Traumziel? DDR! Wege ausländischer Studierender in die DDR | Staffel 1 Folge 2
Shownotes
🎙 Die DDR und wir im DAAD – Folge 2
Staffel 1: Hinter der Mauer die Welt
Wie erlebten ausländische Studierende die DDR, und warum kamen sie zum Studium oder zur Ausbildung in das Land? Alexander Haridi und Elke Hanusch (DAAD) geben Einblicke in die internationalen Programme der DDR, persönliche Beweggründe der Studierenden und interessante Parallelen zu heutigen Auslandsstipendien.
🌍 Hintergrund
Über Regierungsabkommen reisten Studierende aus sozialistischen Ländern wie Polen, Vietnam oder Mosambik in die DDR – aber auch aus blockfreien Staaten wie dem Senegal. Die Motivationen waren unterschiedlich: Flucht vor Krieg und Armut, Abenteuerlust oder der exzellente Ruf der technischen Ausbildungs- und Studiengänge der DDR.
💬 Die Folge zeigt, wie die DDR ihre Stipendienprogramme organisierte und welche Möglichkeiten der internationale Austausch bot.
📌 Themen dieser Episode
• Internationale Programme und Kooperationen der DDR • Persönliche Beweggründe der Studierenden • Vergleich zu heutigen Auslandsstipendien
🎧 Über das Projekt
Das Zeitzeugenprojekt „Die DDR und wir im DAAD“ dokumentiert über 90 Stunden Interviews mit ehemaligen und aktuellen Mitarbeitenden, DAAD-Alumnae/-Alumni und politischen Wegbegleitenden – emotional, kontrovers und informativ.
🖥️ Formate
Podcast 🎙 | Video-Serie 🎥 | Online-Archiv mit Zeitzeugeninterviews 📖
DAAD-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter haben das Projekt anlässlich des 100-jährigen DAAD-Jubiläums entwickelt und umgesetzt, unterstützt durch Studierende und Kommunikationsprofis aus Ost- und Westdeutschland.
🔗 Weitere Informationen:
🌐 Webseite: http://www.daad.de/ddrundwir
🎥 YouTube: https://www.youtube.com/channel/UC-wnTIo38qxMCUa1VOR6Q
📧 Kontakt: ddrundwir@daad.de
Transkript anzeigen
00:00:00: Ganz genau an dem Tag bin ich in Berlin Schönefeld angekommen, weil das ein entscheidender Tag in meinem Leben war.
00:00:08: Ich bin angekommen, ausgestiegen und habe gesagt Gott sei Dank, ab heute hängt alles nur von dir ab.
00:00:16: Ich habe gesagt, sag mal, wo warst du? Und der sagt ja, ich war in DDR.
00:00:21: Ich habe gesagt, was ist denn das DDR? Dann hat er gesagt, wenn du große bist, kannst du auch.
00:00:26: Wenn wir übergehen, dann lernst du neue Berufe und das und jenes.
00:00:30: Und dann seitdem die DDR war immer bei mir irgendwo im Hinterkopf.
00:00:34: Damals war wir namens "The Arm". Wir hatten nicht genug Reis produziert, damals noch.
00:00:42: Und Hunger ist gegendwertig. Als wir nach DDR kamen, es gab alles zum Essen.
00:00:54: Die DDR und wir im DAAD. Eine Zeitzeugenbefragung. Folge 2 Traumziel, DDR.
00:01:04: Hallo, ich bin Alexander Haridi und sitze hier im Studio mit Elke Hanusch und wir beide sind vom DAAD.
00:01:13: Wir wollen heute einen Blick auf die DDR werfen und ja, wir wissen, es gibt Ostdeutsche sichten und Westdeutsche sichten
00:01:22: auf die DDR, aber es gibt auch ausländische sichten.
00:01:28: Und als Institutionen, die sich mit Studentenaustausch beschäftigt, haben wir natürlich immer mit
00:01:37: auch ausländischen Studierenden zu tun und wir fragen uns, wie haben die eigentlich die DDR erlebt?
00:01:44: Und siehe da, nicht die graue DDR, die Blasse, die unattraktive DDR kommt da ins Bild,
00:01:54: sondern die DDR war auch ein Ort, nachdem man sich gesehen hat, an dem man unbedingt hin wollte,
00:02:02: mit denen es gute Gründe gab, wo man besser leben konnte als zu Hause. Das hat mich überrascht.
00:02:08: Und ein Ort der Sicherheit auch und auch der Fröhlichkeit des Miteinanders.
00:02:18: In Maputo, damals war ich bei TPU, transportisch, publikusurbanisch.
00:02:26: Also das ist ja wie eine Nachverkehrsunternehmen, damals.
00:02:31: Und meine Schwägerin hat dort gearbeitet und hat für mich dann durch ihre Connection
00:02:38: ein Ausbildungsplatz gefunden. Aber wissen Sie was, ich wollte immer in die DDR,
00:02:45: weil 1984, Kumpel von mir, mit dem ich, der war älter als ich, der ist leider verstorben,
00:02:52: Oscar, Oscar, Oscar, Oscar ist er und der ist zurückgekommen, 1984, nach Kalimania.
00:03:00: Total, der war anders und die Haare und Dista und so, typisch damals, Michael Jackson Messi,
00:03:08: der war richtig so schön angezogen und so attraktiv und ich fand das interessant.
00:03:16: Ich habe gesagt, ja, sag mal, wo warst du? Und der sagt ja, ich war in DDR.
00:03:21: Ich habe gesagt, was ist denn das DDR? Dann hat er gesagt, wenn du groß bist, kannst du auch.
00:03:26: Nürnbar gehen, dann lernst du. Neuer Beruf und das und jenes.
00:03:31: Und dann seitdem die DDR war immer bei mir irgendwo im Hinterkopf.
00:03:35: Und wo meine Schwägerin gekommen ist, dann habe ich mir gedacht, jetzt ist die Chance gekommen.
00:03:40: Ich habe alles getan, damit sie mich in Maputo nehmen von Maputo in die DDR.
00:03:44: Ich wollte, ich wollte, ich wollte, ich wollte. Das war bei mir schon auf der Tagesordnung.
00:03:50: Die Stimme, die wir da gerade gehört haben, war die von Felix Ronda aus Mozambique.
00:03:57: Und der hatte die DDR in seinem Hinterkopf und das war sein fester Plan, dort hinzureisen.
00:04:06: Wenn du einmal groß bist, dann kannst du auch in DDR.
00:04:12: Was ich sehr überraschend fand ist, dass Felix die DDR und Michael Jackson in einem Atemzug nennt für mich,
00:04:23: wenn ich an Frisuren in der DDR denke, denke ich zuerst an den Fokuhila von kurz hin lang.
00:04:32: Ich finde den Gedanken Michael Jackson und die DDR finde ich ganz schön
00:04:40: und habe mich gefreut, dass Felix das so beschrieben hat.
00:04:45: Ja, Felix kommt ja aus Mozambique. Mozambique hatte ein sozialistisches Regime
00:04:54: und war insofern auch im Fokus der DDR-Außenpolitik.
00:05:01: Die DDR wollte das Partner-Regime unterstützen, beim Aufbau unterstützen
00:05:08: und hatte ja auch Entwicklungspolitisch besondere Ambitionen gehabt.
00:05:14: Wir haben aber auch mit Stipendialen gesprochen, die aus Westafrika in die DDR gekommen sind,
00:05:26: aus dem Senegal und aus Ghana und die Regime dort waren nicht sozialistisch.
00:05:34: Aber auch die haben einen Weg in die DDR gefunden und auch für die war die DDR
00:05:39: aus bestimmten Gründen attraktiv und eine Wahl. Die haben sich schon bewusst dafür entschieden.
00:05:46: Ja, lass uns da mal reinhören.
00:05:48: Ganz genau an dem Tag bin ich in Berlin Schönefeld angekommen,
00:05:53: weil das ein entscheidender Tag in meinem Leben war.
00:05:57: Ich bin angekommen, ausgestiegen, habe gesagt Gott sei Dank.
00:06:01: Ab heute hängt alles nur von dir ab.
00:06:05: Du hast hier das Versprechen, dass du hier sechs Jahre bleiben kannst.
00:06:09: Ein Jahr Sprache, fünf Jahre Studium.
00:06:13: Wenn das klappt, dann kannst du wissen, hast du auch das beigetragen.
00:06:18: Wenn du nicht das ernst nehmen, wenn das nicht klappt, dann bist du selber schon.
00:06:23: Das war die Stimme von Dr. Karamba Diabi, Mitglied des Deutschen Bundestages.
00:06:30: Und der Herr Diabi kam aus dem Senegal.
00:06:36: Er war nicht Mitglied in der kommunistischen Partei des Landes.
00:06:41: Er war als Student engagiert. Und wie er später erzählt, er war weise.
00:06:49: Und im Grunde in einer unterprivilegierten Situation.
00:06:52: Er hätte eigentlich auch dort Unterstützung erfahren sollen im Senegal,
00:06:56: aber das hat nicht so gut geklappt.
00:06:59: Und dann hat er sich für dieses Stipendium in die DDR beworben.
00:07:06: Er hat es erhalten, weil er, wie er später nicht ohne Stolz sagt, auch gut war.
00:07:15: Und merkt von Beginn an, dass es an ihm liegt, dass es klappt.
00:07:23: Das Land, in das er reist, die DDR gibt den Rahmen und er kann ihn gestalten.
00:07:30: Und wenn es nicht klappt, dann liegt es an ihm.
00:07:33: Ja, das ist ein ziemlich individueller Weg.
00:07:37: Auch mit einem bestimmten Maß an Selbstbestimmung und Entscheidung, das dahergeht.
00:07:45: Das ist nicht die Entsendung als Gruppe und als Gehorte, die es sicherlich auch gab.
00:07:53: Und das war so wahrscheinlich das gängigere Modell, dass ganze Kontingente von Studierenden in die DDR gekommen sind.
00:08:04: Aufgrund von Abkommen, die die DDR mit Ländern unterhalten hat.
00:08:08: Der Dr. Karamba Diabi kam aus Westafrika, aus dem Senegal.
00:08:14: Und dann haben wir auch ein Beispiel aus Ostafrika, aus Äthiopien.
00:08:18: Äthiopien hatte das sozialistische Regime.
00:08:22: Aber auch da sagt unser Gesprächspartner, der sich bewusst entschieden hat, nach Deutschland zu kommen.
00:08:28: Dass für ihn der Unterschied zwischen DDR und BRD gar nicht so klar war oder gar nicht wichtig war.
00:08:35: Für ihn war es das Ziel, ins Deutschland zu kommen, in das Land der Technik.
00:08:42: Man kennt das irgendwo, in Deutschland.
00:08:46: Wir sind auch davon ausgegangen, dass Ausbildung in Deutschland besser sein könnte als woanders.
00:08:54: Wir waren also junge Leute, auf jeden Fall haben wir uns so entschlossen.
00:08:58: Ja, das war eine Stimme aus Äthiopien, die uns sagt DDR oder BRD, Hauptsache Deutschland.
00:09:05: Ganz genau.
00:09:06: Und jetzt suchen wir mal etwas raus und bleiben hier in Europa und schauen auf unseren östlichen Nachbarn Polen.
00:09:15: Auch Teil des Ostblocks, aber Nachbarland von Deutschland und vielfältig, historisch und kulturell.
00:09:25: Wir wissen auch schmerzhaft, aber auch im Positiven mit Deutschland verbunden.
00:09:31: Und da haben wir mit Janusz Korniewicz gesprochen in Warschau.
00:09:38: Der kam als junger Mann nach Dresden.
00:09:41: So ist es.
00:09:43: Und bei ihm merkt man als Motivation einen ganz starken auch familiären Bezug.
00:09:53: Sein Vater war auch im Ausland, hat er uns berichtet, auch in den USA.
00:09:59: Und er sagt, dass er Deutschland in Erwägung gezogen hat, auch wegen der guten Ausbildung, die er im Ingenieurbereich dort bekommen würde.
00:10:11: Aber so ganz sicher war er sich auch nicht.
00:10:13: Und er ging dann nach Dresden erstmal testweise, um auch Deutsch zu lernen.
00:10:19: Um sein Deutsch zu vertiefen, er hat Deutsch in der Schule gelernt und hat aufgrund dieser Beziehung und auch weil Deutsch in seiner Familie eine ganz, ganz große Rolle spielte,
00:10:33: sich dann für ein Studium in der DDR entschieden.
00:10:41: Oder zumindest erstmal den Versuch eines Studiums in der DDR.
00:10:47: Das wird da später noch anders ausführen.
00:10:49: Dresden, also ich kannte schon ein bisschen von früher, weil wir sind in 70er Jahren mit den Eltern dort zum Urlaub gekommen.
00:10:59: Und haben damals, glaube ich, eine oder zwei Wochen sich dort aufgehalten und mehrheit der Stadt besichtigt.
00:11:09: Die Museen Grüne Gewelbe, Brulsche Terrasse, Altstadt, das kannte ich noch.
00:11:17: Und meine Mutter war oft dort zum Besuch, weil in Dresden gab es VEB Elektronik, ein Partnerbetrieb für polnische elektronische Betrieb.
00:11:27: Dabei muss ich sagen auch, dass von Dresden kam polnische König, zwei polnische Könige, Augen sehr starke.
00:11:37: Und in Dresden konnte man besonders aufs Finger, auf dem Schloss mehrere polnische Adler sehen und polnische Wappen bis heute sind da.
00:11:47: Also man fühlte sich fast wie zu Hause, dass die Macht mit polnischen Adler gesehen ist.
00:11:53: Waren auch katholische Kirche dort, mit polnischen Gottesdiensten sogar.
00:12:01: Deswegen, wir hatten uns nicht so irgendwie ganz fremd gefühlt.
00:12:07: Waren polnische Akzente, Sachsen waren auch irgendwie mit polnischen Geschichten verbunden.
00:12:15: In Warschau wurden auch sächsische Achse gebaut, im Stadt gibt es auch sächsische Schloss.
00:12:23: Also irgendwelche Verbindungen schon von der Geschichte.
00:12:28: Wir haben jetzt vier Stimmen, vier Menschen gehört.
00:12:33: Drei aus Afrika, Mosambik, Senegal, Äthiopien und die vierte dann aus Polen.
00:12:41: Wenn man da so reinschaut in die Umstände und die Motivlage, dann sind die vier doch ganz schön verschieden.
00:12:50: Kann die nicht in einen Topp werfen.
00:12:53: Das stimmt und das tun wir ja auch nicht.
00:12:57: Lass uns doch nochmal genauer schauen, was die jeweilige Motivation gewesen ist.
00:13:06: Mein Vater hat sehr gute Erfahrungen mit den ausländischen Aufhalten gemacht.
00:13:12: Er hat auch zum Teil in der Amerika studiert.
00:13:17: Deswegen meinte, es ist gut, wenn ich gleich auch ins Ausland fahre.
00:13:23: Und DDR, das war eine der besten Möglichkeiten, die mir zur Verfügung standen.
00:13:31: Ich wollte auch in Russland, für Studium in Russland mich bewerben, das wollte ich nicht.
00:13:37: Ich habe ganzes Gymnasium Deutsch gelernt als Fremdsprache.
00:13:44: Deswegen für mich, das war mehr natürlich diese Richtung.
00:13:48: Und auch die Deutschkenntnisse, die in meiner Familie immer waren,
00:13:54: weil Polen 120 Jahre geteilt war und Teil davon war unter Preußen.
00:13:59: Deswegen waren wir irgendwie auch mit dieser Sprache bekannt.
00:14:04: Deswegen für mich, das war ganz natürlich.
00:14:08: Diese Richtung ist gut und man kann auch immer weiter für die Zukunft denken, diese Richtung.
00:14:13: Ich kenne keinen, der sagen würde, ich wollte nicht, ich bin gezwungen worden.
00:14:18: Man muss sich bewerben und dann ging man zu einem medizinischen Checkup.
00:14:24: Und erst wenn man körperlich und psychisch top war, dann durfte man in die DDR.
00:14:33: So war das. Aber beworben und dann hat man dann warten müssen.
00:14:39: Und dann wir hatten so einen Konzentrationsplatz, wo wir dann jeden Tage dorthin gegangen sind.
00:14:45: Und ich erzähle Ihnen eine Geschichte.
00:14:47: Ich hatte ja damals eine Ausbildung gehabt bei TPU.
00:14:52: Und ich bin nur hingegangen, habe ich unterschrieben und dann war ich wieder weg.
00:14:58: So diese Versammlung, Treffpunkt dann, weil ich muss an zwei Orten sein.
00:15:02: Ich musste in der Ausbildung im Betrieb als Autoschlosser und dann dazu noch an Versammlungsort.
00:15:11: Aber das habe ich irgendwann gekriegt. Gott sei Dank.
00:15:15: Wir haben immer uns getroffen, gequatscht.
00:15:18: Wir waren sehr viel.
00:15:21: Damals war so, dass praktisch, wenn nicht jeden Tag, praktisch jede Woche sind die Leute gekommen in die DDR.
00:15:31: Zu meiner Zeit, jeder wollte in die DDR.
00:15:35: Mosambik war ja unter Burger Krieg und das war die einzige Möglichkeit, entweder zu Armee gegangen oder in die DDR.
00:15:46: Ich habe einen Kumpel, der schon in Kuba war und der war mit mir dann damals noch in dieser Versammlung.
00:15:54: Der wollte auch dann in die DDR.
00:15:56: Ich weiß nicht, ich war ja ziemlich sehr jung.
00:15:59: Mich hat die Kuba nicht interessiert. Ich wollte unbedingt in die DDR.
00:16:03: Das war eine pure Abenteuerung.
00:16:06: Auch weg von Mosambik.
00:16:08: Weg von Krieg und Armut und alles, was damals da war.
00:16:13: Das war schon extrem.
00:16:16: Und dann haben wir dann natürlich noch eine ganz wichtige Gruppe.
00:16:20: Auch zahlenmäßig, das sind die Vietnamesen.
00:16:26: Vietnam war politisch natürlich verbunden.
00:16:31: Dem Ostblock kam aus dem Bürgerkrieg und war wicklungspolitisch auch in einer sehr schwierigen Situation.
00:16:42: Die DDR hat große Kontingente an Stipendiaten aufgenommen.
00:16:49: Und die berichten von der schwierigen Situation im Heimatland.
00:16:56: Für uns war auch neues Land.
00:16:59: Es war ganz anders als was wir in Vietnam kennengelernt haben.
00:17:06: Wo waren die Unterschiede?
00:17:08: Ich glaube, sehr große Unterschiede.
00:17:11: Damals war in Vietnam sehr arm.
00:17:14: Wir hatten nicht genug Reis produziert, damals noch.
00:17:19: Und Hunger ist gekennwärtig.
00:17:23: Als wir in der DDR kamen, es gab alles zum Essen.
00:17:26: Britain war sehr billig.
00:17:29: Wir haben in Stipendium, ich glaube, 320 Ungewehr.
00:17:34: Mark.
00:17:36: Was war das gut?
00:17:38: Es war auch Reisen für Student.
00:17:41: Wir wohnen da im Internat.
00:17:44: Studentenwohnheim?
00:17:46: Wohnheim, es war noch Internat genannt.
00:17:49: Und ich glaube, die Lebensmittel waren nicht so teuer.
00:17:55: Es waren 320 Reis für uns.
00:17:59: Die politischen Rahmenbedingungen für die ausländischen Stipendiaten in der DDR.
00:18:06: Die waren zu Hause sehr verschieden.
00:18:10: Wenn wir auf die individuellen, persönlichen Motive schauen,
00:18:19: die die Menschen jeweils angetrieben haben,
00:18:23: was siehst du da?
00:18:26: Erkennst du da bestimmte Muster wieder?
00:18:29: Ja, in der Tat.
00:18:31: Mir ist aufgefallen, dass die Motive, die die fünf Personen nennen,
00:18:39: sich sehr stark ähneln mit den Motiven, die wir heute hören
00:18:46: und sehen in Nachbefragung von heimgekehrten Stipendiatinnen und Stipendiaten,
00:18:55: die kehren wieder und die scheinen dann wohl universell zu sein.
00:19:01: Und es scheint unabhängig davon zu sein, ob es die DDR war,
00:19:07: in die man gegangen ist zum Studieren oder ein anderes Land.
00:19:12: Kannst du das mal am Beispiel erklären?
00:19:14: Ja, mir ist zum Beispiel aufgefallen bei Felix,
00:19:18: der sich aus seiner Peer Group, sage ich jetzt mal, anfixen lässt,
00:19:24: weil jemand zurückkehrt aus einem Land, das Felix gar nicht kennt,
00:19:29: gar keine Vorstellung hat.
00:19:32: Aber er merkt, dieser Auslandsaufenthalt hat mit seinem Freund,
00:19:37: seinem Kumpel, wie er sagt, etwas gemacht.
00:19:40: Man sieht es auch, er sieht aus wie Michael Jackson.
00:19:43: Und seitdem will er da auch hin.
00:19:48: Er war in seinem Hinterkopf, sagt er.
00:19:51: Ein anderes Beispiel, was ich auch immer wieder höre
00:19:56: von ausländischen Stipendiatinnen und Stipendiaten,
00:20:00: als Motivation nach Deutschland zu kommen, zum Beispiel ist,
00:20:04: die Verbindung zur Sprache.
00:20:06: Janusz hat Deutsch gelernt.
00:20:08: Sein Vater hat positive Erfahrungen mit dem Studium im Ausland.
00:20:14: Janusz war mit seiner Familie viel in der DDR.
00:20:18: Wir sind ganz starke Motivation, sich später für ein Studienziel
00:20:24: zu entscheiden, es schon zu kennen.
00:20:31: Mir fällt im Nachhinein auf, dass auch Karambadjabi
00:20:38: als jemand, der zu Hause beschränkt war
00:20:44: seinen Entwicklungsmöglichkeiten im Studium im Ausland,
00:20:49: in dem Falle in der DDR ein Weg gesehen hat, gefunden hat,
00:20:54: sich persönlich zu entfalten, sich weiterzuentwickeln.
00:20:58: Und wir sehen an zwei Äußerungen aus Vietnam
00:21:05: und auch aus Mozambik, dass ganz essenzielle Motive
00:21:10: eine Rolle spielen können.
00:21:12: Seitdem die Kriegserfahrung zu Hause, persönliche Sicherheit
00:21:19: und auch aus Vietnam, noch größere Mangelwirtschaft
00:21:27: im eigenen Land und dann in die DDR kommen in ein anderes Land
00:21:32: und essen zu können, eine Stipendienrate zu haben,
00:21:39: 320 Mark, das muss unglaublich viel Geld gewesen sein
00:21:45: für diesen Stipendiaten.
00:21:48: Und dann hatten wir noch den Dr. Gebisser aus Äthiopien.
00:21:52: Stimmt.
00:21:53: Wie siehst du da die Motivationslage?
00:21:57: Ja, Deutschland als Vorsprung durch Technik, Land,
00:22:02: denn er sagt Made in Germany
00:22:04: und da wollte ich hin, ich war ein junger Mann,
00:22:07: ein Technik-Affin.
00:22:09: Das kennen wir auch Deutschland als Zielort für Studierende,
00:22:16: die wissen, dass wir tolle Ingenieurs- und Technikmaschinenbau
00:22:22: Ausbildung, Studiengänge in Deutschland haben.
00:22:26: So betrachtet sind die Motive damals gar nicht so viel anders
00:22:31: wie die Motive heute.
00:22:33: Und trotz der historischen Veränderung
00:22:36: und der völlig anderen politischen Rahmenbedingungen
00:22:39: kann man auf dieser Ebene eine Kontinuität erkennen.
00:22:43: Da ist was gleichgeblieben und gar nicht so verschieden gewesen
00:22:46: auch damals zwischen DDR und BRD.
00:22:50: Ja, in der Tat, weil ich vorhin die Sprache erwähnte,
00:22:54: ist mir aufgefallen, dass wenn wir später ja auch noch hören,
00:22:58: Deutsch spielt eine große Rolle und damals in der DDR,
00:23:04: es gab ja keine englischsprachigen Studiengänge,
00:23:06: die sind alle nicht nach Deutschland in die DDR gekommen,
00:23:10: zum Studieren und wussten, sie würden es auf Deutsch tun.
00:23:16: Das ist eine, wie ich finde, fällt mir gerade auf,
00:23:22: ganz bemerkenswerte Erscheinung.
00:23:26: Heute denken wir darüber nach,
00:23:29: mehr englischsprachige Studiengänge einzurichten,
00:23:32: weil Deutsch im Ausland nicht mehr so stark gelernt wird.
00:23:42: Entsprechend gut musste die vorgeschaltete Sprachausbildung sein,
00:23:47: denn am Ende saßt du da mit deinen deutschen Kommilitoninnen
00:23:51: und Kommilitonen im normalen Unterricht
00:23:54: und musstest dem folgen können,
00:23:56: auch wenn deine Muttersprache amharisch oder vietnamesisch ist.
00:24:01: Ganz genau.
00:24:02: Darüber hören wir in der eigenen Episode sehr viel.
00:24:07: Wie war dieser Sprachunterricht eigentlich strukturiert?
00:24:10: Wie hat man das geschafft?
00:24:12: Null Anfänger, die aus dem nicht lateinischen Alphabet auch kommen,
00:24:19: die in zehn Monaten sprachlich, aber auch fachlich,
00:24:24: zur Studierfähigkeit bringen?
00:24:26: Ganz spannend.
00:24:28: Ich würde gern noch mal festhalten,
00:24:33: diesen Kontrast der Möglichkeiten in die DDR zu kommen.
00:24:40: Wir haben zum einen die Kontinente und die Regierungsabkommen,
00:24:45: eine sehr stark strukturierte Form, in der Menschen gekommen sind.
00:24:53: Wir haben aber auch von geringerer Bedeutung,
00:24:56: aber wir haben auch durchaus individuelle,
00:24:59: ganz persönliche Wege in das Studiensystem der DDR.
00:25:03: Ja, vielleicht von geringerer, zahlenmäßiger Bedeutung,
00:25:08: ich glaube für die Personen.
00:25:10: Genau, das mag ich.
00:25:12: Das ist eine große prägende Bedeutung.
00:25:15: Aber die großen Gruppen sind natürlich, die im Kontingent gekommen sind.
00:25:20: Auch als Gruppe, das haben wir gehört, aus Vietnam der Bericht,
00:25:26: dann waren wir 60 oder 70 und sind als Gruppe gekommen.
00:25:30: Ja, bei Janusz ist er alleine nach Dresden gekommen.
00:25:33: Das gab es eben auch, also das war schon vielfältig.
00:25:38: Ich würde gerne nochmal zwei Stimmen hören,
00:25:42: die das nochmal belegen und deutlich machen,
00:25:47: einmal aus Mozambik und dann aus dem Senegal.
00:25:53: Mozambik war so damalige Zeiten sozialistisch.
00:25:58: So war eine sozialisches Land.
00:26:01: Und die DDR war auch sozialistisch.
00:26:04: Und es gab sozusagen 1979 eine Regierungsabkommen zwischen zwei Ländern.
00:26:13: Und junge Leute, junge Mozambikaner durften in die DDR,
00:26:19: um zu studieren, um zu arbeiten, um bestimmte Berufe zu lernen.
00:26:29: Und ich war vielmehr in dieser mittleren Sparte,
00:26:33: wo junge Leute dann in die DDR gehen durften, um bestimmte Berufe zu lernen.
00:26:39: Ich denke, dass ich nicht schlecht war.
00:26:42: Und sonst hätte ich das Abitur nicht geschafft
00:26:45: und auch nicht den Zugang zur Universität dort bekommen.
00:26:49: Aber das hat alles nicht viel geholfen,
00:26:52: weil ich da an der Uni in Dakar kam, in Senegal, 1982
00:26:57: und hatte eigentlich Recht auf Stipendium, weil ich Weisenkind war.
00:27:03: Meine Mutter ist gestorben, war drei Monate alt.
00:27:05: Mein Vater war sechs Jahre alt und mit guter Note.
00:27:09: Eigentlich war nach den damaligen Kriterien, nach den Kriterien,
00:27:13: eigentlich prädestiniert, Stipendium zu bekommen.
00:27:17: Das ist nicht der Fall gewesen.
00:27:19: Ich erlebte, dass einige jüngere Leute, wie ich,
00:27:24: die in meinem Alter waren, auch Stipendium bekommen hatten,
00:27:27: obwohl die Eltern hatten und die das Privileg der diese Eltern leben.
00:27:31: Und noch Privilegierter sind sie, weil die Eltern noch Arbeit haben.
00:27:36: Und die haben Stipendium bekommen, ich nicht.
00:27:39: Und das war schon ein Tiefpunkt in meinem Leben,
00:27:43: dass ich dann gesehen habe, Leistung zählt nicht immer.
00:27:47: Manchmal sind Bessingern, die eine Rolle gespielt haben.
00:27:50: Wir haben uns jetzt mit der individuellen Motivation beschäftigt
00:27:55: und auch mit den sehr diversen politischen Rahmenbedingungen,
00:27:58: unter denen diese Entscheidung für ein Studium in der DDR gefallen ist.
00:28:04: Es gibt noch einen anderen, sehr wichtigen Aspekt.
00:28:09: Das ist die Technologie, das Niveau der akademischen Ausbildung,
00:28:13: das Wissen, das man dort erwerben konnte
00:28:17: und das vermutlich höher war als das, was es einem Heimatort zu lernen gab.
00:28:24: Und das ist natürlich auch eine starke Motivation.
00:28:27: Und dazu hören wir jetzt Dr. Lilia Questa aus Kuba.
00:28:32: Hört hört, Technologie und der erste O-Ton einer Frau.
00:28:37: Also, was gab es drei Abteilungen?
00:28:40: Etwas hatte mit Computer Science.
00:28:42: Der andere war Statistik und der andere war Mathematikapuder.
00:28:47: Also reine Mathematik, also ohne Anwendungen oder Computer oder so was.
00:28:54: Und das war aber, hier kam ich für die nummerische Mathematik,
00:28:58: was nicht mit Computer zu tun hat, sondern ist alles theoretisch.
00:29:02: Aber man muss auch beweisen, dass diese Sachen,
00:29:08: die man im Computer macht, wirklich zu den Lösungen konvergieren,
00:29:12: dass sie wirklich eine Lösung geben.
00:29:15: Und das fahrt theoretische Arbeit und das ist, was ich hier gemacht habe.
00:29:19: So nummerische Mathematik habe ich hier promoviert.
00:29:21: Es war ein NRA und Kuba hatten einen Vertrag an der Universität.
00:29:28: Natürlich kamen meistens Studenten oder Doktoranten hier zum studieren oder promovieren
00:29:36: und in unseren Richten kamen natürlich keine Studenten,
00:29:40: aber Professorinnen zu lernen oder meistens in Sommerkursen.
00:29:45: Und deswegen bin ich hierher gekommen,
00:29:49: weil einer der Professorinnen, Professor Josef Nietz,
00:29:52: auf der Humboldt-Universität war da
00:29:54: und dann hat mich am Ende vorgeschlagen, dass ich hierher komme
00:29:58: und meine Doktor- und Doktorarbeit schreibe.
00:30:01: Mir ist aufgefallen, dass wir technische Studienfächer haben,
00:30:07: die sie in der DDR studieren,
00:30:10: dass sie mit keiner Silber erwähnen,
00:30:13: dass sie eventuell vielleicht auch Germanistik studieren wollten
00:30:19: oder Deutsch als Fremdsprache.
00:30:22: Könnte man ja auch vermuten, wenn man in ein deutschsprachiges Land geht
00:30:28: und sich vorher die Mühe gemacht hat, diese Sprache zu lernen
00:30:35: oder sie gegebenenfalls dann auch in vorgeschalteten Sprachkursen
00:30:40: sehr schnell, sehr fleißig,
00:30:43: bis auf ein respektables bis hohes Niveau gelernt hat.
00:30:50: Kannst du dir erklären, warum das so sein könnte?
00:30:54: Hast du da eine Idee?
00:30:59: Ich glaube, da können wir wieder zurückgehen
00:31:02: auf die individuellen Motive, die wir uns genauer angeschaut haben.
00:31:06: Wenn ich mich entscheide, im Ausland zu studieren,
00:31:09: brauche ich mehr Wert.
00:31:12: Der kann auch fachlich sein, sollte fachlich sein.
00:31:16: Wir haben gesehen, dass es politische und lebenstechnische Motive gibt,
00:31:21: aber vielleicht das stärkste Motiv überhaupt ist,
00:31:25: da kann ich etwas lernen, was es in dieser Form bei mir zu Hause nicht gibt.
00:31:29: Und da hat die DDR offensichtlich ein technisches Niveau
00:31:36: und vielleicht auch ein didaktisches Niveau anbieten können,
00:31:39: das so attraktiv war,
00:31:40: dass bereits qualifizierte oder sehr ambitionierte Leute,
00:31:45: die genau wussten, was sie lernen wollen,
00:31:48: entwickeln wollten, dass sie in der DDR gefunden haben.
00:31:53: Und vermutlich hat es das in der Germanistik oder in philologischen Fächern auch gegeben.
00:32:03: Aber mit Menschen, die das in der DDR studiert haben, die gab es ja auch, konntest du nicht
00:32:16: sprechen? Ja, in der Tat, ich habe eine polnische Germanistin und einen polnischen Germanisten
00:32:27: interviewen können, das kommt auch in einer späteren Episode. Die berichten, wie sie
00:32:33: quasi als Austauschstudierende gekommen sind, die waren in Warschau bzw. in Poznan und sind dann
00:32:41: für einen Semester an die Universität Halle gegangen. Da gab es einen Abkommen zwischen den
00:32:48: beiden Universitäten und im Rahmen dieser Hochschulpartnerschaften, davon gab es sehr viele auch
00:32:53: in der DDR, gab es dann Austausch, der eben kein Vollstudium war, sondern für eine begrenzte
00:32:59: Zeit. Und die, ich glaube das Beispiel von der Liliane Quester aus Kuba passt auch da rein,
00:33:06: da gab es, sie sagt ja es gab, sie ist gekommen im Rahmen einer Partnerschaft der Humboldt
00:33:09: Universität und ihrer Heimatuniversität in Havana und dann gab es da eine Co-Betreuung,
00:33:16: quasi Co-Tutel würden wir heute sagen, mit zwei Mitbetreuern auf beiden Seiten, all das gab es
00:33:24: natürlich auch noch. Natürlich gab es auch stark ideologisch geprägte Fächer bis zum Wissenschaftlichen
00:33:33: Kommunismus, auch das Philosophiestudium war natürlich ganz stark von der marxistischen
00:33:39: linienistischen Weltanschauung geprägt und auch in dem Rechtsbereich überhaupt, in den ja,
00:33:44: was man vielleicht Staatswissenschaften heute nennt, ich weiß nicht, ob die DDR das selbst so
00:33:49: genannt hat, aber in diesem Bereich war natürlich die Ideologie ganz stark ausgeprägt und wer dort
00:33:56: studiert hatte, war dann natürlich mit dem Ende der DDR auch am Ende seiner Karriere anbelangt.
00:34:06: Als Studierender oder Studierender? Als Deutscher Studierender genauso wie als Ausländischer,
00:34:12: da war klar, das passt nicht in die neue Zeit, das braucht keiner mehr, das lohnt sich auch nicht.
00:34:20: Das weiter zu studieren, wahrscheinlich wurden sie auch abgeschafft, diese Studiengänge und
00:34:26: jedenfalls wurden diese Studierende auch nicht weiter gefördert, ja, sodass sie auch jetzt gar
00:34:34: nicht Interviewpartner werden konnten in diesem Projekt und das muss ich ja mal ganz, ganz klar
00:34:42: sagen, wir haben natürlich hier nur eine Auswahl treffen können und die ist in gewisser Weise
00:34:48: zufällig, ja, sind alles Personen, zu denen wir Kontakte in Deutschland aufnehmen konnten, die
00:34:57: auch Interesse hatten, sich mitzuteilen und das sind naturgemäß Menschen, die deren Geschichte
00:35:05: irgendwie auch positiv ausgegangen ist, auch wenn sie Schwierigkeiten überwunden haben oder
00:35:11: begegnet sind und damit zu kämpfen hatten und einige unserer ausländischen Alumni, die wir hier
00:35:18: interviewt haben, sind ja auch DAAD-Stipendiaten gewesen, es waren ja genau diese Personen,
00:35:25: die vom DAAD weiter gefördert worden sind, das ist ja ja die große DAAD-Geschichte dabei. Insofern
00:35:35: zeigen wir hier einen Ausschnitt und es gibt ja andere mehr Aspekte und auch Lebensläufe,
00:35:41: bestimmt auch ja dann tragische Lebensläufe, die hier gar nicht zu Wort kommen, weil wir
00:35:48: keinen Kontakt bekommen haben zu den Personen und die hier sich ja auch nicht ausdrücken konnten.
00:35:55: Dann lass uns doch zurückkehren zu den Interviewpartnern und Partnerinnen, die du gefunden
00:36:04: hast und die wertvolle Einsichten gegeben haben, hören wir doch noch mal rein, was Janusz, ich
00:36:14: erinnere noch mal Schienenfahrzeugbau, schönes zusammengesetztes Wort, in Dresden studiert
00:36:22: hat und wird den Wert dieses Studiums für sich und seine berufliche Laufbahn dann später in Polen
00:36:31: bewertet. Es hat mir sehr solide Grundlage gegeben, nicht nur was die Technik betrifft,
00:36:39: auch die Sprache und die Methodik der Arbeit und auch was Computer angeht, weil damals sind in der
00:36:50: DDR die ersten IBM-kompatible Computer gekommen und ich habe meine Diplomarbeit und meine
00:37:00: Ingenieurarbeit schon auf Computer gemacht, wo ich vergleichen habe die Methoden der Fahrzeugfahrt
00:37:08: Berechnung, Fahrdynamik, Kraftstoffverbrauch, die allen Methoden drei, die nach dem Krieg
00:37:15: verwendet waren und eine neue Methodik, die erstmal die Computer ermöglicht haben,
00:37:21: weil die Iteration eine ausbleibende Gleichung ersetzt hat. Man konnte berechnen, die Muster
00:37:32: solange bis einem Gewichtenbereich die Werte sich einhielten. Und ich habe einfach gelernt,
00:37:39: wie man mit Computer umgeht und wie man mit programmiert, selbst programmiert und was man
00:37:45: kann daraus machen. Und das hat sehr profitiert bei meinem Berufsleben.
00:37:52: Der Janusz ist sehr zufrieden mit seinem Studium gewesen, offensichtlich und er bewertet, dass
00:37:59: er jetzt aus der Rückschau, er kann sagen, was das für seine berufliche Entwicklung gebracht hat
00:38:04: und offenbar hatte da eine sehr gute Qualität der Ausbildung in der DDR erhalten, vielleicht mehr
00:38:12: als er eigentlich erwartet hatte, ursprünglich. Also ein bisschen überrascht klingt das auch
00:38:18: und wirklich überrascht war er da von der technischen Ausstattung von den Computern,
00:38:25: mit denen er schon arbeiten konnte. Und auch Lilia Questa aus Kuba hat mehrere Dinge
00:38:33: gesehen in Ostberlin damals, mit denen sie wirklich nicht gerechnet hatte.
00:38:37: Ja, ich musste recherchieren, studieren, publizieren, musste ich hier. Aber ich habe, wie gesagt,
00:38:48: gearbeitet, sagen wir so sieben, acht Monate in Kuba, habe auch mal der Vorlesung dabei gehabt,
00:38:54: musste forschen und dann schreiben, was ich gefunden habe, bewiesen haben, kommen hier und dann waren
00:39:01: zwei Monate intensive Arbeit mit dem Betreuer und auch Konferenzen und solche Sachen, Sympostien und so was
00:39:09: gemacht. Es war sehr intensiv, ja, 1986 bin ich das erste Mal hier gekommen, aber erst mal als noch
00:39:19: nicht als Doktorin an, sondern als Austausch zwischen Professoren. Aber natürlich wollten sie wissen,
00:39:27: ob ich da tauge oder nicht. Und sie haben mich ja wackeln lassen. Beweisen sie das und bringen
00:39:35: sie mir das mal nächste Woche gelöst und ja, also ich muss sagen, der Bereich war klein. Also so
00:39:41: viele Doktorveter hatten sie nicht. Und ja, meistens war der Professor, mein Professor und die Professoren,
00:39:52: die die Abteilung geleitet hat, die waren, die beiden hatten, Doktorin, also da war noch einst,
00:40:04: dann auch ein Mathematiker, auch meine Fakultät auch. Aber wenn man in die Mensa ging, das war
00:40:12: voller Ausländer. Also, also alle die latein- amerikanischen haben uns zusammengetan, weil wir
00:40:20: alle Spanisch reden konnten. Und ich weiß, dass einmal weiß, überrascht, dass eine aus Kuba
00:40:29: Theologie studiert hat. Aha, weil in Kuba war, die Kirche war nicht so schön so gut angesehen,
00:40:37: aber kam um Theologie zu studieren hier. Und da war eine, die ich dachte, der ist auch aus Kuba,
00:40:44: kommt zuher in der Kampus Puerto Rico, also wo ist alles. Also mit der Mensa hat man immer voller
00:40:53: Überraschung. Elkin, einem fremden Land zu studieren, heißt meistens auch in einer fremden
00:41:00: Sprache zu studieren und die kann auch sehr fremd werden. Ja, wenn ich in quasi mein Sprachraum
00:41:11: verlasse oder in ein Land gehe, wo eine Sprache gesprochen wird, die gar nicht zu meiner europäischen
00:41:18: Sprachfamilie zum Beispiel gehört. In Europa gibt es das, aber auch außerhalb Europas und ich weiß,
00:41:26: dass du in Estland studiert, die Sprache gelernt hast und dann gearbeitet hast. Du warst ja DAAD-Lektorin
00:41:36: in Estland und du hast mir auch erzählt von deiner Zeit in China, wo du als, ich glaube, als gerade
00:41:46: diplomierte oder als gerade als frischer Absolventin hingegangen bist, auch mit einer Art
00:41:55: kleinen Lehrauftrag, also du hast dort gearbeitet. Wie war es denn für dich in China zu sein und
00:42:02: dort, du hast ja nicht chinesisch studiert, vorher, du bist Englischin. So ist es, genau. Du hast noch
00:42:11: andere Sprachenkenntnisse, aber chinesisch gehörte nicht dazu und nun fangst du dich wieder, wo in
00:42:16: China und wann war das in welchem Jahr? Das war 2002 in einer Stadt, die damals noch niemand
00:42:22: kannte heute jeder. Es war Wuhan und ich kam über Peking nach Wuhan und verstand nichts. Ich las,
00:42:37: ich verstand nichts, ich hörte, ich verstand nichts und wie du richtig sagst, ich war in China,
00:42:47: um dort zu arbeiten, um zu lehren, um Deutsch zu lehren, aber eben auch um da zu leben und in
00:42:58: einem Land zu leben, dessen Sprache man nicht versteht, gar nicht versteht, kein Schriftzeichen
00:43:08: entziffern kann. Das war für mich eine große, große Herausforderung und wenn ich zurückführen darf
00:43:21: auf unsere Protagonisten hier im Podcast, diese Personen sind in die DDR gekommen, zum größten
00:43:33: Teil ohne Deutschkenntnisse, auch teilweise mit Deutschkenntnissen. Sie wollten nicht nur in der
00:43:43: DDR leben für die Zeit ihres Stipendiums, sondern auch studieren und in einem Fachstudieren,
00:43:53: was nochmal besondere Sprachkenntnisse erfordert, also nicht nur Brötchen kaufen,
00:43:59: Bus-Tickets kaufen, sondern Vorlesungen gemeinsam mit deutschen, deutschsprachigen
00:44:07: Kommilitoninnen und Kommilitonen folgen. Das ist nochmal eine ganz, ganz andere Herausforderung,
00:44:13: als ich sie erlebt habe, denke ich und ich finde es lohnt sich, da mal reinzuhören,
00:44:24: wie sie das unterschiedlich beschreiben. Die Motivation der Studenten war sehr groß. Sie
00:44:34: wussten eigentlich, dass dieses Studium, der Abschluss des Studiums für sie die Chance ist,
00:44:41: ein gutes Leben eigentlich zu haben, eine gute Stellung zu bekommen. Das hat sich ja später
00:44:46: dann auch ein bisschen verändert. Aber sie waren wirklich motiviert, das Studium zu beenden,
00:44:56: den Abschluss zu kriegen und damit auch wirklich weiterzugehen, sag ich jetzt mal.
00:45:03: Ja, ich wollte immer mehr Elektronik studieren, aber das leider war in Ilmenau damals ziemlich
00:45:11: weit weg und so ein bisschen in Wäldern, aber drehend war ein Staat. Ich dachte zuerst, ich fahre
00:45:20: erst mal für ein Jahr, um Deutsch zu lernen und die Mentalität, deutsche Mentalität kennenzulernen.
00:45:26: Nach einem Jahr kann ich erst mal entscheiden, will ich das Studium weitermachen oder komme ich
00:45:30: zurück und studiere an der Warschauer Politechnik, was mein, der erste Absicht war. Damals gab es
00:45:39: Aufnahmeprüfungen zum Studien. Für Auslandstudium war so eine Prüfung auch, glaube ich, damals im
00:45:45: Radum in einem Stadt. Man musste, bevor die normalen Prüfungen an üblichen Hochschulen
00:45:54: angefangen haben, konnte man dort diese Prüfung machen. Wenn man aufgenommen war, da war man schon drin.
00:46:03: Nach der Aufnahme waren noch zwei wochige Aufenthalt im Radum auf für künftige Studenten, wo man
00:46:14: einigermaßen eingeführt war in das ganze Umfeld, was kommt. Also wir kannten grundsätzlich Deutsch von
00:46:23: der Gymnasium oder von Privatunterrichten, aber wir hatten noch, bevor wir das Studium angefangen
00:46:34: haben, glaube ich, einen Monat, jeden Tag einen intensiven Deutschsprachkurs. Und glaube ich, dass
00:46:42: diese Unterrichten vielleicht dauerten noch ein Jahr, der erste Studienjahr und danach war eine
00:46:49: staatliche Prüfung von Herder Institut. Jeder hat so ein Diplom bekommen, befreit vor sämtlichen
00:46:56: Sprachprüfungen, zu gelassen zum Studium in Deutschsprachigen Raub oder in der DDR. Das war
00:47:04: intensiv, also sozusagen fast den ganzen Tag. Das auch, kurze Zeit im Prinzip, da sind so neun Monate,
00:47:11: sieben Monate. In zehn Monaten muss da wie befähig sein, Vorlesung zu setzen und was zu verstehen,
00:47:17: aber letztendlich, so ganz am Anfang, klappt es auch nicht so richtig. Zumindest ich habe einiges
00:47:22: mal, wie ich gehört habe, auf welche Sprache, wie ich das aufgenommen habe, aufgeschrieben,
00:47:28: dann musste man wieder im Wurtherbuch suchen. Es ist nicht so einfach wie heute, heute Tag hatte man
00:47:33: Internet und Google-Mann und ja, man hat schon viel zu tun ganz am Anfang, aber das klappt aber,
00:47:41: hat das geklappt auf jeden Fall. Wir sind angekommen als Gruppe die sieben Leute und dann wurden wir
00:47:49: aufgeteilt in unsere Räumlichkeiten. Ich habe ein Zimmer geteilt mit einem anderen Garnar. Ja, es war
00:47:59: ein Ingenieurschule und umfunktioniert als Sprachschule, aber wir waren nicht die ersten, die dort waren.
00:48:13: Es war in den vergangenen Jahren immer Sprachschule gewesen, aber neben uns oder in dem gleichen Gebäude
00:48:22: waren auch Ingenieure, also wir waren also nicht nur Ausländer, sondern es waren auch Deutsche,
00:48:30: die ein Ingenieurstudium gemacht haben. Ja, es war allgemein Deutsch, aber auch Fachdeutsch. Also
00:48:42: insbesondere ging es darum, uns auf unsere Fashion vorzubereiten und das heißt, wir müssten dann
00:48:54: wieder Physik und Chemie und Mathematik machen. Die wollten uns dadurch, dass wir von uns so
00:49:04: unterschiedlichen Ländern kamen, also Ländern wie Afghanistan, Vietnam, so Mongolai mit so
00:49:15: unterschiedlichen Standards, wollten sie uns zunächst mal abprüfen, wo wir hinkommen sollten,
00:49:26: ob einige geeignet wären, dann gleich mit einem Hochschulstudium anzufangen oder doch dann in
00:49:36: einfach Hochschulstudium zu machen. Das war auch ein Ziel dieses Studiums, dieses Sprachstudiums und
00:49:47: deswegen haben wir einige Prüfungen gemacht und für mich war das nicht schwer. Die Dinge, die
00:49:57: abgeprüft wurden, die hatte ich schon bereits gehabt. Aber als junger Mann war das sehr spannend für
00:50:08: mich, es war so ein Wettbewerb wieder. Und danach machen wir acht Monate intensive Deutsch in
00:50:18: Vietnam an der Hochschule für das Fremdsprache. Diese Hochschule gibt es immer noch. Es wird
00:50:24: unbenannt in Hanoi Universität aktuell und üblich die Fagute für Deutsch gibt es immer noch.
00:50:30: Und nach einem Jahr intensiv Deutsch, dann kamen wir nach DDR, zuerst müssen wir ein Vorbereitungsjahr
00:50:37: absolvieren. Wir kamen nach Nordhausen in Thüringen. Machen wir ein Jahr Vorbereitungsstum,
00:50:47: so vergleichs wie Student, Kollege aktuell. War das auch Herderinstitut, eine Filiale vom
00:50:55: Herderinstitut? Ja, dann lernen wir Deutsch, ich komme Deutsch, Biologie, Chemie, Physik und Landeskunde.
00:51:04: Wir wissen aus eigener und aus beruflicher Erfahrung, dass ohne Sprache nichts geht,
00:51:11: bisschen salopp ausgedrückt. Etwas spezifischer gesagt, die Beherrschung der Sprache ist
00:51:22: erfolgsentscheidend für das Studium und für das Zurechtkommen im Gastrand. Das gilt überall in
00:51:29: der Welt und das gilt natürlich auch in Deutschland und insbesondere dann, wie du herausgestellt hast,
00:51:35: wenn das gesamte Studium in deutscher Sprache stattfindet. Wir haben jetzt von verschiedenen
00:51:46: Erfahrungen gehört und gesehen, es gibt nicht einen Weg zur deutschen Sprache. Es gab nicht
00:51:55: einen Weg, sondern es gab verschiedene Wege. Manche hatten Vorkenntnisse im Deutschen aus der
00:52:02: Schule oder aus einem vorgeschalteten Intensivkurs im Heimatland. Andere kamen als Nullanfänger
00:52:10: nach Deutschland. Es sieht so aus, dass das Ausländer-Studium in der DDR in seinen Strukturen
00:52:17: auf all das vorbereitet war, auf all diese Fälle und da angeknüpft hat und offensichtlich in der
00:52:26: Lage war, alle dann wirklich auch ja Studien fit zu machen. Einerseits waren die Strukturen
00:52:35: scheinbar vorhanden und die Programme, die es gab, waren auch erfolgreich. Auf der anderen Seite
00:52:45: haben die Menschen, die diese Programme wahrgenommen haben, die Deutsch gelernt haben, das auch mit
00:52:54: großem Erfolg getan, mit großem Fleiß. Wenn wir hören, dass binnen neun Monaten, zehn Monaten,
00:53:03: das ist nicht mal ein Jahr, jemand geschafft hat, die Sprache so zu beherrschen, eine Vorlesung in
00:53:13: einem technischen Fach, wir haben das vorhin gehört, so zu lernen, dieser Vorlesung zu folgen und
00:53:26: diese Vorlesung war sprachlich nicht weichgespült, damit ausländische Studierende, der folgen
00:53:35: konnten, da saßen Deutsche drin, wie auch ausländische Studierende und da mussten die durch. Und die
00:53:43: hatten diesen Drive, sage ich jetzt mal, das nötigt mir großen, großen Respekt ab, mit welcher
00:53:53: Energieleistung sie die Sprache gelernt haben und dadurch ihr Studium, auch dadurch ihr Studium zum
00:54:03: Erfolg geführt haben. Wir wissen aus Studien, hast du am Anfang erwähnt, dass die Beherrschung der
00:54:11: Unterrichtssprache an der Universität ein großer Erfolgsfaktor ist, wenn man ein Studium beenden
00:54:20: möchte. Wenn wir heute auf Studienabbrecher schauen, dann wissen wir, dass das nicht beherrschen der
00:54:27: Sprache, in der die Vorlesung, die Seminare, die Übungen durchgeführt werden, ein Faktor,
00:54:35: ein entscheidender Faktor ist, ein Studium nicht erfolgreich beenden zu können. Das ist in den Fällen,
00:54:43: die wir hier gehört haben, offensichtlich nicht der Fall, beide Seiten scheinen dazu beigetragen zu
00:54:50: haben. Es fällt dann auch auf, dass es eine Kombination gibt aus allgemein sprachlichem
00:54:58: Deutschunterricht, aber die Stipendialen berichten auch immer von der Fachsprache, in der sie
00:55:06: unterrichtet wurden. Und gleichzeitig hört man auch, wo sie auch fachlich, vor allem in den
00:55:12: Naturwissenschaften, also nicht nur fachsprachlich, sondern auch fach, sie haben auch Fachunterricht
00:55:17: bekommen. Also man würde das heute vielleicht in einem Studienkolleg vermuten. Ja, ja. Die drei
00:55:25: Elemente haben wir da rausgehört, die gab es parallel, ja? Offensichtlich und die gibt es ja
00:55:31: heute auch noch. Und auch hier haben wir wieder so vielleicht, wenn man die universelle Erkenntnisse
00:55:42: nennen darf, dass Sprache ohne Sprache geht es nicht, wie du sagst. Ich muss die Sprache beherrschen,
00:55:51: um in einem Land studieren zu können und was hilft dafür, vorbereitende Sprachkurse entweder in
00:55:59: der Heimat oder dann im Zielland. Bei unseren Personen hier war es DDR. Wir haben jetzt noch einen ganz
00:56:09: besonderen O-Ton mitgebracht. Es ist mir nämlich gelungen, eine ehemalige Lehrerin im Herder
00:56:17: Institut zu treffen. Heute Professorin, das ist die Frau Professor Hirschfeld, die in Allenburg bei
00:56:26: Sachsen lebt, wo ich sie besuchen konnte. Die Professorin an der Universität Halle war,
00:56:34: sie ist gerade in einen Ruhestand gegangen und die als als junge Absolventin oder war Studentin,
00:56:42: ich weiß nicht, die jedenfalls da am Herder Institut eingesetzt war, als Sprachlehrerin und
00:56:48: berichten konnte, wie es für sie als Lehrerin aussah, in diesen fremdsprachigen Klassen zu
00:56:55: unterrichten. Das Herder Institut, das verantwortlich war, diese Sprachkurse anzubieten für die
00:57:02: Auslandsstudierenden, richtig? Ja, das Herder Institut in Leipzig, das sein Hauptstandort in
00:57:10: Leipzig hatte und verbunden war mit der Universität Leipzig, das aber auch, weil offensichtlich der
00:57:16: Bedarf an den deutschen Gericht so groß war, dass man ihn gar nicht in Leipzig allein befriedigt
00:57:25: konnte, auch andere Standorte hatte und die tauchten hier ja auch auf. Wir haben von Glauchau gehört,
00:57:31: von Nordhausen in Thüringen, in Halle und Dresden, glaube ich, gab es auch Außenstellen dazu. Und
00:57:39: das Herder Institut gibt es in neuer Form, auch heute noch an der Universität Leipzig und wir
00:57:47: haben eine spezielle Episode. Dazu gibt es nämlich sehr viel zu erzählen, was an diesem Herder
00:57:52: Institut alles los war, gerade in der Wendezeit, was da passiert ist und wie es aus dem Umbruch
00:57:58: hervorgegangen ist und was daraus heute geworden ist in Nachfolgeinstitutionen. Aber das ist
00:58:06: heute nicht unser Thema, aber wir haben das Vergnügen jetzt mal Frau Prof. Hilschfeld zu hören,
00:58:11: wie es für sie damals als Lehrerin war, ausländische Klassen zu unterrichten.
00:58:16: Diese Abteilung war sehr groß, die Studierende auf ein Studium in der DDR vorbereitet haben
00:58:24: hat und die wurde auch in drei verschiedene fachliche Bereiche nochmal unterteilt, nämlich in
00:58:32: den gesellschaftswissenschaftlich-sprachlichen Bereich, naturwissenschaftlich-technischen und
00:58:37: medizinischen Bereich. Ich selber war bei den Naturwissenschaftlern gelandet, aber ich habe dort
00:58:44: Deutschunterricht gegeben und es gab dort auch Fachunterricht, Mathematik, Physik, Chemie,
00:58:50: je nachdem, wohin dann das Studium gehen sollte. Diese Studierenden kamen ohne Vorkenntnisse und
00:58:59: wir hatten neun Monate Zeit von September bis Ende Juni, um sie so weit zu bringen, dass sie
00:59:06: sprachlich und fachlich wie ein deutscher Abiturient ein Studium an einer deutschen DDR-Universität
00:59:14: oder Hochschule aufnehmen konnten. Das war so organisiert, dass wir zu zweit eine Gruppe hatten.
00:59:20: Der Unterricht fand sechs Tage in der Woche statt, jeden Tag sechs Stunden. Die Gruppen zwölf bis
00:59:28: fünfzehn, meine erste Gruppe waren zwölf Lernende aus zehn verschiedenen Ländern und Sprachen.
00:59:37: Große Herausforderungen. Wir konnten als die beiden Lehrpersonen absprechen, wer welchen
00:59:47: Tag unterrichtet. Das konnten wir frei einteilen. Wir haben es immer so gemacht, dass einer mal Sonnenabend
00:59:52: und einer mal Montag unterrichtet hat, damit wir ein bisschen Wochenende haben. Aber wenn mal jemand
00:59:57: zweiefreie Tage in der Woche braucht, hat der andere halt den Unterricht übernommen. Das ging
01:00:05: völlig unkompliziert. Wir waren auch für die Betreuung der Studierenden verantwortlich. Das heißt,
01:00:11: wir sind zum Beispiel, gab es Geld für Wintersachen, wir sind mit denen einkaufen gegangen und haben
01:00:17: warme Mützen und Jacken gekauft oder wir haben Bücher für sie mit denen eingekauft. Also wir haben
01:00:24: alles möglichmals waren mit denen im Theater, haben die in ihrem Wohnheim besucht, die waren
01:00:28: alle in einem Wohnheim untergebracht. So lieber Alex, als Letzter haben wir eine Lehrerin gehört,
01:00:35: bringt mich glatt zu der Frage, am Ende dieser Episode, was haben wir denn gelernt?
01:00:41: Ja, da kann ich jetzt nur darauf antworten. Melden muss ich mich nicht. Du nimmst mich ja schon dran.
01:00:49: Ich habe eine ganze Menge gelernt. Ich habe zuerst mal gesehen, dass Leute aus verschiedenen
01:00:56: Ländern auf sehr verschiedenen Wegen in die DDR gekommen sind. Es gibt nicht den Einheitsweg,
01:01:04: sondern sehr verschiedene Wege je nach Land und familiärer persönlicher Situation. Ich habe
01:01:12: gelernt, dass die individuellen Motivationen nicht weit entfernt sind von denen, die wir auch heute
01:01:20: noch kennen im Bezug auf das Auslandstudium. Ich habe gelernt, dass Familie Tradition und Sprache
01:01:28: auch eine Rolle spielen und Sprache ein Schlüsselfaktor ist und die DDR gut vorbereitet war
01:01:38: darauf und strukturiert in der Art und Weise, wie wir uns das vielleicht heute auch wünschen würden.
01:01:46: Ich habe gesehen, dass die DDR technisch technologisch wohl Interessantes anzubieten hatte und dass
01:02:01: sie auch für einige Überraschungen gut war. Das Phänomene gab Dinge, mit denen die
01:02:08: Stipendiaten nicht gerechnet haben damals und ich persönlich auch nicht.
01:02:11: Ja, und ich habe gelernt, dass ich mich freue, diese Personen, die wir hier kennengelernt haben,
01:02:22: wiederzusehen und wiederzuhören. Ja, und das werden wir auch und werden dann darüber sprechen,
01:02:29: wie es denn war, wenn man dann einmal angekommen war, die Sprachausbildung abgeschlossen hatte
01:02:37: dann am Studienort, wohnte die Wohnsituation im Wohnheim, war das meistens, wie war der Kontakt
01:02:44: eigentlich zur deutschen Bevölkerung zu den Kommilitonen, aber auch zu den Menschen außerhalb
01:02:50: der Universität. Welche Rolle spielte die politische Indoktrination? Da lief ja ein ganz
01:02:59: schönes Programm mit. Wie haben die Studierenden das in ihrem Alltag erlebt? Ja, und dann kommt
01:03:06: 1989. Die Wendezeit und auch für die ausländischen Studierenden ändert sich sehr viel.
01:03:14: Das klingt spannend, Alex. Freu ich mich sehr drauf. Freut ihr euch auch drauf? Es wird
01:03:21: sich lohnen. Bis dahin. Bis dahin.
01:03:23: Die DDR und wir im DAAD. Ein Podcast des DAAD.
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