Wo ick war, als...? Der Mauerfall | Staffel 2 Folge 3
Shownotes
🎙 Die DDR und wir im DAAD – Folge 3
Staffel 2: Austausch im Wandel
Zwischen Euphorie und Unsicherheit: Wie veränderte der 9. November 1989 das Leben von Millionen Menschen? Alexander Haridi und Elke Hanusch (DAAD) sprechen über Eindrücke und Reaktionen auf den Fall der Berliner Mauer – und darüber, wie Menschen aus Ost, West und dem Ausland diese historische Wende wahrnahmen.
🌍 Spannende Einblicke
• Historisches Großereignis: Fall der Berliner Mauer • Unterschiedliche Reaktionen: Begeisterung, Skepsis und Sorge • Internationale Perspektiven: Wie Studierende und Lehrende aus dem Ausland den Wandel wahrnahmen
💬 Zeitzeugenbericht „Ich bin froh, dass die Mauer weg ist. Und ich bin froh, dass wir die Einheit haben“, erinnert sich Prof. Rayan Abdullah, der 1989 in West-Berlin studierte. Andere Stimmen warnten jedoch vor einem zu mächtigen deutschen Nationalstaat oder sahen eine ungewisse Zukunft aufziehen.
📌 Themen dieser Episode
• Emotionen und unmittelbare Reaktionen auf den Mauerfall • Erfahrungen internationaler Studierender und Lehrender • Politische und gesellschaftliche Unsicherheiten während des Umbruchs im Herbst 1989
🎧 Über das Projekt
Das Zeitzeugenprojekt „Die DDR und wir im DAAD“ dokumentiert über 90 Stunden Interviews mit ehemaligen und aktuellen Mitarbeitenden, DAAD-Alumnae/-Alumni und politischen Wegbegleitenden – emotional, kontrovers und informativ.
🖥️ Formate
Podcast 🎙 | Video-Serie 🎥 | Online-Archiv mit Zeitzeugeninterviews 📖
DAAD-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter haben das Projekt anlässlich des 100-jährigen DAAD-Jubiläums entwickelt und umgesetzt, unterstützt durch Studierende und Kommunikationsprofis aus Ost- und Westdeutschland.
🔗 Weitere Informationen:
🌐 Webseite: http://www.daad.de/ddrundwir
🎥 YouTube: https://www.youtube.com/channel/UC-wnTIo38qxMCUa1VOR6Q
📧 Kontakt: ddrundwir@daad.de
Transkript anzeigen
00:00:00: Am Nachhinein, ich bin froh, dass die Mauer weg ist und ich bin froh, dass wir die Einheit haben.
00:00:06: Ich fand und finde die Ereignisse in den Wochen davor eigentlich für unsere Geschichte viel wichtiger,
00:00:14: als die Tatsache, dass das Politbüro der SED beschlossen hatte, dass jetzt Reisefreiheit herrschen sollte.
00:00:19: Ich bin am Morgen, glaube ich, am Morgen früh mit dem Auto auf die Autobahn rausgefahren Richtung Kassel
00:00:27: und plötzlich auf der Autobahn sehe ich ganze Menge von Trabis, Warburg und Lada mit DDR-Kennzeichen.
00:00:36: Ich war ein bisschen entschockt.
00:00:58: Ich bin Alexander Riebi und mit mir im Studio sitzt die Kollegin Elke Hannos.
00:01:04: Elke, danke, dass du heute wieder dabei bist und mit mir diese ganz besondere Episode zum Fall der Mauer moderierst.
00:01:13: Wahrscheinlich markiert kein Ereignis den Zusammenbruch der DDR so stark wie die Öffnung der Mauer am 9. November 1999.
00:01:26: Es gab im Vorfeld dieses markanten Ereignisses, das in der ganzen Welt wahrgenommen und verstanden worden ist.
00:01:37: Es ist symbolhaft, die Mauer stand für die Teilung Deutschlands, für die Teilung der Welt, aber auch für den Zwangskarakter der DDR.
00:01:47: Und es war ja nicht so, dass dieses Ereignis völlig überraschend und plötzlich kam.
00:01:55: Die Veränderungen haben sich spätestens seit 1988 angedeutet.
00:02:01: Bahn gebrochen dann auch in den großen Demonstrationen in der DDR, in dem Aufkommen einer Bürgerbewegung
00:02:10: und das Ganze in einem größeren weltpolitischen Umfeld der Veränderung, das von der Sowjetunion im Grunde angestoßen wurde durch die Politik von Gorbatschow.
00:02:23: Und die Tatsache, dass die Menschen ihre Angst überwunden haben und massenhaft auf die Straße gegangen sind in der DDR,
00:02:31: ist im Rückblick oder im großen Verlauf der Geschichte wahrscheinlich das bemerkenswertere Ereignis.
00:02:38: Aber dass diese Mauer, die ja für die DDR-Menschen unüberwindbar war und durchdringbar war, dass die nun plötzlich geöffnet war, markierte hier eine ganz große Änderung.
00:02:51: Es gibt ganz viele Zeitzeugengerichte über diesen Tag, das habe ich erwähnt.
00:02:59: Und es gibt auch ganz bekannte politische Zitate in diesem Zusammenhang.
00:03:05: Und um den 9. November herum werden wir das alle hier und da auch wieder gehört haben, dass Zitate von Urlbricht niemand hat, die Absicht eine Mauer zu bauen.
00:03:16: Eine glatte Lüge, dann wurde sie kurz danach doch gebaut.
00:03:20: 1961 bis zu Günter Schabowski die Pressekonferenz, wo er quasi aus Versehen oder er sich verplappert hat.
00:03:32: Oder ja unwillendlich jedenfalls das Signal zur Öffnung der Mauer gegeben hat.
00:03:38: Diese Zitate sind bekannt und die sind nichts Besonderes.
00:03:41: Das Besondere, was wir hier anbieten in unserer Podcast-Serie ist, wie dieses Ereignis wahrgenommen wurde von Menschen, die ein DRD-Bezug haben.
00:03:51: Als erstes hören wir die Stimme von Christian Reiser, der erste Leiter der Ostenstelle Berlin Mitte war, also das DRD-Büros im Osten.
00:04:03: Christian Reiser war selbst als Student in Berlin und hat den Mauerfall dort erlebt und hat die Teilung Deutschlands als ganz schmerzhaft empfunden.
00:04:15: Ich hatte in Berlin studiert, habe in Berlin den Mauerbau erlebt und das war für mich in meinem geschichtlichen Bewusstsein eine Katastrophe.
00:04:28: Wie du schon gesagt hast, Alex, wir hören sehr viele Otöne von Personen mit Bezug zum DRD.
00:04:36: Das werden Personen sein, die jetzt DRD-Kollegen sind, früher in Ostberlin, gegebenenfalls im Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen gearbeitet haben.
00:04:48: Das werden Personen sein, die jetzt der DRD-Kollegen sind, damals aber in Ostdeutschland zum Beispiel studiert haben.
00:04:58: Oder wir werden Stipendiatinnen hören, die in Ostdeutschland oder auch in Westdeutschland studiert haben.
00:05:09: Wir hören auch Stimmen aus Westberlin.
00:05:15: Ein Kollege, dessen Oto mir besonders gut gefällt, weil ich das persönlich auch so gut nachempfinden kann, ist von Karsten Weibiner,
00:05:28: der vom Mauerfall erfährt, als er in Leipzig studiert und die Welt nicht mehr versteht.
00:05:39: Dann kam es aber anders. Erinnerst du dich an den Tag, wo die Mauer geöffnet wurde?
00:05:48: Ja, gut, wer kann den nicht vergessen, also zumal wenn man aus der DDR kommt und sozusagen das Gefühl entwickelt hatte,
00:05:58: wenn sie sich was wünschen können, dann wäre das sicherlich einer der ersten Wünsche oder der erste Wunsch gewesen.
00:06:05: Zumindest für mich, allerdings ein unrealistischer.
00:06:08: Das hatte ich ja vorher schon gesagt, also ich habe nicht wirklich dran gedacht.
00:06:13: Ja, ich erinnere mich noch gut.
00:06:14: Ich bin an dem Tag, stand ich vormittags bei mir in meiner kleinen Studentenwohnung in der Küche und hatte das Radio an
00:06:21: und in diesen Tagen habe ich Rias gehört, also den Berliner Sender Rias.
00:06:26: Und auf diesem Sender kamen ununterbrochen Interviews mit offensichtlich ostdeutschen, weil sächsisch oder so ähnlich sprechenden Menschen,
00:06:38: die sich dazu äußerten, wie es ist, in West-Berlin zu sein.
00:06:42: Und oft mit Tränen erstickter Stimme und ich hielt das für eine satire Sendung.
00:06:48: Was mich dann allerdings irritiert hat, dass diese Sendung so unglaublich lang ging, sogar über die Nachrichten.
00:06:53: Oder die Nachrichten, ich dachte, jetzt wiederholt es sich.
00:06:57: Also irgendwie, der Gag muss doch irgendwann mal zu Ende kommen.
00:07:00: Und dann klingelt er es an der Tür und es standen zwei ägyptische Freundinnen, die ich im Herder-Institut kennengelernt hatte,
00:07:06: mit einer Flasche Sekt, es war früh um 10 oder 10.30 Uhr vor der Tür, fielen mir um den Hals und ich sag, was ist los?
00:07:14: Und dann begann ich zu verstehen, also es zu verstehen dauerte länger.
00:07:19: Man konnte das in dem Moment nicht wirklich realisieren, dass die Mauer gefallen war, offensichtlich auch ohne,
00:07:26: dass es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen ist und dass das auch so bleiben soll.
00:07:31: Bernhard Völl, der die nächste Stimme schildert, was er in West-Berlin durch den Fall der Mauer wahrgenommen hat.
00:07:43: Die Nacht, wo die Mauer fehlen, das sind wir ja alle rüber und die Votos konnten auch nichts machen.
00:07:51: Ich war irgendwo bei einem Essen, war in einem Zimmer und irgendjemand war in einem anderen Zimmer und hatte zufähig ein Fernseher an.
00:07:59: Und er war Günter Schabowski und sie kennen ja die Szene mit der Brille.
00:08:04: Wenn ich das richtig lese, ab sofort und so, und alle haben das mal geguckt,
00:08:10: dann hat derjenige das gehört, kam an den Tisch und sagte, die Mauer ist gefallen und alle sagten, das glauben wir jetzt nicht.
00:08:18: Doch, gerade wurde das verlesen und dann haben sich alle aufgemacht, alle, halb Berlin, ja, und sie sind an die Mauer gegangen.
00:08:28: Die West-Berliner sind an die Mauer gegangen, in Ost-Berlin ja sowieso, aber die West-Berliner auch.
00:08:32: Die kamen dann mit den Trabis alle durch, die sind am Kudam, gab es eine riesen Schlange und es stank durch diese alten Trabis.
00:08:39: Zwei Taktach auch da sind.
00:08:41: Und da waren aber auch schon so Leute, die so Deutschland, Deutschland dachten.
00:08:46: Und welcher Seite, von der West-Seite oder von der Ost-Seite?
00:08:49: Nee, nee, also DDR-Bürger, die dann so gleich den Nationalismus raushingen und so dachten, ah, ja, ja.
00:08:56: Das nächste Zitat ist von Frau Hoa, die zum Zeitpunkt des "Falls der Mauer" vietnamesische Stipendiatin in Dresden war.
00:09:04: Ich war in Taran, aber ich habe im Fernsehen gesehen.
00:09:10: Und einige Freunde von mir, die haben erzählt, weil die in Berlin waren, ja, ja, und an dem Tag.
00:09:20: Und danach, irgendwie kamen viele Leute oder Bürger aus Berlin nach West-Deutschland und haben irgendwie 100 Euro,
00:09:31: die machten damals, als DDR-Bürger bekommen, ja, wie gehört.
00:09:37: Aber nur das Fernsehen und ja.
00:09:40: Aber Sie selbst sind nicht gefahren, mal gucken oder so?
00:09:44: Ja, ich glaube, erst später, erst später, ja, erst später, dann sind wir nach Berlin gefahren.
00:09:52: Kleiner Exkurs, Frau Hoa war nicht in Dresden, vietnamesische Stipendiatin, sondern in Taran.
00:09:59: Da gibt es diese Forst-Akademie oder ja, die Hochschule für Forstwesen, nicht?
00:10:04: So ist es, genau.
00:10:05: Bei Dresden liegt das.
00:10:06: Bei Dresden, fast genauso schön wie Dresden, Taran.
00:10:12: Taran.
00:10:13: Frau Fitterlingen hingegen, weder in Dresden noch in Taran, sondern ihr Zitat zeigt erneut eine Perspektive aus West-Berlin.
00:10:28: Da hat ein Freund von uns, wir wohnen da im Südwesten, hat einen Freund von uns aus Kreuzberg angerufen
00:10:36: und hat einen Freund zugegeben, dermaßen der gerne Rotweintranck und um die Zeit,
00:10:44: der Anrief meistens schon zu viel getrunken hatte, hat gesagt, der Trappie ist auf der Straße,
00:10:51: die Maus offen, und dann habe ich irgendwie gesagt, was herrscht.
00:10:55: Das ist gut.
00:10:56: Ich bin jetzt schlafen und das alles raus.
00:10:59: Ja, genau so.
00:11:01: Und ich komme am nächsten Morgen in die TU und da waren sie alle die Trappies und die Wahlbuch.
00:11:08: Das war schon toll.
00:11:09: Das war schon enorm.
00:11:10: Ja, ja.
00:11:11: Was ich ganz bemerkenswert finde, unter anderem diese Parallelen zwischen den beiden West-Berliner-Zitaten,
00:11:18: Herr Füll und Frau Fitterlingen, die beide die Trappies als so einprägsam,
00:11:24: empfunden haben.
00:11:26: Ein weiteres Zitat aus West-Berlin stammt von Herrn Wegener, der den Mauerfall ebenfalls
00:11:36: in West-Berlin erlebt hat.
00:11:39: Ich war in West-Berlin und ich musste meiner Schanne gestehen, dass ich also völlig da war.
00:11:45: Davon war ich überrascht, denn ich hatte noch das Interview im Fernsehen gesehen, dass der das sehr ausgelöst hatte.
00:11:55: Mit Günter Schabowski.
00:11:57: Mit Günter Schabowski, genau.
00:11:59: Aber er nicht damit gerechnet das schon, also da die Grenzen aufging und so weiter,
00:12:04: sondern dass das in den üblichen biokratischen Weg gehen würde.
00:12:08: Und hatte den vieler gemacht.
00:12:10: Die Frau wollte mit mir gerne zum Kurfürstendamm und wollte ins Kilo gehen.
00:12:15: Und ich hatte über, glaube ich, das war der Senderfreies Berlin.
00:12:19: Das ist eine sehr interessante Dokumentation über die Soviet Union und die Geschichte Stanis.
00:12:26: Die wollte ich unbedingt sehen.
00:12:28: Und ich habe von Dainger also den Mauerfall verschlafen, als ich am nächsten Tag ins Büro kam.
00:12:34: Überraschte mich, das habe ich schon gehört. Die Mauer ist gefallen.
00:12:37: Der Faltermauer oder die geöffnete Mauer ist von dir zu Beginn der Episode als historisches Ereignis bezeichnet worden.
00:12:47: Ein Symbol für die sich ankündigende Freiheit für die DDR-Bevölkerung.
00:12:56: Frau Kroeng, Stipendiatin in Leipzig, hat die geöffnete Mauer, die sicherlich auch bedeutet.
00:13:06: Aber ihr Zitat zeigt uns, dass so eine geöffnete Mauer auch mit ganz anderen Privilegien einhergehen kann.
00:13:16: Ich erinnere mich noch, dass wir sehr gerne nach Berlin fahren.
00:13:20: Was wir am meisten gefallen und immer gekauft haben, ist, wir haben immer Pompfries und Döner Kebab gekauft.
00:13:44: Das gab es nicht in der DDR.
00:13:46: Aber es hat uns so gut geschmeckt.
00:13:49: Gar nicht so weit von der innerdeutschen Grenze ist Herr Korniewicz als Pole in Kassel während der Mauer fällt.
00:14:02: Das habe ich mit erlebt und das war ein großer Schock für mich. Der große Schock bestand darin, dass ich war mit einem bekannten Professor im Kassel verabredet fürs Wochenende mit seiner Familie.
00:14:19: Und ich bin am Morgen, glaube ich, am Morgen früh mit dem Auto auf die Autobahn rausgefahren Richtung Kassel.
00:14:27: Das ist 19. November, 1989.
00:14:30: Ja, genau.
00:14:32: Und plötzlich auf der Autobahn sehe ich ganze Menge von Trabis, Wartburg und Lada mit DDR-Kennzeichen.
00:14:40: Ich war ein bisschen entschockt.
00:14:43: Ist das ein Umzug der gestohlenen Fahrzeuge?
00:14:49: Oder was soll das Ganze?
00:14:51: Ich habe überhaupt nicht mehr der Welt verstanden, was das ist.
00:14:55: Aber ich habe gesagt, vielleicht gibt es etwas, was ich nicht weiß. Ich fahre weiter.
00:15:00: Komme ich am Morgen etwa gegen 9 Uhr nach Kassel, fahre durch die Zentrum, durch die Altstadt und auf dem Markt sehe ich mehrere Trabis, Ladas, Trabis und Wartburg mit offenen Hauben.
00:15:15: Und ich sehe die DDR-Leute mit den deutschen Bürgern sprechen und zeigen, was sie für Autos fahren müssen.
00:15:25: Ich habe das nicht mehr verstanden. Was machen die Leute in solchen Mengen und wieso beklagen die sich so?
00:15:34: Und führen ganz heftige Diskussionen.
00:15:39: Und dann erst, als ich zu den Bekannten kam, habe ich erfahren, dass in der Nacht ist der Mauer gefallen und die Grenze ist offen.
00:15:49: Aber trotzdem, keiner von uns, glaube ich, hat erwartet, dass es so schnell passiert und dass es überhaupt so schnell möglich ist.
00:15:58: Wir wussten Bescheid, dass nach den begrenzten Freien Wahlen in Polen im Juni 1989 die Atmosphäre locker geworden ist.
00:16:13: Der Druck von der Sowjetunion hat zurückgenommen. Russland hat den Afghanistan-Krieg verloren, hatte finanzielle Probleme.
00:16:24: Armee war auch nicht auf dem neuesten Stand, wenn die Mikroelektronik zum Einsatz gekommen ist.
00:16:30: Und vor allem ist Gorbachev gekommen mit seiner Gwasnus- und Perestroika.
00:16:35: Und das war natürlich schon nicht so einfach, glaube ich, zu verkraften durch die DDR-Führung.
00:16:42: Was, glaube ich, auch bei dem Feiern der 40. Jahrestag der DDR sich gezeigt hat, als Gorbachev in Berlin war.
00:16:51: Und dann wusste ich, dass auf dem Gebiet von Ungarn und in Tschechoslowakei treffen sich die westdeutsche Bürger mit den DDR-Bürgern im Sommer,
00:17:05: weil das eine der wenigen Möglichkeiten ist, und dass einige Bürger aus der DDR in der westdeutsche Botschaft geblieben sind und danach rausgelassen sind nach Westen.
00:17:16: Und das Ungarn hat sogar die Grenze aufgemacht.
00:17:19: Durch Dresden ist ein Zug gefahren mit den Bürger aus der DDR, die aus den ungarischen westdeutschen Botschaft nach Westen wollten.
00:17:31: Was für uns auch so ein bisschen nicht glaubwürdig war.
00:17:35: Wir haben uns mal gedacht, ja, ja, die fahren in Dresden rein, und da werden sie rausgelassen aus dem Zug.
00:17:41: Von den anderen Freunden weiß ich, dass die deutsche Reichspannheit das ganz streng beaufsichtigt, damit keiner in den Zug reinfährt, nicht rausfährt.
00:17:56: Das keiner zusteigt, ja?
00:17:58: Ja, und dann weiß ich auch von der Erzählungen Freunden, dass die Warenmärsche in der DDR am Montag gegen Sozialismus für die Freiheit.
00:18:11: Und dass eine gespannte Situation und Unruhe in Dresden waren.
00:18:17: Aber ich hatte nicht so viel Zugang vielleicht zu den Informationen, ich war mehr unter den Freunden in der Arbeit.
00:18:23: Und das war nicht irgendwie besonders das tägliche Thema.
00:18:28: Aber den Schock und dieses Bild im Kassel und auf der Autobahn werde ich bis Ende des Lebens behalten.
00:18:39: Aus heutiger Sicht betrachtet erleben wir ganz andere Schockerlebnisse auf der Autobahn Richtung Kassel oder Richtung Thüring an Kassel vorbei, aber das ist ein anderes Thema.
00:18:53: Wir kommen zurück nach Ostberlin, wo Gottfried Gügold als Angestellter des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen die Öffnung der Mauer erlebt.
00:19:06: Und das ist sicherlich nochmal eine ganz, ganz besondere Perspektive.
00:19:11: Zuhause am Fernseher, allein, meine Frau war unterwegs, mein Sohn auch irgendwo unterwegs.
00:19:19: Ich sah Herrn Szabowski, ich hörte die Grenze ab sofort offen.
00:19:24: Ich wartete auf meine Frau, die kam dann irgendwann als bald aus dem Kino irgendwo her.
00:19:29: Und mein Sohn war weg und blieb weg die ganze Nacht.
00:19:33: Wie alt war sie?
00:19:35: 18.
00:19:38: So, wie sie später herausstellte, ist er sofort über die Bornholmer Straße nach West-Berlin gegangen, hat die Nacht durchgemacht und kam völlig übermüdet am nächsten Morgen an.
00:19:50: Das sind die allerersten Erinnerungen oder Begebenheiten.
00:19:55: Donnerstagabend ist das gewesen.
00:19:58: Freitag im Ministerium wurden wir vergattert, nicht nach West-Berlin zu gehen.
00:20:07: Auch wenn die Grenze halb offen ist, drei Viertel offen ist, ganz offen ist, aus welchen Gründen auch immer, haben wir da nicht hinzugehen.
00:20:17: Das ist ja eine Zeit gewesen, die ja auch noch nicht, wo noch nicht entschieden worden, entschieden war, wie geht das weiter in diesen turbulenten nächsten Stunden, Tagen?
00:20:29: Ja, nun kam meine Frau Freitagabend auf die Idee, morgens, Samstag, müssen wir nach West-Berlin.
00:20:38: Nun musste ich ihr sagen, das geht nicht, weil wir doch gehört haben am Vormittag, dass niemand aus dem Ministerium und wahrscheinlich betrafft es alle anderen Ministerien, das weiß ich nicht, aber ebenso.
00:20:50: Ich konnte mich also mit meiner Frau nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner einigen.
00:20:54: Wir fahren Samstagmorgen nach Berlin, aber nicht da, wo es auf dem Puder mal so Freuden feste gibt, sondern wir fahren nach Dalim ins Völkerkunde-Museum, wo uns keiner sieht.
00:21:14: Und meine Frau sagte, ausgerechnet dich wird jemand sehen in West-Berlin.
00:21:21: Aber ich konnte mich durchsetzen und wir sind in das Dalim-Museum gewesen, in dem Dalim-Museum gewesen, wo außerdem museumswerter niemand da war, den ganzen Vormittag nicht.
00:21:31: Und wir haben uns jedes Südseeschiff und was ist alles gerade von vorne und hinten angeguckt, bis wir mittags mutiger wurden und uns getraut haben, von Dalim mit der U-Bahn gelben Kuhdamm zu fahren.
00:21:48: Über Ström von Menschen, Massen.
00:21:53: Wir brauchten einen Stadtplan, kauften an irgendeinem Kiosk einen Stadtplan, entfalteten den Plan am Straßenrand.
00:22:00: Meine Frau zeigte in die eine Richtung, ich zeigte in die andere Richtung, die wussten nicht, was die richtige Richtung ist.
00:22:08: Dann haben wir das also den ganzen Vormittag erlebt, auf dem Kuhdamm sind wir nach Hause gekommen.
00:22:14: 19.43.44 klingelt das Telefon, eine Freundin meiner Frau ist am Telefon infrage, na was schön in West-Berlin.
00:22:22: Ich hörte das aus der Ferne und ahnte, was passiert ist.
00:22:29: Und tatsächlich aus dieser gefühlten Masse von einer Million Ost-Berlinern wird meine Frau und werde ich mit der Kamera,
00:22:40: der aktuellen Kamera des Nachrichtensenders DDR, in Großaufnahme herausgefischt.
00:22:48: Und das kommt in der Hauptausgabe mit dem unterlichten Kommentar.
00:22:53: Ostdeutsche versuchen sich in West-Berlin zu orientieren.
00:22:57: Da eine Zeit dahin.
00:23:02: gleich und besorgte mir einen Wodka aus dem Kühlschrank, weil ich ant, was mir am Montag
00:23:08: am Morgen passieren würde. Und das ist dann auch passiert. Ich komme ins Büro und erfahre
00:23:14: ich soll sofort zum Minister, Minister Böhme. Auf dem Weg dahin läuft mir noch der stellvertretende
00:23:22: Minister über den Weg, der das wusste und wahrscheinlich gesehen hat, dass ich da im Fernsehen
00:23:30: war und gab mir noch auf den Weg, auf den Weg. Sagen Sie ihm, ich habe das erlaubt. Das hat mich
00:23:39: überrascht. Ich habe das in dem Gespräch mit dem Minister nicht erwähnt, weil sich das nicht
00:23:46: gehörte. Wäre dazu auch gar nicht gekommen, denn ich habe eine Standbau bekommen, eine Abreibung
00:23:53: bekommen. Ich glaube, gefühlt bin ich in diesen 15, 20 Minuten drei Jahre älter geworden. So bin
00:24:01: ich zuständig als gehen manchmal. Ja, also ich bin dann fast grauhaarig herausgekommen und gut,
00:24:09: ich habe keine fristlose Entlassung bekommen, aber ich war durch bei ihm und durch und das war keine
00:24:16: gute Begegnung. Herr Stark, Kollege von Gottfried Gügolt sowohl im Ministerium für Hoch- und
00:24:26: Fachschulwesen und später dann auch im DRD, Kollege von uns, hatte diese Ausgabe der aktuellen
00:24:34: Kamera, also der DDR-Tagesschau sozusagen ebenfalls gesehen. Und am nächsten Tag, am Abend, da sehe
00:24:44: ich das auch dann im SFB, das habe ich auch selber gesehen. Also der Run der DDR-Bürger, also
00:24:57: entweder auf West-Berlin oder dann in den Thüringen vor allen Dingen über die Westgrenze. Und dann
00:25:08: zeigen sie im Hintergrund die Gedächtniskirche. Also müssen sie vom Zoo, also aus Richtung Zoo,
00:25:18: der beste Straße im SFB, also im West-Berlin und zeigen sie, dass die DDR-Bürger da rüber konnten,
00:25:32: sich freuen und mitten im Bild ganz groß unser Kollege Gügolt. Na, hoffentlich hat der Staatssekretär
00:25:39: nicht best Fernsehen geguckt. Ja, natürlich. Das ging ja rum wie Laufa, ich war nicht der Einzige,
00:25:45: der es gesehen hatte, sondern Gottfried, was machst du? Was ist er geworden? Außenstelle,
00:25:56: Leiter in New York, später. Ja, das hat dann schon jeder als quasi witz betrachtet. Das war
00:26:07: unsere Maueröffnung. Es gab auch ein ganz anderes Erlebnis der Maueröffnung. Wir haben bis
00:26:17: jetzt immer Otöne von Erwachsenen gehört, die auch zum Fall der Mauer erwachsen waren. Wir hören
00:26:24: jetzt Herrn Kamali, der als Achtjähriger in Bagdad über die Öffnung der Mauer erfährt.
00:26:34: Eine erinnerung von TV, wenn jemand mich fragt, was ist deine älteste Erinnerung an TV zu sehen?
00:26:42: Natürlich als Kinder, wir haben in Irak immer Karten oder so gesehen, aber mein Ernst ist,
00:26:47: dass die Leute, ich fahre, ich glaube, acht Jahre alt, 1989, also ein Gruppen von Leiter lohnt
00:26:55: zu großer Hase, so nach 80er Stil, um in den Jaken auf eine Mauer zu springen und viele Leute
00:27:03: mit Deutschland verlagen. Als Kind habe ich natürlich nicht so viel Ahnung, was passiert hier,
00:27:08: aber mir wurde von meiner Eltern erklärt, was ist das, warum so und so. Und was war das? Das war
00:27:14: die Mauer, also als die Deutschen an die Mauer gekommen, die Wende. Und das war die so meine
00:27:20: Restererinnerung von TV, was man als Kind in TV sieht, in Irak. Und das war in die Nachrichten.
00:27:29: Ein Jahr später kam die WM, also Weltmeisterschaft der Fußball, und wir sind in die große Familie
00:27:37: mit vielen Cousinen und Geschwistern. Ich glaube, wir waren sechs oder sieben Kinder mit ähnlichen
00:27:46: Eltern. Und mein Unkul, mein großer Unkul, hat uns so gesammelt und er hat uns über die WM erzählt
00:27:52: und die Fußballmannschaften, die dabei sind. Und wir hatten die Aufgabe, dass jeder sein eigener
00:27:59: Mannschaft, also als Fan zu werden, zu wählen. Und ich erinnere mich, als mein Unkul hat gesagt,
00:28:05: dass die Deutsche Mannschaft, das ist die erstes Jahr, als die zwei Deutschland-Länder jetzt in
00:28:12: einer Mannschaft zusammenspielen. Und ich habe direkt gesagt, ich will, ich nehme Deutschland. Und zum
00:28:18: Glück, wir haben jetzt die 1990 Mannschaft gewonnen. Also ich war an Sieger, so zu sagen. Und seitdem
00:28:25: bin ich immer vortauschern in einem WM. Ja, das waren Berichte über das große Ereignis
00:28:34: des Mauerfalls. Und ich glaube, das vorherrschende Gefühl war Überraschung und Euphorie. Aber
00:28:43: nach der Euphorie kommt das Nachdenken und die Frage, was ist hier eigentlich passiert? Und
00:28:52: vor allem, wie geht es jetzt weiter? Und die Haltung und die Erwartung sind doch sehr verschieden,
00:28:59: je nachdem, wer man ist und wo man ist und wie man die Dinge betrachtet. Und da haben wir jetzt
00:29:04: eine Reihe von Einschätzungen vorbereitet. Und wir beginnen wieder mit Herrn Wegener. Es war eine
00:29:13: Art Genuchtung natürlich, dass endlich es vorbei ist und dass wir also ganz andere Möglichkeiten
00:29:20: haben, wieder zusammenzuwachsen. Das Wort von Willi Brandt, das ist geläufig, dass nun zusammen
00:29:30: wächst, was einem gehört. Das war Herr Wegener-Kasten, weil Bina war eher unglaublich, dass dieses
00:29:37: Ereignis von Dauer sein würde? Ich habe es nicht. Am Anfang fand ich es lustig. Ich habe es sogar
00:29:43: ein paar Mal gelacht. Aber als das dann zu einer Endlos-Schleife wurde, mit diesen Interviews
00:29:48: und diesen Berichten, war ich sichtlich irritiert. Aber ich hielt es immer noch nicht für Realität.
00:29:52: Also wie gesagt, so stark war diese Vorstellung, dass das Entscheidungen für die Ewigkeit sind.
00:29:58: Und nicht bei allen war das Gefühl der Begeisterung vorherrschend, sondern es gab auch in
00:30:06: Westdeutschland Menschen, die skeptisch waren und sich Sorgen gemacht haben und
00:30:10: stellvertretend dafür spricht Ulrich Grotus. Ich kann ehrlicherweise nicht gesagt haben,
00:30:15: nicht sagen, dass das eine große Begeisterung ausgelöst hat. Also ich fand es gut, dass die
00:30:22: Leute endlich über die Mauer kommen konnten. Ich fand und finde die Ereignisse in den Wochen
00:30:30: davor, die großen Demonstrationen in Leipzig und die riesige Demonstrationen in Berlin,
00:30:36: wenige Tage vor dem 9. November, finde ich nach wie vor eigentlich für unsere Geschichte viel
00:30:43: wichtiger als die Tatsache, dass das Politbüro der SED beschlossen hatte, dass jetzt Reisefreiheit
00:30:48: herrschen sollte. Also ich dachte damals, wie ja viele Leute mit einer linken politischen
00:30:59: Sozialisation in beiden Staaten, dass jetzt die Stunde gekommen wäre, einen demokratischen
00:31:05: Sozialismus in der DDR zu entwickeln. Also deshalb hat mich das schon sehr berührt,
00:31:13: aber die Tatsache, dass die Leute jetzt verreisen konnten, und das ist ja den 9. November im
00:31:20: Wesentlichen, die hat mich damals also jedenfalls nicht zutiefst aufgewühlt. Zumal man davon in
00:31:27: Köln und übrigens auch in Bonn überhaupt nichts gemerkt hat. Also ich habe glaube ich den ersten
00:31:32: Trabi in Köln irgendwann Ende Dezember gesehen. Also die Flut von Besuchsreisen hat eigentlich
00:31:42: das Rheinland nach meiner Erinnerung überhaupt nicht erreicht. Also deshalb spielte das so
00:31:46: sehr in unserem Altersleben, kann das überhaupt nicht vor. Die Reisefreiheit habe ich lebenswältig
00:31:52: nicht erlebt und bin übrigens auch selber in den sechs Monaten danach nicht nach Berlin gefahren,
00:31:58: also weder in die DDR noch nach Berlin. Also man beobachtet das aus einer, also ich beobachtet
00:32:06: das und glaube nicht nur ich aus einer gewissen Distanz. Ja eine gewisse Distanz spürt man
00:32:12: auch in dem Zeugnis von Dr. Alemur Gibisser. Er war damals Spendiater DDR und studierte oder
00:32:23: promovierte an der Universität Rostock und auch für ihn ergaben sich neue Reisemöglichkeiten,
00:32:32: denn auch als etiopischer Staatsbürger konnte er nicht in den Westen reisen. Nun schon. Das tat er
00:32:39: auch, aber es klingt schon eine gewisse Ernüchterung in seiner Darstellung mit an. Wie war die Stimmung?
00:32:47: Wie haben Sie das erlebt in Rostock? Na meiner Meinung war so die Meisternleute dann wollten
00:32:53: unbedingt nach drüben und dann waren sie auf die Meistern. Es gab auch Begrüßungsgeld glaube ich,
00:32:59: 100 Euro oder so mit dem Markt glaube ich, aber halt diese Euphorie hat sich später geändert als
00:33:06: denn Arbeitslosigkeit kam und als ermöglicher ja das wissen sie besser als ich. Aber halt also ich
00:33:12: muss sagen so DDR hat dann wie wirklich gut wir hatten nicht mal einfach ob es Rassismus gibt
00:33:19: also zumindest wir haben gar nicht mitbekommen. Na der Wende kam das auch denn was wir hier
00:33:28: auch in Rostock erlebt haben, Möllingen oder was weiß ich was und da war auf jeden Fall die Leute
00:33:36: waren wirklich so freundlich, neugierig über zu wissen Fragen zu stellen, die sind Hilfsbereitschaft und
00:33:42: also ja also ich habe ich bin ich habe gut gefühlt, dass ich wirklich so richtig gut aufgenommen bin.
00:33:50: Annette Kühn erlebt die Situation in Leipzig wo sie am Herder Institut arbeitet und schildert
00:33:58: auch Unsicherheit oder Gefühle der der Unsicherheit gegenüber der Dinge die jetzt kommen. 89 also die
00:34:07: Situation mit den Unruhen auch mit der Ausreisewelle mit diesem hochpolitischen diesen hochpolitischen
00:34:15: Diskussionen führte ja dann letztendlich 89 dazu, dass klar war die Mauer ist gefallen. Große
00:34:22: Unsicherheiten aufseiten der Studenten aber auch Unsicherheiten aufseiten der Kollegen sage ich jetzt
00:34:27: mal. Andreas Osterhaus damals in Westdeutschland und in Bonn hatte starken Frankreich-Bezug und
00:34:37: ist auch von Skepsis geprägt und das schwingt ein bisschen auch die westeuropäische oder jeden
00:34:45: falls die französische Skepsis gegenüber der Wiedervereinigung mit durch. Ich war mit einer
00:34:52: Freundin zusammen bei einem Sprachkurs in Südspanien und wir lasen dann in der Zeitung, dass die
00:35:00: Mauer gefallen war und ich war nicht einer von denjenigen die Hurra geschrieben haben. Ich hab
00:35:07: damals dann bei der westdeutschen allgemeinen Zeitung gearbeitet und die Zeitungstitel wurden
00:35:12: immer größer und ich habe das mit großer Skepsis verfolgt. Ich war sehr stark in Frankreich
00:35:18: engagiert und ich hatte so ein bisschen die französische Optik, dass es nicht besonders
00:35:24: wünschenswert ist in Europa einen großen deutschen Nationalstaat zu haben. Rundweg positiv
00:35:32: fällt das Urteil von Professor Ryan Abdalla aus. Er stammt aus dem Irak und hatte in Westberlin
00:35:42: studiert. Am Nachhinein, ich bin froh, dass die Mauer weg ist und ich bin froh, dass wir die Einheit haben
00:35:49: und ich bin froh, dass ich in Deutschland bin. Die Kollegin Katarzyna Kuzilak von der Außenstelle des
00:35:56: CEDs in Warschau erlebt den Mauerfall auf besondere Art und Weise, denn sie selbst war als Kind in
00:36:05: der DDR, hat ihre Grundschulzeit dort verbracht und hat eine besondere Bindung an Deutschland und
00:36:13: Deutschland war für sie die DDR. Im Mauerfall haben wir natürlich verfolgt, aber das ist ja das
00:36:20: komisch in meinem Leben, so als ob ich zwei Leben hätte. In der DDR-Zeit hat mich wirklich nur das
00:36:27: interessiert, was in der DDR passierte und als ich dann wiedergekommen bin nach Polen, hat mich
00:36:36: eigentlich das, was Deutschland betraf, viel weniger interessiert. Ich war dann jetzt hier, jetzt und
00:36:42: hier oder hier und jetzt. Und erst, als ich dann entschieden habe, Germanistik zu studieren, erst
00:36:51: dann habe ich mich wieder angefangen für das Thema zu interessieren. In der Zeit zwischen 16
00:36:55: und 19 überhaupt gar nicht. Ich wusste natürlich, dass es den Mauerfall gab. Was mich vielleicht,
00:37:03: ja, was ich ganz wieder herum witzig fand, ist irgendwann war die DDR weg. Es gab nur noch
00:37:11: Deutschland. Ich habe dadurch wahrscheinlich gar nicht wahrgenommen, dass es direkt nach der
00:37:21: Wende doch noch diese tiefe Trinnung gab zwischen Ostdeutschland und Westdeutschland, die bestimmt
00:37:28: viele Jahre noch geblieben ist. Ich hoffe, dieses Ossi und was sie denken, gibt es jetzt kaum noch?
00:37:39: Gibt es noch? Ja, auch für die Polen war ja der Sozialismus zu Ende und sie hatten schon etwas
00:37:48: früher damit zu begonnen. Aber die Vorherrschaft der Sowjetunion in Mitteleuropa war gebrochen
00:37:58: und die neue Phase war angelaufen. Und ich finde interessant, wie Elspietta Nowikiewicz aus polnischer
00:38:07: Sicht beschreibt, was das spezielle am deutschen Fall ist an der DDR, die ja auch den Sozialismus
00:38:14: überwunden hat, aber dann eben einen großen Bruder hatte. Die Konsequenzen der Mauerfall waren doch
00:38:22: anders in Deutschland als hier für die Bürger der DDR und der Volksrepublik Polen. Denn wir leben
00:38:32: nach wie vor in Polen, in unserem alten Land. Und die Ossis, weniger, die mussten irgendwie mental
00:38:42: umziehen. Das ist aus meiner Sicht etwas anderes. Denn das geschaffen heute auf morgen, bei uns war
00:38:50: das ein Prozess. Da hatte man mehr Zeit, um sich daran gewöhnen zu können. Und in Osten
00:38:58: das geschaffen heute auf morgen. Ich habe gerade großer Bruder gesagt und du hast mich darauf
00:39:04: hingewiesen, Elke großer Bruder im DDR-Kontext beleutete Sowjetunion. Dann sage ich besser,
00:39:10: die große Schwester und ich meine damit natürlich die alte Bundesrepublik Deutschland. Gute Lösung.
00:39:17: Ja und jetzt hören wir noch den Kai Franke, unseren Kollegen aus Berlin, der das hoffnungsvolle
00:39:29: Ammauerfall nochmal zusammenfasst. Der 9. November ja auch viel mit Zufall zu tun hatte,
00:39:36: mit Konstellationen, die vielleicht so nicht hervorhersehbar waren. Aber das gibt mir ein
00:39:48: bisschen Hoffnung, was man sagen kann, wie schwierig jetzt die Situation hier politisch,
00:39:54: auch aus dem Außenpolitisch ist. Es gibt immer so Momente, wo man die man nicht vorherdenken
00:39:59: kann, die vielleicht dann doch mal sehr positiv sein können. Das macht mir ein bisschen Hoffnung.
00:40:07: Das macht Hoffnung, dass man sowas mal erlebt hat. Eine Wendung, die niemand so genau vorher
00:40:16: gesehen hat, von der alle überrascht waren. Sowas wünscht man sich natürlich. Man weiß
00:40:21: gar nicht in welche Richtung, aber das macht trotzdem noch Hoffnung, wenn man sowas einmal
00:40:26: miterlebt hat. Ich habe auch das Jahr 1989 als sehr spannendes Jahr erlebt, mit viel
00:40:36: größeren Möglichkeiten, also was man alles machen konnte.
00:40:38: Scheinbar Unverrückbares und Unveränderliches löst sich dann doch positiv auf. Das ist
00:40:49: sicherlich der Nennen, auf dem man diesen Moment Mauerfall bringen kann. Und abschließend
00:40:58: wollen wir jetzt noch einmal schauen auf die Überlegung dazu, was danach kommt nach dem
00:41:06: Mauerfall. So ist es. Und wir beginnen mit Herrn Wegener. Wir haben dazu zwei Otöne einmal
00:41:15: von Herrn Wegener, den wir schon kennengelernt haben. Und die zweite Stimme ist Herr von
00:41:22: der Heiden, der den Mauerfall in Bonn erlebt und der für das Auswärtige Amt arbeitet.
00:41:30: Also das war eine sehr euphorische Stimmung und jeder hoffte, dass es jetzt nur noch
00:41:37: eigentlich vorwärts gehen kann. Wobei wir natürlich alle im Hintergrund hatten, was
00:41:42: jetzt anlassen, auch auf die Bundesrepublik Deutschland zukam. Ich wusste durch meine
00:41:50: Freunde, wie hoch verschuldet die DDR war. Das war ja das Problem. Die DDR hatte glaube
00:41:56: ich 600 Milliarden Ostmark Schulden. Und dem standen natürlich Renteneilagen von 190
00:42:05: Milliarden etwa gegenüber und man befürchtete natürlich, dass jetzt auch das Rentensystem
00:42:12: zusammenbrechen würde.
00:42:13: Ich war damals in der Zeit 1989 in Bonn und war, wie ich eben kurz zu Anfang erzählt
00:42:26: hatte, für die politischen Beziehungen oder in dem Referat für politische Beziehungen
00:42:34: mit Mittel- und Osteuropa zuständig. Das heißt den Ländern, die damals noch zu dem sogenannten
00:42:44: Ostblock gehörten. Und ja, ich habe das erlebt, glaube ich jetzt gar nicht in dem Sinne so
00:42:56: spektakulär, dass man sagt, Mensch, das ist ja unglaublich. Einfach, das ist doch toll.
00:43:05: Es ist sehr schön, schön, dass sich das alles so entwickelt hat. Vielleicht auch mit einem
00:43:12: Schuss Erleichterung, die Hoffnung vorher, dass das nicht alles kontakariert wird und
00:43:22: durch eine Gewaltlösung. Aber auch da, vielleicht noch ein kleines bisschen, die Frage hält
00:43:31: das. Das war damals auch noch nicht klar, da war auch noch nicht die Perspektive gleich
00:43:38: da. Wiedervereinigung, sondern erst mal ging es darum, die Mauer ist überwunden, aber
00:43:47: wie geht es dann weiter? Das heißt, es war noch kein totaler Systemwechsel da, in dem
00:43:57: Sinne, also auch nicht das Gefühl, dass nun tatsächlich so jetzt in dem Augenblick eine
00:44:02: Zeitenwende, oder wie immer heute würde man das sagen, Zeitwende eingetreten ist, damals
00:44:08: war es wirklich auch eine Zeitenwende. Ja, damals war es eine Wende und mit diesem
00:44:15: Zitat endet die heutige Episode unserer Podcast Reihe. Wir haben sehr, sehr viele Perspektiven
00:44:26: auf den Mauerfall gehört, sehr individuell geprägt, die auch teilweise sehr unterschiedlich
00:44:34: sind, weil die Personen, die darüber gesprochen haben, natürlich auch ganz unterschiedliche
00:44:43: Leben haben, in ganz unterschiedlichen Situationen waren, als die Mauer fiel.
00:44:51: Diese Blick auf ein sehr allgemeines politisches Ereignis, nämlich den Fall der Mauer, möchten
00:45:00: wir in den nächsten Episoden wieder etwas konkretisieren. Wir kehren zurück auf die
00:45:06: Verbindung, was dieses politische Ereignis für die Arbeit des DAD, für Auswirkungen
00:45:14: hatte, für die Stipendiaten, die die DDR gefördert hatte, was wird ausdänen, was
00:45:21: wird ausdänen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen.
00:45:28: Es werden weitere spannende Episoden folgen, ich kann mich nur immer wiederholen am Ende
00:45:36: jeder Episode, ich freue mich darauf und danke. Es war auch eine Freude, wieder mit
00:45:44: dir moderieren zu können, lieber Alex. Ich danke dir Elke und freue mich auch auf die
00:45:48: nächsten Episoden. Tschüss. Tschüss.
00:45:56: Die DDR und wir im DAAD. Ein Podcast des DAAD.
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