letzten Volkskammer-Sitzung, wo wir eigentlich nur am Schreibtisch saßen und Papiere produzieren.
00:28:02: Wollen wir uns andocken an das Herder-Institut, als quasi den Leuchtturm, als Pondon zum Goethe-Institut und da dessen Dach etwas machen.
00:28:13: Oder hier in Berlin, oder dann kam kurzzeitig sogar die Idee auf, eine Art DAAD der DDR zu gründen, um zu erhalten den akademischen Austausch.
00:28:28: Wir hatten bestimmt Einzelheiten aufgeschrieben, also wirklich detaillierte Vorstellungen, was könnte man machen.
00:28:36: Gründungen. Wenig bis keine Ahnung. Insofern vieles, was da geschrieben stand, war aus Büchern
00:28:44: abgeschrieben. Wie gründet man einen Verein? Und wenn man das abgeschrieben hat, dann konntet das
00:28:50: nur aus Westbüchern stammen. Denn Vereinsgründungen in der DDR hat es auch gegeben. Hasenzüchtervereine
00:28:56: und so weiter. Aber die waren vielleicht nicht unbedingt tauglich, einen DDR-DRD zu gründen.
00:29:02: Deshalb ist es doch so gewesen, dass das eintagsfliegen gewesen sind. Diese Idee hielt sich einige
00:29:09: Wochen, glaube ich. Bis man merkte, wir kommen dann nicht weiter. Ja, diese Art von Ideen fanden
00:29:16: ihr Ende mit der freien Volkskammerwahl im März. Als dann aber in Sicht kam, dass es zu einer
00:29:25: Wiedervereinigung kommen würde und damit auch zu einer Abwicklung der Ministerien, gab es eine neue
00:29:32: Bewegung, eine neue oder eine andere Bewegung, die sich speist aus dem Interesse möglichst viel von
00:29:40: der eigenen Arbeit, von den eigenen Projekten zu erhalten, rüber zu retten in das neue Deutschland.
00:29:47: Man kann sich vorstellen, wie engagiert die Menschen, die diese Programme begonnen haben und
00:29:55: begründet haben und selber internationale Erfahrungen hatten. Wie wichtig ihnen war,
00:30:01: das jetzt nicht aufzugeben, sondern dem zum Weiterleben zu verhelfen. Und ein Unton dazu kommt
00:30:12: von Kai Etzelt. Wir hatten auch die Idee, dass wir bestimmte Programme der DDR retten. Also,
00:30:19: dass man, ich erinnere mich noch, meine letzte Dienstreise ging nach Nicaragua und Mexiko. Und
00:30:28: wir wollten eigentlich mit Mexiko das Kulturabkommen verlängern. Aber die Mexikaner haben schon die
00:30:34: Einheit gesehen und hatten gar keine Lust mehr uns zu empfangen. Und wir hatten noch die Idee,
00:30:41: wir könnten das verlängern und dann das zu vereinheitlichen. Aber ich will das Gegenmodell
00:30:46: gerne nochmal herausarbeiten, also die Idee von Mannschritt 3. Es ist ja interessant zu gehen,
00:30:52: welche Möglichkeiten man sich ausdenken konnte und was dann gekommen ist. Und seine Idee wäre
00:31:00: gewesen, also ein Punkt. Nein, das war die zweite Idee. Die erste Idee war im Büro für internationaler
00:31:05: Arbeit. Also so wie hier das IB. Weil das gab es ja im BMBF und die Ministerien sollten jetzt
00:31:17: zusammengelegt werden. Als wir dann, haben wir immer mitgekriegt, irgendwie, dass das alles
00:31:24: immer rausgegeben wird, dass die Gelder an andere verteilt werden. An mittler Organisationen. Und
00:31:31: dann haben wir den DRD gesehen. Aber das gab es erst im Nachgang. Also ich habe, ehrlich gesagt,
00:31:42: ich habe das damals auch nicht so, also der Mannfred 3 hat sich sehr intensiv damit beschäftigt.
00:31:50: Das war die Idee dahinter, dass man so auf Augenhöhe sich dann zusammensetzt. Parallel sind ja
00:31:58: dann, also als die Volkskammerwahlen waren, da war das gegessen. Da ging der Zug Richtung
00:32:08: Einheit. Ja, wie wir gehört haben, gab es sehr viele unterschiedliche Ideen, wie man das ganze
00:32:16: weiterführen könnte. Es wurde auch über unterschiedliche Formate der Institutionen nachgedacht,
00:32:21: sage ich jetzt mal. Und es wurde sich sehr bemüht, das Ganze zu erhalten und weiterzuführen. Und wie
00:32:30: Herr Gügold auch schon gesagt hat, sagt auch Herr Ezolt, ja, die Volkskammerwahl war eigentlich
00:32:40: so der Endpunkt dieser Überlegungen, der große Wendepunkt für alle DDR-Bürger*innen. Weil ja
00:32:48: klar war, der Zug geht jetzt Richtung deutsche Einheit. Lothar Dimersier mit der Allianz für
00:32:55: Deutschland hat ja damals auch schon damit geworben. Dementsprechend bahnte sich die deutsche
00:33:01: Einheit auch schon an und somit gab es dann einfach auch einen neuen Spielraum, der natürlich diese
00:33:11: Ideen irgendwo gestoppt hat, aber auch andere Türen geöffnet hat, sage ich jetzt mal. Ja. Und so
00:33:18: richtig klar, dass es in Richtung deutsche Einheit gehen würde, war es spätestens am 5. Mai 1990.
00:33:28: Und hier berichtet Herr Trenn, wie er davon erfuhr, dass am Einigungsvertrag gearbeitet wird. Am 5.
00:33:39: Mai, ein Brief von Minister, von Herr Wawe Wawe, Mister Wawe, nicht Krause. Den Könter Krause,
00:33:48: der den Auftrag hatte, die deutsche Einheit. Ein Brief an alle Ministerien. Ich bin beauftragt,
00:33:54: mit Schäuble zusammen, die deutsche Einheit zu bewerkstelligen. Bitte ziehen Sie mir innerhalb
00:33:59: von vier Tagen auf, welche internationalen Verträge bei Ihnen davon betroffen sein können. Nun haben
00:34:06: wir die ganze Nacht gearbeitet. Nächte lang. Ich meine, man wollte sich empfehlen. Der neue Minister
00:34:11: war ja Professor Mayer nach der Wahl am 18. März, der ja auch sofort in die Richtung
00:34:17: der deutsche Einheit gedacht hat, wobei das überhaupt nicht üblich war, darüber groß zu reden,
00:34:23: sondern gab ja noch keine Währungs- und Gerunds. Das war alles noch in vielen Kreisen, drei, vier Jahre TDR.
00:34:34: Ja, wie wir gehört haben, war die Überraschung groß für die Leute. Vielen Leuten war doch nicht
00:34:39: bewusst, dass es so schnell ging. Ich weiß nicht, wie hast du das damals zum Beispiel wahrgenommen?
00:34:46: Damals '89, '90 war ich tatsächlich in Ägypten. Da war ich in meinem Auslandsjahr in Cairo. Aber
00:35:01: interessant, dass du fragst, das bringt mich noch mal dazu zu sagen, wie eigentlich die
00:35:07: Kommunikations- und die Informationssituation war. Es gab kein Internet. Man konnte kaum telefonieren.
00:35:15: Das ägyptische Fernsehen hat vielleicht über den Mauerfall berichtet. Aber sonst natürlich war das
00:35:24: ganz weit weg. Erst mal jetzt für ein arabisches Land, was davor sich ging. Also meine Informationen
00:35:29: habe ich aus dem Radio, aus meinem Weltempfänger bezogen und habe da die deutsche Welle gehört,
00:35:36: aber viel lieber noch die BBC, die ja wirklich tollen Journalismus betreibt und immer auch die
00:35:46: verschiedenen Perspektiven sprechen lässt, im Grunde das, was wir hier auch versuchen. Und da
00:35:54: habe ich viel auch Reformer gehört im Radio. Insofern, also über die BBC habe ich wahrgenommen,
00:36:02: dass es Reformkräfte gibt und den Versuch, die jetzt den demokratischen Sozialismus aufzuwarten
00:36:08: oder die DDR zu renovieren. Also insofern, wenn du so fragst, habe ich doch ein bisschen was davon
00:36:14: mitbekommen. Ja, interessant auf jeden Fall. Und ich greife jetzt einfach mal das Stichwort Versuche
00:36:22: auf. Es gab nämlich parallel zu dieser Zeit, auch Anfang Mai, einen anderen Versuch von der DDR-Seite.
00:36:30: Am 2. Mai 1990 erreichte den DAD einen Brief. Er war anonym verfasst. Es gab keinen Absender. Man
00:36:42: konnte ihn keiner Person zuordnen. Es stand nur darauf, Minsterium für Bildung und Wissenschaft der
00:36:47: DDR. Und eine kleine anonyme Gruppe hat diesen Brief an den damaligen DAD-Präsidenten Prof. Theodor
00:36:55: Bärchen geschrieben. Und jetzt finde ich aber gespannt und was stand da drin in diesem Brief,
00:37:02: der uns übrigens, den haben wir uns besorgt aus dem Archiv. Wir haben uns genau angeguckt,
00:37:08: von oben nach unten gelesen und umgedreht und in der Tat etwas merkwürdig so einen Briefkopf zu
00:37:17: haben, aber dann keinen Unterzeichner und keine Person, die genannt wird. Also irgendwas ist
00:37:22: Fischi an diesem Dokument. Das sieht man, wenn man das näher betrachtet. Und was war die Stoßrichtung,
00:37:29: was stand da drin in dem Brief? Also, es wurde ein Konzept vorgestellt, nämlich das eines eigenen
00:37:35: Aushauschdienstes der DDR tatsächlich. Und in diesem Konzept schreiben wurde auch explizit genannt,
00:37:44: dass es auch Programme für BAD-Bürger*innen geben soll. Also es wurde nochmal quasi gesondert,
00:37:50: an die BAD-Bürger*innen adressiert und ihnen bestimmte Programme vorgestellt. Und dieser Brief
00:37:59: beruft sich auch auf die lange 40-jährige vielseitige Erfahrung, die DDR mit diesem Aushauschprogramm,
00:38:07: die sie aufgebaut hatte, eben hat. Und dass es deswegen auch gewinnbringt sei. Und was sage
00:38:16: mal, wenn da Programme für BAD-Bürger auch angeboten werden, dann ist die Perspektive ja, es gibt
00:38:24: weiter zwei getrennte autonome deutsche Staaten. Sonst macht es ja keinen Sinn, Programme für Westdeutsche
00:38:33: nach Ost und umgekehrt aufzusetzen. War das nicht aus der Zeit gefallen? Jetzt im Mai, wo eigentlich
00:38:42: ja den anderen schon klar war, es geht in Richtung Einheit? Ja, genau. Wir haben ja jetzt auch schon
00:38:48: in unserer Folge gezeigt, wie schnelllebig diese Zeit einfach ist und wie viel in Bewegung ist,
00:38:52: wie viel Neues entsteht, aber auch als es verworfen wird. Und es hat sich eigentlich gegen jegliche
00:39:00: Vereinbarung, die schon damals getroffen worden sind, gerichtet. Also es gab ja schon eine Zusammenarbeit
00:39:07: zwischen der BAD und der DDR. Und es war klar, die beiden Staaten werden bald ein Staat sein. Es wird
00:39:14: bald ein Vereinigtes Deutschland geben. Da stand zu der Zeit eigentlich schon relativ fest. Das hat
00:39:19: ja auch Wolfgang Trenn nochmal bestätigt, als er uns erzählt, dass jetzt klar ist, okay. Was kann
00:39:28: denn dann die Absichtautoren gewesen sein, wenn man weiß, der Zug geht in Richtung Einheit? Wir
00:39:34: stellen uns trotzdem noch mal schnell auf als eigenständige Institutionen. Ja, es kann natürlich
00:39:44: sein, dass diese Gruppe, diese Verhandlungen, die zu der Zeit schon auf Hochtouren gelaufen sind,
00:39:50: stören wollte, noch mal vielleicht auch ein wenig aufwirbeln wollte. Leider muss man auch an der
00:39:58: Stelle sagen, wir beide sind ja jetzt im Gespräch und haben keine Zeitzeugen, Interviews, die wir
00:40:06: jetzt zeigen können, keine Erinnerungen von Menschen, die mit denen wir jetzt noch mal die
00:40:12: Sache genauer beleuchten können. Dementsprechend bleibt natürlich auch so ein gewisser Spekulationsraum
00:40:18: jetzt gerade hier stehen. Und jetzt stehen wir in der Schwäpe, sage ich mal. Und so in unserer
00:40:24: Aufklärungsarbeit, hier sind wir jetzt ein bisschen in der Sackgasse angekommen, was uns auch dazu
00:40:31: gebracht hat, darüber nachzudenken, welche Grenzen auch die Methode der All History hat. Das
00:40:39: ist ja unsere Hauptmethode. Aber hier kommen wir damit offensichtlich nicht weiter, weil wir
00:40:45: keiner Aussagen zu dem Sachverhalten haben, den wir aufklären wollen. Genau. Und eine ähnliche
00:40:52: Situation haben wir ja auch tatsächlich auf westdeutscher Seite genauso, wenn Herr Werchem sagt,
00:40:59: er möchte nicht den Namen der Person nennen, die übernahme der Stipendiatin war. Das heißt,
00:41:07: also bestimmte Dinge werden von Zeitzeugen nicht genannt, ausgeblendet oder auch sozusagen dem
00:41:16: Interviewer vorenthalten. Ist das was überraschendes in der All History? Nein, eigentlich gar nicht.
00:41:27: Also wir haben ja alle einen Gedächtnis und das ist mit ganz vielen Erinnerungen gefühlt und
00:41:31: diese Erinnerungen können sich eben aktualisieren oder sie bleiben im Verborgenen. In Gesprächen wie
00:41:36: unsam zum Beispiel können bestimmte Erinnerungen wach werden, wie du jetzt gerade auch selber
00:41:40: schön erzählt hast, wie du damals den Prozess wahrgenommen hast in Ägypten. Genau. Und so ist
00:41:48: das dann auch in den Interviews gewesen. Wir haben ja eine sehr schöne Verkreuzung von sehr vielen
00:41:53: verschiedenen Zeiten. Wir haben die Gegenwart, in der das Interview aufgenommen wird, die Vergangenheit
00:41:58: von der berichtet wird, aber auch ja quasi die Zukunft, weil es werden ja noch Leute hören. Wir
00:42:05: hören es jetzt hier im Podcast und unsere Zuhörerinnen hören es jetzt auch zu Hause oder wo auch immer
00:42:11: sie uns gerade zuhören. Und genau. In solchen Momenten können bestimmte Erinnerungen freigegeben
00:42:21: werden und erzählt werden, vielleicht auch noch mal besser als in anderen Situationen. Aber
00:42:26: manche Erinnerungen bleiben auch im Verborgenen. Sie sind zum Beispiel blockiert durch bestimmte
00:42:30: Ereignisse. Und bestimmte Emotionen können auch Blockaden herbeiführen, weswegen Erinnerungen
00:42:37: zum Beispiel nicht geteilt werden. Und gerade auch so ein Umbruch, wie wir den hier haben,
00:42:44: dass es das Land, in dem man gerade lebt, bald faktisch nicht mehr geben wird, kann so eine
00:42:52: Blockade hervorrufen. Und am Ende des Tages entscheiden ja auch unsere Zeitzeug in dem,
00:42:58: was sie uns mit uns teilen wollen, um was nicht. Oder manches können sie vielleicht auch einfach
00:43:04: gerade nicht mit uns teilen und vielleicht auch nicht ganz in Worte fassen. Und ich glaube gerade
00:43:08: dieses Ereignis ist so ein Ereignis, was vielleicht auch immer so ein bisschen im Verborgenen bleiben
00:43:15: könnte. Ja, manches kann man nicht in Worte fassen und anders will man vielleicht auch gar nicht
00:43:21: preisgeben, vielleicht weil es persönliche Beziehungen gibt oder weil man Wunden aufreißen würde oder
00:43:28: aus anderen Motiven. Also damit müssen wir natürlich ständig und immer rechnen, wenn wir mit unseren
00:43:35: Zeitzeugen Interviews arbeiten. Aber ich finde es gut, dass wir mal auch wirklich bis an den Rand
00:43:41: es möglichen gegangen sind, um dann auch zu sehen, also hier ist die Grenze und das ist eine Methode
00:43:46: ja von ganz vielen in der Geschichtswissenschaft. Und sie hat offensichtlich ihre Vorzüge gerade in
00:43:52: der medialen Vermittlung. Denn wer jetzt hier zuhört, hat Interesse am Thema und hat die
00:43:59: Möglichkeit, über die subjektive persönliche Erinnerung Geschichte wieder zu erleben. Das ist
00:44:07: sehr großartig. Aber es ist eben auch nicht die volle Wirklichkeit oder die absolute Wahrheit,
00:44:15: sondern es ist immer subjektiv und es sind immer Ausschnitte. Genau, also es ist sehr schön gesagt
00:44:21: und ich glaube gerade diese Folge zeigt auch die Potenziale, die Oral History hat, aber auch die
00:44:28: Grenzen, denn ohne die Oral History als Methode könnten wir diese Folge wahrscheinlich gar nicht
00:44:33: richtig erzählen oder diesen Blickwinkel der Wände gar nicht richtig beleuchten. Andererseits
00:44:42: werden hier auch die Grenzen aufgezeigt, inwieweit das möglich ist. Und ja, das zeigt die Folge
00:44:51: hier eigentlich ganz gut auf. Ja, dann gehen wir doch nochmal zurück auf diesen anonymen Brief,
00:44:56: der im DRD eintraf und obwohl er quasi nach seiner Zeit war, hatte er doch genügend Kraft
00:45:03: um für Irritationen zu sorgen, auch wie wir gehört haben, auch ja auch noch für längere Zeit und
00:45:13: da können wir jetzt auf unsere Oral History Zeitzeugen zurückgreifen und das noch ein bisschen
00:45:19: ausleuchten. Ja, genau. Ich erinnere mich nur, dass ich es war, der von allem Anfang an, als das
00:45:33: nun zustande kam, die Annäherung und dann die Verbrüderung, dass es keinen DRD auf DDR Seite
00:45:47: gibt. Das war mir sehr wichtig. Warum? Da gab es noch keine Wiedervereinigung, weil wenn das Ding
00:45:57: einmal bestanden hätte, kriegen sie das nicht mehr los, die hätten dann weitergemacht auf ihre
00:46:03: Art. Und das hätte natürlich der Einheit nicht sehr förderlich sein können. Also insofern war
00:46:12: ich von Anfang an der festen Meinung, wir müssen, da sich die Wiedervereinigung abzeichnet, alles
00:46:20: übernehmen, was wir können. Auch die Ausländer. Also entweder Wiedervereinigung und dann wirkliche
00:46:28: in allen Bereichen oder kleine, da gibt es doch keine Wahl. Da kann man nicht sagen, also nur zur
00:46:34: Hälfte. Insofern haben wir die Obligation der DDR gegenüber anderen übernehmen wollen,
00:46:45: soweit zu uns betrafen. Und das war vernünftig. Sonst hätten wir heute einen zweiten DRD auf
00:46:53: DDR Seite. Ich meine, es gibt ja noch genügend Dinge, die uns trennen, aber das wäre wieder eins gewesen,
00:47:02: was die Einheit verhindert. Im Auswärtigen Amt, dieser genannten bilateralen Kommission, DDR
00:47:12: Bundesrepublik Goethe, DRD aus Berlin, das muss gewesen sein April, Mai, Juni in diesem Zeitraum.
00:47:22: Und ich erhielt in der Adenauer Allee eine Einladung zur Mittagessen von Herrn Witte und ihm brannte
00:47:33: die Frage noch unter den Nägeln, wie ernst haben die Ostdeutschen denn das gemeint mit dieser
00:47:41: eigenen Vereinsgründung. Während wir doch nun schon hier saßen und herunterbrachen bis auf
00:47:48: Marc und Fennig die Einzelfragen des Zusammenschlusses. Darum murte immer noch diese Vereinsgründung.
00:47:55: Und das überraschte mich, weil aus meiner Sicht war das kein Thema mehr. Aber ich merkte,
00:48:02: er traute den Frieden offenbar nicht so richtig und wollte hören, wird diese Idee in Ostberlin
00:48:10: nach wie vor verfolgt oder wie ist das. Aber da brach ich nicht in Aufregung aus, weil ich ja
00:48:18: eigentlich mich ruhig zurücklehnen und sagen konnte, war ein Thema. Mehr oder weniger eine
00:48:25: Eintagsfliege ist längst kein Thema mehr. Und wir sind noch nicht am Ende angekommen,
00:48:32: sondern erst am Anfang. Aber mit dem, was wir hier zusammen versuchen zusammenzuführen,
00:48:37: sehr zufrieden. Ja, Herr Bärchen war ja relativ deutlich und der DAD hat zu der Zeit die Idee
00:48:48: nicht gut geheißen und es wird auch nochmal deutlich aus seinen Aussagen, dass man ja eigentlich
00:48:56: schon auf einem anderen Stand gewesen ist und deswegen der Brief auch ein wenig Verwirrung
00:49:02: hervorgerufen hat und natürlich auch ein bestimmtes Misstrauen vielleicht, was sich ja auch andeutet,
00:49:11: wenn der Herr Witzel, der damals auch eine führende Position im Auswärtigen Amt inne hatte,
00:49:16: den Herr Gügold im Rahmen der Arbeitsgruppe Auswärtige Kulturpolitik trifft und dann auch
00:49:23: nochmal genau nachfragt, was war denn jetzt da eigentlich los? Warum kam dieser Brief?
00:49:28: Ich glaube, wenn man versucht, sich hineinzusetzen in die Zeit, ist es auch nicht so schwer
00:49:33: vorstellbar, dass es auch Skepsis und Misstrauen gab, auch Intrigen wahrscheinlich und verschiedene
00:49:41: taktische Manöver und da den klaren Blick zu halten und auf Kurs zu bleiben, ist sicherlich
00:49:47: nicht so einfach. Ja. Jetzt wechseln wir nochmal die Perspektive und geben den ausländischen
00:49:55: Studierenden das Wort, die ja zunächst mal jetzt nicht wissen konnten, was sich da oben
00:50:02: abspielt. Am Anfang eines Monats wollen sie aber ihr Stipendium sehen, damit sie wohnen,
00:50:11: leben, essen, überleben können, damit sie überhaupt die Voraussetzung dafür studieren
00:50:16: zu können. Und wie die diese Übergangszeit wahrgenommen haben, ist sehr verschieden,
00:50:25: wie wir hören. Und deshalb hören wir jetzt auch drei Berichte. Also ich weiß nicht, wie
00:50:31: das geregelte wurde. Wir hatten kein Problem eigentlich. Sie waren nie ohne Stipendium.
00:50:37: Es gab jetzt nicht einen Monat, wo sie plötzlich kein Geld hatten. Also ab 92, dann hatten
00:50:42: wir keine, sonst bis dahin war eigentlich keine Lücke und wir hatten schon keinen bekommen.
00:50:49: Es gab eine Zeit, wir wussten nicht, wie es weitergeht. Aber ich glaube, das hat nicht
00:50:56: lange gedauert. Dann haben wir von der Botschaft erfahren, dass wir weiter Stipendium von der
00:51:02: Idee damals bekommen. Und da konnten wir bis zum Studium studieren. Und da haben wir
00:51:14: Stipendium von der Idee. In den letzten zwei Jahren, bis 92 hatte ich. Und das war gut.
00:51:24: Aber diese Zeit der Unsicherheit war nicht lange für Sie?
00:51:26: Nee, also für mich nicht so lange, weil wir weiter studiert haben und wir haben auch Freunde
00:51:32: und wir haben gute Kontakt und so. Und dann habe ich auch nicht so viel gemerkt. Und unsere
00:51:39: Botschaft waren auch sehr gut, sehr nett. Die haben uns so viel geholfen. Und irgendwie haben
00:51:45: wir nicht so große Änderungen gemerkt.
00:51:48: Ich hatte eine Phase, wo ich kein Stipendium hatte. Ich kann dir jetzt nicht sagen, wie
00:51:51: lange. Aber die Mitarbeiter in der Universität, in dem Labor bei mir und so weiter, die haben
00:51:59: dann gesammelt. Die haben dann sehr viel Geld gesammelt. Die haben herumgesprochen, dass
00:52:04: ich kein Stipendium mehr habe und die da der Erde verschwindet bald. Und da haben sie
00:52:10: Geld gesammelt. Die haben mir dann Geld gegeben, damit ich essen kann. Also das war schon.
00:52:15: Das ist ja noch mehr, als das Geld steckt. Das war wirklich eine Solidarität, unvorstellbare
00:52:21: Solidarität.
00:52:22: Ja, interessant. Wie on the ground das verschieden erlebt worden ist. Ich habe gar nichts gemerkt,
00:52:28: bis zu, ich war ohne Geld da, aber dann eben auch nur vorübergehend. Also insgesamt scheint
00:52:37: mir kam es da zu keinen großen Brüchen. Und das ist eine ganz schöne Botschaft eigentlich
00:52:46: für uns und für den DRD und für das ehemalige Ostministerium. Man hat dafür gesorgt, dass
00:52:53: die Studierenden nicht darunter leiden mussten, dass sich dieser staatliche Einheit vollzogen
00:53:00: ist. Und damit ist, glaube ich, das erreicht worden, was auch die politische Intention war.
00:53:06: Das hat wohl gut geklappt. Ja, wir kommen jetzt ans Ende dieser Episode, der nicht gegangenen
00:53:16: Wege oder gescheiterten Alternativen. Und für die ausländischen Stipendiaten kommt
00:53:24: ja jetzt eine neue Struktur im Wiedervereinigen Deutschland, nämlich die Arbeitsstelle Berlin
00:53:31: Mitte. Und der werden wir zwei weitere Episoden widmen und uns genau anschauen. Ja, wie kam
00:53:40: es denn zur Auswahl dieser 31 Mitarbeitenden? Wie hat die Arbeitsstelle Berlin Mitte gearbeitet?
00:53:48: Welche Existenzexten, Umbrüche und so weiter gab es in dieser Zeit? Und dann der große
00:53:54: Tag am 4. Oktober 1990 beginnt dieses Konstrukt, dieses DRD-Konstrukt mit DDR-Inhalt in Ost
00:54:04: Berlin operativ zu werden und zu arbeiten. Und wir sind über unsere Zeitzeugen ganz,
00:54:10: ganz dicht dabei. Das erwartet einen noch? Ja, wir haben jetzt ein sehr breites Spektrum
00:54:16: gesehen. Wir haben drei unterschiedliche Stimmen, die drei unterschiedliche Sachen
00:54:20: erlebt haben von "Ich habe gar nichts gemerkt" bis zu "Ich habe sehr wohl gemerkt, dass
00:54:26: es gerade Probleme gibt, denn ich hatte zwischenzeitlich kein Geld" bzw. war auf Hilfe angewiesen
00:54:34: und habe sie bekommen. Und wie wir wissen, hat dann ja auch der DRD ausgeholfen. Der
00:54:41: DRD übernimmt die Pendiat*innen und richtet dafür ein eigenes Büro im Berlin ein,
00:54:48: die Arbeitsstelle Berlin Mitte, wo auch die Personen aus den DDR-Ministerien, die wir
00:54:55: gehört haben, die Frau Klim, die Frau Katschmann, der Herr Stahl, der Herr Ezolt, die haben
00:54:59: dann dort auch hinterher gearbeitet und die ausländischen Studierenden betreut, nach
00:55:05: dem Modell, wie sie es aus der DDR kannten und dementsprechend konnten, unsere drei ausländischen
00:55:11: Stipendiat*innen hergebissen, Frau Hoher und Herr Diaby auch weiterstudieren. Und genau
00:55:20: jetzt zum Abschluss haben wir dann auch noch ein kleines Zitat von Frau Klim mitgebracht,
00:55:25: die das Ganze nochmal quasi für uns beleuchtet. Sie beleuchtet die Existenzängste, die es
00:55:31: gibt und die Ungewissheit aber gleichzeitig zeigt sie auch dann auf, dass es eine Perspektive
00:55:39: gibt, nicht nur für die ausländischen Studierenden, sondern auch für die Leute, die in den DDR-Ministerien
00:55:44: gearbeitet haben. Denn der DRD stellt Leute von denen ein und diese Leute arbeiten dann
00:55:51: in der Arbeitsstelle Berlin-Mitze, zu der es auch zwei Folgen gibt, in der wir ausführlich
00:55:56: darüber berichten, wie der Arbeitsalltag war und wie diese fünf bis sechs Jahre dann
00:56:03: auch weiterhin verlaufen sind. Und für die heutige Episode darf ich Bilanz ziehen "Happy
00:56:09: End" oder "Köllnisch-Bönch" gesagt "It Hät noch immer Jod hier jagen". Wir sind
00:56:16: denn einer der ersten, die Ministerien überhaupt gewesen, die auch abgewickelt wurden. Dann
00:56:22: kam dann ein Minister Meier, der vorher ein Theologe war, ist aber unter der Modorregierung
00:56:27: noch und sagte, ihr seid alle jetzt entlassen, sie zu, dass er in eure alten Berufe reinkommt
00:56:34: vor dem Studium, na prima. Und so waren also über 1000 Mitarbeiter von heute auf morgen
00:56:40: arbeitslos, aber so eine ganz kleine Truppe, die Auslandsbeziehung hatten, 20 Mann, konnten
00:56:47: beim DRD anfangen. Ja, an der Stelle vielen Dank fürs Zuhören und ja, tschüss. Ja, tschüss
00:56:55: ihr da draußen und tschüss Laura, danke für die heutige Frage. Danke auch.
00:56:59: Die DDR und wir im DAAD. Ein Podcast des DAAD.
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