Auslandserfahrung: DDR. Das Ausländerstudium in der DDR | Staffel 1 Folge 3

Shownotes

🎙 Die DDR und wir im DAAD – Folge 3

Staffel 1: Hinter der Mauer die Welt

Wie erlebten ausländische Studierende die späte DDR – kurz vor dem Mauerfall? Alexander Haridi (DAAD) und die Studentin der Geschichtswissenschaft Marie B. berichten von politischen Umbrüchen, persönlichen Eindrücken und ideologischen Spannungen im Alltag internationaler Studierender.

🌍 Spannende Einblicke

• Gaststudierende aus Polen sahen die Ereignisse als demokratischen Fortschritt. • Andere, etwa aus Vietnam oder afrikanischen Ländern, erlebten Angst, Verunsicherung oder rassistisch motivierte Gewalt. • Dr. Karamba Diaby, später Bundestagsabgeordneter, erinnert: „Wenn Ihr das Volk seid, was ist dann mit uns, die nicht DDR-Bürger sind?“

📌 Themen dieser Episode

• Internationaler Austausch in der späten DDR • Auswirkungen der Montagsdemonstrationen und des Mauerfalls auf Studierende • Unterschiedliche Erfahrungen und Perspektiven aus aller Welt

🎧 Über das Projekt

Das Zeitzeugenprojekt „Die DDR und wir im DAAD“ dokumentiert über 90 Stunden Interviews mit ehemaligen und aktuellen Mitarbeitenden, DAAD-Alumnae/-Alumni und politischen Wegbegleitenden – emotional, kontrovers und informativ.

🖥️ Formate

Podcast 🎙 | Video-Serie 🎥 | Online-Archiv mit Zeitzeugeninterviews 📖

DAAD-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter haben das Projekt anlässlich des 100-jährigen DAAD-Jubiläums entwickelt und umgesetzt, unterstützt durch Studierende und Kommunikationsprofis aus Ost- und Westdeutschland.

🔗 Weitere Informationen:

🌐 Webseite: http://www.daad.de/ddrundwir

🎥 YouTube: https://www.youtube.com/channel/UC-wnTIo38qxMCUa1VOR6Q

📧 Kontakt: ddrundwir@daad.de

Transkript anzeigen

00:00:00: Die Motivation der Studenten war sehr groß.

00:00:04: Sie wussten eigentlich, dass dieses Studium, der Abschluss des Studiums für Sie die Chance ist,

00:00:13: ein gutes Leben eigentlich zu haben, eine gute Stellung zu bekommen.

00:00:16: Polnische Studenten waren ausgeklammert aus den Deutschen,

00:00:19: damit sie sich nicht anstecken mit unserer solidarischen Vorstellung.

00:00:23: Aber dann kam 1989 mit der Rinde.

00:00:27: Und da war eine riesige Enttäuschung für mich, für unsere Truppe.

00:00:33: Ich weiß nicht, ob Sie gehört haben, dass sie in Hojaswerder, die Skene jetzt,

00:00:38: die Musambikanische wollen, Musambikanische und vietnamesische Wohnheimen, ja?

00:00:43: Also in die Luft, die jagen wollten, die haben dort Monat oder Cocktail reingeschmissen.

00:00:47: Die DDR und wir im DAAD.

00:00:55: Eine Zeitzeugenbefragung, Folge 3, Auslandserfahrung DDR.

00:01:02: Hallo, ich bin Alexander Haridi vom DAAD und sitze hier nicht allein im Studio gegenüber von mir ist

00:01:08: Marie.

00:01:10: Hallo Marie.

00:01:11: Hallo Alex.

00:01:12: Schön, dass du heute dabei bist.

00:01:14: Marie, du bist Projektassistentin in diesem wunderbaren historischen,

00:01:21: geschichtswissenschaftlichen Projekt.

00:01:23: Du hast an vielen Stellen mitgewirkt, das unglaubliche Material mitverarbeitet, verschlagwortet.

00:01:30: Du hast Projektgruppen geführt und du hast auch selbst Interviews geführt, die hier eingegangen sind

00:01:37: und über die wir heute sprechen wollen.

00:01:41: Heute geht es ja noch einmal um die ausländischen Studierenden in der DDR.

00:01:47: Wir haben ja bereits mit Elke besprochen, wie die Faszination der DDR war,

00:01:54: aus welchen Motiven die Studierenden gekommen sind, was sie dann vorgefunden haben,

00:02:01: vor Ort, wie sie die Sprache gelernt haben.

00:02:04: Heute setzen wir da auf und schauen etwas weiter.

00:02:08: Wie ist denn dann das studentische Leben, wie international ist das?

00:02:12: Wie sind die Kontakte zur einheimischen Bevölkerung, zur anderen Studierenden?

00:02:18: Und tatsächlich wird dann auch kommen, wie spiegeln sich die politischen Veränderungen

00:02:25: in der Endzeit der DDR dann in dem studentischen Leben auch wieder?

00:02:32: Du bist selbst Studentin.

00:02:34: Marie, du hast einen Bachelor in Politikwissenschaft gemacht.

00:02:37: Und Geschichte.

00:02:38: Und den Geschichte.

00:02:39: Und jetzt planst du auch schon deinen Master?

00:02:42: Genau.

00:02:43: Und du hast auch Verbindung zum DAD und erzähl doch mal, wie wir beide zusammengekommen

00:02:51: sind und wie du zum ersten Mal von diesem Projekt mitbekommen hast.

00:02:54: Ja, gerne.

00:02:55: Also ich habe für ein halbes Jahr in der Außenstelle des DAD in Warschau gearbeitet.

00:03:01: Und genauer habe der verschiedene Aufgaben erfüllt, unter anderem Öffentlichkeitsarbeit,

00:03:08: alles was man dann als junger Mensch so machen darf, Social Media, Instagram, Facebook.

00:03:14: Und dann eines Tages hattest du meine Kollegen angerufen, die mir gegenüber im Büro saß

00:03:21: und hast drum gebeten, um Kontakte zu ausländischen, zu polnischen DAD-Alumni.

00:03:28: Und hast eben dein Projekt erklärt und da habe ich zugehört und habe eben meine eigenen

00:03:37: Interessen da auch wiedergefunden, weil ich mich in meinem Bachelorstudium auch schon

00:03:42: mit der deutsch-polnischen Verflechtungsgeschichte, mit der polnischen Transformationsgeschichte

00:03:46: beschäftigt habe.

00:03:47: Und ja, habt ihr dann aufdringlicherweise eine E-Mail geschrieben und dich gefragt, ob

00:03:53: du noch Unterstützung benötigst?

00:03:54: Ja und DAD, die habe ich benötigt.

00:03:57: Von Polen hatte ich ziemlich wenig Ahnung, ich war selbst einmal in Polen vorher gewesen,

00:04:05: aber im Laufe der Recherchen zu diesem Projekt habe ich gesehen, dass die polnische Perspektive

00:04:11: auf die DDR ja besonders interessant ist.

00:04:14: Warum kannst du gleich noch viel besser erzählen als ich, aber ich wollte unbedingt Kontakte

00:04:24: haben nach Polen und so ein bisschen typisch für das Projekt ist ja, wie wir da vorgegangen

00:04:29: sind.

00:04:30: Wie hast du denn dann Gesprächspartner identifizieren können?

00:04:33: Ja, ich habe tatsächlich erst mal die Alumni-Datenbank einfach eine riesengroße Excel-Tabelle

00:04:42: durchgesehen, wer vom Alter her überhaupt in Frage kommt, habe so ein bisschen nach

00:04:46: den Geburtsdaten geschaut und dann wirklich an alle Menschen, die in Frage kommen könnten,

00:04:55: das waren über 100 Kontakte E-Mails geschrieben mit unserem Anliegen und wurde dann erst mal

00:05:02: überhaupt drin stand, haben sie in der DDR studiert und wenn ja, könnten sie sich vorstellen

00:05:07: mitzuarbeiten und da kam kein allzu großer Rücklauf und von denen, die geantwortet haben,

00:05:15: hatten eben nicht alle auch eine Vergangenheit in der DDR und am Ende sind da drei Kontakte

00:05:23: zusammengekommen.

00:05:24: Genau, und dann bin ich tatsächlich dann nach Warschau gekommen und wir sind zusammen hingefahren,

00:05:30: wir hatten einen Kontakt in Warschau.

00:05:32: Genau, wir waren in Poznan, hatten ein Gespräch und dann BitGhost, hatten wir auch ein Gespräch.

00:05:36: Ich habe lange geübt, um das immer noch falsch auszusprechen, aber es klingt schon viel besser

00:05:42: als damals.

00:05:43: Ja, diese polnischen Urtöne, die sind heute auch dabei bei uns, aber nicht nur, denn wir

00:05:51: haben natürlich unsere Leute aus Kuba, aus Mozambik und anderen Ländern, die wir schon

00:06:00: gehört haben.

00:06:01: Wir sind natürlich jetzt auch wieder dabei, ihre Geschichte in der DDR geht weiter und

00:06:07: wir kommen jetzt mal in die Situation eines internationalen Studierenden, der in ein fremdes

00:06:14: Land kommt, zum Studium, die Situation kennen wir beide, du kennst sie auch, du warst in

00:06:20: Polen, ausländische Studentin, richtig, wie ist es dir ergangen dort als Ausländerin?

00:06:27: Ziemlich gut eigentlich, also ich habe mich sehr wohl gefühlt, habe auch relativ leicht

00:06:33: andere Studierende, polnische Studierende kennengelernt, auch Leute, die wirklich aus

00:06:39: Warschau kommen, aber Erasmus wäre nicht Erasmus, wenn man nicht auch Studierende aller möglicher

00:06:48: anderen Nationalitäten kennenlernen würde, also ich habe in der WG gelebt mit einer

00:06:54: Italienerin, mit einem Niederländer und einem Türken, also hatte ich irgendwie ein breites

00:07:02: Spektrum an Nationalitäten in meinem Freundes- und Bekanntenkreis.

00:07:06: Ja, und das ausländische Student in der DDR konnte man nicht in die Erasmus-WG ziehen,

00:07:14: die Strukturen waren anders, aber es gab da auch eine ganz spannende Form anzukommen

00:07:21: und mit anderen Studierenden, mit Deutschen und mit anderen ausländischen Studierenden

00:07:24: zusammenzukommen, nämlich zusammenzuarbeiten im Ernteinsatz.

00:07:29: Ja, als ich nach Rostow ankam, dann es gibt so genannte Ernteinsatz, man sollte es zwei

00:07:38: Wochen lang auf dem Land bei landwirtschaftlichen Betriebe arbeiten, wie war dann in Marlow,

00:07:47: da war es nicht weit weg von hier, ich schätze mal vielleicht eine Stunde, und da waren

00:07:54: ich zwei Wochen Kartoffeln sammeln, wirklicherweise um Attraktoren fahren und ja, und das zwei

00:08:02: Wochen, dann kam man wieder zurück, dann ging ich mit dem Studium los.

00:08:05: War das interessant für Sie?

00:08:07: Das war interessant, zumindest die Kollegen kennenzulernen abends, also Studienkollegen,

00:08:12: und man hat auch festgestellt, einige Kollegen, dass sie auch wirklich nicht vor dem Wildanum

00:08:20: hatten, wobei ich zum Beispiel Frage bekommen habe, dass ein Kollege, mein Studienkollege

00:08:29: mich gefragt hat, ob bei uns Mond gibt oder Sterne abends oder in der Nacht, und dann

00:08:36: kann man ja noch, ob die Kühe bei uns gibt, ich habe gesagt, ja, geben Sie auch Milch,

00:08:42: dann haben wir einen Nein, dann musste ich dort mal, der Kollege war schon ein bisschen

00:08:49: interessant.

00:08:50: Beim Studium war der sogenannte ernste Einsatz, das war praktisch die Aufwärmungsphase der

00:08:56: Semester, wenn die Semester angefangen hat, dann alle Studenten müssen dann zur ernste

00:09:01: Einsatz, war ja auch in Kartoffeln, nicht Kartoffeln, sondern wir waren bei Apfel, Apfel ernten

00:09:06: bei Halle, war da so eine landwirtschaftliche LPG, landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften,

00:09:12: meine lieblingsdeutsche Begriff damals, da sind wir dann für LPG gegangen, dann waren wir

00:09:18: eingesetzt bei Ernte-Einsatz, aber nicht nur im Sommer gab es auch Möglichkeit, Studenten

00:09:24: Sommer zu machen, das heißt für Tätigkeiten in Betriebe und unterschiedliche Orte, dass

00:09:30: man dann sich freiwillig einträgt, und dann habe ich das auch so was auch gemacht, während

00:09:36: des Studiums, das erste Jahr habe ich gemacht, das Teilnehmer, das zweite Jahr wurde ich

00:09:41: sofort als Brigadeleiter ernannt, ja, ich durfte dann koordinieren, den Einsatz von internationaler

00:09:50: Studierende von DDR, aber auch die vom Ausland extra im Sommer zu uns gekommen sind, um hier

00:09:57: zu arbeiten im Sommer, das war ja in der Vereinbarung, in der Hälfte von RGW, Rad für gegenseitige

00:10:03: Hilfe, das ist RGW, diese Wirtschaftsgemeinschaft des sozialistischen Länder, und da waren

00:10:12: dann Leute aus der Wettunion, aus Tjakosrwaka, aus Polen, Studenten, die im Sommer zu uns

00:10:17: gekommen sind, drei Wochen zu arbeiten, die waren dann Brigadeleiter, sowohl für unsere

00:10:23: Studenten hier, als auch Studenten, die gekommen sind in einer Gruppe, aber die dann betreut,

00:10:28: ja, und das war auch eine schöne Zeit, aber viel Erfahrung auch gesammelt.

00:10:33: Ja, das gemeinsame Arbeiten war eine gute Form, ja, anzukommen.

00:10:38: Man schwitzt zusammen.

00:10:40: Man schwitzt zusammen, das schweißt zusammen, man lernt das Land kennen, hat viele Vorteile

00:10:46: und es klingt eigentlich so, als dass man das eine sehr gute Erinnerung auch behalten

00:10:51: hat, und das war eine Form, wo Deutsche und internationale Studierende und auch Arbeiter

00:11:02: wie der Dr. Diabi berichtet zusammengekommen sind.

00:11:07: Wir haben in unseren Interviews aber auch erfahren, dass die Studierenden in nationalen

00:11:13: Gruppen unter sich geblieben sind, auch nichts, glaube ich, was wir nicht kennen von heute,

00:11:20: ne?

00:11:21: Wie erlebst du das?

00:11:23: Hast du so nationale Gruppen auch erlebt, im Ausland oder in Deutschland?

00:11:27: Ja, ich glaube, es liegt immer nah, wenn man im Ausland ist, sich mit Leuten zu umgeben,

00:11:32: die die eigene Muttersprache sprechen, und das erfordert ja oft große Überwindungen,

00:11:38: irgendwie über die Sprachbarriere, dann auch noch den persönlichen Kontakt zu Leuten, ja,

00:11:45: die weiß ich nicht, erst mal was anderes studieren, dann noch eine andere Sprache sprechen herzustellen.

00:11:51: Deswegen wundert es mich nicht, dass das in der DDR anders war.

00:11:57: Und wie das genau war, das hat uns Janusz Korniewicz, unser Gesprächspartner in Warschau

00:12:05: erklärt, der war zum Vollstudium in die DDR gekommen, wir haben gestern von ihm schon

00:12:12: gehört, und der berichtet, wie das unter in seiner polnischen Studie in einem Gruppe

00:12:18: in Dresden war.

00:12:19: Ja, muss ich sagen, wir hatten gemeinsam die meisten Übungen, volle Sungen, zusammen

00:12:29: mit den deutschen Freunden, nur auf dem ersten Studienjahr, war unsere Gruppe polnische Studenten

00:12:35: aus der Philosophie ausgegliedert, wir hatten separate Übungen, aber das vielleicht was

00:12:41: für uns so ein bisschen charakteristisch war, dass die polnische Studenten haben sich als

00:12:46: eine Gruppe zusammengehalten, und das war ziemlich geschlossene Gruppe, über mehrere Studienjahrgänge,

00:12:54: dass wir mehr in diesen Kreisen uns bewegt haben, hatten natürlich Kontakte, aber der

00:13:01: Schwerpunkt lag bei den polnischen Freunden, jeder Student hat am Anfang ein deutsche Berater

00:13:08: bekommen.

00:13:09: Das waren auch Studenten wie wir nach dem ersten Jahr, der Unterschied war nur, dass wir sind

00:13:15: zum Studium direkt nach der Abitur gegangen, deutsche Studenten mussten zuerst in die Arme

00:13:21: gehen.

00:13:22: Ja.

00:13:23: Sie waren schon nach der Arme, das heißt wir hatten einen Vorteil, weil wir waren mit

00:13:29: dem Wissen aufgestockt, um Aufnahmeprifungen zu machen und Abitur, und die hatten ein Jahr

00:13:35: oder wenn wir Pause, da für die Mathematik, Physik und solche Fälle, da hatten wir entscheidende

00:13:43: Vorteile sofort.

00:13:44: Janusz berichtet, dass die polnischen Studierenden einerseits schon zusammen hingen, dann aber

00:13:52: auch Kontakte hatten zu den Deutschen und teilweise waren die ihnen auch zugeteilt quasi,

00:13:58: das war so vorgesehen.

00:13:59: Ja, das kenne ich tatsächlich auch aus dem Studium, dass es Programme gibt, dass Erasmus-Studierende

00:14:05: von Studierenden an der Gastuniversität quasi betreut werden, nur dass es eben in der Regel

00:14:12: auf Initiative der Studierenden selber passiert und nicht von oben in Anführungszeichen.

00:14:17: Das nennt man dann Buddies, nicht?

00:14:19: Ja, Stadi Buddies.

00:14:20: Stadi Buddies, ja.

00:14:21: Von oben war es aber jedenfalls gewünscht, dass die Ausländischen sich mit den deutschen

00:14:30: Studierenden vermischen und erinnern daran tut sich auch Annette Kühn, die damals selbst

00:14:41: mit Ausländerin zusammen im Wohnheim gelebt hat.

00:14:46: Ich hab auch im Wohnheim, also nicht nur ich, aber es war ja verordnet eigentlich, im Wohnheim

00:14:54: mit ausländischen Studenten zusammen zu wohnen.

00:14:57: Das war nicht immer konfliktfrei, aber es war gewünscht, es war verordnet.

00:15:02: Ich habe drei Jahre lang mit einem russischen und einem ukrainischen Studentin in einem

00:15:07: Dreibettzimmer gewohnt.

00:15:08: Heute ist das etwas ungewöhnlich, aber wir hatten ein Dreibettzimmer, das war schon besser

00:15:13: als Vierbett.

00:15:14: In dieser Zeit und auch im Wohnheim, es waren so viele ausländische Studenten da, sind so

00:15:23: viele Kontakte entstanden und man hat eigentlich die Welt ein bisschen reingeholt.

00:15:27: Das war mir schon sehr wichtig und später, als ich dann im Auftrag von Interdraft ziemlich

00:15:35: viel in der Welt unterwegs war, habe ich sehr oft Leute auch wieder getroffen, auch die

00:15:40: dann Germanisten, die hier ausgebildet waren, die dann in entsprechenden Funktionen auch

00:15:45: waren, auf internationalen Deutschlehrertagungen und da ging es auch ums Wohnheim, weißt du

00:15:50: noch im 18.

00:15:51: Oktober, wir haben das und das gemacht, ja ja, das war schon prägend.

00:15:55: Ja, wir haben ja jetzt vor allem die Perspektive von Studierenden gehört, was glaube ich auch

00:16:02: interessant ist, wie es zum Beispiel Frau Koester erging, die ja eine Promotion an der HU Berlin

00:16:08: gemacht hat und ich finde es ganz spannend, was sie über ihre Kontakte zu DDR-Bürger*innen

00:16:14: erzählt.

00:16:15: Ich wusste nicht, wo ich wohnen würde, aber das war kein Problem.

00:16:20: Meine Kollegen haben mir Weihnachten und also wenn es Weihnachten war oder Ostern oder

00:16:27: sowas oder zum Pilz sammeln, sie haben mich immer, also Wochenende hatte ich keine Langeweile,

00:16:33: ich hatte entweder was zu tun oder ich würde ein Geladen zu der Familie, also ich kann

00:16:41: mich von meinen Kollegen und die Leute da nicht beschwerden, sie haben sich wirklich,

00:16:47: nicht nur mich, wir waren zu dritt eigentlich, drei Doktorandinnen aus derselben Fakultät,

00:16:54: mit uns allen drei.

00:16:55: Wir haben unsere Perspektive geweihtet, also von den Lebensumständen der Studierenden

00:17:01: sind wir ja bis zu den Forschen angekommen und haben gesehen, ja da gibt es sicherlich

00:17:05: Unterschiede und das wäre ja auch heute so, liegt in der Natur der Sache.

00:17:10: Was ich glaube, alle betonen ist, dass es doch eine Menge zu tun gab, offensichtlich

00:17:20: war das Studium gut getaktet und auch nicht einfach zu bewältigen.

00:17:30: Ja das ist auch mein Eindruck, ganz im Gegensatz zu dem Erasmus Studium heute, was für viele

00:17:34: irgendwie die entspannteste Zeit im ganzen Studienverlauf ist, aber deswegen bin ich

00:17:40: ganz gespannt mal in den O-Tonen von Herrn Gebisser rein zu hören.

00:17:45: Das ist kompakt damals also nicht wie heute, dass sich Studenten anfangen und dann nach

00:17:50: fünf Jahren, sechs Jahren noch nicht fertig ist, es ging eigentlich vier und halb Jahre.

00:17:55: Denn ich habe nun mal dieses Schreiben und dann sonst, das ist ja ein Lobschreiben von

00:18:02: der Dekan oder Direktor, was ich damals nicht, dass ich ein guter Student und guter Vorbild

00:18:13: war im Studium und wir hatten auch mal sogenannte Leistungssicht-Pendium, in der der AR war

00:18:23: unsere Stimendium 320, glaube ich, DDR-Mark, nach dem ersten Semester hatte ich diese sogenannte

00:18:38: Leistungssicht-Pendium von 150 Mark pro Monat mehr, das geht nach Leistung ergelblich.

00:18:45: Ein Jahr lang?

00:18:46: Ja, dann ging es auf, ich hatte mehrere Jahre, wenn man bis als 1,5 Gesamternote hat, man

00:18:53: hat diese 150, wenn man dann noch zusätzlich bekommt, und wenn man ich glaube 1,7 oder zumindest

00:19:05: besser als 2 hatte, man hatte 100 Mark mehr bekommen, ich hatte schon ein paar Jahre diese

00:19:12: Leistungssicht-Pendium bekommen.

00:19:15: 320 hat auch eigentlich gereicht, wir hatten von Wohnham 10 Mark bezahlt, in der Mensa

00:19:22: für 70 Cent gegessen und das war eigentlich schon ausreichend.

00:19:27: Die Wohnhame, die ich damals drin gewohnt habe, heute kostet 300 Euro, wir hatten zwar

00:19:32: gemeinsame Dusche unter dem Keller, gemeinsame Küche, gemeinsame Wascheräume, vom Wohntag

00:19:41: bis Freitag das Unterricht, man wohnende hat man frei, eh man wohnt wahrscheinlich einmal

00:19:47: wieder Freitag zusammenstachsen. Für mich war eigentlich so eine schöne Zeit und bei uns

00:19:54: war es schon ein bisschen anstrengend, weil wir immer Hausaufgaben hatten, also die Agrarleute

00:19:59: ging es zur Vorlesung, abends haben sie keine Hausaufgabe, aber wir hatten wirklich ständig

00:20:04: Hausaufgaben und von verschiedenen Fächern, aber es hat sich auch gelohnt letztendlich,

00:20:10: wir haben was gelernt.

00:20:11: Ja, das Studium war wohl gut strukturiert und anstrengend, aber führte auch zum Erfolg.

00:20:20: Ja, klingt ganz so.

00:20:22: Das klingt ganz gut und das ist was, was wir von allen gehört haben, kann ich sagen mit

00:20:28: dem wir gesprochen haben, liegt natürlich auch ein bisschen an unserer Auswahl, denn

00:20:33: wir haben natürlich den Natur gemäß mit denen gesprochen, die ihr Studium auch zu Ende geführt

00:20:39: haben, weil wir zu denen Kontakt bekommen haben und weil die auch gerne über ihre Geschichte

00:20:44: sprechen wollten.

00:20:45: Ja, richtig, ist ja mein Faktor.

00:20:47: Und das haben wir glaube ich ja bei allen Fragen, wir sprechen oft darüber, wo eigentlich

00:20:51: die blinden Stellen sind in unserem Projekt und merken natürlich uns das bewusst, dass

00:20:57: wir eine Auswahl, eine ganz bestimmte Auswahl in der Selektion haben. Das kommt unter Bedingungen,

00:21:05: das liegt irgendwie an diesen Projektbedingungen, man kann nicht mit allen Menschen sprechen,

00:21:11: die man gerne kontaktieren würde. Findest du, dass das irgendwas am Projekt schmälert?

00:21:19: Es ist kein wissenschaftliches Projekt und von daher würde ich sagen nein. Es findet

00:21:25: immer eine Selektion statt und also ich habe den Eindruck, du bist ein bisschen nach dem

00:21:31: Schneeballsystem vorgegangen, hast irgendwie einen Kontakt gehabt, hast Hinweise bekommen

00:21:36: für den Nächsten und das sind eben oft auch Personen, die sich nahestehen, die dem DAD

00:21:41: nahestehen und wir arbeiten mit dem, was wir haben. Und solange wir das transparent machen,

00:21:48: ist das glaube ich in Ordnung.

00:21:49: Ich meine, du machst mit, du machst begeistert mit und du hast Spaß daran. Das merke ich,

00:21:54: du bist aber auch, du bist Wissenschaftlerin und du guckst kritisch auch auf die Dinge.

00:22:00: Hast du das Gefühl, dass wir irgendeine Form von Wahrheit hier hervorbringen?

00:22:05: Ich glaube, wir bringen vor allem Perspektiven ans Licht, die bisher vielleicht noch nicht

00:22:10: allzu oft beleuchtet wurden. Gerade wenn ich mir das fällt, ausländische Studierende

00:22:16: in der DDR anschaue, dazu gibt es meines Erachtens einfach noch nicht sonderlich viel, gerade

00:22:21: auch in der Oral History und in dem Sinne glaube ich, dass das schon ein wichtiger Beitrag

00:22:27: auch ist. Ja, das denke ich auch. Wir merken ja, dass wir hier quasi Menschen zum Sprechen

00:22:36: bringen und Quellen eröffnen, die wir hier im Podcast ja nur in Ausschnitten zeigen können,

00:22:43: die wir aber in dem Archiv, das wir aufbauen wollen, in dem die gesamten Interviews, als

00:22:50: biografische Interviews, angeboten werden, die diese Form der Darstellung komplettieren

00:22:56: werden und dann wird die Sache rund und dann können sich die Nutzerinnen und Nutzer selbst

00:23:04: ein Urteil bilden und selbst auf die Quellen zugreifen. Wir gehen mal zurück zu unseren

00:23:13: Studierenden und es gab natürlich auch eine studentische Community und ein Studentenleben

00:23:21: und darüber wollen wir gerne ein bisschen mehr hören. Wir hatten einen internationalen

00:23:26: Studentenklub, die wir betrieben haben. Meine Freunde haben Musik gemacht, Einlass gemacht,

00:23:34: das war ganz schön, waren mehrere Diskos mit unseren Stipendien, das war für uns alles

00:23:40: erreichbar, genauso das Essen in den Restaurants waren nicht so teuer, das konnte man sich noch

00:23:48: in einigen Fällen leisten. Ja, wir haben einen Stipendium bekommen von polnischen Konsulat,

00:23:53: das hat ausgereicht, wir haben den Studenten von Chain bezahlt, aber das waren wirklich

00:23:59: nicht große Summen, genauso das Essen in Mensa, das war auch nicht irgendwie, das wirklich

00:24:07: muss ich sagen, von der soziale Seite waren wir abgesichert. Woher kam ihre Community

00:24:12: tun in der Klasse aus welchen Ländern? Die sind unterschiedlich eigentlich, ich erinnere

00:24:17: mich schon mal aus Lebanon, aus Jemen, aus Äthiopien natürlich. Ja, also ich habe das auch im Studium

00:24:27: gesehen, also schon beim Deutschstudium habe ich diese Unterschiede gesehen, es war recht

00:24:38: klar, einige, ich hatte Kollegen aus Afghanistan beispielsweise und die hatten, die waren noch

00:24:47: nicht vorbereitet für das Studium, aus Vietnam war das anders beispielsweise, die waren sehr,

00:24:55: sehr fit, die hatten nicht nur fleißig, sondern die hatten auch ganz gute Grundlagen, es war

00:25:04: also sehr unterschiedlich. Also es ging wohl ziemlich ja international zu in den studentischen

00:25:09: Gemeinschaften, die Voraussetzungen waren verschieden in den Herkunftsländern und deshalb

00:25:19: auch die, ja, die Startbedingungen und die Erfolgsbedingungen natürlich auch. Ja, also fand ich

00:25:28: erstaunlich auch, als ich mir andere Interviews angehört habe, die du mit weiteren vietnamesischen

00:25:33: Alumni geführt hast, dass teilweise Leute schon mit einem C1-Niveau nach Deutschland gekommen

00:25:40: sind und innerhalb eines Jahres dieses Niveau erreicht haben in ihrem Heimatland, also

00:25:46: wie groß die Motivation da gewesen sein muss, finde ich wirklich erstaunlich. Und um so

00:25:51: erstaunlicher ist aber, dass es in dieser Studienstruktur eben wohl ja fast alle Studierenden

00:25:59: zum Erfolg geführt worden sind. Wir kamen die genauen Zahlen nicht dazu, deshalb muss

00:26:04: ich ein bisschen vorsichtig sein, aber ich habe an verschiedenen Stellen nachgefragt

00:26:10: und immer wieder gehört, es war Straf, es war, die Betreuung war gut und die Erfolgsquote

00:26:16: war ziemlich hoch, jedenfalls sehr viel höher als sie heutzutage ist. Wir wissen ja, dass

00:26:23: an deutschen Hochschulen die Dropoutrate ziemlich hoch ist bei den deutschen Studierenden und

00:26:29: bei den internationalen noch höher, weil die natürlich noch mit mehr Schwierigkeiten zu

00:26:35: kämpfen haben. Ja, hat sicherlich auch damit zu tun, dass viele einfach Angst hatten,

00:26:40: dass sie wieder zurückgeschickt werden in ihre Heimatländer und teilweise Kriegarmut

00:26:44: entflohnt sind und dann einfach glücklich waren, in einem friedlichen Staat zu leben. Ja, also

00:26:51: die Motivation war hoch und der Anreiz war hoch und das schildert uns auch noch einmal

00:26:59: Frau Kühn, die im Herderinstitut gearbeitet hat und aus der Perspektive einer Betreuerin

00:27:07: auch sprechen kann. Die Motivation der Studenten war sehr groß. Sie wussten eigentlich, dass

00:27:18: dieses Studium, der Abschluss des Studiums, für sie die Chance ist, ein gutes Leben eigentlich

00:27:24: zu haben, eine gute Stellung zu bekommen. Das hat sich ja später dann auch ein bisschen

00:27:27: verändert. Aber sie waren wirklich motiviert, motiviert das Studium zu beenden, den Abschluss

00:27:38: zu kriegen und damit auch wirklich weiterzugehen, sag ich jetzt mal. Und das auch trotz ideologischer

00:27:47: Beeinflussung, die es natürlich auch gab, klar gab es, jede Ländergruppe hatte mehr

00:27:51: oder weniger einen Aufpasser, der auch Druck ausgeübt hat. Meistens waren das Studenten

00:27:57: älterer Semester, also ich habe jetzt nur die Erinnerungen, die entweder WK, wissenschaftlichen

00:28:06: Kommunismus studiert haben, politische Ökonomie, also so aus dieser Richtung, die dann für

00:28:13: die Studenten in der Ländergruppe die Aufpasser waren. Und das war auch nicht so ganz ohne,

00:28:17: muss ich sagen. Dass die Freiheit in der DDR ihre Beschränkungen hatte, vermuten wir sehr

00:28:24: stark und das wissen wir. Und das wollen wir gerne noch genauer wissen, wo sie eigentlich

00:28:32: genau drin bestanden haben. Kontrolle kamen von zwei Seiten, von den entsendenden Staaten,

00:28:41: das hat Frau Kühn erwähnt, es gibt andere Berichte dazu, sozusagen eine Art Selbstkontrolle

00:28:46: der Studentengruppen, aber es gab natürlich auch Kontrolle und Aufsicht durch die DDR selbst.

00:28:55: Janusz Koniewicz hat ja in einer Aussage vorher schon erwähnt, dass den polnischen Studierenden

00:29:02: auch deutsche Berater zur Seite standen, die sicherlich auch ihre Aufpasserfunktion hatten,

00:29:11: wie Frau Kühn das gerade auch erwähnt hat. Und Janusz Koniewicz, der erzählt noch andere

00:29:17: interessante Sachen in dem Zusammenhang, nämlich welche ideologische Komponente auch

00:29:23: die universitäre Lehre in seinem Studium hatte. Und besonders spannend finde ich, dass

00:29:28: er einen sehr technischen Studiengang studiert hat. Weißt du noch welchen?

00:29:33: Schien in Fahrzeugbau. Ich glaube auch. Was das? Und gerade vor dem Hintergrund finde ich

00:29:40: spannend, dass die ideologische Komponente auch dort so eine große Rolle gespielt hat.

00:29:47: Ja, die polnischen Studierenden wurden wahrscheinlich nochmal besonders kritisch betrachtet. Wenn

00:29:55: wir uns mal zurückversetzen, jetzt wir sind hier in den 80er Jahren mit Janusz, die Wendezeit

00:30:02: ist noch nicht eingeläutet. Was war denn in Polen passiert in den 80ern?

00:30:08: Ja, in Polen hat sich ja schon die große Gewerkschaftsbewegung Solidarnosch Anfang der 80er Jahre

00:30:14: gebildet, die dann tatsächlich 88, 89 auch zu großen Streiks aufrief, die dann letzten

00:30:22: Endes auch zum Zerfall des kommunistischen Systems in Polen führte. Und in dem Sinne

00:30:28: war die Volksrepublik Polen, der deutschen demokratischen Republik schon etwas voraus.

00:30:35: Und dementsprechend hatten die polnischen Alumni, die wir gemeinsam interviewt haben,

00:30:41: natürlich auch eine ganz andere Perspektive auf das politische Geschehen in der DDR.

00:30:45: Und so kann man sich vorstellen, dass sie ja von DDR Sicherheitsseite auch besonders im

00:30:52: Fokus waren. Ja, richtig. Also ich glaube, wir haben dazu

00:30:55: kein offizielles Statement, aber man kann das sicher annehmen.

00:30:58: Ich habe mich zu Wort gemeldet und gesagt, mein lieber Herr, aber ich verstehe etwas

00:31:03: nicht. Wieso reden Sie so gut von Russland und so schlecht von Deutschland, wenn 39 genau

00:31:08: so deutsche Virus haben Polen überfallen, im gleichen Monat. Und darauf hat er gesagt,

00:31:16: das stimmt nicht, so was kennt die sozialistische Geschichte nicht.

00:31:20: Ich habe gesagt, das tut mir leid, aber das habe ich im Gymnasium in der Geschichte Unterricht

00:31:25: gelernt. Jetzt kann ich nicht nachvollziehen, wieso das kennt die sozialistische Lehre nicht.

00:31:30: Und darauf ist ein Student aus der DDR aufverstanden und hat gesagt, ja Moment, meine Großmutter

00:31:37: hat mir eine Zeitung aus 39 gezeigt und das stand genauso, Polen wurden von Russen besetzt.

00:31:44: Also ich habe das gesehen. Was sagen Sie dazu? Und da hat er gesagt, nein, nein, das stimmt

00:31:49: alles nicht, das haben Sie was falsch verstanden. Ich war ausgeklammert aus der Übungen bis Ende

00:31:56: des Jahres und dann hat er mir gesagt, Sie müssen mir zu Professor gehen und fragen, ob

00:32:04: er Sie überhaupt zu der Endprüfung zulässt. Es waren drei Hauptprüfungen, einer war

00:32:10: Marxismusklinik. Wenn ich das nicht bestanden habe, kann ich vergessen, kann ich mein Studium

00:32:16: vergehen. Auch dein Fachstudium kann vergessen. Ja, kann ich sofort nach Warsaw Zurich, ja.

00:32:22: Bin ich zu dem Professor gegangen am Ende des Jahres und er hat gesagt, ja wissen Sie,

00:32:32: wir machen es so. Sie vorbereiten sich, kommen zur Kommission, Kommission Prüfung und dann

00:32:40: sage ich Ihnen, was wir mit Ihnen machen. Ja, ich habe ein Buch von polnischer Professor

00:32:48: auf diesem Gebiet aus Karlange gelesen, habe ich ein bisschen so verstanden und habe ich

00:32:53: dann diese volle Sungen gelesen, diese Unterlagen, habe ich gesagt gut. Was ich sage, dass ich

00:32:59: sowieso nicht begreifen werde. Bin ich zu der Prüfung gegangen und auf dem Tisch lagen

00:33:04: so die Fragen in einzelnen Streifen. Ich musste mir auswählen. Habe ich einen ausgewohnt,

00:33:10: gewählt, gezeigt und so eine Mine gemacht, dass er sofort gemerkt hat. Ich habe gesagt,

00:33:18: ja wissen Sie, das ist spezifisch Deutsch auf unsere Verhältnisse. Nehmen Sie sich ein

00:33:23: anderes Wett für Siebmer richtig sein, ja. Und dann habe ich gewählt einen Tessen zu, glaube ich,

00:33:32: welchen Tessen hat Mars im Gotthard-Programm publiziert und was daraus resultiert oder

00:33:40: irgendwie so, ja. Das geht schon Richtung das, was ich kenne auf der Ökonomie und

00:33:47: Maxismus-Lesis aus Polen. Deswegen habe ich so ein bisschen geredet, was ich von dem Gebiet

00:33:52: generell verstehe und der hat so mich angeschaut und gesagt, wissen Sie, wir machen das so. Ich würde

00:33:59: Ihnen eine eins geben, aber das kann ich nicht tun, weil Sie die volle Sungen und Übungen nicht besucht

00:34:07: haben, das wäre nicht schwer gegenüber Ihren deutschen Kollegen. Deswegen, ich gebe Ihnen eine

00:34:14: zwei, aber wenn Sie diese Studie absolvieren, dann müssen Sie mich unbedingt besuchen. Einmal

00:34:24: hatte ich irgendwelche Probleme mit einer Prüfung oder so. Da war ich eingeladen zu dem

00:34:32: Studienberater, jeder Seminargruppe hatte ein Studienberater eingeladen. Ich habe da was erzählt,

00:34:40: wie so nicht und der hat darauf als Antwort mir eine Liste rausgezogen und gezeigt, Moment, in der letzten

00:34:48: zwei Wochen um diese Zeit waren sie dort, dort, dort und dort. Hat mir Stunden nach der Stunde erzählt,

00:34:54: was ich gemacht habe. Ich war sprachlos durch die nächsten zwei Wochen. Das habe ich nicht gedacht

00:35:01: und das habe ich nicht erwartet. Also danach, danach, nach den Jahren habe ich nur erfahren,

00:35:10: dass, glaube ich, in Polen war ein Geheimdienst mit Arbeiter auf 1500 Leute, in Russland auf 600

00:35:21: Leute und in der DDR einer auf 80 Leute. Ja, also das zeigt schon der Ausmaß der Kontrolle. Das erste

00:35:31: Studienjahr war, das war Philosophie, zweiter, das war sozialistische Ökonomie und drittens, das war

00:35:38: Marxismus, Leninismus. In Dresden. Erste Studienjahr Philosophie. Polnische Studenten waren ausgeklammert

00:35:46: aus den Deutschen, damit sie sich nicht anstecken mit unsere Solidarnoßvorstellungen. Wir waren

00:35:51: ganzes Jahr separate Übungen und Vollesungen. Geschichte und Weltanschauung. Weltanschauung,

00:36:00: das war Philosophie. Wir waren ausgeklammert zu sieben. Wir waren sieben auf den ersten Studienjahr

00:36:06: aus Polen. Wir hatten andere Vorstellungen. Ich glaube, den war das bewusst. Wir wollten sie nicht

00:36:12: irgendwie in eine unangenehme Situation reinzuwickeln. Wir meinen...

00:36:18: Wir meinten, es ist besser, lieber das Thema zu lassen.

00:36:22: Ich glaube, den ist schon gewusst, in welche Richtung wir kommen.

00:36:28: Schon, dass wir zur Messe gegangen sind, war schon, glaube ich, eindeutig.

00:36:33: Ein Zeichen für den, das wusste man zum Teil.

00:36:37: Na, aus diesem Bericht ist jetzt die DDR als Überwachungsstaate

00:36:41: ganz deutlich, ganz deutlich zu erkennen.

00:36:44: Das ist ja wirklich schon Kontrolle, Bespitzelung.

00:36:47: Und ja, starker politischer Druck, der da ausgeübt wird.

00:36:51: Und ich finde es auch bemerkenswert, wie klar der Janosch das formuliert.

00:36:56: Und offensichtlich damals als Student auch schon, wie klar er die Dinge gesehen hat.

00:37:00: Und auch gegengehalten hat.

00:37:02: Ja, sehr bemerkend.

00:37:04: So weit es möglich war, ohne seinen

00:37:07: Studienziel zu gefährden.

00:37:10: Also da ist ein Schuss Pragmatismus drin, aber auch

00:37:13: weltanschauliche Klarheit, wie man vielleicht gesagt hätte.

00:37:17: Ich bin wirklich besonders dankbar, dass wir die polnischen Perspektiven hier dabei haben.

00:37:22: Und die führen uns jetzt sogar zu den Montagsdemos.

00:37:27: Und ich glaube, diese klare Haltung, die zeigt sich auch dort bei unseren anderen

00:37:33: beiden polnischen Alumni, die wir interviewt haben,

00:37:37: die nicht wie Janusz Koniewicz ein Vollzeitstudium in der DDR absolviert haben,

00:37:42: sondern die ein sogenanntes Teilstudium in Halle an der Saale gemacht haben.

00:37:46: Was war ein Teilstudium?

00:37:49: Das war wie so eine Art Austauschsemester, dass man eben für ein, ich glaube, zwei

00:37:54: Semester war auch möglich, dass man nur für diesen kleineren Zeitraum in die DDR

00:37:59: gegangen ist, um dort, im Falle von Elspirta Novikiewicz und Matje Matskiiewicz,

00:38:06: um dort ihre Deutschkenntnisse zu verbessern.

00:38:09: Die beiden haben nämlich Germanistik an der Universität in Poznan studiert.

00:38:14: Und ja, integraler Teil des Germanistikstudiums war eben auch ein Austausch in die DDR.

00:38:21: Und die sind für sechs Monate nach Halle gegangen als Studierendengruppe

00:38:26: und waren dann mitten in der Wendezeit dabei.

00:38:29: Ja.

00:38:30: Und was die Erzählen ist total spannend.

00:38:34: Deswegen lass uns gerne da mal reinhören.

00:38:36: Wir sind dann mehrmals am Montag nach Leipzig gefahren.

00:38:43: Wir haben uns diese Demos angeschaut, auch wieder ein bisschen.

00:38:47: Also wir waren nicht mittendrin, denn das war ja nicht unsere Demonstration,

00:38:52: eine teilnehmende Beobachtung.

00:38:55: Und wir haben dann beobachtet, wie diese Demos aussehen und so weiter.

00:38:58: Und da gab es auch so interessante

00:39:02: Erlebnisse zum Beispiel oder Sachen, die uns ein bisschen überraschten.

00:39:07: Nach die Erfahrung natürlich, die wir in Polen gemacht haben.

00:39:10: Denn wir waren generell alle gegen den

00:39:13: Sozialismus und natürlich spielte die Kirche in Polen eine große Rolle auch.

00:39:18: Und da haben wir zum Beispiel beobachtet, also da gab es dieser

00:39:23: dieser Gebete zuerst in die Nikolajkirche in Leipzig.

00:39:28: Das war immer die Anfang einer Demonstration.

00:39:31: Was für uns doch überraschend war, ist, dass man nach diesen

00:39:37: Gebeten in die Nikolajkirche die Internationale gesungen hat.

00:39:43: So ein Lied, das wir natürlich mit Kommunismus immer in Polen

00:39:48: assoziierten, mit Sozialismus.

00:39:49: Und das konnten wir nicht verstehen.

00:39:51: Wie kann man das verbinden?

00:39:52: Also wie kann man immer noch die Internationale singen?

00:39:55: Denn das war noch diese Zeit, wo man auch

00:39:59: diesen Spruchbändern lesen konnte.

00:40:02: Wir wollen Sozialismus mit menschlichem Gesicht.

00:40:05: Also für uns war das schon damals nicht aktuell so wie Sozialismus.

00:40:10: Also das geht ja nicht mehr.

00:40:12: Aber wir haben das so interpretiert.

00:40:15: Na ja, die DDR-Bürger sind vielleicht noch so vorsichtig.

00:40:18: Und am Anfang wollten sie nicht so offen vielleicht von einer

00:40:24: Wiedervereinigung sprechen, sondern eben von einem Land, wo

00:40:29: was weiß ich, demokratische Mechanismen funktionieren, wo Menschenrechte

00:40:33: nicht verletzt werden und so weiter.

00:40:35: Aber der Sozialismus könnte vielleicht bleiben, aber mit dem menschlichen Gesicht.

00:40:42: Also für uns war das schon überraschend, nicht wahr?

00:40:44: Also ich weiß, nach Weihnachten bin ich noch nach Halle gefahren mit dem Zug.

00:40:49: Da muss ich dort wahrscheinlich weiter diese vier oder sechs Wochen verbringen

00:40:53: und dann im Februar zurück nach Polen.

00:40:56: Wir haben uns nur kaputtgelacht über die Plakate damals.

00:41:00: Wir sind in Halle angekommen und an jede

00:41:03: Litversäule oder an jede Wand, öffentliche Wander hingen die Plakate,

00:41:10: Jubiläumsplakate, 40 Jahre Zirkus in der DDR oder der DDR.

00:41:15: Ich kann mich nicht genau erinnern, wie das war.

00:41:18: Und das war symptomatisch.

00:41:19: Das konnte man entsprechend interpretieren.

00:41:25: Und da haben wir natürlich so interpretiert, wie die Behörde vielleicht es nicht

00:41:29: wollte, an diese Plakate kann ich mich sehr gut erinnern.

00:41:32: Ja, total spannend,

00:41:34: die Mutterungsdemonstration aus der Perspektive der polnischen Studierenden

00:41:41: zu hören und auch mit welcher Klarheit die beiden die Situation analysieren,

00:41:47: noch bevor die Mauer gefallen ist.

00:41:52: Die beiden haben auch den Mauerfall 1989 am 11.

00:41:56: November miterlebt und zwar nicht nur allgemein,

00:42:02: sondern eben auch im Kontext der Hochschullehrer und zwar wie unter einem

00:42:08: Brennglas, weiß ich nicht, ob du dich erinnerst, hat ja Marcee beschrieben.

00:42:12: Freitag sind sie raus aus der Uni und war noch in der alten DDR.

00:42:17: Richtig.

00:42:18: Als sie dann Montage zurück in die Uni gekommen ist, war das System auf einmal

00:42:22: komplett in Frage gestellt.

00:42:24: Ja, und man sieht die Risse.

00:42:27: Da hat sich was ganz Großes verändert über

00:42:32: übers Wochenende.

00:42:33: Und wenn man sich überlegt, dass die Sache 35 Jahre her ist,

00:42:39: also weit zurückreicht und die Erinnerung aber noch so plastisch ist.

00:42:44: Da haben sie ja wirklich unabhängig voneinander befragt.

00:42:48: Sie leben jetzt auch in zwei verschiedenen Städten.

00:42:51: Beide sind ja Leitendeutschabteilungen an ihren Universitäten.

00:42:57: Richtig.

00:42:58: Beide die Germanistik-Professor*innen.

00:43:00: Genau, beide sind Abteilungsleiter, glaube ich, nicht an ihren Abteilungen.

00:43:05: Haben eine enge Bindung nach Deutschland.

00:43:08: Das war schon was Besonderes, glaube ich, für uns auch dort empfangen zu werden.

00:43:12: Wir sind sehr freundlich empfangen worden in beiden Städten und

00:43:17: und die haben ihre Erfahrungen gerne mit uns geteilt.

00:43:20: Und für mich war es wirklich was Besonderes,

00:43:24: so eine aus erster Hand zu hören, wie die Montags-Demonstrationen

00:43:29: wahrgenommen worden sind von jemanden, der

00:43:33: aus Polen kam und so eine Idee hatte, wo die ganze Sache hinführen würde.

00:43:38: Wie du gesagt hast, Polen war in dieser

00:43:41: kritischen Entwicklung vielleicht neun Jahre weiter.

00:43:44: Und wahrscheinlich war es für die Einheimischen in der DDR noch gar nicht so klar,

00:43:49: was kommen würde.

00:43:51: Nicht alles habe ich natürlich in Erinnerung.

00:43:54: Aber besonders interessant war für mich das Seminar zur Landeskunde der DDR.

00:44:01: Denn das war auch schon irgendwie politisch geprägt.

00:44:06: Natürlich, also da sollten wir natürlich nur diese hellen Seiten sozusagen

00:44:12: des Lebens in die DDR kennenlernen.

00:44:15: Und interessant war auch

00:44:20: die Dozentin selbst oder

00:44:24: das, wie sie sich im Laufe der Zeit verhalten hat.

00:44:29: Denn wir sind im September 1989 angekommen.

00:44:36: Und das war schon die Zeit, wo zum Beispiel die Montags-Demonstrationen in Leipzig,

00:44:41: also jeden Montag stattfanden, sie wurden immer größer.

00:44:46: Man spürte schon etwas.

00:44:48: Obwohl natürlich September 1989, das war noch diese alte DDR.

00:44:53: Am 7. Oktober wurde ja noch der 46. Geburtstag die DDR gefeiert.

00:44:59: Aber man spürte schon, dass was Neues kommt.

00:45:04: Wir sind schon aus dieser freien Welt in die DDR gekommen.

00:45:09: Denn im Februar 1989 war der Rundetisch im Juni 1989

00:45:15: die ersten freien Wahlen oder zum Teil freien Wahlen.

00:45:19: Im August die erste nicht kommunistische Regierung in Polen mit Tadeusz Masowiecki.

00:45:23: Und wir waren so begeistert, also wirklich so aufgeregt.

00:45:27: Da kommt was Neues, da kommt die Wände in Polen.

00:45:30: Und aus diesem schon, noch nicht ganz demokratisch

00:45:35: und natürlich Polen, aber aus einem Land, wo es schon einen richtigen

00:45:40: Demokratisierungsprozess gibt, sind wir dann noch in diese alte DDR gekommen.

00:45:47: Zum Beispiel dieses Seminar zur DDR-Landeskunde.

00:45:53: Das zeigte oder machte deutlich, dass das etwas sich im Laufe der Zeit,

00:46:00: im Laufe der Wochen, ändert.

00:46:02: Und zwar am Anfang war alles ganz normal, so wie das auf dem Programm stand.

00:46:08: Es gab konkrete Themen, die wir realisieren sollten.

00:46:11: Unter anderem auch Themen, die die sozialistische Demokratie betrafen.

00:46:19: Und ich kann mich sehr genau eine Aufgabe erinnern.

00:46:23: Diese Dozentin hat uns

00:46:26: solche kleinen Hefte verteilt, so ein kleines Büchlein,

00:46:31: so ein rotes Büchlein mit dem Titel "100 Fragen zur sozialistischen Demokratie".

00:46:40: Die Aufgabe lautete, lesen Sie das Buch durch, da gibt es 100 Fragen.

00:46:47: Und wählen Sie drei Fragen, die Sie dann irgendwie bearbeiten.

00:46:53: Ich erinnere mich sehr genau an eine Frage.

00:46:57: Zum Beispiel gab es so eine Frage. Gibt es in die DDR eine Opposition,

00:47:02: eine politische Opposition?

00:47:04: Und die Antwort, ich kann natürlich jetzt nicht die ganze Antwort zitieren,

00:47:07: aber die Antwort begann mit so einem Satz, eine Gegenfrage.

00:47:13: Brauchen wir eine politische Opposition?

00:47:16: Und es wurde natürlich bewiesen, dass in einem Land, wo das Volk selbst die macht,

00:47:22: ausübt, das Land von Bauern, von Arbeitern und so weiter.

00:47:26: Keine Opposition braucht, das wäre ja unlogisch, so ungefähr war die Antwort.

00:47:33: Also natürlich eine Propaganda.

00:47:35: Aber es war obligatorisch, wir mussten das Buch dann durchlesen und diese drei

00:47:41: Fragen dann bearbeiten. Aber weil dieser Termin so weit weg lag,

00:47:49: vielleicht nicht mehr im November oder so.

00:47:52: Und in dieser Zeit wurden natürlich auch die Proteste in Leipzig immer

00:47:57: intensiver und generell spürte man schon, dass sich was ändert in die DDR.

00:48:02: Und nach einigen Wochen,

00:48:06: Oktober, glaube ich, als diese Leipziger Montagsdemonstrationen noch größer wurden,

00:48:14: da sagte uns einmal die Dozentin, ja, also wenn es um diese Aufgabe geht, die sie

00:48:19: schon haben, wenn sie sich das Buch anschauen, also diese Antworten.

00:48:25: Ja, sie müssen bedenken, dass nicht alle Antworten vielleicht aktuell sind.

00:48:29: Ja, also sie müssen natürlich dann das auch berücksichtigen.

00:48:33: Aber die Aufgabe blieb.

00:48:35: Und dann kommt der 9. November

00:48:39: der Mauerfall und das erste Seminar in dieser Woche nach dem Mauerfall.

00:48:46: Und da konnte man wirklich

00:48:50: dem Gesicht sogar der Dozentin entnehmen, dass sie

00:48:55: total nie geschlagen ist, also die war so verzweifelt,

00:49:00: verunsichert, unglaublich, also die ganze Körpersprache.

00:49:05: Und sie hat das Thema selbst angesprochen, Mauerfall.

00:49:11: Ja, sie wissen, was passiert ist.

00:49:15: Aber ich sage Ihnen,

00:49:17: ich freue mich nicht darüber, aber ich hoffe, Sie werden mich verstehen.

00:49:22: Ich bin SED-Funktionärin.

00:49:24: Sie war wirklich an der Uni, eine engagierte SED-Funktionärin.

00:49:29: Ich bin Historikerin oder

00:49:33: Politikwissenschaftlerin, die in DDDR ausgebildet wurde.

00:49:38: Wie glauben Sie, habe ich irgendwelche Chancen in diesem neuen Deutschland

00:49:44: weiter zu arbeiten, an die Uni zu bleiben?

00:49:48: Also Sie hatte wirklich Angst, dass sie dann irgendwie verifiziert wird,

00:49:52: dass sie nach diesen Demokratisierungsprozessen, dass sie dann wirklich

00:49:58: keine Chancen mehr hat, auch an die Uni zu bleiben.

00:50:02: Ich weiß nicht, wie das Schicksal dieser Dozentin weiter war.

00:50:06: Aber man konnte schon merken, dass sie tief betroffen ist.

00:50:11: Und am Ende

00:50:14: ist sie zu der Aufgabe dann

00:50:17: gekommen, also zu diesen Fragen, die wir vorbereiten sollten.

00:50:20: Und noch etwas ab,

00:50:22: dieser Aufgabe, die Sie dann für, ich weiß nicht, irgendwann im November

00:50:27: vorbereiten sollten.

00:50:29: Ja, Sie können die Hälfte wegschmeißen.

00:50:33: Also diese Bücher wegschmeißen.

00:50:35: Manche waren euphorisch

00:50:37: sehr neutral, so dass wir nicht ablesen konnten.

00:50:41: Was ist, wie ist Ihre Stellungnahme?

00:50:45: Aber die Frau, die uns, also die Dozentin, mit der wir Literaturunterricht hatten,

00:50:51: die Literatur, DDDR, also Ihrer Begeisterung gab es kein Ende.

00:50:56: Sie war so sehr begeistert damals, nach allen diesen Reignissen.

00:51:00: Und da an das allererste Treffen nach dem Mauerfall, das war Freitag um acht Uhr,

00:51:05: was ich euch gesagt habe, da kommen Sie in den Raum so glücklich,

00:51:10: überglücklich, würde ich sagen.

00:51:11: Und statt guten Tag zu sagen oder

00:51:14: gut morgen zu sagen, sagt sie, morgen fahre ich in den Westen.

00:51:18: Zitat Ende.

00:51:20: Und wir haben diese Emotionen sehr gut

00:51:23: nachvollziehen können, sehr gut verstehen können.

00:51:26: Viele von diesen Menschen haben sich wahnsinnig gefreut.

00:51:29: Sie waren überglücklich.

00:51:32: Und in den ersten Tagen Wochen sind Sie in die Bundesrepublik gefallen, um einfach

00:51:37: eine andere Welt sehen zu können.

00:51:39: Also in den Berichterstattungen hat man erfahren können, wie viele Ostbürger

00:51:46: zum Beispiel am Wochenende in den Westen gefahren sind, um Begrüßungsgeld zu holen.

00:51:51: Und was haben Sie sich da gekauft und vor allen Dingen, was haben Sie erzählt?

00:51:58: Was hat Ihnen Spaß gemacht?

00:52:00: Weil die ganzen Familien sind, sind nach Westberlin gefahren.

00:52:04: Also man hat diese Atmosphäre nachvollziehen können.

00:52:07: Die Menschen waren begeistert, eindeutig begeistert, wir auch.

00:52:12: Wir auch, mein Gott, wir waren auch aus dem Osten.

00:52:15: Das war auch eine Wende für uns.

00:52:19: Eine Wende für uns und wir haben uns alle gefreut, dass wir endlich mal,

00:52:24: dass die Welt offen steht für uns, dass wir nicht nur hier in die

00:52:28: Tschechoslowakei oder in die DDR fahren dürfen, reisen dürfen, sondern einfach

00:52:33: überall. Natürlich.

00:52:35: Am Anfang war die finanzielle Barriere doch eine eine wahrnehmbare Barriere.

00:52:40: Aber mit der Zeit hat sich das geändert.

00:52:45: Ja, im Moment

00:52:47: haben wir Euphorie und

00:52:52: die polnischen Studenten teilen diese Euphorie.

00:52:56: Das hat man richtig gemerkt, auch im Gespräch.

00:52:58: Und man spürt auch,

00:53:01: Sie können sich vorstellen, was die nächsten Schritte sind, was da folgen wird.

00:53:07: Und dann wird aus "wir sind das Volk".

00:53:12: Irgendwann, wir sind ein Volk und das Thema

00:53:17: Einheit taucht auf und wird immer, immer stärker

00:53:22: von der Reformierbarkeit der DDR, ist da nicht mehr die Rede.

00:53:28: Und

00:53:30: aus "wir sind ein Volk"

00:53:33: kann man schon heraushören oder kann man herausfragen,

00:53:38: gerade wenn man Ausländer ist in dieser Zeit

00:53:43: und vielleicht eine andere Hautfarbe hat und aus Ausländer erkennbar ist,

00:53:48: ob man zu diesem einen Volk eigentlich noch dazu gehört und dann kriegt das

00:53:52: so wirkliche völkische Züge auch und kann ausgrenzend sein

00:53:59: und wird auch so erstmal wahrgenommen.

00:54:02: Nicht wahr? Aber dann im Laufe der Zeit, im Oktober oder besonders im November,

00:54:06: natürlich nach dem Mauerfall, da konnte man schon sehen, dass die Stimmung anders war.

00:54:11: Also da gab es schon diese Forderungen "wir sind also ein Volk", nicht nur das Volk,

00:54:18: sondern ein Volk, also dass man vielleicht auch

00:54:22: sich eine Wiedervereinigung wünscht.

00:54:25: Es gab auch schon diese Fahnen der Bundesrepublik Deutschland oder dieser DDR-Fahnen

00:54:31: mit diesen ausgeschnittenen Straßenwappen der DDR.

00:54:37: Also da merkte man schon, ja, im November, im Dezember ist, also war die Stimmung schon, schon anders.

00:54:44: Und da waren wir uns schon dessen bewusst, ja, dass das geht wahrscheinlich schon schnell.

00:54:48: Also da wird sich Deutschland vereinigen.

00:54:51: Als die Demonstrationen waren,

00:54:53: viele hatten Angst, Studenten haben Angst, weil

00:54:57: wir alle hatten Angst, dass wir dann nach Hause geschickt werden, wenn der DDR nicht mehr gibt.

00:55:02: Und dann bin ich dann zu den Demos gegangen, aber nicht so mit demonstrieren, sondern zu hören, was passiert denn hier?

00:55:09: Und dann habe ich die Redebeiträge gehört und so zum Teil sehr aggressiv, laut.

00:55:14: Und dann hieß dann am Anfang immer,

00:55:18: wir sind das Volk, wir sind das Volk und das hat

00:55:21: mir aber meine Kommune auch Angst gehabt, weil die sagen, wir sind das Volk.

00:55:27: Sagen, wenn ihr das Volk seid und was ist mit uns,

00:55:30: die nicht DDR-Bürger sind, ein Klammer.

00:55:34: Wir hatten natürlich die Besonderheit, dass wir

00:55:37: in Studentenwohnheime gewohnt haben, genauso wie die sogenannte Vertragsarbeitnehmerinnen,

00:55:42: Arbeitnehmer aus Mozambik, Vietnam, Mongola und so weiter und so fort.

00:55:46: Die waren auch in ihren Wohnheimen.

00:55:49: Das heißt, wir hatten keine direkte Kontakt zu der

00:55:53: DDR-Bevölkerung, außer beim Einkaufen oder so, weil Wohnung zu nehmen war nicht

00:56:00: regel, du kannst nicht als Student einfach so Wohnung nehmen.

00:56:03: Du musst in Studentenwohnheim, dann hast du mit Studenten zu tun.

00:56:06: Innerhalb der Uni hast du zu tun, außerhalb hast du nicht.

00:56:10: So, dann hast du Leute erlebt auf der Straße, die dann sagen, wir sind das Volk.

00:56:15: Ihr seid das Volk, wir kennen euch nicht, ihr kennt uns nicht, was ist mit uns.

00:56:18: Okay, wenn ihr das Volk seid, dann irgendwann gibt es uns nicht mehr.

00:56:22: Das war diese Angst.

00:56:22: Wenn ich Studentenwohnheimen angekommen bin, dann haben die Studenten mich dann gefragt.

00:56:26: Na, sag mal, du bist doch international Studenten so vorsichtig, was passiert mit uns,

00:56:31: wie geht es weiter an der Uni, die Studenten, die können auch nicht viel sagen.

00:56:35: So, und dann waren wir alle sehr, sehr unsicher.

00:56:38: So, bis dann die Sprache sich geändert hat bei den Demonstrationen,

00:56:43: hieß nicht mehr, wir sind das Volk, sondern wir sind ein Volk.

00:56:47: Habe ich dann gesagt, okay, ein Volk heißt, alle gehören zusammen.

00:56:53: Wenn Sie mal ein Volk meinen, die meinen auch, die da drüben, also das Deutschen.

00:56:58: Habe ich gesagt, bei denen sind so viele Ausländer, wenn Sie das Volk sind.

00:57:02: Die Ausländer, da sind auch das Volk, dann sind wir auch das Volk.

00:57:06: Ein paar Monate danach,

00:57:10: ich weiß auch nicht mehr genau, aber irgendwann gab es sehr viele Demonstrationen.

00:57:16: Und auch die Skinghead-Leute kamen.

00:57:21: Sie haben

00:57:24: Vikens-Demonstrationen, haben wir,

00:57:28: guckte wir auch nicht auf der Straße gehen, weil wir auch Angst hatten.

00:57:32: Und immer, weil man hier immer so gehört, Ausländer raus.

00:57:38: Ja, also immer Ausländer raus, Ausländer raus und so.

00:57:42: Und sehr herzlich, damals.

00:57:47: Und deswegen haben wir Fußball Angst gehabt.

00:57:50: Und wir haben sogar es gehabt, eine Woche, die wir nur

00:57:55: im Studentenwohnheim bleiben.

00:57:58: Wir konnten nicht raus.

00:58:00: Und was wir noch im Vorrat haben, wenn wir essen und wir

00:58:06: scheinen uns Lebensmittel, so dass wir überleben können,

00:58:12: weil wir nichts rausgehen konnten.

00:58:15: Ich habe in der Volkerstraße in einer großen, es waren Gebäude.

00:58:21: 2016 waren das in den letzten Tagen die

00:58:24: setzende Etage, die Briefkasten waren unten und einmal waren alle Briefkasten.

00:58:30: Ja, jede Briefkasten, wenn da das einen

00:58:35: ausländischer Name hatte, waren mit so aus.

00:58:39: Also mit Graffiti so gestrichen.

00:58:44: Sie hätten ihr auch gestrichen bekommen.

00:58:46: Da habe ich Panik bekommen.

00:58:49: Weil man weiß heute, dass es einfach harmlos war.

00:58:54: Aber ich habe mit meinen Betreuern gesagt, naja,

00:58:57: was ist das denn? Sie sind nur dumme Leute.

00:58:59: Ja, ja, sie sind dumme Leute, aber sie sind da.

00:59:04: Das war nicht stimmt irgendwas.

00:59:07: Und da hatte mir, wenn du Probleme hast,

00:59:09: kannst du so und wir haben den Gestrasse immer, du kannst zu uns kommen.

00:59:13: Aber ich habe mich dagegen entschieden und ist nie wieder passiert.

00:59:18: Aber das war

00:59:22: nur Ende 90, wie wir sind, nach der

00:59:27: Wiedervereinigung.

00:59:29: Für mich wird das jetzt hier bedrückend.

00:59:32: Für mich aber auch.

00:59:33: Finde ich auch, wie was empfindest du, wenn du das hörst?

00:59:37: Ja, schockierend.

00:59:39: Weil für mich natürlich auch

00:59:42: dieser Slogan "Wir sind das Volk" ist für mich auch total euphorisch besetzt.

00:59:48: Aber klar, aus einer Perspektive von der Person, die sich nicht sicher sein kann,

00:59:52: ob sie zum Volk oder nicht zum sogenannten Volk gehört,

00:59:56: ist das natürlich ganz anders besetzt.

00:59:59: Wie geht es dir damit?

01:00:01: Ja, ich kenne die Töne.

01:00:07: Ich habe sie öfters gehört und trotzdem habe ich einen Schauer.

01:00:11: Geht mir über die Haut.

01:00:13: Weil sich irgendwie ankündigt, was dahinterherkommt.

01:00:18: Und noch sind das Worte.

01:00:20: Das sind hier auch schon an den Briefkästen.

01:00:23: Das sind schon Taten.

01:00:26: Und die Angst,

01:00:30: von der die Studierenden gesprochen, die ist auch schon real.

01:00:33: Ja, ist nicht unberechtigt.

01:00:35: Es ist überhaupt nicht unberechtigt.

01:00:38: Und dann kommt es aber noch viel schlimmer.

01:00:40: Aus den Worten, aus dieser Stimmung, die sich da aufbaut und aus dieser Welle wird

01:00:46: irgendwie auch eine andere gesellschaftliche Realität,

01:00:51: die man als verletzbare Person in dieser Gesellschaft dann auch ganz hart erfahren hat.

01:00:57: Das Verhältnis am Anfang war super.

01:01:03: War Pedu, Kumpel und des und jenes und und und und.

01:01:07: Aber dann, aber dann kamen 1989

01:01:11: mit der Wende und da war eine riesige Enttäuschung

01:01:15: für mich, für unsere Truppe.

01:01:18: Ich weiß nicht, ob sie

01:01:20: gehört haben, dass in Hojaswerda die Skene jetzt, die Musambikanische

01:01:24: wollten, Musambikanische und vietnamesische Wohne heim.

01:01:28: Also in die Luft jagen wollten.

01:01:30: Die haben dort Monat oder Cocktail reingeschmissen und und und.

01:01:34: Und Hojaswerda und Semptemberg ist ja gleich wie Katzen, Katzen sprung.

01:01:37: Gleich da mit ihr. Wir haben das alles miterleben.

01:01:40: Diejenigen, unseren Arbeitskollegen,

01:01:44: die immer Pedu zu Weihnachtsfeier zusammengesessen dort und sämtliche

01:01:50: Spaß gemacht, die haben sich gewandelt.

01:01:53: Nach der Wende hieß es ihr seid Ausländer.

01:01:56: Was wollt ihr hier?

01:01:57: Warum geht ihr nicht zurück in eure Heimat und des und jenes?

01:02:03: Wir dachten, was geht denn hier ab?

01:02:06: Wir sind doch Korpels, dieselben Leute.

01:02:09: Und das

01:02:11: für eine gewisse Zeit habe ich nicht verstanden.

01:02:14: Aber mittlerweile verstehe ich.

01:02:16: Ich glaube, diese Leute wurden gezwungen,

01:02:19: sich so zu benehmen.

01:02:21: Ab dem Moment, wo die wussten, ich bin frei, ich kann machen, was ich will.

01:02:25: Ich gehe nicht ins Gefängnis.

01:02:27: Also dann haben sie losgelegt.

01:02:31: Das heißt, sie wurden vorher gezwungen, Kumpel zu sein.

01:02:35: Ganz genau.

01:02:36: Die waren nie echte Freunde.

01:02:38: Richtig, die waren nie echte Freunde.

01:02:40: Das kann auch jeder, der da gelebt hat, bestätigen.

01:02:44: Deswegen habe ich dann

01:02:46: ein paar Leute mit einer gewissen Skepsis dann.

01:02:50: Wir schauen erst mal abchecken und dann, okay.

01:02:54: Sie wissen ja, wie man jung ist und hat man solche Erlebnisse.

01:02:58: Das geht nicht einfach so aus dem Kopf.

01:03:01: Aber das ist.

01:03:03: Das gehört zu meiner Geschichte.

01:03:06: Zum Beispiel in Erfurt.

01:03:08: Da hatten wir.

01:03:12: Es war sehr verschneit, verschneiter Winter.

01:03:18: Und dieser gute Freund, Robert,

01:03:23: der hat mich eingeladen zu sich und der Vater war auch in Junior,

01:03:30: promovierte in Junior und die Mutter war Lehrerin.

01:03:35: Und die waren eine sehr musikalische Familie.

01:03:40: Also Robert selber war

01:03:42: auch sehr musikalisch begabt und hatte sehr viel Musik gemacht.

01:03:48: Und wir waren dann in Theater in Erfurt.

01:03:54: Also ich hatte längere

01:03:58: vielleicht einige Wochen über die Weihnachtsferien, bei denen verbracht.

01:04:04: Es war gemischt.

01:04:05: Einerseits hatten wir sehr schöne Dinge erlebt, aber dann

01:04:11: einmal haben wir etwas sehr Unangenehmes erlebt.

01:04:17: Und ich denke, das gehört zu der Gesicht.

01:04:20: Und zwar waren wir im Theater in Erfurt.

01:04:26: Und dann kamen wir zurück.

01:04:28: Wir sind mit den Straßenbahnen gefahren.

01:04:31: Wir steigen raus.

01:04:34: Straßenbahn fährt los.

01:04:37: Und vor uns kommt eine Gruppe von Rechtsradikalen.

01:04:41: Und die Brülen mit Stöcke.

01:04:45: Und wir laufen auf dem Gleis.

01:04:48: Und Robert sagt,

01:04:54: wir laufen zurück.

01:04:57: Aber in dem Moment war, hatte ich einen Kurzschluss.

01:05:02: Ich bin durch diese Menge

01:05:05: praktisch durchgerannt.

01:05:08: Und dann bin ich zurück auf den Gleis gesprungen.

01:05:13: Und dann durch den Tunnel.

01:05:15: Aber dann wurde ich richtig geschlagen mit blutigem Mund.

01:05:22: Und ich bin dann einfach gerannt.

01:05:24: Und Robert ist ähnlich ergangen.

01:05:27: Und ich erinnere mich, ich bin gerannt und dann bin ich

01:05:32: links auf dem Weg zum Hochhaus von Robert.

01:05:40: Da gab es eine Gruppe von Leuten und dann bin ich zu denen gerannt und geschrien.

01:05:45: Hilft mir doch, hilft mir doch.

01:05:49: Aber dann waren die Restradikalen weitergezogen.

01:05:54: Das ist etwas, was

01:05:58: Robert um mich sehr verbindet.

01:06:02: Also ich habe das nicht unbedingt sehr stark mein Leben

01:06:07: beeinflussen lassen.

01:06:09: Es war ein Teil des Lebens und

01:06:13: ich habe gesehen, dass es Menschen wie Robert gab.

01:06:16: Es gab auch viele anderen ganz, ganz nette Freunde,

01:06:21: Kommunikationen, die

01:06:26: die das Leben, Lebenswert

01:06:30: gemacht haben.

01:06:31: Also bevor die Demonstrationen kamen, war in Lepsig.

01:06:39: Also auf der Sprache schon auch sehr schwierig, weil sehr viele

01:06:45: jungen Leute, die es ging, oder die jungen Leute kamen.

01:06:49: Und ich habe einmal auch so erlebt, dass

01:06:54: ich war mit einem Studienfreund von der Uni Zurich

01:07:00: zum Studentenwohnheim, und dann

01:07:05: haben die eine jungen Gruppe

01:07:10: immer nach uns folgen.

01:07:12: Und vor der Tür zum

01:07:17: Wohnheim haben sie

01:07:21: die Tür, also standen sie vor der Tür.

01:07:24: Das war die Gruppe ungefähr

01:07:27: sieben oder acht Personen.

01:07:30: Zwei Frauen und fünf Jungen.

01:07:34: Und sie haben gesagt, dass

01:07:40: ihr darf nicht rein.

01:07:42: Also wir möchten jetzt fragen, warum seid ihr hier?

01:07:48: Wir sind obdachlosen, wir haben keine Arbeit.

01:07:53: Und ihr habt

01:07:55: Wohnheim, ihr könnt studieren und das geht nicht.

01:08:01: Und vor kurzem war ein Vietnameser, der ein Kind, ein deutsches Kind

01:08:09: getötet und jetzt muss ihr jetzt bezahlen.

01:08:13: Und deswegen habe ich Fußballangst gehabt.

01:08:15: Und ich dachte, vielleicht werde ich heute getötet werden.

01:08:21: Und

01:08:24: und die Leute, sie haben zuerst eine

01:08:28: Frau von dieser Gruppe zuerst mitgeschlagen.

01:08:35: Ja, und sie haben so stark geschlagen.

01:08:40: Aber der Freund von mir, also er hat sehr schnell reagiert.

01:08:46: Und er hat, weil er sehr gut gumpf fuhren kann.

01:08:49: Ja, und er hat so schnell reagiert, dass diese Frau

01:08:53: er hat, ich weiß nicht, wie er gemacht hat, mit Händen und Füße.

01:08:58: Und dann hat die Frau sofort auf den Boden.

01:09:01: Und die anderen Jungen kamen auch zu uns.

01:09:05: Und er hat alle irgendwie nur ein paar

01:09:12: ja so laut hat, dann alle auf dem Boden liegen oder sitzen.

01:09:21: Oh, ja, aber vorher war auch ein

01:09:26: Ehepaar, Alte, Deutsche, sie kamen vorbei.

01:09:32: Aber ich habe so geholfen, dass sie

01:09:35: Polizei vielleicht anrufen könnten, aber sie haben nicht gemacht.

01:09:40: Vielleicht haben sie auch Angst gehabt oder sie wollten auch nicht damit zu tun.

01:09:46: Und ich war sehr enttäuscht.

01:09:48: Das war

01:09:51: jahrelang

01:09:53: ab und Achtzig.

01:09:56: Ab und Achtzig.

01:09:58: Ja.

01:10:01: Das geht wirklich unter die Haut.

01:10:04: Da liebste würde ich hier eine Schweigeminute

01:10:07: einlegen, aber wir sind am Ende unseres heutigen Podcasts angelangt.

01:10:15: Der Bogen war groß, den wir hier geschlagen haben.

01:10:20: Von der Situation, wo ich in ein Land komme,

01:10:23: was mir ein besseres Leben verspricht, in dem das Leben auch

01:10:27: gut strukturiert, anstrengend, vielleicht, aber einfach, aber lebenswert war.

01:10:35: Wo die Studierenden untereinander

01:10:38: in der Gemeinschaft gelebt haben, nicht so viele Kontakte

01:10:42: zur Gesellschaft außerhalb der Hochschule hatten, aber in der Hochschule

01:10:48: irgendwie gut aufgehoben sich gefühlt haben.

01:10:51: Und dann verändert sich die Situation in relativ kurzer Zeit so dramatisch

01:10:58: und endet in Angriffen auf das nackte Leben der Studierenden.

01:11:05: Mirich, dank dir, dass du heute hier warst, dass du das hier mit mir zusammen moderiert hast.

01:11:13: Wie geht es dir im Moment?

01:11:17: Viele Eindrücke.

01:11:19: Spannende Eindrücke.

01:11:21: Wie du meintest, Eindrücke, die auf jeden Fall unter die Haut gehen.

01:11:27: Ja, aber ich freue mich auch, dass ich dabei sein durfte und fand es ein spannendes Gespräch.

01:11:35: Und es war wirklich wie die Studierenden auf eine große Reise in die DDR gegangen sind.

01:11:41: Wir sind jetzt auf eine Reise durch diese Zeit gegangen.

01:11:46: Und das hat mir sehr viel Spaß gemacht.

01:11:48: Da graf ich Reise noch mal auf, Marie, und schau auf die nächsten Episoden.

01:11:54: Wir gehen weiter in der historischen Entwicklung in den folgenden Episoden.

01:12:01: Betrachten dann den Mauerfall.

01:12:04: Die Wendezeit auch noch mal aus ganz anderen Perspektiven.

01:12:10: Und werden das Thema vertiefen.

01:12:12: Und einige der Menschen, die wir jetzt hier kennengelernt haben, tauchen dann auch wieder auf.

01:12:18: Ja, ich bin gespannt.

01:12:20: Bis dahin.

01:12:21: Bis dann.

01:12:22: Tschüss.

01:12:23: Die DDR und wir im DAAD.

01:12:32: Ein Podcast des DAAD.

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