Das ABC der DDR. Die Deutschausbildung am Herder-Institut Leipzig | Staffel 1 Folge 4

Shownotes

🎙 Die DDR und wir im DAAD – Folge 4

Staffel 1: Hinter der Mauer die Welt

Wie bereitete die DDR ausländische Studierende sprachlich auf ihr Studium vor? Alexander Haridi und Kristin Herz (DAAD) sprechen über das Herder-Institut in Leipzig, das internationale Stipendiaten auf ihr Hochschulstudium vorbereitete, und erklären, warum Deutschkenntnisse entscheidend für den Studienerfolg waren.

🌍 Hintergrund

Die meisten Studierenden sprachen bei ihrer Ankunft wenig oder gar kein Deutsch. Sie absolvierten einjährige Deutschkurse am Herder-Institut in Leipzig, gefolgt von fachspezifischen Kursen an ihren jeweiligen Hochschulen.

💬 Rückblickend bezeichnete der ehemalige Lehrer Dr. Andreas Michael das Modell als „nahezu genial“ – es habe den Studienerfolg deutlich verbessert, sogar besser als heutige Systeme. In dieser Folge wird diskutiert, wie das Modell funktionierte, warum es so erfolgreich war und wie die Studierenden es erlebten. Außerdem beleuchten wir, warum sich dieses Ausbildungskonzept nach 1990 nicht durchsetzen konnte.

📌 Themen dieser Episode

• Organisation und Ablauf der Deutschkurse am Herder-Institut • Einfluss gezielter Sprachausbildung auf den Studienerfolg • Erfahrungen der internationalen Studierenden und Herausforderungen nach 1990

🎧 Über das Projekt

Das Zeitzeugenprojekt „Die DDR und wir im DAAD“ dokumentiert über 90 Stunden Interviews mit ehemaligen und aktuellen Mitarbeitenden, DAAD-Alumnae/-Alumni und politischen Wegbegleitenden – emotional, kontrovers und informativ.

🖥️ Formate

Podcast 🎙 | Video-Serie 🎥 | Online-Archiv mit Zeitzeugeninterviews 📖

DAAD-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter haben das Projekt anlässlich des 100-jährigen DAAD-Jubiläums entwickelt und umgesetzt, unterstützt durch Studierende und Kommunikationsprofis aus Ost- und Westdeutschland.

🔗 Weitere Informationen:

🌐 Webseite: http://www.daad.de/ddrundwir

🎥 YouTube: https://www.youtube.com/channel/UC-wnTIo38qxMCUa1VOR6Q

📧 Kontakt: ddrundwir@daad.de

Transkript anzeigen

00:00:00: Wir waren eigentlich mehrere Gruppen und dann ging die Einteilung nach dem Fach, was wir studieren sollen.

00:00:08: Die Ingenieure sind in einer Gruppe, die Landwirte, Mediziner und irgendwo so angeteilt.

00:00:14: Wir waren nicht viel, maximal 12 Leute, je Gruppe, glaube ich, und wir hatten schon eigentlich sehr gute Bildung gehabt.

00:00:24: Da durfte ich nur die Sprache, also ich erinnere mich auf eine Mathe, Physik, was wir dort gehabt haben und das war wirklich so sehr gut.

00:00:32: Ich finde es mal zu genial. Es war also Richtung Studienerfolg, um Längen besser als das jetzige System.

00:00:43: Ausländische Studierende in der DDR trafen hin und wieder, vor allem in Berlin.

00:00:53: Es war keine Seltenheit, wir haben uns immer wieder amüsiert über alle afrikanischen Studenten, die fast alle einen sächsischen Akzent hatten.

00:01:07: Das war so ein Markenzeichen.

00:01:09: Die DDR und wir im DAAD. Eine Zeitzeugenbefragung.

00:01:20: Folge 4, das ABC der DDR.

00:01:24: Willkommen zu einer weiteren Folge des Podcasts "Die DDR und wir im DAAD".

00:01:29: Ich bin Alexander Haridi und mir gegenüber sitzt meine DRD-Kollegin Christine Herz. Hallo.

00:01:35: Hallo.

00:01:36: Christine, jeder, der zum Studium in die DDR kam, kennt das Herderinstitut mit Hauptsitz in Leipzig.

00:01:44: Genau. Also das Herderinstitut ist die zentrale Einrichtung gewesen für die Sprachvorbereitung der Studierenden, aller Studierenden, die aus dem Ausland in der DDR studieren wollten.

00:01:55: Und das Diplomstudium dann hat fünf Jahre im Anschluss gedauert.

00:02:01: Und das Herderinstitut war noch mehr als Ausbildung, also Vorbereitungsstätte für Studierende.

00:02:10: Es war ja formal ein Institut der Karl-Marx-Universität in Leipzig, hatte um die 300 wissenschaftliche Mitarbeiter, also war auch ein Forschungsinstitut, das ist eine große Zahl von Mitarbeitern.

00:02:22: Und es war das Forschungszentrum für Deutsch als Fremdsprache.

00:02:29: Das Herderinstitut spielte auch eine zentrale Rolle bei der Ausbildung und Fortbildung und auch Betreuung der DDR-Lektoren und Lekturen.

00:02:40: Es gab 1989 so etwa 220 davon von diesen DDR-Lekturaten im Ausland.

00:02:49: Wir im DRD haben diese Lekturate natürlich auch und später kommen wir dazu und vergleichen die auch ein bisschen.

00:02:56: Also das Herderinstitut war eine wichtige Einrichtung in der internationalen oder der auswertigen Kulturpolitik, das ist im westdeutscher Begriff,

00:03:06: aber in der auswertigen Kulturpolitik der DDR und da es so viel internationale Verbindungen hatte und auch ausstrahlte in das Ausland,

00:03:20: war natürlich so Fragen wie des Reisens und des Kontaktes ins Ausland, in der sozialistische, aber auch ins nicht sozialistische Ausland, ins westliche Ausland,

00:03:31: waren davon Bedeutung auch die Identifikation mit dem Staatssystem der DDR spielte eine Rolle.

00:03:38: Und insofern gab es an dem Herderinstitut besonders viele Parteimitglieder in der Belegschaft

00:03:46: und wahrscheinlich auch eine ziemlich enge Betreuung durch die Staatssicherheit.

00:03:52: Vielleicht erzähle ich erstmal, wie ich überhaupt zum Herderinstitut gekommen bin.

00:03:56: Das war am Anfang der Interviews und das Projekt ist noch gar nicht auf meinem Plan,

00:04:01: aber nachdem ich mit ausländischen Studierenden gesprochen habe, kam immer wieder das Herderinstitut,

00:04:08: der als ganz wichtiger Schritt in ihrem Studentenleben vor und auch bei Gesprächen mit Hochschulmitarbeitenden kam,

00:04:20: immer wieder Herderinstitut und da habe ich gesehen, ja, das ist wichtig, da kommen wir nicht dran vorbei.

00:04:25: Und dann habe ich die Fühler ausgestreckt und geguckt, wo ich Gesprächspartner finden kann.

00:04:31: Und das war gar nicht so einfach, weil nicht alle, die ich kontaktiert hatte, auch Lust hatten, sich interviewen zu lassen.

00:04:38: Und da habe ich gespürt, es gibt Skepsis, Zurückhaltung, Angst vielleicht auch in der Ecke gestellt zu werden.

00:04:47: Und wir haben dann aber Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner gefunden, die hören wir gleich

00:04:52: und in deren Berichten, die differenziert sind und wenn verschiedenes beleuchten, merkt man aber auch doch Vorsicht

00:05:00: und die Tatsache, dass es Verletzungen und Intrigen und Auseinandersetzung auch in der Belegschaft gegeben haben muss,

00:05:08: schon zu DDR-Zeiten, aber erst recht in der Transformation dann in der Wendezeit.

00:05:17: Deshalb haben wir zusammen in unserer Arbeitsgruppe ja auch überlegt, wie wir das angemessen hier im Podcast aufarbeiten können

00:05:27: und ja, genau, eine Aufarbeitung können wir gar nicht machen.

00:05:31: So viele Gesprächspartner haben wir nicht und so intensiv konnten wir uns gar nicht damit beschäftigen.

00:05:37: Wir haben aber sehr wohl Zeitzeugen, die aus verschiedenen Perspektiven berichten können

00:05:43: und wir haben dann gemeinsam beschlossen, dass wir das Thema in drei Strängen bearbeiten wollen.

00:05:51: Wir werden zum einen über das System der Sprachausbildung für angehende Ausländische Studierende in der DDR sprechen.

00:06:00: Wir werden dann in einer eigenen Episode die Geschichte des Herder Instituts ein bisschen beleuchten,

00:06:07: die Entstehung und dann auch ein bisschen in die Wendezeit gehen

00:06:12: und schließlich sprechen wir dann in einer weiteren Episode über Lektorate der DDR im Ausland.

00:06:20: Aber dann lass uns doch gleich mal mit den Stimmen der Studierenden starten.

00:06:25: Das sind ja viele deiner Gesprächspartner gewesen und um die ging es ja hauptsächlich auch in erster Linie.

00:06:31: Genau, hören wir mal rein, was die Studierenden sagen.

00:06:34: Erinnern Sie sich an den Unterricht?

00:06:36: Klar.

00:06:37: Wie kann ich mir das vorstellen, wie groß war die Gruppe, wer waren die anderen Studierenden?

00:06:43: Wir waren eigentlich so mehrere Gruppen und es ging eine Einteilung nach dem Fach, was wir studieren sollen.

00:06:51: Die Ingenieure sind in einer Gruppe, die Landwirte, Mediziner und irgendwo so angeteilt.

00:06:57: Wir waren nicht viel, maximal 12 Leute, je Gruppe, glaube ich.

00:07:04: Wir hatten schon eigentlich sehr gute Bildung gehabt, nicht nur die Sprache.

00:07:09: Also ich erinnere mich auf eine Mathe, Physik, was wir dort gehabt haben und das war wirklich so sehr gut.

00:07:16: Wie bewerten Sie dieses, das DDR-Modell im Rückblick?

00:07:21: Ich finde es mal zu genial.

00:07:25: Es war also was Richtung Studienerfolg, um Längen besser als das jetzige System.

00:07:32: Ausländische Studierende in der DDR trafen hin und wieder, vor allem in Berlin.

00:07:42: Es war keine Seltenheit.

00:07:44: Wir haben uns immer wieder amüsiert über alle afrikanischen Studenten, die fast alle einen sächsischen Akzent hatten.

00:07:56: Das war so Markenzeichen.

00:07:57: Wie kam das?

00:07:59: Das kam dadurch, dass die afrikanischen Studierenden alle in Leipzig am Herder Institut ihr Deutsch lernten.

00:08:10: Dadurch kriegt sie auch gleich den richtigen Sound drauf, der bis heute anhält.

00:08:26: Also in Afrika, in Mosa Biko, habe ich immer wieder Menschen getroffen mit einem super sächsischen Zlegnen.

00:08:39: Aber mit guten Deutsch.

00:08:41: Zu Beginn der Episode haben wir schon die Stimme von Professor Gibisa gehört.

00:08:47: Der kam aus Äthiopien zum Studium in die DDR.

00:08:50: Hören wir jetzt einmal detaillierte Hinein in den Bericht von Herrn Van Van Nuyen.

00:08:56: Der kam mit einer Gruppe von Mitstudierenden aus Vietnam nach Nordhausen in Thüringen.

00:09:03: Also auch zum Herder Institut, aber an einer Art Außenstelle oder anderen Veranstaltungsort.

00:09:10: Da war nämlich eine Ingenieurschule und es gab wohl Räume dafür und der Deutschunterricht des Herder Instituts fand also dort in Nordhausen statt.

00:09:23: Also ums Sende war damals ganz am es als heute. Ich wurde in einem Ort, also in einem Dorf, nicht weit von Hanoi, Berlin.

00:09:33: Also ich bin so ein Atlant.

00:09:37: Junge, komm mal so, ein Atlant.

00:09:41: Und 1984, ich habe jetzt Abitur '84, '85 gemacht.

00:09:50: Und danach in Vietnam gibt es immer, immer heute noch, muss man eine Ausnahmeprüfung für Hochschulstudium machen.

00:09:57: Dann muss man, nach dem Abitur, ist man nicht automatisch zum Studium erlaubt, sondern muss man extra haben.

00:10:05: Eine zentrale Prüfung?

00:10:06: Zentrale Prüfung, also dreifach Fischen. Also für mich war Mathematik, Physik und Chemie.

00:10:12: Und damals, habe ich das gemacht, und damals gab es Stibendium aus DDR für Vietnam, mit den Studenten.

00:10:20: Es gab ungefähr, jedes da, ungefähr 70, 60 Stibendium.

00:10:27: Für ganz Vietnam?

00:10:28: Ganz Vietnam.

00:10:29: Alle Fächer?

00:10:30: Alle, für alle.

00:10:31: Und es war so, die Studenten mit höchsten Noten werden ausgewählt und nach DDR geschickt.

00:10:42: Und ich war eine davon.

00:10:44: Wir waren damals 70, junge Studenten, 18, 19, 20 Jahre alt.

00:10:50: Alle in DDR?

00:10:51: Ja.

00:10:52: Und warum nicht Sowjetunion?

00:10:54: Nein, sowjetunion auch. Sowjetunion, Czech Republic, Polen, also in Ostblock, sozusagen.

00:11:01: Aber für DDR war es 70 und über 70 Plätze.

00:11:05: Und warum sind Sie in die DDR und nicht zum Beispiel Sowjetunion?

00:11:09: Haben Sie das entschieden?

00:11:10: Nein.

00:11:11: Nein, ich komme mich auf eines Tages nach DDR kommen, um das zu studieren.

00:11:19: Ich wusste nicht, war damals für mich kein Begriff, was DDR heißt.

00:11:26: Das war wie ein Angebot, das Ministerium schreibt, Sie können in die DDR, wollen Sie?

00:11:34: Ja, dann nehmen wir an und danach machen wir ein, so, acht Monate intensive Deutsch in Vietnam

00:11:43: an der Hochschule für das Fremdsprache.

00:11:45: Ja, diese Hochschule gibt es immer noch, es wird unbedingt in Hanoi Universität aktuell.

00:11:51: Und üblich die Fagute für Deutsch gibt es immer noch.

00:11:54: Und sehr viele Studenten besuchen aktuell.

00:11:57: Weil das nicht mal Deutschland, Vietnam, ja, zurzeit auch sehr intensiv austauscht.

00:12:03: Ja.

00:12:04: Und so nach einem Jahr intensiv Deutsch, dann kommen wir nach DDR, zuerst müssen wir ein Vorbereitungss Jahr absolvieren.

00:12:13: Wir kommen nach Nordhausen, in Thüringen.

00:12:18: Ja.

00:12:19: Dann machen wir ein Jahresvorbereitungsstum, so vergleichs wie Student-Kolleg aktuell.

00:12:25: War das auch Herderinstitut?

00:12:26: Ja.

00:12:27: Eine Pendance, ja, eine Filiale vom Herderinstitut?

00:12:29: Ja.

00:12:30: Ja.

00:12:31: Ja.

00:12:32: Da lernen wir Deutsch, ich komme Deutsch, Biologie, Chemie, Physik und Landeskunde.

00:12:37: Ja.

00:12:38: Es waren Fische.

00:12:41: Entschuldigung, sind alle 70, die ganze Gruppe ist nach Nordhausen?

00:12:46: Nein, es wird geteilt.

00:12:48: In Nordhausen kamen wir nur vier von uns nach Nordhausen.

00:12:54: Und die anderen, ich glaube, die waren in Halle, zum Beispiel, in Leipzig, in Dresden und so weiter und so.

00:13:02: Also quasi verteilt.

00:13:04: Erinnern Sie sich an Nordhausen, an die Zeit?

00:13:08: Ja, das war sehr spannend.

00:13:10: Wie war das für Sie?

00:13:11: Als ich ankam, war für uns eine neue Welt.

00:13:16: Wir wussten vorher nicht.

00:13:18: Damals gab es noch kein Internet.

00:13:20: Die Infos waren sehr beschränkt.

00:13:23: Und als wir kamen, ich erinnere mich an die erste Bahn, sagen wir mal, mit dem Zug von Berlin nach Halle zuerst nach Halle.

00:13:35: Und dann wir müssen, ich glaube, eine Stunde oder so warten.

00:13:38: Wir wussten nicht, wie wir mit der Bahn fahren sollen.

00:13:42: Ja, angekommen, wir haben von Betreuer dort empfangen und sehe das, ich glaube, wir wohnen zu zwei Studentinnen im Zimmer.

00:13:55: Aber es war ganz...

00:13:56: Zwei Vietnamesen oder gemischt mit anderen?

00:13:58: Nein, es war gemischt mit anderen Studentinnen.

00:14:02: Die erste Erfahrung für mich war sehr gut und ich erinnere mich.

00:14:08: Bei uns gab es die Schlafsämer ist ganz anders, die Bäckeris anders.

00:14:16: Wir haben sowas nichts.

00:14:18: Und die erste Nacht war sehr spannend für mich selber.

00:14:23: Es war kalt?

00:14:24: Ja, es war kalt.

00:14:25: Ich glaube, wir kamen ungefähr Ende September oder Oktober.

00:14:30: Und danach Winter, ich bin nur vor 20 Jahren, war Winter sehr kalt.

00:14:36: Es ist nicht so heute, sondern kälter.

00:14:39: Und erst der Schnee fielen und es war sehr aufregend für uns.

00:14:45: Wir wachen auf in der Nacht, oh, Schnee kommt zu uns.

00:14:48: Zum ersten Mal im Leben haben wir Schnee gesehen.

00:14:52: Und ja, ich glaube, das Studium, Vorbereitungsstudium in Norrends war für uns nicht so schwierig.

00:15:00: Und Sie hatten ja schon acht Monate vorher Deutsch gelernt.

00:15:05: Ja.

00:15:06: Wir hatten schon eine Basis.

00:15:07: Und andere hatten wahrscheinlich noch nichts gelernt.

00:15:10: Ich glaube noch nicht.

00:15:12: Wir hatten ein bisschen Vorsprung.

00:15:14: Ja, und auch für Mathematische, Physik und Chemie haben wir vorher in Vietnam sehr viel gelernt.

00:15:21: Wir müssten da diese Ausnahmeberufung machen.

00:15:26: Nicht so viel Stress?

00:15:28: Nicht so viel Stress.

00:15:30: Ganz locker, sagen wir mal, das Studium hinter uns gebracht.

00:15:37: Und danach kamen wir nach Thibautressen.

00:15:40: Haben Sie Deutsch schon kennengelernt in Nordhausen?

00:15:43: Oder waren Sie unter sich, unter Studenten?

00:15:46: Deutscher Studenten?

00:15:48: Ja.

00:15:49: Oder Familien?

00:15:50: Nein, nein, wir haben nichts.

00:15:53: Vorbereitungs war nur für Ausländer, diese Studenten.

00:15:57: Also keine Deutscher Studenten waren dabei.

00:15:59: Aber als wir nach Thibautressen kamen,

00:16:04: es wird geteilt in einem Zimmer, wo wir zu zweit.

00:16:08: Und ein Ausländischer Student mit einem deutschen Kompetiton in dem Zimmer.

00:16:14: Immer gemischt?

00:16:15: Ja, immer gemischt, um Deutsch sprechen zu müssen.

00:16:19: Das war gut für uns.

00:16:21: Wir lernen auch neue Kulturen von DDR oder Deutschland kennen.

00:16:27: Neue Musik, wie man ist.

00:16:31: Man isst viel Brot, nicht wie "kochen, kochen, kochen", wie wir das machen.

00:16:36: Und daraus entstehen sehr intensive Bisseungen zu den deutschen Kompetitonen.

00:16:45: Ja, das hat Herr Nüllen ganz spannend erzählt.

00:16:49: Das ist ein richtiges Abenteuer, als ausländische Studierende im Ausland zu sein,

00:16:54: eben auch in Deutschland.

00:16:56: Und wir können einfach auch mal ein paar andere Stimmen reinhören.

00:17:00: Zum Beispiel Dr. Diabi, der aus dem Senegal in die DDR zum Studieren kam.

00:17:05: Oder auch die Stimme von Frau Dang, die wir Herr Nüyen aus Vietnam kam.

00:17:11: Oder auch Prof. Gebisser, den wir am Anfang schon gehört haben.

00:17:15: Alle berichten so ein bisschen über ihre Ankunft.

00:17:18: Ja, Prof. Gebisser und Dr. Diabi waren tatsächlich am Herderinstitut in Leipzig.

00:17:23: Und Frau Dang ist ebenfalls in Nordhausen gewesen.

00:17:28: Ich war dann wirklich sehr überrascht, dass alles sehr gut organisiert war vor Ort.

00:17:33: Ich wurde abgeholt am Flughafen.

00:17:37: Und dann habe ich den Ticket sogar bekommen von Zug,

00:17:41: mit dem ich fahren soll nach Leipzig zum Herderinstitut.

00:17:46: Und dann sogar Straßenbahn-Ticket.

00:17:49: Für Leipzig habe ich in Berlin am Flughafen in Hand gedrückt bekommen.

00:17:53: Derjenige, der mich abgeholt hat, hat mich begleitet bis zum Zug.

00:17:58: Dann bin ich eingestiegen, habe keinen Deutsch gesprochen,

00:18:02: ein bisschen Hände und Füße und Englisch ein bisschen.

00:18:06: Und dann bin dann an dem Tag gleich nach Leipzig gefahren

00:18:09: zum Ständenwohnheim in Strasse 18. Oktober in Leipzig.

00:18:15: Wie war der Unterricht?

00:18:16: Der war sehr, sehr gut organisiert.

00:18:18: Wir waren 17 Studenten in meiner Gruppe.

00:18:21: Das waren Studentinnenstudenten aus vielen Ländern.

00:18:24: Äthiopien war dabei.

00:18:28: Und Jemen war dabei.

00:18:31: Ja, Mongolai war auch bei mir in der Gruppe.

00:18:35: Bulgarien, Jugoslawien, also Menschen aus sozialistischen Brüder,

00:18:40: Staaten und ich.

00:18:43: Und war der Einzige aus einem nicht-sozialistischen Brüderstaat.

00:18:47: Und da waren 17 Leute, die dann später

00:18:50: naturwissenschaftliche Fächer studieren sollen.

00:18:53: Und da war dann gemischt praktisch.

00:18:56: Und wir haben gleiche Ständenwohnheim gewohnt in Strasse 18. Oktober,

00:19:00: wie gesagt, aus 27, das weiß ich auch noch,

00:19:03: und wohnte dann mit einem Student aus Äthiopien in einem Zimmer.

00:19:06: Und dann vor der Zugnacht Nordhausen in Thüringen?

00:19:09: Ja, genau.

00:19:12: Und Sie wurden dann empfangen von der Lehrerin

00:19:15: in das Internat gebracht und das war jetzt Ihr neues Zuhause?

00:19:18: Ja, genau.

00:19:20: Wie war das Internat?

00:19:22: Oh, das war mehr ein Druck.

00:19:24: Ich kam da und haben wir ein Zimmer im Nachtgeschoss.

00:19:28: Hab ich bekommen?

00:19:30: Ja.

00:19:32: Und das war schon mehr ein Druck.

00:19:34: Das Fenster, ganz oben war.

00:19:37: Ich hab mich hinbensehen.

00:19:40: Und da alles mitwischen und lecker mit.

00:19:43: Und war so modern und sauber.

00:19:46: Und dann, den Eindruck habe, kann ich nie vergessen.

00:19:49: Ja, das alles war.

00:19:52: Ja, das war schön.

00:19:55: Ja, ich kam aus dem Land, wo noch schwieriger war.

00:19:59: Die Ökonomie bei uns war noch schwierig.

00:20:02: Sie hatten gemeinsprachlichen Unterricht und Deutsch als Schachsprache.

00:20:07: Genau, praktisch.

00:20:10: Und war das sehr intensiv?

00:20:13: Wir mussten sehr viel arbeiten vom Motiv?

00:20:16: Das war intensiv, so zu sagen, fast ganz am Tag.

00:20:19: Das auch, kurser Zeit im Prinzip, da sind da so 9 Monate,

00:20:22: 7 Monate.

00:20:25: In 7 Monaten musste man befähig sein, Vorlesung zu setzen

00:20:28: und was zu verstehen.

00:20:30: Was am Anfang klappt, ist auch nicht so richtig.

00:20:33: Zumindest habe ich einiges Mal, wie ich gehört habe,

00:20:36: auf welche Sprache, wie ich das aufgenommen habe, aufgeschrieben,

00:20:39: dann musste man wieder im Wörterbuch suchen.

00:20:42: Es ist nicht so einfach, wie heute heutzutage hatte man Internet

00:20:45: und Googlete man.

00:20:48: Man hat schon viel zu tun, das klappt aber.

00:20:52: Hat das geklappt, auf jeden Fall.

00:20:55: Christine, wir haben jetzt diverse Augenzeugenberichte gehört.

00:20:59: Was ist das Bild von der Ausbildung und der Betreuung,

00:21:02: zeichnet sich da ab?

00:21:05: Man bekommt den Eindruck, dass das sehr gut organisiert ist.

00:21:08: Natürlich hört man auch durch, dass die Studierenden sehr fleißig waren.

00:21:11: Sie haben offensichtlich sehr, sehr viel gelernt,

00:21:14: insbesondere dann auch Deutsch, die Sprache.

00:21:17: Alle klingen doch durchweg positiv.

00:21:20: Und berichten positiv von ihren Erfahrungen.

00:21:23: Das war so mein Eindruck.

00:21:26: Wie hast du das empfunden?

00:21:29: Genauso wie du.

00:21:32: Ich glaube, wir sind gut an die Hand genommen worden.

00:21:35: Und wurden da durchgeführt.

00:21:38: Und waren anscheinend erfolgreich.

00:21:41: Also jedenfalls haben wir keine Berichte von Abbrüchen gehört.

00:21:44: Natürlich naturgemäß die Leute,

00:21:47: die Menschen, die ich interviewt habe, sind Personen,

00:21:50: die das Studium auch erfolgreich absolviert.

00:21:53: Zu anderen hätten wir gar keinen Kontakt.

00:21:56: Aber ich habe natürlich auch nachgefragt,

00:21:59: nach anderen Kollegen gefragt.

00:22:02: Und die sind also, glaube ich, als Gruppe gekommen.

00:22:05: Und dann als Gruppe auch gegangen.

00:22:08: Und in den Interviews und den Recherchen

00:22:11: wollte ich dann noch etwas genauer wissen,

00:22:14: wie das Ausländerstudium in der DDR so konkret strukturiert war.

00:22:17: Also wir haben jetzt schon gehört,

00:22:20: dass das Herderinstitut eine ganz zentrale Rolle in der DDR gespielt hat.

00:22:23: Am Herderinstitut hatte ich gelesen,

00:22:26: waren von 1951 bis 1989

00:22:29: insgesamt 22.000 ausländische Studierende,

00:22:32: die dort eben ausgebildet worden sind.

00:22:35: Und ja, meistens war das natürlich

00:22:38: delegierte kommunistischer Parteien

00:22:41: oder auch Studierende mit einem Regierungsstipendium,

00:22:44: die dann in die DDR gekommen sind.

00:22:47: Aber es gab natürlich auch Hochschulsommerkurse,

00:22:50: die sehr bekannt waren am Herderinstitut.

00:22:53: Also Kurse für ausländische Germanisten,

00:22:56: Deutschlehrer, aber auch eben aus der DDR,

00:22:59: die dann ins Ausland entsendet wurden.

00:23:02: Auch die bekam ihre Kurse am Herderinstitut.

00:23:05: Das Herderinstitut hat so eine zentrale Rolle,

00:23:08: dass wir, wie du vorhin schon angekündigt hast,

00:23:11: eben in einer nächsten Podcastfolge

00:23:14: das Bericht des Herderinstituts einmal näher anschauen wollen.

00:23:17: Ja, offensichtlich war das schon eine Art Marke

00:23:20: auch das Herderinstitut.

00:23:21: Es war ja international bekannt,

00:23:23: dass spiegeln uns die Interviews

00:23:26: und hatte eine Reputation,

00:23:28: also weit über die DDR und Deutschland hinaus.

00:23:31: Genau, und du hattest auch Gelegenheit,

00:23:33: Professor Klaus Altmaier zu interviewen.

00:23:36: Er war bis 2021 etliche Jahre

00:23:39: Geschäftsführender Direktor des Herderinstituts.

00:23:42: Und er berichtet so ein bisschen auch über die Aufgaben

00:23:45: des Herderinstituts zu DDR-Zeiten.

00:23:48: Und die Aufgabe war ja vor allem nach wie vor

00:23:51: die sprachliche Vorbereitung und auch

00:23:54: fachliche Vorbereitung von Studierenden,

00:23:57: Ausländischen Studierenden, die in der DDR

00:24:01: studieren wollten, wobei meiner Zusagen muss,

00:24:05: irgendwo in der DDR, also an allen Universitäten,

00:24:09: alle Studierenden, die in die DDR kamen,

00:24:13: um dort zu studieren,

00:24:15: mussten zuerst mal mindestens ein Jahr

00:24:18: ans Herderinstitut um dort zu lernen.

00:24:20: Dann wurden dann auch auf die Universitäten verteilt,

00:24:23: bekam dort, das ist zumindest das, was ich weiß,

00:24:26: dann auch weiterhin vor allem sprachliche Unterstützung.

00:24:30: Das war jetzt die Situation von 1956 bis 1961.

00:24:35: Dann hat sich wahrscheinlich auch wieder

00:24:40: im weiteren Sinn politischen Gründen

00:24:44: das Ganze nochmal ein bisschen verändert.

00:24:46: Man hatte mit diesem Institut dann mehr vor

00:24:50: vonseiten der DDR-Regierung.

00:24:53: Das hängt höchstwahrscheinlich auch mit dem

00:24:56: Ansehen der DDR außerhalb, also auf der Welt zusammen

00:25:02: und mit der Systemkonkurrenz zum Westen,

00:25:06: zu Westdeutschland.

00:25:08: Jedenfalls hat man das Institut dann

00:25:11: mit zusätzlichen Aufgaben versehen,

00:25:13: nämlich Aufgaben im Bereich der auswertigen

00:25:15: Kultur- und Sprachenpolitik.

00:25:17: Es ging darum, dass das Institut Materialien

00:25:23: auch für den deutscher Schwarmsprachunterricht

00:25:25: entwickeln sollte und vor allem auch diejenigen,

00:25:28: die die DDR dann ins Ausland geschickt hat,

00:25:32: um dort Deutsch zu unterrichten,

00:25:34: Germanistik zu unterrichten an Hochschulen,

00:25:37: dass man die fachlich vorbereitet

00:25:41: und auch während ihres Aufenthalts

00:25:43: auch fachlich betreut hat.

00:25:45: Das war die zweite wichtige Aufgabe dieses Instituts.

00:25:50: Ja, das Herr der Institut hatte also

00:25:53: offensichtlich mehrere Säulen und Aufgaben

00:25:57: und Funktionen.

00:25:59: Die wurden tatsächlich vom Ministerium

00:26:02: für Hoch- und Fachschulwesen der DDR vorgegeben.

00:26:05: Es gab zum Beispiel eine Forschungsabteilung.

00:26:08: Dort wurde für Deutsch als Fremdsprache geforscht.

00:26:12: Es gab aber auch die Studienvorbereitung,

00:26:16: über die wir jetzt mit den Studierenden

00:26:18: ein bisschen gesprochen haben.

00:26:20: Das unterscheidet sich schon stark

00:26:23: zu dem westdeutschen Modell,

00:26:26: weil dort hauptsächlich Sprach- und Fachsprachkurse

00:26:30: angeboten wurden.

00:26:32: Also nicht so sehr nur diese fachliche Vorbereitung

00:26:34: in deutscher Sprache,

00:26:36: sondern tatsächlich mit Blick auf die

00:26:38: sprach- und fachsprachliche Vorbereitung.

00:26:41: Die Lehrkräfte, das ist auch ganz interessant,

00:26:44: sind Fachlehrer gewesen mit einer DAF-Zusatzausbildung.

00:26:48: Das ist auch ein besonderes Merkmal.

00:26:50: Also zum Beispiel Mathe- und Biologielehrer.

00:26:53: Genau, die haben dann so einen Aufbaustudiengang gemacht

00:26:56: für DAF und auch diese Studiengänge

00:26:58: wurden tatsächlich am Herderinstitut angeboten.

00:27:01: Und auch natürlich verschiedene andere Kurse,

00:27:04: wie ich von schon gesagt habe, diese Hochschulsommarkurse.

00:27:07: Und ein weiterer Teil des Herderinstituts

00:27:10: sind die Studienbegleitendenkurse.

00:27:13: Was war das?

00:27:15: Also diese Studienvorbereitung,

00:27:17: das ist dieses zentrale Element,

00:27:19: das die Lehrkräfte anbietet.

00:27:21: Nach dieser Vorbereitung gehen halt die Studierenden

00:27:24: dann an diese jeweilige Uni in der DDR.

00:27:27: Und es gab aber natürlich auch viele Studierende

00:27:30: in Leipzig, also an der Karl-Marx-Universität.

00:27:33: Und dort gab es dann am Herderinstitut

00:27:36: Studienbegleitenden Sprachunterricht

00:27:39: für die Studierenden, die in Leipzig geblieben sind.

00:27:42: Das Herderinstitut hat auch Weiterbildung angeboten

00:27:45: für DAF-Lehrer- und Aufbaustudiengänge.

00:27:48: Ist das richtig?

00:27:50: Richtig, genau.

00:27:52: Das war alles mit dabei.

00:27:54: Zu denen, die tatsächlich auch am Herderinstitut

00:27:57: Deutsch unterrichtet haben, zu DDR-Zeiten,

00:28:00: zählt Dr. Annette Kühn.

00:28:02: Sie war später lange Jahre die Geschäftsführerin

00:28:05: von InterDAF, wenn wir bei der nächsten Vorlage

00:28:08: ein bisschen mehr darüber erfahren, wie das entstanden ist.

00:28:11: Sie hat aber Mitte der 70er-Jahre Germanistik

00:28:14: in Leipzig studiert und hat dann am Herderinstitut gearbeitet.

00:28:17: Und sie berichtet nun ein bisschen

00:28:20: zu dieser Deutschlehrerausbildung

00:28:23: und zu den besonderen Elementen, die es da gab

00:28:26: für die Deutschlehrer.

00:28:28: Mit dieser Ausbildung dann kam ich 1981, glaube ich,

00:28:35: 81, 82, 81, an das Herderinstitut.

00:28:41: Das heißt, ich habe an der damaligen Sektion

00:28:45: Germanistik unterrichtet.

00:28:47: Aber am Herderinstitut war ich dann angestellt,

00:28:50: um Studienbegleitenden Deutschunterricht durchzuführen.

00:28:53: Studienbegleitender Deutschunterricht bedeutete

00:28:57: für die Ausländer, die hier am Herderinstitut

00:29:00: das Studium abgeschlossen hatten.

00:29:03: Die ging dann ins Fachstudium und hatten nebenbei

00:29:06: regelmäßig Studienbegleitende Deutschunterricht.

00:29:09: Ich bin überzeugt, das hat etwas mit Studienerfolgsergebnissen zu tun.

00:29:16: Und für die Germanisten waren das vier Jahre zusätzlich,

00:29:20: zusätzlich zum Fachstudium.

00:29:22: Bei den Medizinern waren es zwei Jahre zusätzlich,

00:29:25: die eher fachorientiert waren.

00:29:28: Das war auch eine Herausforderung, das war auch eine Herausforderung und wir hatten einen sehr strengen

00:29:35: Chef, Professor Wenzel, der wird noch mehrmals heute Abend der Name fallen, einen sehr strengen,

00:29:42: einen sehr guten und auch einen sehr fordernden und fordernden Chef und der sagt, also wenn du bei

00:29:49: den Medizinern unterrichtest, dann gehst du bitte in die Vorlesung und dann saß ich also in der

00:29:55: Pathologie Vorlesung, Histologie Vorlesung und für jemanden der sich eigentlich für Medizin so sehr

00:30:00: nicht interessiert hat war, das herausfordert. Aber es war sehr wichtig und die Studenten haben das

00:30:06: später auch anerkannt. Uns war immer klar als Deutschlehrer, die Studenten, die Medizinstudenten

00:30:12: sind schlauer, aber wir sind schlauer, was die Sprache betrifft und wir haben uns eigentlich

00:30:17: da ganz gut eingearbeitet. Ich bedauere, dass das heute nicht mehr so ist und ich weiß auch nicht,

00:30:24: ob das dem Studienerfolg vielleicht förderlich wäre. Ich weiß natürlich auch, dass der Zeitfaktor

00:30:33: eine große Rolle spielt. Heute hat keiner mehr Zeit, eine Sprache zu lernen und um eine Sprache

00:30:39: zu lernen braucht man auch Zeit. Die hat heute niemand mehr, außerdem ist das Englische ja sowieso

00:30:45: raumgreifend geworden. Aber ich bin der Meinung, dass wir das, was damals wir dort versucht haben,

00:30:54: aufzubauen. Wir haben ja auch Lehrwerke, Fachspezifische Lehrwerke vom Herder Institut aus dort

00:31:01: konzipiert. Das war nützlich. Christine, du bist der selbst Dafflerin und du hast sogar in Leipzig

00:31:09: studiert nach der Wende, aber auch am Herder Institut. Eine andere Institution ist als

00:31:18: das Herder Institut vor der Wende und du hast Deutsch unterrichtet in Deutschland selbst,

00:31:25: aber auch im Ausland in verschiedenen Ländern und dann frage ich dich mal als nicht Daffler,

00:31:31: der ich bin und nicht Germanist, wie lernt man eigentlich eine Fremdsprache, wenn das Ziel ist

00:31:37: in einer anderen Sprache zu studieren. Was gehört dazu? Also tatsächlich gehört eine ganze Menge

00:31:43: dazu, weil wenn ich in einer Fremdsprache dem Unterricht, dem quasi fremdsprachlichen Unterricht

00:31:48: folgen möchte, muss ich schon ein sehr, sehr gutes Niveau haben. Und das erfordert relativ viel

00:31:57: Fremdsprachenlernen und das ist natürlich alles, was man so selber vielleicht aus dem

00:32:01: fremdsprachen Unterricht von sich aus kennt natürlich dabei. Grammatik, ganz viel Übung,

00:32:06: Lesen, Schreiben, alles, also alle Fertigkeiten braucht man ja für das Studium auch. Und das spannende

00:32:13: an dem Herder Institut ist, dass halt wirklich hier auch unterschiedliche Studierende mit unterschiedlichen

00:32:19: Voraussetzungen gekommen sind. Das schauen wir uns gleich an, wie man damit umgegangen ist. Also

00:32:26: das Fremdsprachenlernen war schon ein spezielles Thema, auf das man auch das selber erforscht

00:32:32: wurde am Herder Institut. Also auch dazu hat man Forschung betrieben, wie denn Fremdsprachen

00:32:39: gelernt werden. Es gibt tatsächlich Fremdsprachenerwerbstheorien, die man eben auch in so einem

00:32:44: Studium kennenlernt, wenn man dann darf studiert. Und dann müssen ja die Praxis und die begleitende

00:32:54: Forschung sehr eng beieinander gewesen sein in Leipzig, weil ja alles an einem Ort stattgefunden hat.

00:33:01: Genau. Also ich kann mir vorstellen, dass sie sehr von diesem Austausch profitiert haben, wenn man so

00:33:06: naheinander ist an der Praxis und, oder wenn Theorie und Praxis so naheinander liegt, hat man

00:33:12: natürlich ganz verschiedene oder gute Forschungsmöglichkeiten an der Hand vor Ort mit den vielen

00:33:18: ausländischen Studierenden auch. Und ich finde schon beeindruckend, welchem Anspruch das Herder

00:33:24: Institut da gerecht werden musste, denn die Idee war ja, dass Studierende aus ganz verschiedenen

00:33:31: Herdkunftsländern mit verschiedenen, verschiedener Nähe auch zur deutschen Sprache, also sind ja

00:33:38: auch Muttersprachlerinnen aus, ja aus mit asiatischen Sprachen aus dem Arabisch-Persischen Bereich,

00:33:44: Studierende, die eine gute solide Schulausbildung genossen hatten, aber auch andere, die aus

00:33:52: Entwicklungsländer kamen. Egal, alle mussten innerhalb von zehn Monaten auf ein Niveau gebracht

00:33:58: werden, das ihnen dann erlaubte, im zweiten Jahr ihres Aufenthalts in die Vorlesungen und

00:34:05: Veranstaltungen zu gehen an der Hochschule und dem normalen deutschsprachigen Studienbetrieb zu

00:34:09: folgen. Also ich denke, das war schon eine sehr, sehr intensive Zeit. Also wir hatten erfahren,

00:34:15: dass die sechs Tage, die Woche sechs Stunden Unterricht haben, das ist natürlich ein sehr

00:34:20: intensiver Intensivkurs. Und du hattest in deinem Gespräch mit Frau Kühn auch die Gelegenheit mit

00:34:27: Dr. Michael zu sprechen. Er ist später, Leiter des Studienkultures Sachsen gewesen, hat aber

00:34:34: zu DDR-Zeiten auch am Herder-Institut unterrichtet und er hat hier, wie ich finde, sehr schön

00:34:40: detailliert erklärt, wie tatsächlich dieses Vorbereitungs-, dieses Studienvorbereitung für

00:34:46: ausländische Studierende aufgebaut war. Sie sind aber kein Germanist, oder? Nein, nein. Michael,

00:34:52: Sie sind Mathe und Physiker, haben Sie studiert? Ja, Mathe, Physik näher, promoviert bin ich in

00:34:58: der Reihenphysik, ja, aber ich weiß, wenn wir jetzt schon beim Plautern sind, ich bin nach dem,

00:35:15: nach Abschluss des Studiums, hatte ich das große Glück, dass ich nicht in die Schule musste,

00:35:27: sondern mit ausgewählt worden bin, wusste ich nicht, was das ist, um ins Herder-Institut zu gehen.

00:35:36: Und als wir eingestellt worden sind, dann hier war die Auflage noch zwei Jahre, ein sogenanntes

00:35:51: Zusatzstudium Deutsch als Fremdsprache zu absolvieren. Wir waren also viertige Diplomlehrer

00:35:58: Mathe-Physik oder auch andere Kombinationen, die dann gekommen sind, also 77, eine Kollegin,

00:36:05: die jetzt auch im Rente ist, im gleichen Jahr war mein Studiengang auch Mathe-Physik und wir mussten

00:36:11: zwei Jahre Zusatzstudium Deutsch für Ausländer machen mit dem Hintergrund, damit wir dann die

00:36:17: Lehrberechtigung für Deutsch als Fremdsprache auch im Ausland hatten. Und natürlich auch ein ganz

00:36:26: praktischer Hintergrund, weil die Ausbildung war ja normalerweise hier am Herder-Institut auf

00:36:39: standortmäßig zehn Monate beschränkt, mit Sprachkenntnissen null, das ist ein wesentlicher

00:36:47: Unverschied zu jetzt. Jetzt werden ja mindestens B1-Kentnisse, wenn man überhaupt irgendwie

00:37:00: in einen Studienkolleg oder was hineinkommen, dann kamen die mit null. Und wenn die Gruppen

00:37:07: zusammengestellt worden sind, waren wir Fachlehrer praktisch arbeitslos, mindestens zehn,

00:37:15: und da war der praktische Hintergrund, dass wir so einen Zusatzstudium Deutsch als Fremdsprache

00:37:21: absolvierten und dann mit einem, ich sag's mal jetzt Profi, zusammen gemeinsam Grundsprachunterricht

00:37:31: Deutsch intensiv durchführen mussten. Somit waren wir also auch in der Anfangszeit,

00:37:36: waren sie doppelt einsenzbar. Und das hatte natürlich im Nachhinein auch dann den Vorteil,

00:37:48: wenn wir dann unseren Fachunterricht erteilt haben. Es war ja kein Fachunterricht im klassischen

00:37:55: Sinne, sondern es war Fachsprachunterricht. Der setzte auf, auf dem gemeinen Sprach

00:38:01: ist die Ausbildung nicht schon vorlag. Zuletzt war das System, so das ist ein B, ein ganz

00:38:09: immanenter Unterschied zu der Ausbildung jetzt. Die letzte Variante war, die Gruppen begannen,

00:38:18: es waren kleinere Gruppen, es waren 10, 12, maximal. 12 mehr Stühle waren gar nicht im

00:38:25: Raum. Das war ein gestufter Einwärts. 10 Wochen Ausbildung, nur Deutsch. Also von den Grundbasiken,

00:38:42: also man muss sagen, null Deutsch. Null Fremdsprache, weil viele Auslöschen auch keine Fremdsprache

00:38:49: konnten. Das waren multinationale Gruppen. Also man hatte jetzt nicht mit Englisch oder

00:39:00: mit Französisch was anfangen können. Was haben sie, wenn sie Mambulnamen oder Vietnamesen haben?

00:39:07: Also null von Anfang an Deutsch, Hände und Füße. Hände und Füße, Applikationen, das war

00:39:15: perfekt abgestimmt, Lektionenweise abgestimmt bis 10 Wochen. Nach 10 Wochen begannen für 3 Wochen,

00:39:24: ich weiß es aus dem Naturwissenschaften in Breifahrt, Dr. Kühn weiß es vielleicht nicht.

00:39:28: Ich war nicht bei den Anfängen. In den Geisteswissenschaften, in anderen war, da waren es dann andere Fächer.

00:39:35: Aber zumindest die Naturwissenschaften ging, also medizinisch, biologisch, dann die technische

00:39:47: Ausrichtung, die Ingenieurtechnische, die begannen nach 10 Wochen für 3 Wochen mit ganz gleich,

00:39:54: mit Mathematik. Und Mathematik, aber technisch. Ja, und zwar wurde das aufgewalt auf der

00:40:04: Sprachlichen Ausrichtung, damit auch Geometrie bietet sich dann an. Man kann zum Beispiel

00:40:13: Wendungen, sprachliche Wendungen wie Relativsätze, hervorragende Übendefinitionen. Also, als Beispiel,

00:40:28: ein Quadrat ist ein Vier-Eck, Oberbegriff, Gommer, das, also mit dem sein, vier leichlange Seiten

00:40:45: und einem rechten Winkel hat. Also einfache Übungen, Definitionsübungen und damit wurden

00:40:54: bestimmte sprachliche Dinge im Mathematik, ja, also vielleicht ein bisschen übertrieben

00:41:01: von Mathematik dann zu reden. Aber es wurden mathematische Grundbegriffe mit sprachlichen

00:41:11: Mitteln. Nach 13 Wochen kamen dann die anderen Fächer dazu, zum Beispiel die Physik, dann

00:41:17: auch die Biologie, bis der Fächerkarnung komplett war. Und dann wurde sukzessiv an der Deutschunterricht

00:41:27: reduziert, weil in den Fächern wurde ja auch sprachlich gearbeitet. Also, das war, siehst

00:41:35: einmal, das Grunddeutschkomplex, also eine enge Verzahnung von Sprach und Fachunterricht.

00:41:41: Und mit den Lehrwerken hat man in Münster auch gearbeitet, war ja kein Problem, Quadrat,

00:41:47: Dreieck, physikalische Erscheinung, was sich Ihnen vorhin erzählt hat.

00:41:52: Ja, also nach der Wende war es sehr interessant, als die westdeutschen Kollegen, nachdem die

00:41:59: Studienkollegs umgewandelt worden sind, die dann unsere Lehrmaterialien sahen, die wollten

00:42:04: die alle haben, und die wollten auch eine Weiterbildung haben in der Richtung. Aber das hat nicht funktioniert.

00:42:13: Das Herdeinstitut, also das neue Herdeinstitut, hat dann die Studiengänge sukzessive abgebaut.

00:42:19: Aber wenn die im Einsatz waren, den westdeutschen Studienkolleg, die konnten nicht mal ein

00:42:25: halbes Jahr jetzt pausieren und einen Zusatzstudium absolvieren.

00:42:28: Also dieser Studiengang oder diese Ausbildung, von der Herr Michael sprach, dass die Fachlehrer

00:42:34: eine Deutsch-Zusatzausbildung kriegen, das wäre ja eigentlich sehr sinnvoll gewesen, wenn

00:42:39: das am Herdeinstitut, am neuen Herdeinstitut fortgeführt worden wäre. Aber das stammt

00:42:45: da nicht zu den Studienkollegen.

00:42:46: Das hat es dann leider nicht gelungen, dass das Konstrukt Studienkolleg nimmt und die

00:42:50: voraussetzung. Es gab ja auch vom DHD und von anderen eine Einteilung der Studienbewerber

00:42:57: in sogenannte Bewertungsgruppen, Bewertungsgruppe 1. Das heißt, sie mussten nur an Sprachnachweisung

00:43:04: bringen. Früher war es die PNDS, dann kam die DSH. Jetzt sind es viele andere Richtlinien

00:43:14: nach der Rahmenordnung für deutsche Sprachprüfung, wenn das auch noch andere Beispiel. Sie mussten

00:43:21: also nur den Sprachnachweis bringen und dann hatten sie die vollständige Hochschulzugangsberechtigung

00:43:29: für alle. Dann gab es die Bewertungsgruppe 2. Da war das ausländische Abitur nicht komplett

00:43:41: anerkannt und sie mussten über das Studienkolleg praktisch eine fachbundene Hochschulreife

00:43:48: erwerben und hatten dann auch Sprachunterricht und auch Fachunterricht und mussten dann über

00:43:56: die sogenannte Feststellungsprüfung kommen. Das war so länger. In der DDR bis zur Wende,

00:44:06: ich glaube, früher 1991 haben wir die letzte Studien vorbereitende Sprachausbildung abgestanden.

00:44:17: Das hieß nicht Feststellungsprüfung, sondern das hieß Abschlusszeugnis der Studien vorbereitenden

00:44:23: Sprachausbildung am Herder Institut. Der politische Hintergrund war die Hochschulzugangsberechtigung,

00:44:35: die HCB, der Steppientiaten, war anerkannt. Man hat nicht diskutiert, du darfst ja gar nicht

00:44:43: studieren, dein Abitur ist nicht vollwertig, sondern man hat gesagt, ja, du hast die Hochschulzugangsberechtigung.

00:44:51: Aber man wusste natürlich, dass es durchaus Defizite gab und das hat man dann über die

00:45:04: Studien vorbereitende Sprachausbildung mit Sprachunterricht und mit dem Fachsprachunterricht

00:45:14: ausgeglichen. Und in der Studienbegleitung und Fachsprachung fortgesetzt. Aber im

00:45:29: Fachorientieren, nicht so allgemein. Nach dem Übergang ins Fachstudium hatten sie

00:45:36: verpflichtend noch zwei Jahre, also vier Semester, Studienbegleitensprachunterricht.

00:45:46: Ja, in der Regel sah es also so aus, dass die Studierenden zehnmonatisch Sprachunterricht

00:45:53: am Herder Institut bekommen haben und dann weiter begleitet wurden mit einem fachsprachlichen

00:46:00: Unterricht an der Hochschule ihres Studiums. Und nach und nach wurde der Deutschunterricht

00:46:06: dann reduziert, bis sie irgendwann ja diese Unterstützung nicht mehr brauchten und so

00:46:12: fit waren im Deutschen, dass sie auch ohne sprachliche Unterstützung folgen konnten.

00:46:17: Genau. Was auch noch interessant ist, dieser erste Teil des Unterrichts basiert halt ganz

00:46:24: stark auf Lehrwerken, die auch am Herder Institut konzipiert worden sind. Und diese

00:46:32: Lehrwerke helb ich Buschagrammatik, die zum Beispiel die kennt eigentlich fast jeder oder

00:46:37: sollte jeder kennen, der darf studiert und sicherlich auch viele Ausländer, die Deutsch

00:46:43: lernen, weil dort ein ganz wichtiges Buch zum Deutsch lernen. Und das hat natürlich auch

00:46:49: im Ausland an Klang gefunden. Man hat auch in, ja, nicht nur in der DDR mit diesen Lehrwerken

00:46:57: oder mit diesen Büchern im Herder Institut entstanden sind, gearbeitet.

00:47:00: Ja, und wir haben hier noch einen O-Ton von einer polnischen Muttersprachlerin. Das ist

00:47:06: auch nochmal interessant und kontrastiv. Das ist Frau Prof. Esbieta Nowikiewicz, die

00:47:14: hat studiert und promoviert an der Universität Poznan. Und sie leitet heute die Germanistik

00:47:23: an der Universität Bitgost. Und die war 1989 zum Austausch in Halle an der Saale mit einer

00:47:31: Gruppe polnischer Germanisten. Wie war das, das Niveau des Unterrichts, das wissenschaftliche

00:47:38: Niveau oder das eurer Dozenten?

00:47:40: Wir waren begeistert, ja. Das Niveau war sehr hoch. Aber die Dozenten waren auch zu viel

00:47:57: mit unseren sprachlichen Möglichkeiten. Und ich habe in der Eindruck, dass die haben

00:48:02: sie unterrichtet, wie die Dozenten in Poznan. Denn da fand der Unterricht auf Deutschland

00:48:09: ja, vom Anfang an bis Ende, nicht einmal ein polnisches Wort, konnte geäußert werden,

00:48:19: oder ich will nicht sagen, dass das verboten war, das nicht. Aber alles vom Anfang an,

00:48:24: vom ersten Studienjahr, vom ersten Tag des Studiums, alles auf Deutsch. Denn die Deutschkenntnisse,

00:48:32: die Fremdbrennkenntnisse der damaligen Studierenden von Philologien in Polen waren sehr hoch,

00:48:41: waren sehr gut. Und das hat sich dann im Laufe der Jahre oder Jahrzehnte rapid geändert.

00:48:49: Also auch wenn wir etwas nicht verstanden haben, das war unser Problem. Das haben wir

00:48:56: nachholen müssen. Keiner hat gefragt, hast du was verstanden? Das war nicht der Fall.

00:49:03: Leipzig, dieses Zentrum, ist bekannt vor allem für die namhafte Persönlichkeiten aus dem

00:49:09: Gebiet der Sprachwissenschaften. Das ist die Bücher, die wir, also unsere Lehrwerke,

00:49:14: Lehrbücher, das waren als Autoren aus Leipzig. Also ich will jetzt keine Vergleiche machen,

00:49:26: aber ich war sozusagen sozialisiert in Anwendung eben an diese Lehrwerke. Und als ich dann

00:49:32: Duden oder die westdeutschen Lehrwerke in die Hand bekam, dann habe ich mich nicht umstellen

00:49:40: können. Denn wie gesagt, ich war gewöhnt an die Sprachen und vor allem an die Ausgaben

00:49:48: der Sprachwissenschaftler aus DDRDR. Und die waren für uns das wertvollste, was es damals

00:49:57: gab.

00:49:58: Ja, also zu den Lehrwerken und auch zur Betreuung der Studierenden sagt gleich Professor Ursula

00:50:03: Hirschfeldt noch was. Sie ist ja sehr bekannt. Sie hat am Herder Institut zu Phonetik geforscht

00:50:11: und gelehrt. 1995 ist sie außerplanmäßige Professorin dort geworden. Ich habe sie leider

00:50:19: nicht persönlich erlebt, weil sie 1999 nach Halle gegangen ist und dort einen Ruf als

00:50:24: Professorin für Sprachwissenschaft mit ihrem Schwerpunkt Phonetik gefolgt ist. Aber was

00:50:29: sie erzählt, ist auch super spannend.

00:50:32: Wir waren auch für die Betreuung der Studierenden verantwortlich. Das heißt, wir sind zum Beispiel

00:50:39: gab es Geld für Wintersachen, wir sind mit denen einkaufen gegangen und haben warme

00:50:43: Mützen und Jacken gekauft oder wir haben Bücher für sie mit denen eingekauft. Also wir haben

00:50:50: alles möglichmals waren mit denen im Theater. Haben die in ihrem Wohnheimbesuch, die waren

00:50:54: alle in einem Wohnheim untergebracht. Und ja, also das vielleicht so zum organisatorischen

00:51:03: und zum Unterricht selbst. Es gab damals ein neues Lehrwerk, das ist Deutsch intensiv,

00:51:10: von Maria Kübler, einer Kollegin und anderen Kollegen erarbeitet. Und dieses Lehrwerk war

00:51:17: genau auf diesen Unterricht zu Recht geschnitten. Das heißt, ich habe jeden Tag meine Lektion

00:51:22: gehabt. Es gab so viele Lektionen wie Unterrichtstage in dem Buch. Und es war ganz genau vorgegeben,

00:51:29: was mache ich in der ersten Stunde, was mache ich in der zweiten, dritten, vierten, fünften,

00:51:32: sechsten. Es war für mich sehr einfach mit diesem Buch einzusteigen in den Unterricht,

00:51:38: weil alles gut durchdacht und vorbereitet war. Ich hatte ein Lehrer-Exemplar, da waren

00:51:43: dann noch die Lösungen und die methodischen Hinweise. Das machen wir jetzt so, das so,

00:51:48: das so. Sie waren auch einverstanden mit der Methode und den Inhalt? Ich war völlig

00:51:51: einverstanden, weil ich noch nie und nie solche Leute unterrichtet hatte. Ich habe das

00:51:56: ja dreimal gemacht. Im zweiten Jahr bin ich damit schon sehr locker umgegangen und im

00:52:01: dritten Jahr habe ich mich überhaupt nicht mehr an diese Vorgaben gehalten. Aber im

00:52:05: ersten Jahr war es für mich die Rettung, denn ich konnte einen guten, fachlich methodisch

00:52:10: guten Unterricht machen als Neuling, der noch nie vorher erwachsen unterrichtet hat, noch

00:52:15: nie Deutsch als Fremdsprache unterrichtet hat. Meine Kollegin, mit der ich das erste

00:52:21: Jahr zusammengearbeitet habe, hat sich ganz viel Mühe gegeben, um mich da zu beraten

00:52:25: und zu begreiten und da bin ich also gut reingekommen. Mich hat auch interessiert, was West und Ost

00:52:32: von der DAF Ausbildung auf der jeweils anderen Seite wussten und habe Frau Kühn dazu befragt.

00:52:39: Ich denke, das war eine echte Entwicklungshilfe, die die DDR damals gerade auf dem Gebiet

00:52:47: Deutschlands Fremdsprache auch geleistet hat. Das muss man so sagen. Hatten Sie damals Mitte

00:52:53: der 80er Jahre auch eine Vorstellung davon, wie DAF in Westdeutschland unterrichtet wurde

00:53:02: oder welche nicht? Die hatte ich nicht. Ich kannte ein paar Standard-Lehrwerke, Schulze-Kriebsbach

00:53:11: ist mir jetzt in Erinnerung und so. Davon weiß ich. Aber wie die Ausbildung dort war, weiß

00:53:17: ich nicht. Nein. Damit hat man sich hier auch nicht auseinander gesetzt, kontrastiv? Nein.

00:53:23: Also ich nicht. Vielleicht gab es Kollegen, die das gemacht haben, aber ich eher nicht.

00:53:30: Und aus dem Rückblick wissen Sie, wie es umgekehrt war, haben die westdeutschen DAF-ler

00:53:36: sich orientiert am Herder-Institut? Nein, das würde ich nicht sagen. Aber ich weiß von

00:53:44: meinen Reisen dann unmittelbar nachterwende. Wie gesagt, ich war in Bielefeld. Ich war in

00:53:50: Münster. Ich durfte dort überall hin. Ich durfte mir alles anschauen. Sie haben mich

00:53:56: eingeladen, einen Sitzung teilzunehmen. Ich war privat eingeladen. Also man kam ins Gespräch

00:54:01: und daher weiß ich, dass sie mit den Materialien des Herder-Instituts gearbeitet haben. Das war

00:54:07: sicherlich nicht so einfach, denn die Lehrbuchtexte waren ja schon sehr ideologisch. Aber es gab

00:54:14: ja auch andere Lehrwerke, die dort eingesetzt wurden. Und ein Kollege in Münster sagte mir,

00:54:19: wissen Sie, diese Texte, das ist das eine. Aber die Struktur, der Aufbau, die Abfolge

00:54:26: von Einführungen in die Sprachvermittlung, das kann man doch gut übernehmen. Und wir

00:54:32: waren ja auch ausgebildet. Die Lehrer, die konnten das natürlich. Die Kanten zum Teil,

00:54:36: dort wo ich war, die Kanten, die Werke. Hälbig-Buscher. Überall stand eine Hälbig-Buscher Grammatik

00:54:42: im Regal. Also das habe ich gesehen. Und das haben sie wahrgenommen. Aber ich denke nicht,

00:54:49: dass sie so sehr das Gesamtsystem wahrgenommen haben, was hier geleistet worden ist. Ja,

00:54:55: das glaube ich eher nicht. Interesse gab es schon, aber wie gesagt auch sehr unterschiedlich.

00:55:01: Anekdote aus dem Bereich der Orientalistik, wo ich studiert habe in Bonn-Hamburg später. Ich

00:55:10: habe modernes Hocharabisch mit dem DDR-Lehrwerk. Das wundert mich nicht. Das gilt auch persisch,

00:55:17: auch so und andere orientalische Sprachen auch. Und genau dieselbe Beobachtung, die Sie gemacht

00:55:25: haben, Struktur und Grammatik und Tidaktik, waren neutral quasi und nur im Wortschatz quasi.

00:55:32: War das DDR-typisch oder ideologisch. Aber davon kann man abstrahieren, wenn das Lehrwerk gut ist.

00:55:40: Das haben meine Kollegen in Münster, weil ich mit denen sehr lange zu tun hatte. Das haben sie mir

00:55:47: auch gesagt. Übrigens, die Kollegen aus Münster damals von der Deutschabteilung, die fragten

00:55:52: mich dann, sagen sie mal, Frau Kün, können wir nicht mehr zu Ihnen kommen? Ich sage, natürlich

00:55:56: können Sie kommen. Ja, und dann sind die gekommen. Ich glaube allerdings, und wir waren hier,

00:56:00: sie haben bei uns auch hospitiert, sie haben mit den Lehrern gesprochen. Das war vielleicht eher

00:56:07: die Ausnahme. Ich kann mich nicht so sehr erinnern, dass das Interesse von der anderen Seite dann so

00:56:12: groß war. Individuell, ich rede ja jetzt nur von mir, aber was, was ich hier erlebt habe,

00:56:18: und das war für uns Lehrer natürlich auch toll, als sie kommen, ja. Und wir über überfachliche

00:56:24: Dinge uns ausgetauscht haben. Und wie macht ihr das und so? Und bei uns, damals konnte ich gar nicht

00:56:31: verstehen, dass in Münster, in der Studienbegleitung, alle Fächer, also die Studenten verschiedener

00:56:40: Fächer, zusammensitzen und Studienbegleitenden Deutschunterricht bekommen. Da ich sage, es geht

00:56:45: doch gar nicht. Ohne Fachsprach, nicht in der Grenzierung. Ihr müsst doch trennen zwischen den

00:56:48: Germanisten und zwischen den Medizinern und so. Da hat er zu mir gesagt, wir würden das natürlich

00:56:53: gern trennen, aber wir haben gar keine personellen Möglichkeiten, das zu trennen. Für mich

00:57:00: unvorstellbar, aber wenige Jahre später war mir klar, dass das hier genauso wird. Dass die

00:57:07: Studienbegleitung fachorientiert ist, das wurde hier auch dann sehr schnell aus Personalgründen

00:57:13: aufgegeben. Es war nicht zu finanzieren. Ja, Frau Kühn sagt, es war nicht zu finanzieren. Das ist,

00:57:18: glaube ich, generell ein großes Problem der DDR gewesen. Das ganze System, die Studienvorbereitung

00:57:26: ist ja sehr ausgeklügelt gewesen, sehr strukturiert, offensichtlich sehr erfolgreich, sehr beliebt.

00:57:31: Aber ja, fand dann eben auch ein Ende mit der Wiedervereinigung, weil es einfach auch andere

00:57:39: Faktoren gab, auf die dann geschaut wurde, nämlich zum Beispiel eben ökonomische. Lohnt sich das noch?

00:57:44: Und in der DDR selbst, hier eine Zahl gefunden hat das Herder Institut etwa 6 Millionen Mark der

00:57:52: DDR pro Jahr als Budget gehabt. Sie nennen es, das war eine große Summe. Es war also auch wirklich

00:57:59: ein Schwerpunkt der ausfertigen Kultur- und Bildungspolitik der DDR. Die haben da Ressourcen

00:58:05: und Geld reingegeben und offensichtlich etwas sehr Effizientes geschaffen, was aber so nicht

00:58:12: gehalten werden konnte. Ja, das alte Herder Institut ist mit der DDR untergegangen, daraus sind

00:58:18: aber neue Teilinstitutionen entstanden und darüber wollen wir uns näher austauschen und dazu

00:58:27: unterhalten in einer eigenen Episode. Ich freue mich schon sehr darauf. Ich mich auch und für

00:58:32: heute sage ich erstmal vielen Dank, Christine, dass du hier warst und dich mit eingebracht hast.

00:58:37: Hat mir sehr viel Spaß gemacht. Danke. Und dann bis zur nächsten Episode. Bis dahin. Bis dahin. Tschüss.

00:58:47: Die DDR und wir im DAAD. Ein Podcast des DAAD.

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